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Freitag, 4. März 2022
– Mach's gut, BR 472/473!
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Heute war es „endlich“ soweit. Der
letzte Einsatztag der BR 472/473 im S-Bahnbetrieb in Hamburg war
gekommen. Bereits seit Ende 2018 nicht mehr Bestandteil des
Verkehrsvertrages der Deutschen Bahn
AG mit der Stadt Hamburg, waren
sie bisher
noch ein unverzichtbarer Bestandteil des Fahrzeugparks. Pläne, die
Einsätze zu den Planwechseln im Dezember 2019, 2020 oder 2021
aufzugeben waren stets nicht realisierbar. Zuletzt waren mit den
Triebzügen 214, 216, 238 und 258 noch vier Fahrzeuge einsetzbar.
Die kommenden neun Tage verkehren aufgrund von Bauarbeiten im
Zusammenhang mit dem Bau der S4 und der Erweiterung des ESTW Ohlsdorf
keine Züge
zwischen Berliner Tor und Ohlsdorf, danach keine
Züge zwischen Altona und
Othmarschen aufgrund des Neubaus der Station Ottensen. Für
die Fahrzeuge der BR 472/473 entfällt damit die
Einsatznotwendigkeit, anschließend sollen die vier ETCS-Züge
der BR 474.4 in den regulären Einsatz
auf der Linie S2 gehen, welche in den kommenden Jahren nach aktuellen
Plänen zur
ausschließlich mit ETCS und ATO betriebenen Referenzlinie
ausgebaut werden soll.
472 514 fährt in den Bf Klein Flottbek ein. Der letzte Einsatztag
ist
kaum ein Tag in den Jahrzehnten verpasste Betriebsfotos
nachzuholen und so sollte etwas Flair des nach 48 Jahren letzten
Betriebstages eingefangen werden. Hier erwarten einige
Fotografen den Abschiedszug am
Klassikermotiv des Bf Klein Flottbek. Hätte die
Sonne geschienen, wäre hier der Auflauf vermutlich ungleich
höher gewesen.
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Auch am seit 95 Jahren in Betrieb
befindlichen Stellwerk „Fb“ wird der einfahrende Zug erwartet. Mit der
anstehenden Digitialisierung der S-Bahn Hamburg wird auch das Stellwerk
in Klein Flottbek auf ESTW-Technik umgestellt. Eigentlich war
bereits zu Beginn der 1940er Jahre eine Umrüstung der
Signaltechnik auf
Sv-Lichtsignale und Selbstblocktechnik vorgesehen, die Kriegsereignisse
ließen die Umrüstung in Richtung Blankenese den Bahnsteig
Bahrenfeld nicht mehr erreichen.
Die hinter Othmarschen bis heute fehlende
Umrüstung der Strecke führt dazu, dass
nur im
Bereich der Stationen Hauptsignale vorhanden sind und Hochkamp als
einfacher Haltepunkt ebenfalls ein Stellwerk besitzt. Die Blockstelle
Hochkamp ist nur in den Hauptverkehrszeiten besetzt und die übrige
Zeit durchgeschaltet. Fällt die Besetzung aus, wendet die S11
meist in
Othmarschen. Das war am gestrigen Tag der Fall – heute war das
Stellwerk zwar erneut unbesetzt, aber der S11-Betrieb wurde dennoch bis
Blankenese durchgezogen, was aufgrund des langen Blockabschnitts Klein
Flottbek – Blankenese natürlich zu Verspätungen führte.
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Die ohnehin knappe Wendezeit wurde
durch die Verspätung noch kürzer, aber von den Fotografen
effizient genutzt.
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Am Nachmittag waren zunächst
die
Zufallsreisenden in der Mehrzahl und an den Wendepunkten die Wagen zum
Teil noch recht leer. Das sollte sich im Laufe des Abend noch
wandeln. Hier fährt der Zug in den Bf Klein Flottbek ein, wo sich
der
Zug deutlich merklich füllen wird.
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Mitfahrt im
473 016 von Sternschanze bis Altona, mit den hör- und
spürbaren charakteristischen
Eigenarten der 1. Bauserie BR 472/473.
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Ein Vollzug der BR 472/473 hat
letztmals den Bf
Blankenese erreicht, hier im Bild 472 516 neben dem 474 055. Der
472/473
hat
durch den durchgeschalteten Block Hochkamp bereits vier Minuten
Verspätung, die nachfolgende S1 ist aus Wedel angekommen und zum
Airport abfahrbereit – wird aber noch auf die Abfahrt des 472/473 und
deren Ankunft in Klein Flottbek warten müssen.
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Vor den Fotos der eigentlichen
Abschiedsfahrt ein Blick 38 Jahre zurück. Am 4.
August 1984 wurde die Harburger
S-Bahn von Harburg-Rathaus nach
Neugraben verlängert. Als Eröffnungszüge kamen die drei
letztgebauten
472/473, die Triebzüge 260, 261 und 262 sowie die Fahrzeuge des
Eröffnungszuges der Harburger S-Bahn von 1983, die Triebzüge
245, 246
und 247 zum Einsatz. Hier als Nachschuss der in den Bahnhof Neugraben
einfahrende 472 562, welcher erst wenige Wochen zuvor abgenommen worden
war. Spätestens 2023 wird der Tz 262 wieder fast wie 1984
erstrahlen.
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Angekommen im Bahnhof Neugraben die
beiden Eröffnungszüge. Sie standen hier noch kurze Zeit, bis
der reguläre Betrieb aufgenommen wurde. Links der 472 060 und
rechts der 472 545.
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13 Jahre später steht im Juli
1997 der
erstgebaute 472, der im Jahr 1974 ausgelieferte 472 001 im Werk
Ohlsdorf zur Modernisierung, Redesign genannt. Die Inneneinrichtung
wurde aufgearbeitet bzw. erneuert – die Polsterbänke der 2. Klasse
dabei durch Systemsitze ersetzt, welche die Mittelwagen der BR 473 aus
Brandschutzgründen bereits Ende der 1980er Jahre
erhalten hatten.
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Vom Betrieb gezeichnet ist der 472
504 im Frühjahr 2003, als die nie betriebene S20 kurzzeitig
auflebte. Die S21 verkehrte aufgrund von Bauarbeiten nach Altona, was
aber auf den Rollbändern als Ziel für die S21 nicht vorhanden
war. So verkehrten die Züge der S21 für die Zeit der
Bauarbeiten mit dem Kunstgriff der Linie S20 – was sich aber auf den
Bahnsteiganzeigern nicht wiederfand.
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Im März 2000 waren bereits
zahlreiche Züge der BR 472/473 im neuen Design unterwegs, aber
Züge der zweiten Bauserie noch nicht redesignt. Hier treffen
zwei Vollzüge von S21 und S31 aufeinander, gen Elbgaustraße
ist im Zugverband ein redesignter
472/473 in leuchtendem Verkehrsrot unterwegs.
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Der reguläre Einsatz der BR
472/473
bei der Hamburger S-Bahn ist beendet. Als Abschiedsgeste schickt
die S-Bahn in
Zusammenarbeit mit dem Verein
Historische S-Bahn
Hamburg e.V. den Vollzug nochmals auf eine Abschiedsrunde durch
Hamburg.
Nachdem die letzte S11 den Bahnsteig geräumt hat, setzt der
Zug aus der Kehre wieder ein, erwartet von unzähligen Gästen.
Vele Eisenbahnfreunde, aber auch zahlreiche am Thema interessierte
Bürger – der Abschied war zuvor einige Tage in Hamburg über
die Kanäle
der S-Bahn beworben worden. Zahllose Kameras und Smartphones werden
hochgehalten, als der führende 472 516 zur Abschiedsfahrt
einfährt.
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Die Wagen des zum regulären
HVV-Tarif verkehrenden Abschiedszuges werden sogleich geentert, so dass
kaum noch freie Sitzplätze vorhanden sind. Vor der Abfahrt als S21
nach
Pinneberg werden – nicht nur von der Fußgängerbrücke –
noch zahlreiche
Erinnerungsfotos angefertigt.
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Der Nachfolger des 472/473 in Form
der BR 490 ist längst im Betrieb angekommen und auf (fast) allen Linien Alltag. Der
Abschiedszug ist auf dem langjährigen
Stammgleis der
472/473 angekommen, als sie noch auf der S3 verkehrten. 490 125 steht
neben dem 472 516 zur Fahrt nach Stade bereit.
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Buxtehude war nie Fahrtziel der
Fahrzeuge der BR 472/473. Allerdings kam es gelegentlich vor, dass auf
über Neugraben hinaus führenden Umläufen Züge
der BR 472/473
verkehrten, die spätestens in Neugraben ausgetauscht wurden.
Das
in manchen Punkten flexibel programmierte FIS-System der BR 472/473
konnte Buxtehude und Stade verarbeiten. Kurzzeitig zeigte der
472 514 das nie von ihm erreichte Ziel Buxtehude.
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Das Triebfahrzeugpersonal der
Abschiedsfahrt wurde von freiwilligen Triebfahrzeugführern der
S-Bahn gebildet, hier Daniel Wiese in korrekter Bundesbahnuniform der
70er und
80er Jahre im Triebwagen 472 514.
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Die letzte Runde für die BR
472/473
im Betriebsbestand beginnt. Von Neugraben über Dammtor,
Altona und
Jungfernstieg nach Ohlsdorf. Zum Abschied von den Zügen wurde an
den
Bahnsteigen ein Zusatztext gezeigt, welcher auf den Anlass der
zusätzlichen Fahrt hinwies.
Bereits am Morgen war der Text bei den
geplanten Umläufen der BR 472/473 gezeigt worden, was im Falle
eines
der beiden Umläufe allerdings nicht ganz passend war, da der
zweite Umlauf mit den
Zügen 238/258 seit Mittwoch aufgrund einer Störung am Tz
238 mit Fahrzeugen der BR 474/874
verkehrte.
Allerdings tickt auch bei der BR 474/874 die Uhr hörbar. Ende 2033
– in
11 Jahren – läuft der aktuelle Verkehrsvertrag der S-Bahn Hamburg
aus
und es ist Konsens, dass die Züge der BR 474/874 dann zur
Ablösung
anstehen. In spätestens fünf Jahren wird man sich in
Vorbereitung der anstehenden Ausschreibung über einen potentiellen
Ersatz der BR
474/874 Gedanken
machen müssen.
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Das Publikum im Abschiedszug war
bunt gemischt, Fachgespräche allerorten wie auch Partygänger,
die auf
dem Weg zum Hamburger Kiez waren, wo heute erstmals wieder (unter 2G+-Regeln)
ohne Maske gefeiert werden durfte. Hier im 473 014 herrschten
Fachgespräche
vor.
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Der stadteinwärtsführende
Bahnsteig
des Bf Harburg-Rathaus ist derzeit noch Großbaustelle, nach dem
City-S-Bahntunnel werden auch die Bahnsteige der Harburger S-Bahn
derzeit neu gestaltet. In Harburg-Rathaus ist die Tunnelwand
schwarz gemalt, die Tafeln sind noch nicht montiert. Zusätzlich
sind
Teile der Beleuchtung ausgefallen, so dass der Bahnhof bei der noch
fehlenden Deckenverkleidung aktuell keinen einladenden Eindruck macht.
Passend, wenn man beim Foto der Fotografen einen Moment erwischt, wo
ein Fotograf Blitzlicht benutzt.
Das Licht setzt unvorbereitet den Star des Tages, den 472 516, im
dunklen Loch ins rechte Licht.
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Starmotiv ist der im Dezember 2019
eröffnete Hp Elbbrücken. Die Bahnsteighalle ist imposant wie
sonst kaum
eine andere in Hamburg und das bei einem bloßen Haltepunkt.
Allerdings
wird sich auch hier die Frage der Scheibensauberhaltung
stellen, bereits jetzt ist eine deutliche Schmutzschicht auf dem Glas
zu sehen.
Beim Hp Elbbrücken war lange eine spannende Frage, ob die
472/473 den neuen Haltepunkt noch bedienen werden – am Ende erlebten
sie nicht nur einen Sommer
mehr als geplant. Letztlich war es so,
dass die 472/473 auch den Fahrplanwechsel 2019 überstanden und
durch den Abzug von ihrer Stammlinie S21 auf
der
S31 wieder regelmäßig
verkehrten. Entsprechend der hervorgehobenen Gestaltung
des
Haltepunkts machen beim Halt des führenden 472 516 zahlreiche
Fotografen ein Foto des Zuges – und der Fotografen auf dem anderen
Bahnsteig …
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Letzte Durchfahrt durch den
City-S-Bahntunnel, mit dem 1975 eng
verbunden die Geschichte der BR
472/473 begann. Der Tunnel war der Anlass zur Beschaffung der neuen
Züge, sie sollten zunächst – wegen des hohen erwarteten
Verkehrsaufkommens auch im Langzugbetrieb – auf der neu
eingerichteten S10 aus Barmbek (in
der Hauptverkehrszeit ergänzt
um
die S20 aus Bergedorf) nach Landungsbrücken verkehren.
Zunächst waren es auch die Neubauzüge, die hier verkehrten –
aber rasch
kamen auch die 471/871 zum Einsatz, die Zuglängen wurden
gekürzt und
das Angebot deutlich reduziert. Die S20 verkehrte offiziell nie, die
Fahrten wurden als S10 aus Bergedorf veröffentlicht. Erst mit der
Fertigstellung des City-S-Bahntunnels bis Altona 1979 und 1981 der
Fortführung nach Diebsteich hat die Strecke ihre heutige Bedeutung
erhalten.
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Der Endbahnhof Ohlsdorf ist
erreicht und die letzten Fahrgäste steigen aus.
Für die Züge der 1. Bauserie war das das finale Ende, von
ihnen bleibt
kein Fahrzeug museal erhalten. Als Museumszug wurde der Tz 262
ausgewählt, welcher im Juli 2021 aus dem Betrieb genommen,
mit
dem Schienenreinigungswagen 473 010 „Schrubbi“
gekuppelt wurde und im Herbst 2021 die herbstliche Schienenreinigung
übernahm.
Diese Aufgabe werden die beiden Triebwagen 472 062 und 472 562
künftig
auch als Museumszug
übernehmen.
Aktuell befindet sich der Triebzug 262 in der Hauptuntersuchung mit
gründlicher Aufarbeitung und dem Einbau der 2005 geborgenen bzw.
zu
rekonstruierenden Inneneinrichtung von 1984. In diesem Sinne „Mach's gut, BR 472/473 –
wir sehen uns wieder“
Aktuell befindet sich auch der Tz 261 (Sensors4Rail)
wieder in Hamburg, er hatte Hamburg im Oktober 2021 nach Ende des
ITS-Weltkongresses in Richtung Kiel verlassen und soll in den kommenden
Monaten das restliche
Gleichstromnetz analog der Bergedorfer Referenzstrecke erfassen.
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Ende, aus und vorbei. Letztes
Aussetzen des Zuges ins Werk Ohlsdorf.
Noch am gleichen Abend wurde der
Zug in die temporäre Abstellung gefahren, ehe endgültig
über das weitere Schicksal der Züge entschieden wird.
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Fotos
in Google Earth |
©
2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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