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Dienstag, 16. November 2021
– Nach Nürnberg in die Frühzeit der Eisenbahn
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In der Fahrzeughalle I des im April 1925
eröffneten Verkehrsmuseums
– heute DB Museum – steht der
nicht betriebsfähige Nachbau der Lokomotive ADLER
von 1952. Dieser wurde vor seiner Ausstellung im „Adlersaal“ oft auf
Messen oder Ausstellungen gezeigt. Nach Neukonzeption der Ausstellungen
im Museum und Integration des Adlersaals in die neuen
Dauerausstellungen ist der ADLER heute neben dem ICE3-Mock-Up
ausgestellt. Das Mock-Up war eines von acht 1995 in einer Halle in
Poing ausgestellten 1:1-Modellen für die Designfindung der ICE3
bzw. späteren ICE-T und präsentiert seit der Neuordnung
zusammen mit dem ADLER Anfänge und Zukunft der Eisenbahnen in
Deutschland.
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Aus der Zeit
um 1860 – aus den Hochzeiten des Eisenbahnbaues – stammt dieses
Schienen-Fahrrad. 1842 entwickelte der Karlsruher Karl Drais (mit vollen Namen Karl
Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn) –
welcher schon das Laufrad erfand – eine mechanische Draisine. Seitdem waren diese
Fahrzeuge auf Baustellen oder zu Wartungszwecken weit verbreitete
Fahrzeuge.
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Dieser
Kohlenwagen aus dem Jahr 1829 ist älter als die Eisenbahn in
Deutschland. Im Zuge der Industralisierung nach Erfindung der
Dampfmaschine im 18. Jahrhundert entstand ein hoher Bedarf an Kohle
für
die Dampfmaschinen in den Fabriken. Um die Kohle einfacher
transportieren zu können, wurden zunächst Holzbalken als
„Gleise“
genutzt, welche ab 1750 durch eiserne Schienen ersetzt wurden – die
Eisenbahn war (in England)
erfunden. Dieser Wagen wurde für das englische Bergwerk South Hetton Colliery in der
Nähe
von Newcastle upon Tyne gebaut.
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Ältestes
erhaltenes Eisenbahnfahrzeug ist der Wagen Nr. 8, Originalfahrzeug der Ludwigs-Eisenbahn (LEG). Der ursprünglich
für die 1.
Klasse gebaute Wagen besitzt drei Abteile mit je zwei gepolsterten
Sitzbänken, Fensterverglasung und Ölbeleuchtung. 1846 erhielt
das
Fahrzeug ein neues Untergestell und einen neuen Wagenkasten. Nach
über
40 Jahren Dienstzeit und rund 655.000 zurückgelegten Kilometern
wurde
der Wagen 1877 ausgemustert.
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Die nicht
belegte Überlieferung, dass der bayerische König
Ludwig I. 1836 mit ihm gefahren war, verhinderte seine
Verschrottung: Zwei
Nürnberger Bürger erwarben den Wagen und überschrieben
ihn dem Germanischen Nationalmuseum,
das ihn 1925 als Dauerleihgabe der Bahnabteilung des Verkehrsmuseums
gab. Im Jahr 1952 wurde der Wagen gründlich
restauriert
und dabei neben dem Anstrich auch die Sitzbezüge erneuert. Durch
den den 1846 erfolgten Neuaufbau stammen nur Teile der
Achsen und die Radbefestigungen aus dem Jahr 1835.
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Die beiden
Wagen des königlich-bayerischen
Hofzuges zeigen die prunkvolle
Ausstattung, die ihnen der Märchenkönig Ludwig II.
zwischen 1868 und 1870 im Stil des französischen Barock gab,
nachdem er die 1860 gebauten
Wagen von seinem Vater Maximilian
II. übernommen
hatte. Der Volksmund gab dem Ludwigswagen später den
entsprechenden
Beinamen „Versailles auf Rädern“.
Belege für Einsätze mit dem König an Bord gibt es nur
wenige – am 10.
August 1871 trafen Ludwig II. und Kaiser
Wilhelm I. in
Schwandorf zusammen und reisten im bayerischen Hofzug gemeinsam nach
Regensburg.
Der Hofzug Ludwigs II. wurde nach seinem Tod noch bis 1918 – Ende
des Kaiserreichs – einsatzfähig gehalten. Offenbar wurde er bis
dahin weiterhin
eingesetzt, denn zwischen 1891 und 1893 wurden die Wagen modernisiert.
Der Salonwagen erhielt in dieser Zeit neue Drehgestelle und Westinghouse-Druckluftbremsen.
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Am
Salonwagen ist die 1868 angebrachte exakte Kopie der Bayerischen Königskrone
markantes
Merkmal. Nach dem Ende der Monarchie kamen der Salonwagen und der
Terrassenwagen in das Verkehrsmuseum Nürnberg. Bei einem
Bombeneinschlag gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das
Museumsgebäude beschädigt. Plünderer nahmen danach alles
mit, was
irgendwie transportabel war, unter anderem sämtliche
Bodenbeläge, die
seidenen Wandverkleidungen, die Marmorplatten der Tische und die
Eckgemälde an der Decke des Salonwagens.
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Bis zur
Wiedereröffnung des Verkehrsmuseums 1953 ließ man die
Gemälde neu
herstellen, Verzierungen ausbessern und neu vergolden. Wenn es dem
König geziemte, konnte er bequem vom Sessel aus die Nothbremse
betätigen.
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Spiegel,
Marmorplatten und Putten wurden beim Wiederaufbau ergänzt und
sämtliche
Bodenbeläge und Stoffbezüge erneuert.
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Bereits kurz
nach seinem Amtsantritt gab Ludwig den Terrassenwagen in Auftrag,
welcher 1865 ausgeliefert wurde.
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Im Gegensatz
zum Salonwagen ist die Ausstattung eher schlicht und sparsam. Es ist
nicht überliefert, ob Ludwig II. je mit dem Terrassenwagen reiste
– er
zog sich seinerzeit aus der Öffentlichkeit zurück, seine
Regentschaft
endete im Juni 1886 mit der Entmündigung und Absetzung als
König.
Wenige Tage später kam Ludwig II. unter nie geklärten
Umständen im
Starnberger See zu Tode.
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Deutlich
schlichter war der Salonwagen 5 des deutschen Reichskanzlers Otto von
Bismarck. Der Verein
Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, ein
Interessenverband der privaten Eisenbahnbetreiber im Deutschen Reich,
hatte ihm 1872 den Salonwagen geschenkt.
Bei der feierlichen Übergabe des Wagens
zeigte
sich der Reichskanzler „sehr erfreut über den Komfort und die
mannigfachen Bequemlichkeiten“. Der Gründer des
ersten
deutschen Nationalstaates von 1871 nutzte den Wagen bis zu seinem Tod
1898 fast drei Jahrzehnte lang. Der Wagen kam anschließend in die
Sammlung des Königlichen
Eisenbahnmuseums in Nürnberg und war das erste
Originalfahrzeug
des späteren Nürnberger Verkehrsmuseums – in den Kriegsjahren
1943-45
wurde auch dieser Wagen beschädigt und teilweise geplündert,
so dass
viele authentische Geschichtsspuren verloren gingen.
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Tatsächlich
besitzt der nach außen hin eher schlichte Wagen eine
komfortable Inneneinrichtung. Besonders hochwertig erscheint das aus
Mahagoniholz gefertigte Mobiliar im Arbeits- und Schlafkabinett. Im
Salon dienten zwei beheizbare Tische zum Warmhalten von Speisen. Im
Boden des Bedienstetenabteils ist ein Kühlfach eingelassen, in dem
während der Fahrt Getränke gekühlt werden konnten.
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Überaus
bequem erscheint der schwere Ledersessel, der an die Wand montierte
Sekretär zeigt welche Funktion das kleine Abteil im Salonwagen
gehabt
hat.
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2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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