|
|
|
|
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
6
|
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
24 |
25 |
26 |
27 |
28 |
29 |
30 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Mittwoch, 9. Juni 2021
– Strandbetrieb
|
|
|
|
Bei
den Museumsbahnen am Schönberger Strand hat die Saison 2021
begonnen, seit Ende Mai öffnen die Beherbungsbetriebe wieder und
die Fallzahlen der Corona-Infizierten geht weiter zurück – aktuell
liegt die Inzidienz im Bundesland bei 10. Beruhte der touristische
Betrieb im letzten Jahr noch auf dem Prinzip Hoffnung, stehen dieses
Jahr breite Testmöglichkeiten und die fortschreitende Impfung der
Bevölkerung als Werkzeuge zur Verfügung, die Zahlen im Herbst
nicht wieder hochschnellen zu lassen.
Auch die Museen öffnen nach und nach wieder, die
Museumsstraßenbahn des Vereins
Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. (VVM)
am Schönberger Strand verkehrt bereits seit März wieder, die
Eisenbahn seit Ende Mai. Die Öffnungen werden von vielen Branchen
sehnsüchtig erwartet, die in der Regel auf ehrenamtlicher Basis
betriebenen Museumsbahnen brauchen diese dringend – die Einnahmen sind
weggebrochen, während Kapitalkosten und Zeitfristen der Fahrzeuge,
Anlagen etc. weiterliefen und nur teilweise mit staatlicher Hilfe
aufgefangen werden konnten.
Der VVM bietet dieses Jahr einige Sonderbetriebstage bei Straßen-
und Eisenbahn an, wo die Vielfalt des historischen Betriebes auf
Schienen erlebbar wird. Der erste Sonderbetriebstag dieses Jahr war am
Sonntag, weitere Sonderbetriebstage sind bis Saisonende jeweils am 1.
Sonntag im Monat – der nächste Sonderbetriebstag im Juli wird sich
der Eisenbahn widmen. Heute wurde auf der Straßenbahn der
Wochenbetrieb gefahren, welcher bis Saisonende mittwochs, in der
Hauptsaison auch donnerstags und an einzelnen weiteren Tagen
stattfindet. Zusätzlich zu den „normalen“ Betriebsfahrzeugen
zeigte sich auch der Hamburger Lehrwagen 3999, welcher vor rund 10
Jahren äußerlich aufgearbeitet wurde, aber u.a. im Innenraum
noch hergerichtet werden muss, ehe er als Betriebswagen zugelassen
werden kann. Hier schaut das Fahrzeug bereits aus der Halle,
während der Berliner Verbundtriebwagen TM36 3495 seine Runden auf
der frisch mit Graphit geschmierten Strecke dreht.
|
|
|
1955,
vier Jahre nach dem Ende des V6-Baues und zwei Jahre nach
Inbetriebnahme der ersten V7-Triebwagen, wurde der Lehrwagen 2001 als
speziell ausgestattetes Unterrichtsfahrzeug auf V6-Basis gebaut. Hier
passiert der 1968 zum 3999 umgebaute Wagen die vor einigen Jahren
für den Betrieb auf „Kieler Spur“ eingerichtete Haltestelle
Gleisdreieck.
|
|
In
Gegenrichtung in der Nordschleife. Hinter dem Tramport ist ein
COVID19-Testzentrum eingerichtet worden, was die Platzverhältnisse
hier aktuell zwar etwas einschränkt, dem Verein in der
Öffentlichkeit aber zu Präsenz verhilft, da sich Touristen
während des Aufenthaltes regelmäßig testen lassen
müssen und dabei in direkten Kontakt mit den Museumsbahnen des VVM
kommen.
|
|
Der
Triebwagen 202 aus Hannover steht in der Südschleife ausgestellt,
für das ebenfalls auf dem Gleis stehende Fahrgestell wird derzeit
am Tramport eine separate Aufstellung gebaut.
|
|
Am
Museumsbahnhof war derweil die Einrichtung des Trolleyfängers in
Aktion zu erleben, welcher bei einer Stangenentgleisung diese umgehend
herunterzieht. Beim anschließenden Neuspannen des Fangseils muss
sorgfältig vorgegangen werden, da die Federkraft des Fängers
enorm ist und bei einer ungewollten Auslösung des haltenden
Mechanismusses schmerzhafte Spuren hinterlassen kann.
|
|
Die
Standzeit konnte genutzt werden, den 3999 von innen abzulichten, wo
sich die Aktiven derzeit um die technischen Einrichtungen des
Lehrwagens kümmern. Damit die Schüler stets sehen, was vorne
bei Anwärter und Lehrer vorgeht sind die Sitzplätze im
Gegensatz zu den Serienwagen in der Höhe gestaffelt.
|
|
Im
hinteren Bereich wurden die Schaffnerausbildungen durchgeführt und
der Wagen bekam hinten beim Umbau 1968 eine V6-Falttür,
während der Lehrwagen ansonsten als einziger V6 weitgehend im
Ursprungszustand blieb und so auch keine
Leuchtstofflampen bekam. Die beige Türfarbe fand sich auch an den
DT1-Türen der Hochbahn, wie sich so manches Detail aus den
Großraumwagen auch in den Hochbahnwagen der damaligen Zeit
wiederfindet.
|
|
Im
Zuge des Umbaues des Lehrwagens zum 3999 wurde unter anderem auch die
große, durchgehende Frontscheibe durch Einheitsgrößen
aus dem V6E-Serienumbau ersetzt.
|
|
Funktionsfähig
ist inzwischen auch wieder die Bremsversuchswarnanlage, die den
nachfolgenden Autofahrer warnte – der mitfahrende Schaffnerlehrer gab
zuvor über einen Taster seine Zustimmung, um Gefährdungen des
nachfolgenden Verkehrs auszuschließen. Links die in Aufarbeitung
befindlichen V2- und Z2u-Triebwagen, von dem einzelne bereits
aufgearbeitete Inneneinrichtungsteile vor dem Fahrzeug auf den Einbau
warten.
|
|
Rechts
vom Z2u 2734 der „Historische“, der Z1 656. Er bekommt derzeit einen
neuen Schienenräumer nach originaler Vorlage. Im Hintergrund eine
mögliche Baustelle für die kommenden Jahrzehnte, der Z2Bu
1786.
|
|
Am
Ortseingang von Schönberger Strand steht an Betriebstagen meist
ein Fahrzeug als Werbeträger. Hier steht der Berliner TM36 3495
auf dem beim Streckenbau zu Beginn der 1990er Jahre für einen
damals angedachten Ausbau zu einem Rundkurs als Vorleistung angelegtem
Gleisstummel. Die dazu nötigen Grundstücke sind inzwischen
bebaut – angedacht ist mittelfristig eine Verlängerung in die
„Büx“ eine Freifläche in der Bahnhofseinfahrt, die
künftig für (Ersatz-)Stellmöglichkeiten
hergerichtet werden soll.
|
|
Der
Beiwagenbetrieb ist am Strand an Tagen mit hohem Besucheraufkommen
üblich, zu Coronazeiten ermöglichte der Beiwagenbetrieb auch
bei weniger Andrang flexiblen Betrieb – mit dem aktuell nötigen
Abstand.
|
|
Einfahrt in die Hst Spielplatz.
|
|
Zum
Zeitreisen bitte einsteigen! Blick aus dem V2B 1306 auf V3 2970 und
TM36 3495. Auch wenn es nicht augenfällig ist, die Sitze im V2
sind gepolstert.
|
|
Für
den Betrieb mit Beiwagen wird ein zusätzlicher Schaffner
benötigt, sodass in den letzten Monaten der Braunschweiger
Düwag-GT6 7553 ein unverzichtbares Betriebsfahrzeug im
Einmannbetrieb war, da hier praktisch durchweg die nötigen
Abstände eingehalten werden konnten. Dadurch konnte die 2020
begonnene Neulackierung in Braunschweiger Farben noch nicht
abgeschlossen werden. Aber aus Braunschweiger Expertenwissen ist
überliefert, dass dort auch einmal kurzzeitig ein GT6 in
weiß mit orangefarbenen Dach im Einsatz stand.
|
|
Als
6 zum Schloss. Dass durch die Corona-Teststation am Museumsbahnhof
unbedarfte Besucher auf die Museumsbahn aufmerksam werden, merkte man
am Mittwoch deutlich – nicht nur einmal fragten Besucher wann die Bahn
zum Schloss denn abfahren würde. Was bringt moderne Anzeigetechnik
nicht alles…
|
|
Gegen
16 Uhr begann das allmähliche Aufräumen auf der Strecke. Der
Auslauf am Mittwoch war doch etwas höher als an Regelbetriebstagen
üblich und so war in Richtung Betriebsschluss einiges
aufzuräumen. Zunächst sollte der Berliner 3495 vom
Abstellplatz in der Südschleife abgeholt werden, auf dem Weg
dorthin kontrollierte der mitfahrende Schaffner noch zuvor aufgetretene
Auffälligkeiten im Beiwagenbetrieb.
|
|
Der TM36 setzt auf seinen
Abstellplatz, vorbei am Braunschweiger GT6 7553.
|
|
Um
auch den Beiwagen 1306 wegsetzen zu können, war eine weitere Fahrt
durch die Südschleife nötig – um 16 Uhr liegt die Strecke
zwischen den Schleifen für Fotos allmählich gut im Licht.
|
|
Der
1306 wird in die Wagenhalle weggesetzt. Die Gleichheit der
Konstruktionen von Trieb- und Beiwagen V2 führte in den 1930er
Jahren zu Umbauten von Beiwagen zu Triebwagen. Im Gegensatz zu den
modernisierten Triebwagen, die auch neue Kopfformen erhielten, blieben
die V2B Zweirichtungswagen und damit weitgehend im originalen
Erscheinungsbild der V2.
|
|
Der
2970 drehte anschließend noch solo einige Runden über die
Anlage, vom Fahrgastaufkommen her fast Hauptverkehrszeit… Das Plakat
der Teststation holt den Betrachter aber schnell aus der Zeitreise.
|
|
Die
manchmal unverhoffte Begegnung mit der Technik von vorgestern sorgt bei
Groß und Klein regelmäßig für Begeisterung. So
wird die Technik auch schon einmal vom Nachwuchs genau inspiziert und
anschließend erfahren.
|
|
Der
V3 wurde 1937 als moderner Nachfolger der noch in Holzbauweise
erstellten V1 und V2 in Dienst gestellt. Der Wagenkasten war in der
inzwischen längst üblichen Stahlbauweise erstellt, die
Räder in den Drehgestellen hatten im Querschnitt nur noch 660mm
Durchmesser,
so dass die sonst übliche Stufe im Fahrgastraum entfallen konnte.
Der Fahrschalter war unterflur angeordnet und die in den
Widerständen anfallende Wärme wurde erstmals zur Heizung
genutzt. Den fünf Wagen folgte zu Beginn der 1940er Jahre der noch
innovativere V4, von denen allerdings kein Wagen den Krieg
überlebte.
Der zunächst als 3064 bezeichnete Wagen wurde bereits 1942 zum
Einrichtungswagen, die nun funktionslosen Türen wurden 1946 durch
Bleche und Scheiben ersetzt und den Technik weiter dem V2 angepasst
Seine ursprüngliche Front mit der dreigeteilten Frontscheibe
behielt der Wagen auf der hinteren Seite trotz aller Modernisierungen,
die dem Wagen u.a. auch V6-Drehgestelle brachten, bis zur Ausmusterung.
|
|
Zeit
hinterlässt immer Spuren, auch wenn sie 70 Jahre alt sind. Im
Auslieferungszustand besaß der V3 keine Linienschildkästen,
die Linien waren im Zielschildkasten mit integriert. Zusätzlich
besaß der Wagen zwei farbig beleuchtete Lichter über dem
Zielschildkasten. Aufnahmen aus den 1950er Jahren zeigen den heutigen
2970 noch ohne Linienschildkasten, aber schon ohne Linienlichter. Die
Spuren der Lichter sind am V3 noch heute zu erkennen.
|
|
Zum
Abschluss der Reihe noch der Braunschweiger GT6 7553 in bestem
Abendlicht, mit Baujahr 1975 der jüngste Wagen im Bestand. Bereits
ein Jahr später begann der VVM die Museumsbahn am Schönberger
Strand aufzubauen… Trotz (oder
wegen?) des jungen Alters erfreut sich
der Düwag-GT6 bei den Besuchern großem Interesses.
Spätestens nächstes Jahr wird sich der Triebwagen dann in
Braunschweiger Lackierung und Beschriftung zeigen und dann
vollständig in der historischen Sammlung von Straßenbahnen
aus dem nördlichen Deutschland angekommen sein.
|
|
Fotos
in Google Earth |
©
2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
Nach
oben |
|