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Sonnabend, 7. Mai 2022
– Mit der 99 5906 von Wernigerode nach Gernrode
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Für heute war eine zweite
Fotofahrt mit der 99 5906 angesetzt, von Wernigerode nach Gernrode.
Früh um 6.30 Uhr startete der Zug in Wernigerode. Allerdings muss
man sagen, fehlte dem Sonderzug streckenweise die fotokundige
Begleitung – bei einem stolzen dreistelligen Betrag erwartet der
Teilnehmer eine durch und durch professionelle Begleitung.
Morgens um diese Uhrzeit ruht der reguläre Betrieb bei der HSB
noch, so dass im Gegensatz zur Fahrt von vorgestern wenig zeitkritische
Zwangspunkte bestehen. Der Tunnel im Drängetal ist zwar ein
markanter Fotopunkt, aber bei dieser Uhrzeit grenzwertig. Die
Durchfahrt durch den Tunnel wurde bei Schlonz wiederholt, ein
prächtiges Motiv danach jedoch links liegengelassen.
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Die angekündigten
Wolkenschichten waren inzwischen angekommen, so dass das durch das
massive Baumsterben im Harz aktuell recht frei mögliche Motiv der
Wormkebrücke bereits deutlich verschlonzt stattfand.
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An dieser Stelle am Bü Alte
Heerstraße vor Elend drohte die Stimmung bereits zu kippen, die
Reiseleitung gab einen Ausstieg in Fahrtrichtung rechts aus – mitten
ins Gegenlicht. Einzelne Teilnehmer zogen die „Sonnenseite“ vor, was
bei manchem im frontalen Gegenlicht stehenden Teilnehmer für
Unzufriedenheit sorgte – anstelle sich über die Untauglichkeit des
Sammelpunkts zu beklagen. Der nächste Fotohalt am Bf Elend fand
mit ausdrücklichem Hinweis auf die Fotoseite (natürlich im frontalen Gegenlicht …)
statt, so dass der Autor gar nicht erst ausstieg.
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Das durch den fatalen Zustand des
Harzes aktuell mögliche Motiv mit Brocken und Wurmberg am
Wiethfeld setzt sich in dieser Reihe fort. Immerhin
wurde im Vorwege von einzelnen Teilnehmern der
Scheinanfahrt die Ausstiegsseite thematisiert und am Ende ein Konsens
gefunden. Es folgte eine Scheinanfahrt bei mangelnder
Sonne, aber Weiterfahrt aller Teilnehmer direkt vor Sonnendurchbruch –
ein
freundlicher Hinweis bei ausreichender Zeitlage wurde ignoriert.
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Wenige hundert Meter weiter
südlich wurde nur mit Wurmbergblick ein weiterer Halt arrangiert,
hier mit Sonne.
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Zeit bis Benneckenstein war
reichlich – der recht nichtssagende Fotohalt östlich des Hp Sorge
wurde immerhin durch einen zufällig vorbeikommenden Mopedfahrer
mit zeitgenössischem Untersatz bereichert.
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In Benneckenstein war Wasserfassen
angesagt, auch war der übrige HSB-Betrieb inzwischen erwacht. Im
Schuppen im Hintergrund sind die Loks 99 7242 und 7246 abgestellt – die
99 7242 war bei der HSB noch bis etwas mehr als zehn Jahren im Einsatz,
während die anderen z-gestellten 99.23 bereits kurz nach der
Übernahme des Betriebs durch die HSB und Umstellung zahlreicher
Leistungen auf Triebwagen abgestellt wurden.
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99 5906 setzt in ein Nebengleis des
Bf Benneckenstein um, um den hier kreuzenden P8901 und P8902 Platz zu
schaffen. Das Bahnhofsumfeld ist mit historischen Exponaten aus der
NWE- bzw. DR-Zeit gestaltet.
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Gleich eingeschlossen. Pause
für Mensch und Maschine.
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Doch der Dampflokführer nutzt
die Zeit, um die Lok nochmals auf Hochglanz zu polieren. Nachdem alle
Lager nachgeschmiert waren, wird mit einem ölgetränkten
Lappen die Lok geputzt.
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Bei Ankunft von P8901 aus
Wernigerode, gebildet aus dem Halberstädter Neubautriebwagen 187
018, ist der Dampflokführer noch mit letzten Putzarbeiten
beschäftigt.
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Nahe des Kahlenbergs liegt eine
alte Brücke aus den Anfangsjahren der NWE. Die Rauchwolke von 99
5906 macht sie hier allerdings fast unsichtbar.
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Nun im normalen Takt der HSB
gefangen, mussten die Halte dem Plan folgen, auch wenn die realen
Zeitlagen der HSB-Züge nicht selten vom Fahrplan abweichen. Aber
die Harzer Schmalspurbahnen sind bis heute ein Schmalspurbahnnetz, wo
Verspätungen sich sofort netzweit fortpflanzen. Nach Ankunft des
Sonderzuges war das Gleis 1 umgehend zu räumen, damit die
Zugmeldung für den nachfolgenden Zug abgegeben werden konnte.
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Wassernehmen am Wasserkran. Das
Rotlicht für die Nicht-Profilfreiheit des Krans kann hilfsweise
auch mal eine Baustellenlampe sein …
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Nördlich Stiege kommen die
Dampfloks stets mit Tender voran zum Einsatz. In Gernrode ist die
Bekohlung auf der Heizerseite, so dass die Lokrichtung
zwangsläufig vorgegeben war – solange die Loks keinen Tender an
der Führerhausrückwand hatten, was nur bei der 99 6001 und
den 99.22 und 99.23 der Fall war. Die 99.59 und 99.61 hatten ihren
Kohletender auf der Heizerseite.
Der Blick auf die verfallenen Häuser in Straßberg – leider wieder sinnbildlich für so
manches Haus im Harz – ist aus Anlass des Abschieds von
99 5906 einmal mit Kessel voraus möglich. Da die Wagen technisch
bedingt alle in die gleiche Richtung zeigen müssen, war
anschließend die direkte Rückfahrt der Sperrfahrt nach
Stiege und die Fahrt durch die bis 1984 angelegte Kehrschleife
notwendig.
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In Straßberg-Glasebach wurde
mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr Wasser genommen – das Fahrprogramm
war für die Versorgung der Lok eine große Herausforderung,
der Wasservorrat reichte in diesem Fall nicht von Wasserkran zu
Wasserkran. Nach dem Wassernehmen schmiert der Dampflokführer
seine Lok sorgfältig ab.
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Die Aufnahme der 99 5906 nach
Rückkehr von der Sperrfahrt und vor dem Umsetzen im Bf
Straßberg mit Kessel voran – im Regen – dürfte weitgehend
einzigartig sein.
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Bei vielen Fotografen sind Fotos
von Loks tendervoran verpönt. Nun war der Bahnbetrieb einst so
ausgelegt, dass zumindest Schlepptenderloks möglichst stets Kessel
voraus fuhren, um die maximale Höchstgeschwindigkeit erreichen zu
können, welche mit Schlepptender voraus meist niedriger war. Bei
den deutschen Schmalspurbahnen besitzen nur die Schmalspurbahnen im
Harz heute Drehscheiben – sie waren einst sinnvoll, um die Harzquerung
stets Kessel voraus fahren zu können.
Die Nordhäuser Loks wurden zu DDR-Zeiten und noch lange danach
Tendervoraus in den Harz gefahren – heute hängt es vom Lokpersonal
ab, wie die Lok von Nordhausen in den Harz fährt. So ist die
Schleifenfahrt von 99 5906 das einzige Fotomotiv der Fotofahrten, wo
die Lok tendervoraus unterwegs ist.
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Das Bild des Tages, zum Glück mit
Sonne: Die Fotofahrten rumpelten bisher nicht selten leise vor
sich hin. Auch am klassischen Ort der Alexisbader Doppelausfahrten
knarzte es etwas im Gebälk. In Höhe des Fotografen befindet
sich das Signal der Rückfallweichen im Bahnhof. Am meist
gewählten Standort waren bereits Fotografen in Stellung – hier war
noch Sortierung nach Zahler
oder Schnorrer notwendig,
dieses funktionierte dank deutlicher Kennung der Teilnehmer (was ein anderes Thema wäre …)
reibungslos.
Ein Mitglied der Fotostellenwahl, welches wohl eher unfreiwillig in
diese Rolle geriet, hatte sich jedoch eine zurückgesetzte Position
vorgestellt und stellte diese bei seiner recht späten Ankunft zur
Wahl. Diese fand bei der bereits arrangierten Fotoreihe keine
Begeisterung – das Weichensignal beeinträchtigt den optimalen
Auslösepunkt kolossal (diesen
Einfluss hätte man sich früher am Tag eher gewünscht).
Die Diskussion zog den totalen Ausfall eines Teilnehmers nach sich, der
sich danach bewusst rücksichtslos vor die arrangierte Fotoreihe
stellte, nachdem das hintere Motiv – welches er offenbar
präfererte – durchgefallen war. Der folgende Tumult war rasch mit
klaren Worten beigelegt.
Es folgte mit 25 Minuten Verspätung die Doppelausfahrt von P8966
links und P8982 rechts in Form des an den Fotozug angehängten
Triebwagens. 99 5906 geriet bei der Doppelausfahrt kurz in einen
abschattenden Rückstand zur 99 6001, was für manchen
Fotografen fatal gewesen sein könnte. Aber im letzten Moment schob
sich die 99 5906 noch aus den Schatten der 99 6001 heraus. Eigentlich ein friedliches,
verträumtes Bild, oder?
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Fotos
in Google Earth |
©
2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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