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Sonntag und Montag, 21. &
22. April 2019
– Zu Ostern durch die Probstei
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Der Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn
e.V. (VVM) betreibt seit 1976 an der Ostseeküste zwischen
Schönberg und Schönberger Strand Museumsverkehr, der im Mai
1975 im Personenverkehr aufgegebene Abschnitt der Kiel-Schönberger Eisenbahn (KSE)
ist seit 1983 im Eigentum des Vereins und der Gemeinde Schönberg –
nach Gründung der Stiftung
norddeutsche Bahnmuseen (SndB) übernahm auch diese Anteile
an der Strecke, welche Ende der 1980er Jahre in originaler
Kiesbettung
durchgearbeitet wurde.
Die seit 1997 vorangetriebenen Bemühungen, die Strecke Kiel –
Schönberg (– Schönberger
Strand) wieder
für den Personenverkehr in Betrieb zu nehmen waren letztendlich
erfolgreich und eigentlich sollen bereits seit Dezember 2016
Regionalzüge auf der Gesamtstrecke verkehren. Die Bauarbeiten
verzögerten sich sich bisher mit Regelmäßigkeit, nur
bis Kiel-Oppendorf wird seit September 2017 im Stundentakt
gefahren.
Unter anderem die Bauverzögerungen führten zu deutlichen
Kostensteigerungen beim Wiederaufbau von Hein Schönberg, derzeit wird
von bis zu 50 Mio EUR Gesamtaufwand ausgegangen, 15 Mio EUR mehr als
zuletzt
angenommen. Das von der FDP geführte Verkehrsministerium in Kiel
stellte Ende März 2019 die Reaktivierung – oder
Teile davon – in Frage. Der weitere Fortgang ist offen,
mit einem Abbruch der weiteren Arbeiten rechnet derzeit aber niemand.
Das prächtige Osterwetter lud zu einem Besuch an der früheren
KSE-Strecke ein, die zwischen Kiel-Gaarden und Schönberg von der
AKN und zwischen Schönberg und Schönberger Strand vom VVM betrieben
wird. Mit etwas Höhe im Gepäck kommt die
blühende Landschaft der Probstei gut zur Geltung, als die Ende
Dezember 2018 wieder in Betrieb genommene V20 039 mit P41 Stakendorf
erreicht.
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Bei Passade liegt einer der
fotogensten Abschnitte der früheren KSE-Strecke. Der Abschnitt
Schönkirchen – Schönberg diente die letzten Jahre praktisch
nur noch
der Abstellung der VKP-Lok im Lokschuppen in Schönberg,
Güterverkehr gab es ab Schönkirchen nicht mehr. Nach Aufgabe
des VKP-Eisenbahnbetriebes 2006 wurde um die Zukunft des Abschnitts
gerungen, da die Verkehrsbetriebe
Kreis Plön GmbH (VKP) als Infratrukturbetreiber keinen
Nutzen in der Strecke mehr hatten und nur der VVM gelegentliche Fahrten
mit Museumszügen nach Kiel veranstaltete.
2008 wurde in Anbetracht der möglichen Reaktivierung der KSE
für den Personenverkehr die Strecke von der VKP durchgearbeitet,
um die Strecke noch für einige Jahre im bisherigen Zustand
betriebssicher betreiben zu können. Seit 2014 ist die AKN Eisenbahn GmbH
Infrastrukturbetreiber und plant die Streckenerneuerung. V20 039 hat
den Bü Eichsollskamp passiert und erreicht Passade.
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Kräftig gerodet wurde
am Bü Landgraben mit der alten Tankstelle, in diesem Bereich soll
die Trasse bei der Streckenerneuerung leicht verschoben werden.
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Am Passader Weg passiert die V20
039 mit dem P42 nach Schönberger Strand den Feldwegübergang
nach Prasdorf.
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Mit HU-Datum vom 16. März 2019
ist nach vielen Jahren die Lok V 11 wieder betriebsfähig – die
1935
bei den Deutsche Werke Kiel AG (DWK)
gebaute Lok wurde an die Kleinbahn
Freienwalde-Zehden AG geliefert und dort als Lok 3 in Betrieb
genommen. Schon 1937 wurde sie an die Kleinbahn
des Kreises Ostprignitz weitergegeben, wo sie die Nummer 600
erhielt und auf der Strecke Pritzwalk – Putlitz – Suckow eingesetzt
wurde. 1941 gingen alle normal- und schmalspurigen Kleinbahnen der
Prignitz in den Kleinbahnen der
Kreise West- und Ostprignitz auf und die DWK-Lok wurde zur 5-320.
Nach Kriegsende befand sich die Lok in den westlichen Besatzungszonen
und kam 1947 zur AKN, die sie zunächst als V 2 bezeichnete.
Die zuletzt als V2.011 geführte Lok wurde 1971 mit Motorschaden
abgestellt und kam 1973 als Leihgabe zum VVM, seit 1995 ist sie im
Eigentum des Vereins.
An den Osterfeiertagen kamen Sonntag und Montag vor den drei Zugpaaren
nach Schönkirchen zum Ostereiersuchen alle drei derzeit
betriebsfähigen Loks des VVM nacheinander
zum Einsatz. Die Mittagsleistung
P43/P44
bespannte die V 11, zusammen mit den Wagen KSchE 15, AK 16 und BGE 26
ein stilechter norddeutscher Museumszug – hier P43 wieder am Bü
Passader Weg.
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Die Station Stakendorf besteht aus
typischem Kleinbahn-Bahnsteig, einem Stationsschild, einem
Streckenfernsprecher und einer Weiche – der Mindestausstattung eines
Bahnhofs. Hier zweigten im ersten und zweiten Weltkrieg zwei
Anschlussgleise zu
Flugabwehrstellungen ab. Eines der beiden Gleise ist bis heute
teilweise erhalten, mit dem Ausbau für den Regionalverkehr wird
das Gleis
entfallen – die Bahnsteigkante ist zum Erhalt vorgesehen.
Lok 01 erreicht den Bf Stakendorf mit P45, der letzten Fahrt des Tages
nach Schönkirchen.
Die 1960 bei MaK in Kiel
gebaute Lok ist seit Juli 2009 beim VVM und
war zuletzt in Uetersen bei der CFL cargo Deutschland GmbH
eingesetzt, welche 2001 aus der Güterverkehrssparte der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft (NEG)
hervorging.
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Die Straßenbahn am
Schönberger Strand stand heute
nicht im Mittelpunkt, aber zwei Fotos der im Betriebsdienst
eingesetzten Fahrzeuge fielen dennoch ab. Der Berliner TM36 3495
erreicht im besten Abendlicht als Linie 3 zur Osloer Straße die
Südschleife.
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Der V3 2970 ist mit einem
Steckschild ausgerüstet, welches auf das Jubiläum „125 Jahre
elektrische Straßenbahn in Hamburg“ hinweist. Der Tag der Straßenbahn 2019 am
6. Juli wird entsprechend im Zeichen „125 Jahre Elektromobilität
in Hamburg“ stehen und daran erinnern, dass Elektromobilität keine
neue Erfindung ist, sondern ökologisch unbedenkliche Formen im
öffentlichen Personennahverkehr auf der Straße längst
erfunden und bewährt sind.
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Weit fortgeschritten ist die
Hauptuntersuchung des 1938 gebauten Wismarer
Schienenbusses T 2 der früheren Bleckeder Kleinbahn, welche 1944 in
die Osthannoverschen Eisenbahnen
(OHE)
aufging. 1965 übernahmen die „Hamburger Verkehrsamateure“ den bei
der OHE als VT 509 bezeichneten Triebwagen als erstes
Eisenbahnfahrzeug. Nach jahrelanger Unterstellung in Niedermarschacht
kam der Triebwagen 1970 nach Hamburg-Billstedt, ehe er zum
Schönberger Strand kam und seit 2005 wieder als T 2 hergerichtet
ist.
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Am Ostermontag fand das
Bilderbuchwetter seine Fortsetzung, so dass es nochmals in Richtung
Ostsee ging um die drei Zugpaare abzulichten. Verfolgt werden sollte
der von V 11 geführte P43 – die von Lok 01 gefahrene
Vormittagsleistung P42 wurde zuvor entlang der Hügellandschaft der
Holsteinischen
Schweiz bei
Passade abgewartet.
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Die Infrastrukturgrenze von AKN und
VVM liegt am Bü „Große Mühlenstraße“ in
Schönberg. Im Hintergrund der Bahnhof Schönberg(Holst) mit
dem VKP-Betriebshof. Fährt Lok 01 bereits auf Kiesbettung,
läuft der letzte Wagen noch auf leichtem Schotteroberbau.
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Direkt am Bahnhof Schönberg
liegt eine der letzten größeren unbebauten Flächen
Schönbergs. Die Wiese ist idealer Standort, um die 1829 erbaute Schönberger
Mühle zusammen mit dem Museumszug des VVM in Szene zu
setzen. P43 erreicht von der Lok V 11 gezogen den Bf
Schönberg(Holst).
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Typische Kleinbahntrasse mit
häufigen Neigungswechseln. V 11 passiert den blinklichtgesicherten
Bü Eichsollskamp vor Passade.
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Betriebshalt am Bf Probsteierhagen.
Noch strahlen die Bahnanlagen die Gemütlichkeit der früheren
Jahre aus.
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Nach dem Willen von Kommunalpolitik
und Infrastrukturbetreiber soll der Verkehrshalt Probsteierhagen
künftig westlich an der Lindenstraße liegen, was betrieblich
fraglos einfacher wäre – die Bevölkerung möchte jedoch
den
bisherigen Halt behalten. Angesichts der aktuellen Diskussionen um Hein
Schönberg darf man auf die endgültige Lösung gespannt
sein. V 11 fährt deutlich hör- und sichtbar aus.
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In Schönberg wurde derweil die
Lok 01 abgestellt und die V20 039 für das dritte Zugpaar des Tages
startklar gemacht. Im Bf Schönberg(Holst) stehen zwei
Güterwagen zur
Anschauung abgestellt – der am Tor stehende und zum
Betriebspark gehörende Gms 39
wird derzeit aufgearbeitet.
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V20 039 ist für Lz126
startklar, die Schlussscheibe für die Leerfahrt bereits
aufgesteckt. Lok 01 hat den Rest des Tages dienstfrei.
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V20 039 erreicht in fast
modellbahnhafter Atmosphäre den Bf Stakendorf mit der letzten
Fahrt nach Schönkirchen. Wenn alles wie bisher projektiert
weitergeht, werden hier in zwei Jahren LINT41-Triebwagen von DB Regio mit 60 km/h auf neu
gebauter Infrastruktur durchrauschen.
Mein Dank geht an alle
VVM-Aktiven, die zu Ostern alle Register des möglichen Betriebes
gezogen haben und den zahlreichen Fahrgästen in Groß und
Klein einen Osterausflug bei Kaiserwetter mit der guten alten Eisenbahn
ermöglicht haben.
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Fotos
in Google Earth |
©
2019 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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