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3. November – Klassiker feiern Jubiläen
6. November – Dänische Gäste in Bremen
10. November – Ozeanblau/beige nach Niedermarschacht
12. November – Der letzte zum Redesign nach Neumünster
16. November – Nach Nürnberg ins DB Museum und zu RUBIN






Dienstag, 16. November 2021 – Nach Nürnberg zu RUBIN

Adler

Der Aufenthalt in Nürnberg betrug nur knapp sechs Stunden – dafür ist eine recht große Zahl an Fotos entstanden, die der besseren Übersicht halber in verschiedene Bereiche untergliedert sind: Frühe Eisenbahn, Ausstellungen, Design&Bahn, Fahrzeughallen, Außengelände und U-Bahn.

DT3

Die U-Bahn in Nürnberg war 2008 der erste U-Bahnbetrieb in Deutschland, der den automatischen Betrieb ohne Fahrer eingeführt hat. Nach dem einjährigen Mischbetrieb zwischen automatischem und fahrergesteuertem Betrieb auf den Linien U2 und U3 werden die beiden Linien seit Januar 2010 durchgehend automatisch betrieben.
Nachdem im Oktober in Hamburg beim ITS-Weltkongress der
Startschuss für den automatischen Betrieb der klassischen Eisenbahn – mit Überwachung durch den Triebfahrzeugführer – fiel und die vsl. ab 2022 im Bau befindliche Hamburger U-Bahnlinie U5 wie in Nürnberg im automatischen GoA4-Betrieb ohne Fahrer betrieben werden soll, wurde ein Besuch beim „Urvater“ des automatischen Betriebs in Deutschland wieder aktuell. Über zehn Jahre sind in EDV-Zeiten noch immer eine halbe Ewigkeit und so hat sich auch in Nürnberg eine Menge getan. DT3 708 in der Hst Opernplatz.

DT3

Der automatische Betrieb in Nürnberg startete unter dem klangvollen Namen RUBIN schrittweise ab 2008, ehe im Januar 2010 der Betrieb im projektierten Endausbau gestartet wurde.
Zusätzlich zu den 32 zwischen 2004 und 2007 beschafften DT3 für den automatischen Betrieb beschaffte die VAG in Nürnberg 2010/11 weitere 14 Fahrzeuge vom Typ DT3-F, welche wahlweise automatisch oder von Fahrpersonal gefahren werden können und damit für einen Betrieb auch auf der weiter fahrerbetriebenen U1 geeignet sind. Der DT3-F 789/790 steht als Kurzzug in der am 15. Oktober 2020 eröffneten Hst Großreuth bei Schweinau zur Fahrt zum Nordwestring bereit.

DT3

Mit 32 Fahrzeugen zahlenmäßig eindeutig in der Mehrheit sind die klassischen DT3, welche nur über einen Notbedienplatz für einen Fahrer verfügen. Der DT3-Erstling 701/702 hat die Endstelle Großreuth bei Schweinau erreicht. Bestand das ursprüngliche Konzept der automatischen Linien aus der Überlegung, überwiegend mit Kurzzügen in dichtem Takt zu fahren, wurde aufgrund hartnäckiger Störungen im Betriebsablauf noch 2010 das Konzept hin zu Vollzügen mit geringeren Taktraten geändert.
Ob diese Probleme der Betriebsstabilität aus der Anlaufphase noch nachhallen, ist dem Autor aktuell unbekannt – auffallend waren in jedem Fall die am Dienstagnachmittag fast durchweg gefahrenen Vollzüge.


DT3

2010 war es für den selbst im Fahrbetrieb beschäftigten Autoren noch ein befremdliches Gefühl, dass da jetzt niemand mehr vorne als Fahrer sitzt. Heute muss man fast ernüchternd sagen, juckt es kaum mehr im Erleben – fahrerloser Betrieb ist faktisch Stand der Technik. Als vor rund 120 Jahren in Berlin der U-Bahnbetrieb startete, waren die Bediensteten Autoritätspersonen. Im Jahr 2021 sind diese Personen im Außenauftritt längst nicht mehr notwendig, von der gesellschaftlichen Akzeptanz redet man lieber erst gar nicht.
DT3 718 fährt in die aktuelle Endhaltestelle Großreuth ein. Die entlang der Strecke installierten Signale sind dunkelgeschaltet. Eine Verlängerung nach Gebersdorf als vorerst letzter Neubauabschnitt der U-Bahn in Nürnberg befindet sich im Bau und soll 2025 in Betrieb genommen werden.

DT3

Anderer Endpunkt der seit ihrer Eröffnung 2008 fahrerlos betriebenen Linie U3 ist die im Mai 2017 eröffnete Hst Nordwestring. Der DT3 701/702 hat die Endhaltestelle erreicht.

DT3

Nicht wenige Haltestellen der Nürnberger U-Bahn sind in Gleisbögen errichtet worden. Gleisbögen werden in Nürnberg als ein Grund genannt, keine festen Bahnsteigwände/-türen errichten zu können, da der sich daraus (bei starren Achsen) ergebende Schlupf zu unvermeidbaren Toleranzen beim Halt führen würde. Der automatische Betrieb der Metro in Kopenhagen startete zunächst ohne Bahnsteigtüren, sie wurden später netzweit nachgerüstet. In Hamburg wird die U5 gleich mit festen Bahnsteigtüren projektiert.
Beim im U-Bahnsystem eng mit Nürnberg verwandten Betrieb in München soll bis 2023 an der Hst Olympiazentrum zu Erprobungszwecken eine von vier Bahnsteigkanten mit einer festen Bahnsteigwand ausgerüstet werden – das System Communication Based Train Control
(CBTC) soll die genannten Nachteile ausgleichen können.

DT2

Die auf Teilstrecken oberirdisch verkehrende U-Bahnlinie U1 wird nach wie vor von Fahrpersonal gesteuert. Während des Aufenthalts des Autors kam auf der U1 kein Zug des Typs DT3-F gefahren. Mit dem DT2 539/540 kam dafür ein Zug des 1993 nur in zwölf Exemplaren gebauten Typs DT2 gefahren. An der Hst Plärrer findet ein Personalwechsel statt. Als Gemeinschaftsbahnhof mit den automatischen Linien U2 und U3 hat auch der Bahnsteig der Linie U1 die Einrichtungen der Bahnsteig-Gleis-Überwachung (BGÜ) erhalten.

DT3F

Die gesehenen Fahrzeuge vom Typ DT3-F kamen ausschließlich auf den automatischen Linien U2 und U3 zum Einsatz. Hier wieder der DT3-F 789/790 auf der automtisch betriebenen Linie U3 in der Hst Plärrer, wo im Richtungsbetrieb bahnsteiggleich zwischen den Linien U1, U2 und U3 umgestiegen werden kann. Der DT3-F ist bewusst auf die mögliche spätere Umrüstung auf den vollautomatischen Betrieb konstruiert worden und hat keine seitliche Fahrerraumtür erhalten.

G1

Ende 2012 beschloss die VAG in Nürnberg, dass die U1 auch künftig von Fahrpersonal gesteuert verkehren wird. Damit gesetzt war der Betrieb mit Vollzügen, von einem Weiterbau der 2010/11 beschafften DT3-F sah die VAG ab. Im November 2015 gab die VAG bekannt, dass sie 21 vierteilige und komplett durchgängige Züge vom Typ G1 beschaffen wird. Auftragnehmer über insgesamt bestellte 34 Züge ist – wie bei den vorhergehenden Serien – Siemens.
Die Fahrzeuge sind für den langfristigen Betrieb mit Fahrer ausgerüstet und haben entsprechend auch wieder die traditionelle Fahrerstandstür erhalten, welche beim DT3-F fehlt. Als Option wurde der spätere Umbau auf automatischen Betrieb aber offengelassen.


DT1

Ganz klassisch kam - abgesehen vom Anstrich – der DT1 587/588 gefahren, welcher als künftiger Museumszug noch über die klassische Rollbandzeige verfügt. Aber das sollte am Ende nicht die einzige Überraschung für den bisher nur in den 1980er Jahren in Nürnberg öfter die U-Bahn nutzenden Autoren bleiben.
Ganz der der frühen Zugtechnik entsprechend muss der Fahrer – wie auch beim G1 – eine augenscheinliche Sichtkontrolle durchführen, ob die Türen und die Bahnsteigkante frei sind. Beim DT3-F ist dieser Arbeitsgang mangels Tür nicht möglich.

DT1

Gut erinnern kann sich der Autor noch an die ersten Erlebnisse bei der Nürnberger U-Bahn in den späten 1980er Jahren. Wie in Hamburg üblich, bedient man beim Ausstieg den vom Bediener wegführenden Türöffner des Türpaars – und rennt gegen einen nicht geöffneten Türflügel.
Idealer Touri-Idiotentest – im Zeitalter der längst alltäglichen Türtöffnungstaster sicher eine zusätzliche Herausforderung – bis heute ist diese Übung erhalten geblieben. DT1 523/524 in den originalen Anstrichfarben und mit neuzeitlichen Anschriften in der Hst Weißer Turm.

DT2

DT2 549/550 fährt in die Hst Weißer Turm ein. Schaute oder hörte der Fotograf am Plärrer zuvor offenbar noch nicht so recht genau genau hin, tat er es hier bei Ausfahrt umso genauer – und outete sich dabei unfreiwillig schon wieder als Touri. An ihm fährt sogleich akustisch und im Innenraum optisch ein Zug der BR 480 vorbei.
Kurz Resümee gezogen – Bayern war nach früher Lesart für Gäste älter als 26 Jahre naturgemäß kein Ziel mehr – wenn man plante in Jugendherbergen zu übernachten, wie es der Autor seinerzeit bevorzugt tat. Der letzte Besuch des Jugendgästehauses in der Nürnberger Burg mit dem einzigartigen Blick über die Stadt dürfte maximal in den frühen 1990er Jahren gewesen sein. Und da fuhr in Nürnberg noch kein DT2. Alt fühlt man sich, wenn man merkt, dass dieses déjà vu schon kurz vor der – für kommendes Jahr vorgesehenen – Ausmusterung steht …


DT1

So kennt der Fotograf die U-Bahn Nürnberg. Klassischer DT1 mit Holzimitat als Wandverkleidung und klassischen Polstersitzen. In Nürnberg hatte der gemeinschaftlich mit München beschaffte Fahrzeugtyp A/DT1 als Fahrgastinformationssystem eine mit Glühlampen beleuchtete Linienanzeige der befahrenen Linie. Nürnberg hatte seinerzeit vier Linien, U1, U11, U2 und U21. Ende 2016 ging die VAG in Nürnberg dazu über, die verkürzten Fahrten der Stammlinien U1 und U2 nicht mehr als U11 oder als U21 zu bezeichnen.
Auf der Linie U2 wäre der DT1 heute nicht mehr einsetzbar, es sei denn die technischen Grundlagen von Ende 2009 sind heute noch gegeben – 2009 wurde im Rahmen des Vorlaufbetriebes die Möglichkeit des linienleiterbasierten Mischbetriebes nachgewiesen.


DT3

So sieht der aktuelle Blick in rund 2/3 der DT3-Fahrzeuge aus. Die Fahrerkabine ist verschwunden. Der Rechner hat den Fahrer ersetzt und offenbar auch nach fast 14 Jahren Alltag vermisst den Fahrer niemand. Erstling DT3 702 in der Hst Nordwestring.



Mitfahrt im DT3 von Großreuth bei Schweinau nach Gustav-Adolf-Straße. Kein Vergleich mehr zur Ansageflut von 2010, der heute meist obligatorische Hinweis auf die Ausstiegsseite fehlt in Nürnberg aktuell jedoch.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben