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7. Oktober – Rübensaison mit Bundesbahngroßdiesel 25. Oktober – Neue Farben an der Marschbahn
9. Oktober – Schrubbi macht auf Museum 28. Oktober – Bunte Farben im goldenen Herbst
10. Oktober – Schrubbi und die Technik von morgen 29. Oktober – Wandel an der Baumschule
11. Oktober – Weltpremiere in Hamburg 30. Oktober – 50 Jahre Intercity
12. Oktober – Autonome Rüben aus China? 31. Oktober – Saisonabschluss mit S80 und V200
13. Oktober – Blick in die Zukunft der Mobilität
14. Oktober – Autonom auf der Straße und klassischer 472
15. Oktober – Finale für die DSH-Projekte
20. Oktober – Zeitreise im Deutschen Technikmuseum
24. Oktober – Der Plan kann noch so gut sein…

Mittwoch, 13. Oktober 2021 – Blick in die Zukunft der Mobilität

DB STand

Die Deutsche Bahn AG bzw. die S-Bahn Hamburg beteiligen sich am ITS-Weltkongress mit den Projekten „ATO over ETCS“, „Sensors4Rail“ und dem „Ideenzug“, aufbauend auf dem Projekt „IdeenzugCity“. In den Messehallen wurde dazu ein Stand aufgebaut, welcher die drei Projekte zusammenbrachte. Der interessierte Besucher konnte in einem Simulator seine ATO-Fahrt durchführen, nachgebildete Elemente des Ideenzuges betrachten und einen ersten Eindruck des Vorbildzuges gewinnen.

ZF Stand

Die ZF Friedrichshafen AG bringt im Zuge der neuen Ideen zur autonomen Mobilität ebenfalls Personentransportsysteme auf den Markt, hier der GRT 3 von 2getthere. In Mannheim und Friedrichshafen sollen diese Fahrzeuge schon bald den autonomen Betrieb aufnehmen.
In einer Pressemeldung schreibt die IWT Wirtschaft und Technik GmbH: Ziel des Projektes „Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“ – kurz „RABus“ – ist es, die Entwicklung von elektrischen Busshuttles hin zum autonomen Level-4 zu erforschen. In den Reallaboren in Mannheim (Fokus: innerstädtischer Mischverkehr) und Friedrichshafen (Fokus: Überlandbetrieb) soll bis Ende 2023 ein weitgehend wirtschaftlicher ÖPNV-Betrieb mit elektrifizierten und automatisierten Fahrzeugen u.a. mit attraktiven Fahrgeschwindigkeiten erprobt werden.

Auvetech

Das erst 2017 von Absolventen der Technischen Universität Tallinn (TalTech) gegründete Startup Auve Tech aus Litauen zeigte das wasserstoffbetriebene Shuttle Iseauto. Das autonome Shuttle bietet Platz für sechs bis acht Passagiere, das Leergewicht beträgt 1.250 kg, das Gesamtgewicht 1.925 kg. Der Elektromotor an der Hinterachse leistet 25 kW, die Batterie ist mit einer Kapazität von 16 kWh ausgestattet und maximal 25 km/h werden erreicht.

VHH

In Lauenburg wird seit 2019 das TaBuLaShuttle (Testzentrum für automatisiert verkehrende Busse im Kreis Herzogtum Lauenburg) betrieben, für den Betrieb zeichnen die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) verantwortlich, zum Einsatz kommt ein Fahrzeug des französischen Herstellers Navya vom Typ Arma.

DLR

Völlig futuristisch kommt das U-Shift Driveboard daher. Kernstück ist das autonome, U-förmige Antriebsmodul. Dieses fährt mithilfe mehrerer eingebauter Batterien, welche 24 Stunden laufen sollen, rein elektrisch. In das sogenannte Driveboard integriert ist ein Hubsystem, wodurch autonom verschiedene Kapseln aufgesetzt werden können – für Einzelpersonen, Gruppen oder auch Waren. Setzt sich das autonome Fahrmodul etwa mit einer „Personen-Kapsel“ zusammen, kann es als Bus oder Taxi den öffentlichen Personennahverkehr unterstützen. Mit der „Cargo-Kapsel“ lassen sich Pakete oder andere Güter transportieren. Ein Video zum U-Shift-Projekt des Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) findet sich hier.

Lkw

Lkw-Verkehr gehört zwar nicht zum öffentlichen Personenverkehr, aber einen Lkw mit Stromabnehmern sieht man nun auch nicht jeden Tag – sie kommen derzeit auf der Pilotstrecke des eHighway zwischen Reinfeld und Lübeck auf der A1 zum Einsatz.

BR 474

Zweimal täglich wurde die „Future Rail Experience“-Tour durchgeführt. Am Hp Dammtor sammelte der „ATO over ETCS“-Zug die Teilnehmer ein und brachte sie nach Bergedorf.

Tz 4051

Der Tz 4051 ist einer von vier ETCS-Zügen der BR 474/874 und war 2016 als erster Zug der zweiten Serie 474/874 in Neumünster modernisiert worden und ist seit Februar 2020 Erprobungsträger für die ETCS-/ATO-Technik.
Die Triebwagen zeigen sich mit klassischer Innenausstattung, die auf effiziente Innenraumnutzung ausgelegt ist. Für die Unternehmen waren bisher Sitzplatzzahl bzw. die maximale Fahrgastkapazität entscheidende Kriterien für die Fahrzeugausstattung – Aussschreibungen machen genaue Vorgaben und Neufahrzeuge werden entsprechend den Vorgaben der Besteller zugeschnitten. Nicht selten stoßen später im realen Betrieb die umgesetzten Vorgaben der Aufgabenträger an die Grenzen der zur Verfügung stehenden Fahrzeugkapazität, führen zu Überfüllungen und ggf. teuren Nachverhandlungen.
Doch nachdem was im Zuge der neuen Mobilitätsideen entwickelt wird, werden sich diese Prämissen in absehbarer Zeit ändern müssen. Neue „Landschaften“ werden in den Zügen entwickelt, zugeschnitten auf die einzelnen Kundengruppen und deren Wünsche bzw. Bedürfnisse. Gestaltung braucht Platz, welcher dann nur noch bedingt den Kapazitäten angerechnet werden kann. Hier werden die Aufgabenträger abwägen müssen, was sie finanzieren wollen und können.

Tz 4051

Bei einem Werkaufenthalt in Neumünster hat der Tz 4051 im Frühjahr 2020 im Mittelwagen eine neue Gestaltung erhalten und dient künftig als „Ideenzug S-Bahn Hamburg“. Die DB beschreibt den Hamburger Ideenzug folgendermaßen:
Großformatige Displays bieten Echtzeit-Informationen zu Anschlüssen und alternative Verbindungen. Beim Halt im Bahnhof zeigen Bildschirme über den Türen abhängig von der Position des Zugs den schnellsten Weg zum Bahnhofsausgang.
Flexible Stehlounges und zusätzliche Sitze in den Viererabteilen ermöglichen mehr Kapazität, insbesondere zu Stoßzeiten. Eine Co-Working-Area mit Arbeitstheke, W-LAN und Stromanschlüssen bietet mehr Komfort für schnelle Erledigungen während der Fahrt.
Bildlich sieht das dann so aus: Rechts eine neugestaltete Sitzlandschaft, die von den seit rund 35 Jahren in Deutschland üblichen Systemsitzen Abschied nimmt und wieder zum klassischen Sitzmöbel zurückfindet. Links die Arbeitsfläche und die Stehflächen. Welche Ansätze der im Juli 2021 vorgestellte IdeenzugCity vorstellt – der auf der Hamburger S-Bahnlinie S21 spielt – ist in diesem
Video der DB zu sehen.

4Tz 051

So stellen sich die Planer die Nutzung der Arbeitsfläche vor: entspanntes Arbeiten am Stehtisch mit dem Notebook. Der Alltag ab Dezember wird zeigen, welche Nutzungen der Bahnfahrgast für die Arbeitsflächen real entwickeln wird. Bemerkenswert die neuartigen, hauchdünnen Seitenscheibendisplays mit LCD-Folien, auf denen neben aktuellen Informationen auch der Linienverlauf und die der aktuelle Standort eingeblendet werden kann.

FIS

Neue Wege bei der Fahrgastinformation: Längst ist eine Vielzahl von vernetzter Informationen vorhanden – offen blieb bisher die Frage wo sollen die Informationen angezeigt werden und wie werden sie zur Verfügung gestellt. Zum ITS-Kongress wurde eine neue Fahrgastinformation des Hamburger Verkehrsverbundes (hvv) vorgestellt, die diese Vernetzung aufnimmt.
Aktuelle Betriebsstörungen,
Echtzeit-Anschlussinformationen auch zu anderen Verkehrsmitteln, Ausgangsinformationen der nächsten Haltestelle können im Zug auf den Displays dargestellt werden. Hier ein Display, welches diese Informationen anstelle der aufgeklebten Liniennetzpläne anzeigt – glücklicherweise war der umgestürzte Baum zwischen Berliner Tor und Bergedorf nicht real, sondern nur eine Simulation der Möglichkeiten.

FIS

Anstelle der „Perlschnüre“ sind im 874 051 Displays installiert, welche in Echtzeit die Fahrtinformationen darstellen. Der aktuelle Standort wird mit den prognostizierten Ankunftszeiten dargestellt, je nach Bedarf erscheint auf dem Display auch der Bahnsteig mit Wegweisern und Lage der Ausgänge der Position im Zug beim Halt.

ETCS

Das Hauptaugenmerk im Zug lag natürlich auf dem automatischen Fahrbetrieb „ATO over ETCS“. Zwischen Berliner Tor und Rothenburgsort wechselt der Zug nach erfolgreicher Aufnahme in die ETCS-Führung an der Billequerung in den ATO-Modus. Der Tf drückt dazu den blinkenden Taster ATO und überlässt anschließend die weitere Steuerung dem Zug. Der Zug errechnet die erforderliche Fahr- und Bremsdynamik aus allen Strecken- und Fahrplandaten und fährt entsprechend vorausschauend. Die Bremsvorgänge waren bemerkenswert weich und präzise.

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Würden alle Teilnehmer dem Lokführer über die Schulter schauen, würden sich alle an einer Tür dicht drängeln – so wurden die Livebilder aus dem Führerraum und der Moderation auf die Monitore des Fahrgastfernsehens aufgespielt. Der Zug erreicht Bergedorf.

Bf Bergedorf

In Bergedorf kehrt der Zug vollautomatisch ohne einen Triebfahrzeugführer an Bord, seitens SIEMENS wird das Prinzip erläutert. So manchem Fahrgast ist das aber erst einmal recht egal, er möchte nur pünktlich in Richtung Aumühle weiterreisen können…

Tf Bf Bergedorf

Der Tf hat den Zug verlassen und übergibt ihn der ATO-Steuerzentrale. Durch die fehlende Überwachung des Fahrweges unterstützt der Tf den im Stellwerk sitzenden Tf-Kollegen, welcher den Kehrbetrieb anstößt und technisch überwacht.

474 051

Es ist soweit, ohne einen Menschen an Bord fährt der (am 27. Oktober 2021 von der Europäischen Eisenbahnagentur ERA formal zugelassene Zug [nachgetragen am 13. November 2021, Anm. -red]) der BR 474.4 in Bergedorf vollautomatisch in die Kehre. Bei U-Bahnbetrieben längst Standard, bei der Eisenbahn mit offenen Systemen Neuland.

474 048

Die ETCS-Signale werden in in den Führerraum übertragen, ortsfeste Signale haben keine Gültigkeit und werden dunkelgeschaltet. Beim in Hamburg vorgesehenen ETCS-Level 2 wird weiterhin mit Gleisfreimeldungen über Gleisstromkreise bzw. Achszähler gearbeitet, ein Mischbetrieb mit PZB-geführten Fahrzeugen ist möglich.
Wird kein Mischbetrieb durchgeführt ist ein Betrieb nach ETCS-Level 2 oS, ohne ortsfeste Signale, möglich – auch hier wird die Gleisfreimeldung von den Stellwerken sichergestellt. Ab ETCS-Level 3 wird die Gleisfreimeldung von den Zügen über eine sichere Zugvollständigkeitskontrolle selbst übernommen – der Level 3 ermöglicht flexible Blockabstände, den „Moving Block“.
Der ETCS-Level 3 ist in Deutschland aktuell noch Zukunftsmusik, mit ihm würden deutliche Kapazitätsgewinne möglich, da hier der durch die Gleisfreimeldeabschnitte festgelegte feste Raumabstand entfällt. Der Digitale Knoten Stuttgart soll perspektivisch ETCS-Hybrid Level 3 erhalten, die Fahrzeuge werden bis zur Eröffnung von Stuttgart 21 entsprechend vorgerüstet.

472 061

Nach Abfahrt des ETCS-Zuges wurde in Bergedorf der „Sensors4Rail“-Zug 261 bereitgestellt, welcher im Gegensatz zum ohne Umfeldsensoren ausgestatteten ETCS-Zug sein Umfeld über Sensoren wahrnimmt, sich mit Hilfe der Sensoren selbst verorten und Gefahren erkennen kann.

472 061

Der 261 wurde im Herbst 2020 im Werk Neumünster technisch umgerüstet und alle erforderlichen Sensoren sowie die Messtechnik installiert. Ab Dezember 2020 begannen die Erfassungsfahrten auf der Strecke Berliner Tor – Aumühle, innerlich wie äußerlich waren zunächst nur die nötigen Anpassungen vorgenommen worden.
Zur Präsentation anlässlich des ITS-Weltkongresses wurde der Triebzug 261 im Sommer 2021 im Werk Neumünster zunächst innerlich neu gestaltet. Im Innenraum wurden zahlreiche Sitze entfernt und nur die zum Triebwagenkopf zeigenden Sitze neu bezogen wieder eingebaut. An den Windfängen wurden Monitore installiert, die Messtechnik an den Wagenenden wurde hinter neu eingezogenen Trennwänden „versteckt“. Neue weiße oder weiß folierte Wand- und Deckenverkleidungen montiert, ein neuer Fußbodenbelag verlegt und eine neue Deckenbeleuchtung auf LED-Basis eingebaut. Das Fahrzeug hat nun die Atmosphäre eines Labors – letztlich dient der 261 auch als (fahrendes) Labor.

472 061

Abfahrbereit nach Hamburg.



Die Funktionsweise des Sensors4Rail-Zuges wird in diesem Video anschaulich erklärt. Quelle: Digitale Schiene Deutschland.



Einen vergleichbaren Zug gab es bisher noch nicht, zumindest nicht mit dieser öffentlichen Präsenz. In der während der Fahrt laufenden Animation wurde die Funktion der Technik näher erläutert. Hier zu sehen die Radar-, Lidar- bzw. Kamera-Sensoren und deren Position.



Mittels der Sensoren kann abhängig vom Streckenverkauf einige hundert Meter licht- und wetterunabhängig in die Ferne gesehen werden, die Lidar- und Kamera-Sensoren sehen bis zu 550 Meter voraus.



In einer HD Map von HERE sind alle Landmarken entlang der Strecken erfasst, dabei wurden vorab keine speziellen Marken gesetzt, es werden mit den Lidar-Sensoren die vorhandenen Landmarken in Form von Masten, Gebäuden oder Wänden erfasst und bei der Fahrt als Marke zur Positionserkennung genutzt.



Auf den Bahnsteigen oder an den Gleisen befindliche Personen bzw. entgegenkommende Züge werden über die Lidar- und Camera-Sensoren erkannt und nach einer Kategorisierung mittels KI-Algorithmen entsprechend in der HD Map dargestellt.



Der Verlauf der Gleise und damit der eigene Fahrweg über maximal 550 Meter wird über die Kamera-Sensoren erkannt und dargestellt. Liegt eine Weiche im Fahrweg, kann der Endpunkt des erkannten Fahrwegs auch kurzzeitig mal im Gegengleis liegen…



Darstellung weiterer Erfassungs- bzw. Lokalisierungstechniken bei Durchfahrt Billwerder-Moorfleet mit zahlreich hier wartenden Reisenden.



Mit Hilfe der verschiedenen Sensoren ist eine sehr genaue und sichere Erfassung des exakten Zugstandortes möglich. Die verbaute Technik erreicht eine Längengenauigkeit von 27 Zentimetern, seitlich sind es drei Zentimeter. Die farbigen Punkte geben an, wo sie den Zug in der HD Map verorten, der grüne Wert ist der aus den Messpunkten errechnete sichere Standort.



Grün ist in dieser Animation der freizuhaltende Regellichtraum. Diesen Bereich tangierende Gegenstände aller Art werden mit roten Markern versehen. Das können Äste von Bäumen wie auch Signalausleger sein. Ein umgestürzter Baum z.B. ist mit Hilfe dieser Technik detektierbar und ein Zug, der diese Daten für sein ATO-System nutzt könnte selbsttätig eine Gefahrenbremsung einleiten.



Abschließend alle Sensortechniken und Erfassungsarten in der HD Map auf einem Bild mit den entsprechenden Markern. Die gesamte Fahrt wurde am Dienstag in einem englischsprachigen Livestreaming präsentiert. Das Video von IBEO findet sich hier.

473 061

Im Gegensatz zu den Triebwagen der BR 472 sind im Mittelwagen 473 061 überwiegend Stehtische montiert worden.

472 061

Dammtor ist erreicht und der eine oder andere nutzt noch die Gelegenheit für ein Foto des Sensors4Rail-Zuges.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben