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Dienstag, 15. Juni 2021
– Reisekultur von heute
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Ein Blick wie man ihn selbst aus
Kindheitstagen noch in Erinnerung hat. Aus dem ersten Wagen vom
verschlossenen, lauten Wagenende auf die Zuglok – beim Autoren meist
V200 oder BR 103. Der Blick auf den Zughaken, an dem die wirkenden
Kräfte zu sehen sind, wenn der Zug beschleunigt und der gefederte
Zughaken ein Stück aus der Lok gezogen wird. Die Zuglok ist längst
keine V200 oder eine 103 mehr, heute kommen durchweg moderne
Drehstromloks zum Einsatz – soweit nicht ohnehin Triebzüge lokbespannte
Züge abgelöst haben
Am Dienstag führte der Weg in die
Zeitblase von Hamburg nach Köln – der
preisgünstigste dabei zum FLIXTRAIN.
Dieser nahm Mitte Mai
seinen pandemiebedingt eingestellten Betrieb mit neuen
Eisenbahnverkehrsunternehmen wieder auf – die bisherigen Partner
wurden entweder insolvent (LEO
Express) oder beendeten im Falle von BTE von sich aus die
Zusammenarbeit mit der FlixMobility GmbH.
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Mit den Unternehmen SVG, IGE, UEF und der NeS hat die FlixMobility GmbH neue Partner für
den Betrieb des FLIXTRAIN gewinnen können und lässt 135 ehemalige
InterRegio-Wagen der DB bei Talbot
in Aachen entkernen und als Großraumwagen neu ausbauen. Einige dieser Wagen kommen in Schweden zum Einsatz, wo Hector Rail für FLIXTRAIN die
Verbindung Stockholm – Göteborg bedient.
Wie diese Reisekultur anno 2021 aussieht, sieht man auf der obigen
Aufnahme anschaulich. Nach dem Entkernen der früheren InterRegio-Wagen
– welche Ende der 1980er Jahre mit Sitzlandschaften
gestaltet wurden, die nur noch fünf Sitze je bisherigem
Abteil umfassten – wurde in die Wagen eine Reihenbestuhlung eingebaut,
mit Sitzabständen, wie sie im Reisebus üblich sind und gegenüber der
Abteilzählweise einen nochmals verdichteten Sitzteiler haben.
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Die in den
Wagen verbliebenen Übersetzfenster lassen sich nur noch rund fünf
Zentimeter herunterziehen. Die am Dienstag bereits recht hohen
Außentemperaturen ließen zunächst befürchten, dass entweder die
Durchlüftung nicht reicht, oder zuviel Durchlüftung in den den Wagen zu
geschlossenen Fenstern führt. Beides war nicht der – im Wagen ließ es
es recht gut aushalten, wobei dei Wagen aktuell nur bis zur Hälfte
besetzt werden. Ob bei einem wirklich ausgebuchten Zug das Reiseklima
im Sommer auch noch vergleichbar sein wird? Fazit bleibt, kein
Vergleich zu früher – aber wer FLIXTRAIN fährt, will sparen. Für 20
oder weniger Euro nach Köln bei Full-Service, das passt nicht zusammen.
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In
Köln fuhr nach dem Aussteigen im Augenwinkel des Fotografen eine
verkehrsrote 111 mit n-Wagen am Haken in den Hauptbahnhof ein.
Eigentlich sind die rund 5.000 zwischen 1958 und 1980 gebauten
früheren Silberlinge – einst bundesweit DER Nahverkehrswagen – von den Schienen verschwunden. Nur in Baden-Württemberg kommen noch einzelne n-Wagen in Ausflugszügen bei DB Regio
zum Einsatz. Unvergessen sind die oft in alter Form erhalten
gebliebenen gemütlichen Sitze – seit der Modernisierung in den
1990er Jahren verloursbezogen. Und die zu öffnenden Fenster, an
denen man sich den Fahrtwind um die Ohren wehen lassen konnte – oder
dem Reisenden bei Regen aus dem Ecken auch mal das Regenwasser auf die Kleidung oder ins Gesicht spritzte…
Dass im Jahr 2021 noch fast täglich n-Wagen zum Einsatz kommen ist
oft in Verkehrsverträgen auf Kante genähten
Fahrzeugbeständen zu verdanken. Entweder reichen nach
Unfällen oder bei zusätzlichen Verkehren die knapp
berechneten Reserven nicht aus, um alle Leistungen fahren zu
können – oder die Hersteller kommen mit der zugesagten Lieferung
von Neufahrzeugen in Verzug bzw. haben Probleme bei der Zulassung der
Fahrzeuge.
Eine neue Facette bei Ersatzverkehren wird aktuell das
zwar-Vorhandensein der Neufahrzeuge im zugelassenen Zustand, aber
Streitigkeiten zwischen Verkehrsunternehmen und Hersteller über
die Instandhaltung der Fahrzeuge verhindern einen Einsatz der
Züge. Dieses Szenario droht zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021
in Bayern, wo Go-Ahead Bayern das E-Netz Allgäu übernehmen wird, sich jedoch mit dem Hersteller Stadler über die mit dem zur Transmash-Gruppe gehörenden Wartung bei der TMH International AG nicht verständigen kann. So wechselte der Fotograf rasch den Bahnsteig und lichtete die 111 200 der GfF Gesellschaft für Fahrzeugtechnik mbH vor dem auf der RB48 verkehrenden Wendezug von TRI ab.
Die GfF aus Crailsheim ist nach TRI und WFL der dritte große
Mitspieler bei den Ersatzverkehren. Die GfF besitzt aktuell neben den
beiden Loks 111 056 und 111 200 auch eine Lok der Reihe E10, die 115
459. Aktuell kommt die 111 200 vor den von TRI gefahrenen
Ersatzzügen auf der RB48 zum Einsatz, da die TRI-110 469 noch in
Dessau zur Hauptuntersuchung weilt und die zweite TRI-110, die 110 428
bis Mitte Juni in Baden-Württemberg vor den dortigen
Ersatzzügen zum Einsatz kam.
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Fotos
in Google Earth |
©
2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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