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März 2010

5. März 2010 – Auch Helfer müssen üben
13. März 2010 – Neue Zeiten in Nürnberg: U-Bahnen ohne Fahrer
14. März 2010 – Wilde Zicke in Naumburg
22. März 2010 – Nachtaktiver Ameisenbär







Sonnabend, 13. März 2010 – Neue Zeiten in Nürnberg: U-Bahnen ohne Fahrer

420 501 im Bf Nürnberg-Eibach

Seit 2008 gehe ich regelmäßig in der "Saure-Gurken-Zeit" mit den seit einigen Jahren um Weihnachten angebotenen Billigtickets der Discounter auf Tour. Der unschlagbare Vorteil dieser Tickets ist die fehlende Zugbindung, welche flexible Touren ermöglicht. In Zeiten von "Plan&Spar" eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten preisgünstig größere Touren ohne langwierige Bindung zu unternehmen.
Dieses Jahr schwankte ich zwischen dem Ruhrgebiet mit der dortigen Fahrzeugvielfalt und dem Nürnberger Raum. Die Wahl fiel auf Nürnberg und Naumburg. Passenderweise hatte sich der "hl. ET" 420 001 aus München für den Sonnabend in Nürnberg angekündigt, so dass ich kurzerhand die angedachte Reihenfolge änderte und Nürnberg von Sonntag auf Sonnabend legte. Bei einem Ticket mit Zugbindung hätte ich mich wohl die Krätze geärgert.
Um rechtzeitig in Nürnberg zu sein, legte ich die Abfahrt in Hamburg eine Stunde vor und der Wecker holte mich um 3.15 Uhr aus dem Bett. Trotz des frühen Aufstehens recht munter erwartete ich den führenden 420 501 als "S23" nach Nürnberg Hbf im Bf Nürnberg-Eibach, wo der Zug pünktlich gen Nürnberg durch rollte. Im April 2010 läuft die 8-Jahresfrist des Zuges ab, eine neue HU des Zuges ist noch fraglich.
143 628 im Hp Nürnberg-Eibach

Während des Wartens auf die nächste S-Bahn nach Nürnberg – die vorhergehende S-Bahn des 40min-Taktes fuhr mir vor der Nase weg – bot sich die Gelegenheit die in Nürnberg derzeit noch ausschließlich eingesetzten Wendezüge mit x-Wagen abzulichten. Mit dem weiteren Ausbau des Nürnberger S-Bahnnetzes werden auf den neuen Linien künftig Züge der BR 442 (die neue Allzweckwaffe von DB Regio, der E-Talent II) zum Einsatz kommen. Durch den niedrigen Einstieg der BR 442 und den 760mm hohen Bahnsteigen der neuen Linien wird der Fahrzeugpark in Nürnberg künftig zweigeteilt sein. 143 628 fährt mit ihrem 4-Wagenzug der S3 in Eibach ein – der Tf hat in Nürnberg zwar den richtigen Bügel gehoben, den anderen Bügel aber versehentlich nicht gesenkt.
214 015 im Bf Nürnberg Hbf

DB Regio unterhält in Nürnberg Hbf eigene Rangierloks. Früher waren hier V60 üblich (der Fotograf lichtete in den 1980er und 1990er Jahren hier hin und wieder die 1985 wieder altrot lackierte V60 150 im Rangiereinsatz ab), vor einigen Jahren modernisierte V100 der ehem. DR. Inzwischen haben hier weitere Exoten im DB-Fahrzeugbestand ein Einsatzfeld gefunden – modernisierte V100 der ehem. Bundesbahn. Als BR 214 wurden bereits zahlreiche "West-V100" von Alstom in Stendal an diverse Privatbahnen ausgeliefert.
Die DB mietete für die Standorte Magdeburg und Nürnberg einige Loks der BR 214 an, wobei die Magdeburger Loks wieder zurückgegeben wurden. Nürnberg setzt seine Loks weiterhin ein, wie hier die 214 014 im Nürnberger Hbf. Hinter 214 014 verbirgt sich die ehemalige 212 163.
DT3 711 in der Hst Hauptbahnhof

Als nächstes steuerte ich die Nürnberger U-Bahn an. Für jemanden, der U-Bahnen ausschließlich als mit Fahrern besetzte Züge kennt, eine Reise in eine neue Welt. In Hamburg bin ich in den 1980er Jahren zwar schon mit den DT3-LZB im PUSH-Betrieb gefahren und in Berlin war ich im Jahre 2000 beim Projekt "STAR" in Biesdorf zu Gast. Beide Systeme wurden automatisch, aber stets mit Fahrer betrieben. In Nürnberg ist man mit RUBIN einen völlig neuen Weg gegangen, das System wurde von Anbeginn für den Realbetrieb gebaut und die für den RUBIN-Betrieb nötigen Züge vom Typ DT3 erhielten nur noch ein Hilfsbedienpult.
Der Systembruch hatte seinen Preis: Die neu gebaute U3 mit automatischem Betrieb verzögerte sich um mehr als zwei Jahre, nachdem SIEMENS die "Kinderkrankheiten" des Systems nur schwer in den Griff bekam. Erst Mitte 2008 wurde die U3 für den Fahrgastverkehr freigegeben. Zwischen Herbst 2009 und Jahresbeginn 2010 wurde auch die Linie U2 auf automatischen Betrieb umgestellt und der Mischbetrieb beendet. Seitdem fahren
auf den Linien U2 und U3 in dichtem Takt fahrerlose Kurzzüge. So ist es jedenfalls geplant.
Im März 2010 zog die VAG erneut die Notbremse und setzt Mo-Fr zu den Lastzeiten Vollzüge mit verlängerten Taktfolgen ein, um den noch immer störanfälligen automatischen Betrieb zu stabilisieren. An Sonnabenden ist das Angebot unverändert geblieben, so dass wie hier am Hauptbahnhof unablässig fahrerlose Züge ein- und ausfahren.
DT3 735 Innenaufnahme

Das ist nicht hinten, das ist vorn. Da wo früher der Fahrer sein Reich hatte, sind nun Sitz- und Stehplätze. Beliebte Plätze. Ein System, welches 1902 in Berlin mit klassischen U-Bahnwagen eingeführt wurde, benötigt in Nürnberg rund 100 Jahre später keinen Fahrer mehr. Mir fällt es schwer, mich an diesen Gedanken zu gewöhnen – zumal man selbst diesen Beruf ausübt. Nun steckt hinter dem automatischen Betrieb ein gigantischer Aufwand, welcher weitaus höher ist, als nur dem Zug zu erzählen, wie er wo zu fahren hat.
Und dieser Aufwand hat seinen Preis. In Berlin führte das Projekt "STAR" 2000 zum Ergebnis, dass es zwar wirtschaftlich sein kann, neue Systeme gleich automatisch aufzubauen, aber vorhandene Systeme aufgrund der umfassenden Investitionen in praktisch alle Bereiche des U-Bahnbetriebes in der Regel nicht wirtschaftlich umgerüstet werden können. So ist der "teure" Fahrer doch billiger. Und für nicht wenige Fahrgäste auch ein beruhigender Faktor. In Nürnberg waren in den Zügen stets Gespräche über den automatischen Betrieb zu hören, Skepsis war bei diesen nie dabei. Die automatische U-Bahn ist eher ein Event, eigentlich schon erstaunlich.
DT3 729 in der Hst Flughafen

Völlig ohne Menschen an Bord fährt hier der DT3 729 in die Hst Flughafen ein. Der Zug kennt keine Wendezeiten. Nach einer kurzen Einstiegsphase geht es umgehend nach Röthenbach zurück.
DT1 437 in der Hst Hauptbahnhof

Es gibt ihn noch, den Menschen in Nürnbergs U-Bahn! Die Linie U1 wird weiterhin von Fahrern gesteuert, ein automatischer Betrieb – wie etwa in München – steht den Nürnberger Fahrern nicht zur Verfügung. Die Fahrzeuge vom Typ DT1 und DT2 haben noch eine Restnutzungsdauer von ca. 10 Jahren. Dann ist nach derzeitigem Stand auch hier die Umstellung auf den automatischen Fahrbetrieb vorgesehen. Eines muss ich doch anmerken: Die Zugdichte auf der U1 ist erheblich niediger als auf der Strecke von U2 und U3, der Unterschied von doppeltem Fahrangebot bei halben Zuglängen ist augenfällig. Nach einer gefühlt ewigen Wartezeit kommt der "menschliche" DT1 437 in die Hst Hauptbahnhof gefahren.
DT1 488 in der Hst Messe

Wenn auf der U1 einmal der automatische Betrieb kommen sollte, werden weitere Bedingungen zu erfüllen sein, die U1 hat im Stadtgebiet Fürth und in Langwasser oberirdische Streckenabschnitte. DT1 488 mit der alten Nürnberger U-Bahnfarbgebung fährt mit einem bereits in der aktuellen VAG-Farbgebung gehaltenen DT1 in die Hst Messe ein.
DT2 550 in der Hst Scharfreiterring

Zahlenmäßig nur gering vertreten ist der Typ DT2, heute am Sonnabend war dieser Umlauf der einzige mit DT2. Hier fährt der Zug mit DT2 550 an der Spitze in die Hst Scharfreiterring ein. In der Mitte zweigt die Zufahrt zur Betriebswerkstatt Langwasser ab.
Fotos in Google: Maps Earth © 2010 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben