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3. November – Klassiker feiern Jubiläen
6. November – Dänische Gäste in Bremen
10. November – Ozeanblau/beige nach Niedermarschacht
12. November – Der letzte zum Redesign nach Neumünster
16. November – Nach Nürnberg ins DB Museum und zu RUBIN






Dienstag, 16. November 2021 – Nach Nürnberg in die Frühzeit der Eisenbahn

Adler

Der Aufenthalt in Nürnberg betrug nur knapp sechs Stunden – dafür ist eine recht große Zahl an Fotos entstanden, die der besseren Übersicht halber in verschiedene Bereiche untergliedert sind: Frühe Eisenbahn, Ausstellungen, Design&Bahn, Fahrzeughallen, Außengelände und U-Bahn.

Adler

In der Fahrzeughalle I des im April 1925 eröffneten Verkehrsmuseums – heute DB Museum – steht der nicht betriebsfähige Nachbau der Lokomotive ADLER von 1952. Dieser wurde vor seiner Ausstellung im „Adlersaal“ oft auf Messen oder Ausstellungen gezeigt. Nach Neukonzeption der Ausstellungen im Museum und Integration des Adlersaals in die neuen Dauerausstellungen ist der ADLER heute neben dem ICE3-Mock-Up ausgestellt. Das Mock-Up war eines von acht 1995 in einer Halle in Poing ausgestellten 1:1-Modellen für die Designfindung der ICE3 bzw. späteren ICE-T und präsentiert seit der Neuordnung zusammen mit dem ADLER Anfänge und Zukunft der Eisenbahnen in Deutschland.

Draisine

Aus der Zeit um 1860 – aus den Hochzeiten des Eisenbahnbaues – stammt dieses Schienen-Fahrrad. 1842 entwickelte der Karlsruher Karl Drais (mit vollen Namen Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn) – welcher schon das Laufrad erfand – eine mechanische Draisine. Seitdem waren diese Fahrzeuge auf Baustellen oder zu Wartungszwecken weit verbreitete Fahrzeuge.

Kohlewagen

Dieser Kohlenwagen aus dem Jahr 1829 ist älter als die Eisenbahn in Deutschland. Im Zuge der Industralisierung nach Erfindung der Dampfmaschine im 18. Jahrhundert entstand ein hoher Bedarf an Kohle für die Dampfmaschinen in den Fabriken. Um die Kohle einfacher transportieren zu können, wurden zunächst Holzbalken als „Gleise“ genutzt, welche ab 1750 durch eiserne Schienen ersetzt wurden – die Eisenbahn war (in England) erfunden. Dieser Wagen wurde für das englische Bergwerk South Hetton Colliery in der Nähe von Newcastle upon Tyne gebaut.

Wagen 8

Ältestes erhaltenes Eisenbahnfahrzeug ist der Wagen Nr. 8, Originalfahrzeug der Ludwigs-Eisenbahn (LEG). Der ursprünglich für die 1. Klasse gebaute Wagen besitzt drei Abteile mit je zwei gepolsterten Sitzbänken, Fensterverglasung und Ölbeleuchtung. 1846 erhielt das Fahrzeug ein neues Untergestell und einen neuen Wagenkasten. Nach über 40 Jahren Dienstzeit und rund 655.000 zurückgelegten Kilometern wurde der Wagen 1877 ausgemustert.

Wagen 8

Die nicht belegte Überlieferung, dass der bayerische König Ludwig I. 1836 mit ihm gefahren war, verhinderte seine Verschrottung: Zwei Nürnberger Bürger erwarben den Wagen und überschrieben ihn dem Germanischen Nationalmuseum, das ihn 1925 als Dauerleihgabe der Bahnabteilung des Verkehrsmuseums gab. Im Jahr 1952 wurde der Wagen gründlich restauriert und dabei neben dem Anstrich auch die Sitzbezüge erneuert. Durch den den 1846 erfolgten Neuaufbau stammen nur Teile der Achsen und die Radbefestigungen aus dem Jahr 1835.

König Ludwig-Wagen

Die beiden Wagen des königlich-bayerischen Hofzuges zeigen die prunkvolle Ausstattung, die ihnen der Märchenkönig Ludwig II. zwischen 1868 und 1870 im Stil des französischen Barock gab, nachdem er die 1860 gebauten Wagen von seinem Vater Maximilian II. übernommen hatte. Der Volksmund gab dem Ludwigswagen später den entsprechenden Beinamen „Versailles auf Rädern“.
Belege für Einsätze mit dem König an Bord gibt es nur wenige – am 10. August 1871 trafen Ludwig II. und Kaiser Wilhelm I. in Schwandorf zusammen und reisten im bayerischen Hofzug gemeinsam nach Regensburg.
Der Hofzug Ludwigs II. wurde nach seinem Tod noch bis 1918 – Ende des Kaiserreichs – einsatzfähig gehalten. Offenbar wurde er bis dahin weiterhin eingesetzt, denn zwischen 1891 und 1893 wurden die Wagen modernisiert. Der Salonwagen erhielt in dieser Zeit neue Drehgestelle und Westinghouse-Druckluftbremsen.

König-Ludwig-Wagen

Am Salonwagen ist die 1868 angebrachte exakte Kopie der Bayerischen Königskrone markantes Merkmal. Nach dem Ende der Monarchie kamen der Salonwagen und der Terrassenwagen in das Verkehrsmuseum Nürnberg. Bei einem Bombeneinschlag gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Museumsgebäude beschädigt. Plünderer nahmen danach alles mit, was irgendwie transportabel war, unter anderem sämtliche Bodenbeläge, die seidenen Wandverkleidungen, die Marmorplatten der Tische und die Eckgemälde an der Decke des Salonwagens.

König-Ludwig-Wagen

Bis zur Wiedereröffnung des Verkehrsmuseums 1953 ließ man die Gemälde neu herstellen, Verzierungen ausbessern und neu vergolden. Wenn es dem König geziemte, konnte er bequem vom Sessel aus die Nothbremse betätigen.

König-Ludwig-Wagen

Spiegel, Marmorplatten und Putten wurden beim Wiederaufbau ergänzt und sämtliche Bodenbeläge und Stoffbezüge erneuert.

König-Ludwig-Wagen

Das Adjudantenabteil.

König-Ludwig-Wagen

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt gab Ludwig den Terrassenwagen in Auftrag, welcher 1865 ausgeliefert wurde.

König-Ludwig-Wagen

Im Gegensatz zum Salonwagen ist die Ausstattung eher schlicht und sparsam. Es ist nicht überliefert, ob Ludwig II. je mit dem Terrassenwagen reiste – er zog sich seinerzeit aus der Öffentlichkeit zurück, seine Regentschaft endete im Juni 1886 mit der Entmündigung und Absetzung als König. Wenige Tage später kam Ludwig II. unter nie geklärten Umständen im Starnberger See zu Tode.

Bismarck-Wagen

Deutlich schlichter war der Salonwagen 5 des deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck. Der Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen, ein Interessenverband der privaten Eisenbahnbetreiber im Deutschen Reich, hatte ihm 1872 den Salonwagen geschenkt.
Bei der feierlichen Übergabe des Wagens zeigte sich der Reichskanzler „sehr erfreut über den Komfort und die mannigfachen Bequemlichkeiten“. Der Gründer des ersten deutschen Nationalstaates von 1871 nutzte den Wagen bis zu seinem Tod 1898 fast drei Jahrzehnte lang. Der Wagen kam anschließend in die Sammlung des Königlichen Eisenbahnmuseums in Nürnberg und war das erste Originalfahrzeug des späteren Nürnberger Verkehrsmuseums – in den Kriegsjahren 1943-45 wurde auch dieser Wagen beschädigt und teilweise geplündert, so dass viele authentische Geschichtsspuren verloren gingen.

Bismarck-Wagen

Tatsächlich besitzt der nach außen hin eher schlichte Wagen eine komfortable Inneneinrichtung. Besonders hochwertig erscheint das aus Mahagoniholz gefertigte Mobiliar im Arbeits- und Schlafkabinett. Im Salon dienten zwei beheizbare Tische zum Warmhalten von Speisen. Im Boden des Bedienstetenabteils ist ein Kühlfach eingelassen, in dem während der Fahrt Getränke gekühlt werden konnten.

Bismarck-Wagen

Überaus bequem erscheint der schwere Ledersessel, der an die Wand montierte Sekretär zeigt welche Funktion das kleine Abteil im Salonwagen gehabt hat.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben