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Mittwoch, 4. Juli
2018
– Nochmal "Altbau" pur auf der S21
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So wie seit
20 Jahren üblich quert am Morgen des 4. Juli ein DT3 den
Kuhmühlenteich. Davor waren es DT2 – doch die
klassischen Zeiten sind vorbei,
die letzten DT2 sind seit bald drei Jahren Geschichte und die DT3
fahren nur noch zur Hauptverkehrszeit als
Verstärker. Zehn DT3 werden dies noch auf längere Sicht
tun, sie wurden bzw. werden bei der Fahrzeugwerke
Miraustrasse GmbH (FWM) fast neuwertig aufgearbeitet. Der
hier den Kuhmühlenteich querende DT3 855 gehört nicht dazu
und dürfte alsbald abgestellt werden.
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Das Ziel war
heute noch einmal durchgehenden Altfahrzeugbetrieb auf der S21
abzulichten, die seit einigen Jahren fast vollständig von den
Zügen der
ab 1974 gebauten BR 472/473 bedient wird. Die BR
472/473 gehört zur gleichen Ära wie die BR
420/421, welche lange Jahre die Wechselstrom-S-Bahnnetze der DB
geprägt hat und nur noch – oder wieder – in
München und Köln bzw. Düsseldorf zum Einsatz kommt.
Mitte der 1990er Jahre dachte man im Hause Adtranz/Bombardier über
Doppelstocktriebzüge nach und stellte in Form des Meridian auch
einen Erprobungsträger der BR 445 auf die Schienen – als
mögliches Einsatzgebiet wurde die S-Bahn Dresden genannt. Am Ende
zerschlug sich alles, der Meridian wurde nach Jahren der Abstellung
klammheimlich verschrottet.
Das Konzept des Doppelstocktriebzugs lebte in Form des KISS von Stadler wieder auf, auch er erhielt
die Baureihennummer 445. Bombardier
entwickelte seine Doppelstockwagen derweil auf traditioneller Basis
weiter und zögerte zunächst Antriebseinheiten für diese
Plattform
zu entwickeln.
Mit "angetriebene Steuerwagen" bzw. "Lokomotiven mit
Fahrgastbeförderung" gibt es für die Köpfe des TWINDEXX Vario diverse
Bezeichnungen. Eine klare Trennung von Triebzug und
Wagenzug gibt
es auf der TWINDEXX-Plattform nicht – während der
Zulassungsfahrten sind "Triebköpfe" der BR 445, Steuerwagen des
IC2, Einzelwagen und Loks der BR 146 in so ziemlich allen erdenklichen
Kombinationen
im Zugverband gefahren – auch wenn am Ende "nur" die Zulassung für
artreine Kombinationen stand.
Mit ziemlich genau drei Jahren Verspätung nahmen Ende 2017 die
"Lokomotiven mit Fahrgastbeförderung" ihren Dienst in
Schleswig-Holstein auf, dessen Konfiguration anderenorts eine S-Bahn
hätte sein können. Eine klassische S-Bahn ist rechts
im Bild zu sehen.
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Eigentlich
Aufhänger der Tour, aber an dieser Stelle nur "Beiwerk"
– ein
Vollzug der BR 472 mit 472 015 an der
Spitze auf der Lombardsbrücke.
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Pendler
wissen umsteigefreie Verbindungen zu schätzen. Zwischen 2004 und
2009 fuhr die AKN bestellten Nahverkehr bis zum Hamburger Hauptbahnhof,
wofür die AKN acht von 18 Triebzügen der Reihe VTA für
einen Betrieb mit 1.200 V-Stromschiene umrüsten ließ. Nach
Ende des fünfjährigen Betriebes setzte die AKN den
durchgehenden Betrieb eigenwirtschaftlich fort, indem zwei Züge
montags bis freitags zum Hamburger Hauptbahnhof verkehren. Nur im
Hochsommer lässt sich die erste der beiden Leistungen an der
Lombardsbrücke im Sonnenlicht im Foto festhalten. Hier der VT2.55
mit passender Vollreklame.
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Reisekultur
pur erlebt der Reisende, wenn er mit den tschechischen EuroCity in
Richtung Berlin/Prag fährt. In den Speisewagen wird noch immer
frisch gekocht. Jüngst wurde die Bespannung der EC auf Loks der Vectron-Reihe
umgestellt, die die CD
geleast hat. Die Loks tragen die
Skylines der angefahrenen Städte auf der Seite, doch nichts geht
über echte Skyline. 193.292 passiert mit dem EC 379 nach Praha
hl.n. die Alster.
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Üblicherweise
fahren die Nordbahn-Züge mit ihrer längst überholten
NAH.SH-Farbgebung auf den Gleisen 11-14 ein, durch den Neubau der
Bahnsteigkante an Gleis 11 müssen aktuell aus Richtung
Norden einfahrende Züge auf andere Gleise ausweichen. RB75519 aus
Itzehoe fährt an Bahnsteig 3 ein.
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472 033
fährt vom Dammtor kommend in den Hamburger Hauptbahnhof ein,
während 411 551 "Elsterwerda" als ICE1088 nach Kiel
ausfährt.
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Die
Durchbindung der AKN zum Hamburger Hauptbahnhof war lange ein
Leuchtturmprojekt der seit Juni 2018 als AKN Eisenbahn GmbH statt AG
firmierenden AKN. Eigenwirtschaftlich angestoßen, wurde über
fünf Jahre auf Bestellung von Schleswig-Holstein und Hamburg nach
Hamburg durchgefahren. Anlässlich Sonderveranstaltungen in Hamburg
wurden zusätzlich Sonderverkehre angeboten. Nach Ablauf der
Pilotphase wurden die bestellten Durchfahrten und jegliche
Sonderverkehre aufgegeben, als Grund der Aufgabe wurden die
im Vergleich zum Nutzen exorbitanten Trassenpreise zum Hauptbahnhof
angegeben und die
eingesparten Gelder in das Angebot auf dem AKN-Kernnetz investiert.
Übrig blieben wochentags zwei eigenwirtschaftliche Fahrten zum
Hauptbahnhof, die inzwischen als Doppeltraktion gefahren werden. Sie
werden vsl. so lange gefahren, bis die Linie A1 in die Hamburger
S-Bahnlinie S21 aufgeht. VT2.57 erreicht den Hamburger Hauptbahnhof.
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Der
Nahverkehr auf der Schiene von Altona über Langenfelde nach
Eidelstedt ist eng mit der heutigen AKN verbunden. Seit 1912 fuhr die Altona-Kaltenkirchener
Eisenbahn-Gesellschaft (AKE) – die spätere Eisenbahn-Gesellschaft
Altona-Kaltenkirchen-Neumünster (AKN) – vom
Kaltenkircher Platz in Altona ab. Bis 1962 wurde die S-Bahn von der
Holstenstraße nach Langenfelde verlängert und
die AKN nach Langenfelde zurückgenommen.
Aus Zeiten des planmäßigen Verkehrs der AKN stammt das
A-Bahn-Logo am Stellwerk Lp
des Postbahnhofs Diebsteich. Der 1997
stillgelegte Postbahnhof entstand nach Aufgabe der alten AKN-Trasse
zum Kaltenkircher Platz. VT2.56 ist auf Leerfahrt zurück zur
AKN-Infrastruktur.
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Bis zum
Ersatz durch die S-Bahn fuhr die AKN in der Ebene 0, etwa in der Lage
des in Kürze abzureißenden Betontrogs.
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Bahnhof
Diebsteich. Links und rechts von Grün umrahmt. Das wird sich mit
Baustart gründlich ändern und
Baumaschinen das Bild prägen.
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Einfahrt in
Langenfelde aus Stellingen kommend. Hier verbaut noch keine
Lärmschutzwand das Grün, ein Stück weiter nördlich
entsteht im Zusammenhang mit dem Bau des neuen S-Bahnwerks am
Kronsaalsweg eine Lärmschutzwand, welche im Zuge des
Bahnhofsumbaus am Diebsteich in den kommenden Jahren weiter
südlich wachsen wird. 472 026 fährt in den Haltepunkt ein.
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472 554
setzt aus der Kehre Elbgaustraße zur Fahrt nach Aumühle ein.
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Am Berliner
Tor ist in den letzten Jahren ein neuer Überbau über die
Bahngleise nach Lübeck entstanden, nachdem die alten
Brückenbauten abgängig waren. Aktuelle Normen schreiben für
die Ersatzbauten einen Mindestkurvenradius von 300
Metern und größere Gleismittenabstände vor, so dass der
Umbau umfangreich ist. In Kürze beginnt der Neubau der erst in den
1950er Jahren errichteten Überbauten des stadteinwärts
führenden S-Bahngleises, welcher bis 2023 abgeschlossen sein soll.
Danach ist noch die Modernisierung der Verkehrsstation selbst
vorgesehen, so dass am Berliner Tor noch etliche Jahre
Bautätigkeiten zu erwarten sind.
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Lange sind
die Motive mit Reiterstellwerk her. Der 472 gehörte damals noch zu
den modernen Fahrzeugen und war als Motiv eher verpönt. Die Zeiten
haben sich geändert und heute steht die BR 472/473 vor der
Ablösung. Und als Motiv muss das Eckhaus an der Alten
Holsteinstraße reichen, an dem 472 012 vorbeifährt – welcher
mit Datum 7.5.18 die vsl. letzte Untersuchung eines Zuges der BR
472/473 erhalten hat. Weitere Untersuchungen sind nicht mehr vorgesehen
– alle weiteren 472 mit Fristablauf sollen durch Neuzugänge der BR
490 ersetzt werden, mit Stand heute sind zwei Züge (228 und 235)
bereits abgestellt. Eine Ausnahme ist lediglich für den
herbstlichen Spritzzug der BR 472 vorgesehen, welcher auch weiterhin
vorgehalten werden soll.
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Der in
Reinbek einfahrende 472 002 gehört zu der Handvoll Züge der
BR 472/473, welche nochmals eine intensivere Aufarbeitung
inklusive Neulackierung erhalten haben, um bei Bedarf ggf. länger
als Betriebsreserve dienen zu können. Seit der Aufstockung der
Bestellung für die BR 490 ist es um diese mögliche Reserve
still geworden.
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Warten auf
den Zug. An dieser Stelle ein Zitat von der Website des Kommunikations-
und Kunstvereins Allermöhe e.V.: Frank
Voigts Figuren verkörpern den wartenden Reisenden. Es ist eine
typische alltägliche Bahnhofsszenerie auf den Bahnhöfen, die
er darstellt: Eine Frau mit Reisegepäck steht auf dem Bahnsteig in
Richtung Hamburg, ein Mann mit Zeitung steht wartend am
gegenüberliegenden Bahnsteig. Sie stehen mit dem Rücken
zueinander an einer Säule. 472 032 verlässt den Hp
Allermöhe.
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Die nach dem
Neubau des S-Bahnhaltepunkts Allermöhe im Hintergrund noch
sichtbaren Bauten von Nettelnburg sind längst hinter nicht mehr so
jungen Bäumen verschwunden, auch die Siedlungen Allermöhe I
und II südlich der Eisenbahn sind hinter Grün. Bis in die
1990er Jahre war die Gegend noch völlig verlassen und die S-Bahn
auf der Trasse der früheren Berlin-Hamburger
Eisenbahn-Gesellschaft angelegt. Ein paar Mal am Tag
störten Transit- oder Interzonenzüge die Ruhe entlang der
Bahn – hat sich doch etwas gewandelt, das Bild der Strecke. 472 525
fährt in den Hp Allermöhe ein, während sich rechts 101
085 mit dem IC2377 Ostseebad Binz – Frankfurt/M nähert.
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Weitgehend
neugebaut ist der Hp Mittlerer Landweg, Geschichte der holzverkleidete
Zugang mit integrierter Blockstelle und den Rosenbeeten auf dem
Bahnsteig. Links der 472 501 an der Spitze einer S2 nach Altona, rechts
der 472 545 als S2-Kurzzug nach Bergedorf.
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472 044
fährt als S2 nach Altona in den Hp Mittlerer Landweg mit seinem
kurzen Wetterschutzdach ein.
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490 008 und
009 wurden am Nachmittag wieder auf die Linie S21 geschickt, damit in
der Verkehrsspitze das Fehlen der beiden z-gestellten 472/473
amortisiert werden kann – zuvor diente der Zugverband der Lokfahrschule
zu Ausbildungszwecken. Die Brücke über den Mittleren Landweg
ziert neuerdlings ein GFK-Gitter als Unfallschutz. 490 509 fährt
in den Haltepunkt ein.
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Ausfahrt von
490 509 am Hp Rothenburgsort. Der Haltepunkt wird in den kommenden
Monaten neben dem Neubau der Brücke über den Billhorner
Deich umfassend modernisiert. Neben dem Neubau von Bahnsteig und
Zugangsbauwerken bleibt die denkmalgeschützte Überdachung des
Bahnsteigs nach dem Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes (EBA) erhalten.
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Um im Falle
von Störungen auf der Bergedorfer Strecke den Betrieb flexibler
abwickeln zu können, werden derzeit diverse Ausbaumaßnahmen
entlang der Strecke vorgenommen – nicht selten steht heute der gesamte
S-Bahnverkehr zwischen Berliner Tor und Bergedorf still, wenn
Störungen auftreten. Auf dem Gegengleis der Strecke nach Bergedorf
weist im Hp Rothenburgsort dieses noch außer Betrieb befindliche
Vorsignal für die Einfahrt Tiefstack auf die Arbeiten zum Ausbau
der Strecke hin. 472 545 fährt als Kurzzug in den Haltepunkt ein –
Kurzzüge soll es künftig zu den Hauptverkehrszeiten auf den
Linien S2 und S11 nicht mehr geben.
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Wohl nur
wenige Monate so machbar – 490 508 im alten Bf Diebsteich.
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Auch 472 003
gehört zu den nochmals überarbeiteten Zügen der BR
472/473 und strahlt in recht frischer Farbgebung, als er am Hp Dammtor
einfährt. Das als Motiv beliebte und seit 2002 unter Denkmalschutz
stehende Finnlandhaus hat vor
kurzem einen neuen Nachbarn bekommen.
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Am Vortag
hatte der Fotograf sich zehn Minuten vor Eintreffen des 490
nichtsahnend von diesem Motiv entfernt – heute fuhr der Zug im
Vergleich zu gestern rund eine Stunde eher in der Zeitlage, aber
für knappes Frontlicht reichte es am Diebsteich bei 490 509 mit
dem markanten Altonaer Wasserturm im Hintergrund.
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472 524
fährt in den Bf Elbgaustraße ein.
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472 540
erreicht den Bf Eidelstedt. Kommt die Elektrifizierung der AKN nach
Kaltenkirchen, wird die noch zur Elbgaustraße verkehrende S21 mit
Fertigstellung der Elektrifizierung hier auf die AKN-Infrastruktur
wechseln und am Mesterfeldweg auf das 15 kV-System umschalten. Vom
472 540 verdeckt ist die Baustelle des neuen S-Bahnwerks am
Kronsaalsweg, das die Anlagen an der Elbgaustraße ersetzen wird.
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Fotos
in Google Earth |
©
2018 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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