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3. November – Klassiker feiern Jubiläen
6. November – Dänische Gäste in Bremen
10. November – Ozeanblau/beige nach Niedermarschacht
12. November – Der letzte zum Redesign nach Neumünster
16. November – Nach Nürnberg ins DB Museum und zu RUBIN






Dienstag, 16. November 2021 – Nach Nürnberg zu Design&Bahn

Adler

Der Aufenthalt in Nürnberg betrug nur knapp sechs Stunden – dafür ist eine recht große Zahl an Fotos entstanden, die der besseren Übersicht halber in verschiedene Bereiche untergliedert sind: Frühe Eisenbahn, Ausstellungen, Design&Bahn, Fahrzeughallen, Außengelände und U-Bahn.

Durchgangswagen

Die Erzählung von „Design&Bahn“ beginnt um das Jahr 1900, als Gestaltung bei der Bahn erstmals größere Aufmerksamkeit fand. Dem Mitglied des „Werkbundes“ Richard Riemenschmid übertrugen die Staatseisenbahnen in Sachsen und Bayern 1906 die Entwicklung eines Durchgangswagens nach künftig zu verwendenden, einheitlichen Zeichnungen. Später entwarfen weitere Mitglieder des Werkbundes – wie der Bauhaus-Gründer Walter Gropius – Interieurs für Personenwagen, oft agierten diese aber ungenannt.

Rheingold

Der Rheingold der 1920er Jahre war der erste Prestigezug der Deutschen Reichsbahn und sie scheute kaum Kosten und Mühen, den Zug zu einem Meilenstein in Sachen Reisekomfort zu machen. An Fahrt gewann das Bahndesign ab den 1920er Jahren, als das Stromlinienfieber nicht nur die Formgebung von Schienenfahrzeugen revolutionierte.

Berliner S-Bahn

Neue Maßstäbe setzten zuvor betrieblich, technisch und gestalterisch die Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, welche ab 1924 elektrifiziert wurden. Ab 1930 wurde der aus dem übergeordneten Begriff Stadtbahn hergeleitete Begriff „S-Bahn“ für das neue System genutzt. Das S-Bahnsymbol – zunächst in Form eines „Grabsteines“, ab 1936 in der noch heute üblichen runden Form – entwarf Fritz Rosen. Die letzten Fahrzeuge aus der wegbereitenden Epoche gingen erst im November 2003 aus dem Fahrgastbetrieb.

Lindinger

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Hochschule für Gestaltung in Ulm (HfG) zum Motor neuer Designentwicklungen. Viele ihrer Absolventen wählten später die Bahn als berufliches Betätigungsfeld und schufen Ikonen des Schienenverkehrs – vom Hamburger Hochbahnwagen bis zum ICE.

Lindinger

Unter Hans Gugelot entwickelten unter anderem Herbert Lindinger und Kai Ehlert das Design des neuen Hamburger U-Bahnfahrzeugs der 17. Lieferung, später DT2 genannt.

Lindinger

Zu sehen ist eine frühe Zeichnung der 17. Lieferung, als die Gestalter der HfG noch nicht an der Formgebung beteiligt waren. Sie wurden erst am 7. August 1959 auf Wunsch der Hamburger Hochbahn AG beteiligt.
Zahlreiche Teile für den späteren DT2 waren damals bereits bestellt, so dass die Arbeit der Gestalter unter keinen guten Vorzeichen stand – die geplante Gestaltung der Fahrzeugfronten bezeichnete Hans Gugelot als „das Gesicht eines Omnibusses“, Sitzteiler passten nicht zu den Fensterteilern, im Innenraum „ein Gewirr an Stützen und Gepäcknetzen“. Typische Mängel, wenn ein Fahrzeug rein technisch entwickelt wird.
Die Hamburger Hochbahn ließ den Gestaltern viele Freiheiten und so entstand ein Fahrzeug, auf das die noch lebenden Beteiligten bis heute stolz sind – jedenfalls in der originalen Form – und es 2019 erreicht haben, dass der noch erhaltene DT2 604 aus dem Jahr 1962 in Hamburg als „bewegliches Denkmal“ eingestuft wurde. Leider befindet sich der DT2 seit 2002 unzugänglich abgestellt.

Lindinger

Zu sehen eine weit fortgeschrittene Designentwicklung, noch wurde an den künftigen Farben geforscht. An den 1959 gerade im Umbau zum „Silberling“ vom Typ TU2 befindlichen Wagen mit gleichartiger Außenverkleidung konnte die Farbwirkung im Original begutachtet werden. Auf der Website Hochbahnbuch sind von den damaligen Versuchen an den TU2 einige Fotos zu sehen.

V160

Die Formgebung der Neubaufahrzeuge der Deutschen Bundesbahn sollte sich deutlich von den Vorkriegsfahrzeugen unterscheiden. Der für die Vorkriegstriebwagen der 1930er Jahre verantwortliche frühere Reichsbahndezernent Otto Taschinger, bei der Bundesbahn Abteilungspräsident des Eisenbahnzentralamtes München, war wieder für die Formgebung zuständig und legte eine halbkugelförmige Form fest, die bei den Triebwagen der Reihen VT08.5, VT12.5, ET30, ET56 und ETA176 angewendet wurde.
Für den VT11.5 als künftigen TEE-Fernreiseschnelltriebwagen zeichnete MAN verantwortlich, das Design lehnte sich noch die runde Formgebung der frühen Nachkriegszeit an. Später fand MAN unter Klaus Fesche zu kantigen Formen, die sich an den Loks der Reihen V160-169 bzw. V320 und den Dieseltriebwagen der Reihen VT24 bzw. BR 614 finden.


VT 603

Die Deutsche Bundesbahn rief 1969 auf Initiative von Karl-Dieter Bodack das „Design-Center“ ins Leben. Die neue Abteilung veranstaltete 1971 im Verkehrsmuseum Nürnberg den ersten internationalen Kongress zum Bahndesign, die „Ride 71“.
Wie der in drei Exemplaren realisierte ET 403, sollte auch der projektierte, aber letztlich nie realisierte Gasturbinentriebkopf der Bauart VT 603 ein komplett eigenständiges Aussehen erhalten. Das Design-Center des BZA München entwickelte u.a. dafür verschiedene Holzmodelle. Heraus kam eine Kombination von damals in Fahrzeugen wie der BR 103, BR 202 oder den Prototypen der späteren EUROFIMA-Wagen angewendeten Designelementen. Dipl.-Ing. Emil Schuh vom Design-Center präsentierte 1971 anlässlich der Fachtagung ein Modell des Triebkopfs.

Schalter

Bereits im Sommer 1979 begann die Deutsche Bundesbahn unter dem Begriff Verkaufszentrum neue, offene Counter nach einheitlichen Design-Vorgaben einzurichten. Zum Einsatz kamen die auf elektronischer Datenverarbeitung basierenden Anlagen des „modernisierten Fahrausweisverkaufs“ – MOFA-Datenstationen TA 1069, welche zwischen 1977 und 1981 in 5.500 Exemplaren beschafft wurden. Die später Reisezentrum genannten offenen Verkaufsstellen lösten die bis dahin üblichen geschlossenen Schalter mit analogen Fahrkartendruckern der verschiedensten Arten ab.

Bpmz

Bis in die 1970er Jahre folgten praktisch alle Reisezugwagen einheitlich einem Gestaltungsgrundsatz. Im Nahverkehr in der 2. Wagenklasse Vierergruppenbestuhlung, im Fernverkehr und in der 1. Klasse Abteilbestuhlung mit in der Regel sechs Plätzen. Großraumwagen gab es fast nur in den TEE-Zügen der 1. Wagenklasse. Mit den 1978 eingeführten Bpmz-Großraumwagen der 2. Klasse begann sich das Bild der Bahn allmählich zu wandeln – der klassische Abteilwagen ist heute – mit Ausnahme einiger Wagen der 1. Klasse – weitgehend ausgestorben.

Sitze

Das Design der Sitze im Wandel der Zeiten. Bemerkenswerterweise wurden die Sitze im Zuge der Fortentwicklungen immer kleiner, während die Menschen immer fülliger werden. Vom weiter oben zu sehenden Rheingold-Sessel über den 1. Klassesitz für TEE-Großraumwagen von 1965, den ICE1-Sitz von 1991 bis hin zum aktuellen ICE-Sitz 3000. Wenn der Autor heute in einem Zug unter diesen Sitzen die Wahl hätte, die Wahl wäre eindeutig …

DDR

Auch in der DDR besaß Design einen hohen Stellenwert, das Design kollidierte aber nicht selten mit den fertigungstechnischen Grenzen des in der DDR möglichen. Lutz Gelbert zeichnete als Leitender Gestalter des Kombinats LEW Hennigsdorf für zahlreiche Designs verantwortlich, darunter auch für das – gegenüber den in Halle entworfenen Prototypen der BR 270 – veränderte Design der neuen Berliner S-Bahnzüge.
Die Farbgebung der ab 1989 gebauten Serienzüge wurde entsprechend der 1987 auf der Leipziger Messe an einem Vorserienzug gezeigten, weiterentwickelten Farbgebung rot/anthrazit ausgeführt, ehe seit 2002 die Berliner Traditionsfarben Anwendung finden.

IR-Wagen

Im Januar 1985 wurde dem DB-Vorstand von Klaus-Dieter Bodack und Jens Peters erstmals das 1:20-Modell des geplanten InterRegio-Wagens präsentiert, welcher in 962 Exemplaren zum Umbau aus vorhandenen Schnellzugwagen aus den 1960er und 70er Jahren vorgesehen war. Der InterRegio sollte ein völlig neues, auf „ganzheitliche Erfahrung“ angelegtes Zugkonzept für modernen Fernverkehr in der Fläche sein. Die endgültige Farbgebung wurde 1985/86 in zahllosen Varianten erprobt und letztlich im Dezember 1986 als neues Farbkonzept der DB in Frankfurt/M präsentiert. Nach der Wende wurde das InterRegio-Konzept auf das Gebiet der früheren DDR ausgedehnt und weitere Wagen aus dem Bestand der DR nach identischen Grundrissen umgebaut.
Der eigentlich erfolgreiche InterRegio fiel bis 2006 den Folgen der Bahnreform zum Opfer, die einen eigenwirtschaftlichen Fernverkehr und einen von den Ländern und Kommunen bestellten Nahverkehr vorsah. Wirtschaflich betreibbare Relationen des InterRegio-Netzes wurden in das InterCity-Netz integriert, verbleibende IR-Strecken entweder aufgegeben oder als Nahverkehr von den Ländern bestellt.

Steuerwagen

Das 1969 gegründete Design-Center der DB realisierte 1994 als eines ihrer letzten Projekte noch den InterRegio-Steuerwagen. Hier das Modell des von Billing, Peters, Ruff (BPR) stammenden Designs. 1995 wurde das Design-Center von der Deutschen Bahn AG aufgelöst.

ICE

Mit der Bahnreform in den 1990er Jahren wurde der ICE zur Ikone der neu gegründeten DB AG. Seine Einführung ist in diesem Jahr 30 Jahre her. Die Gestaltung der späteren Hochgeschwindigkeitszüge ist eng verknüpft mit dem Namen von Alexander Neumeister. Seine Skizzen und das Wettbewerbsmodell für den ICE-T sind Meilensteine der Designgeschichte – die Skizzen noch in der IC(E)-Farbgebung der frühen 1990er Jahre.

Zukunft

Die Reise geht weiter. An vielen Orten entstehen Innovationszüge, die Potential wieder für ein völlig neues Reiseerlebnis haben. Was sich davon in Serienproduktionen – und in welcher Breite – wiederfinden wird, wird man in einigen Jahren wissen – die Präsentationen und Modelle sind in jedem Fall eindrucksvoll.

Logos

Logos stehen stets für das Unternehmen und haben entsprechenden Markenwert. Das aktuelle Logo der Deutschen Bahn AG geht auf Prof. Kurt Weidemann zurück, es löste das 1955 eingeführte – von Eduard Ege gestaltete – Logo der Deutschen Bundesbahn ab. Kurt Weidemann missfielen die 28 Bögen des alten Logos und ließ in das neue, gemeinsame Logo „Straffung, Aufrichtung und Schlankung“ einfließen. Begriffe, die sicher auch zur Ausrichtung der neuen DB AG passten.
Vorgänger der DB/DR-Logos war das 1922 von Otto Firle geschaffene Logo der Deutschen Reichsbahn, welches die Eigentümerkennzeichen der sieben in der Deutschen Reichsbahn aufgegangenen Staatsbahnen ersetzen sollte.

ICE

Im Dauerausstellungsbereich „Weichenstellungen der Zukunft, 1990-2020“ sind die Entwicklungen der letzten 30 Jahre dargestellt. Der ICE ist auch 30 Jahre alt und die inzwischen fünf Generationen ICE – die ICE-T und ICE4 waren zunächst nicht als ICE projektiert – sind hier plastisch aufgereiht.

DB AG

Der sich in den 30 Jahren mehrfach völlig neu aufstellende Güterverkehr der DB ist ebenso dargestellt …

Menschen

… wie die die Bahn bewegenden und prägenden Menschen bei der Bahn.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben