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Montag, 23. März
2015
– Schatten über Lummerland
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Unerwartet
wurde am 19. März das "Aus" für die seit Mitte Dezember 2014
von der Hanseatischen Eisenbahn GmbH
(HANS)
zunächst eigenwirtschaftlich angebotenen Verkehre der Mecklenburgischen Südbahn
zwischen
Malchow und Parchim zum 31. März 2015 verkündet, nachdem der
Landkreis
eine finanzielle Beteiligung am Betrieb der vom Land zum Dezember 2014
abbestellten Verbindung ablehnte.
Eigentlich war ein Besuch an der Strecke im Laufe des Frühjahrs
geplant, doch blieben jetzt noch genau 12 Tage für einen Besuch,
bevor
auf dieser lange umkämpften Bahn das Licht ausgeht. Ein Blick auf
die
Wetterkarte zeigte für Montag ausreichend Sonnenstunden an, so
dass
sich eine spontane Tour anbot.
Früh am Morgen ging es los, um den Frühzug auf der Strecke
Putlitz –
Pritzwalk umsetzen zu können. Die Strecke Putlitz – Pritzwalk ist
ein
Positivbeispiel zur Erhaltung einer sonst bundesweit fast
ausgestorbenen Art von Bahnstrecke, der klassischen Stichbahn abseits
der Magistralen. Obwohl das Land Brandenburg auf dieser Strecke bereits
seit Dezember 2006 keine Züge mehr bestellt, wird der Betrieb der
Strecke bis heute durch lokales Engagement von Unternehmen und
Kommunalpolitik am Leben gehalten und die Züge sind
vergleichsweise gut
besetzt.
Der heute anstelle des üblichen Uerdinger Schienenbusses
eingesetzte
504 002 erreicht Kuhbier, dessen bekannte Ortsdurchfahrt aktuell
saniert wird – das klassische Motiv des Bahnübergangs ist zwar
noch
nicht in Arbeit, doch wird dieses eher eine Frage von Wochen sein.
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Auf dem
abbestellten Abschnitt Parchim – Malchow der Mecklenburgischen
Südbahn
kam heute
der 504 001 der HANS zum Einsatz. Der
Zug fährt bei bestem Morgenlicht ohne Halt und spärlich
besetzt durch
den 2004 vom Bahnhof zum Haltepunkt degradierten Hp Gallin – noch
erkennbar die funktionslose zweite
Bahnsteigkante.
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Die Mecklenburgische Seenplatte hat
sich zu einer bedeutenden Tourismusregion in
Mecklenburg-Vorpommern entwickelt. Die Eisenbahnlinien der Region
stehen jedoch alle mehr oder minder auf der Kippe – eine erfolgreiche
Einbindung in das Tourismuskonzept fehlt trotz vieler
Versuche bis heute. So wird ab dem 1. April kein Zug mehr den Penzliner
See passieren, wie hier der 504 001 auf der Fahrt nach
Parchim.
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Der Haltepunkt Passow hat einmal
bessere Zeiten gesehen – übrig geblieben aus den Zeiten vor 1991 (Umwandlung zur Haltestelle, seit 1994 nur
noch Hp) sind durchgehendes
Streckengleis und ein bewohntes Beamtenwohnhaus. Empfangsgebäude
und
Güterboden stehen leer.
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Nachdem auf der Südbahn die
mittägliche Zugpause eingesetzt hat, war Gelegenheit nach
Perleberg zu
wechseln, wo dreimal wöchentlich ein Güterzug der EGP von
Wittstock
nach Wittenberge verkehrt. Zum Einsatz kamen hier lange
planmäßig zwei
Loks
der Reihe V100 – zweimal V100 ergibt V200 und entsprechend kommt seit
einigen
Jahren auch eine Lok der Reihe V200 vor diesen Zügen zum Einsatz.
Zunächst war es die modernisierte 221 106, seit Mai 2014
verstärkt von
der im Originalzustand aufgearbeiteten 221 136 in der aktuellen
EGP-Farbgebung. Doch leider ließ
sich
heute der 55113 nicht zur üblichen Planzeit blicken – wie sich
später
herausstellte hatte die Hinleistung 55112 nach Wittstock rd. 330
Minuten Verspätung.
So muss an dieser Stelle der Platzhalter 646/946 reichen, doch ist
dieser ggf. schneller als die EGP-Güterverkehrsleistung
historisch, denn zum Dezember 2016 werden hier nach einer
Neuausschreibung modernisierte Gebrauchtfahrzeuge vom Typ LINT 41 zum
Einsatz kommen.
Die GTW der Fa. Stadler gehören dann nach 15 Jahren zum Alteisen.
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Ein Versuch der Einbindung der
regionalen Eisenbahnen sind die Eisenbahnromantik-Hotels der ENON Gesellschaft mbH & Co. KG,
welche in Meyenburg und Plau am See eingerichtet wurden. Vor dem Hotel
in Plau am See, recht idyllisch abseits der Bahn im Wald gelegen, steht
die 201 068 als Denkmal aufgestellt.
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Ein im Umfeld der umfangreichen
Gleisanlagen des Bf Karow verloren wirkender 504 001 verlässt den
Bahnhof in Richtung Malchow. Auf Ausfahrten von langen
Güterzügen mit
schwer arbeitenden Loks wartet man heute vergeblich. Zu DDR-Zeiten
haben Karow täglich rund 50 Güterzüge verlassen, von
dieser
Betriebsamkeit ist in Karow nichts geblieben – am 31. März 2015
wird
der letzte Zug den Bahnhof verlassen dann kehrt hier völlige Ruhe
ein.
Immerhin plant die Regio Infra
Nord-Ost GmbH als Betreiber der Anlagen vorerst keine
Stilllegung der Infrastruktur, sondern will sie weiterhin
betriebsbereit vorhalten.
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Noch kurbelt der Fahrdienstleiter
des Stellwerks B im Bf Karow achtmal täglich die Schranken
herunter und
der Triebwagen der HANS passiert das imposante Bahngelände.
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Auf einem Bahnhof, wo nach einer
Stellfafel auf dem Bahnhofsvorfeld bis zum Ende der DDR täglich
rund 50 Güterzüge und 20 Reisezüge den Bahnhof
verließen, waren naturgemäß entsprechende Betriebs-
und Nebengebäude erforderlich. Eine Aufsicht gibt es schon seit
Jahren nicht mehr in Karow, die Tür dorthin ist vernagelt.
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Zwischen
1884
und 1938 entstanden die heutigen Gebäude des Bahnhofs Karow. Nach
Niedergang der Eisenbahn in der Prignitz und an der Mecklenburgischer
Seenplatte sind die Bauten in Karow heute verlassen und sich selbst
überlassen.
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Das Gelände ist unwirtlich und
allerorten vernagelte Fenster und Türen.
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Die Anlagen waren einst aufwendig
und ansprechend gestaltet worden. Welch Kleinod würden hier
vorbildlich
restaurierte Anlagen abgeben?
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Dass hier menschliche
Bedürfnisse
verrichtet werden konnten, ist schon länger her.
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Ein einsamer Isolator hat die
Zeiten überstanden.
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Aller Protest gegen die Stilllegung
der Südbahn hat nichts gebracht. Wenn die örtliche Politik
nicht
mitzieht, hat kein Unternehmen eine Chance.
Was Unternehmen erreichen können, wenn engagierte Leute hinter
diesen
Projekten stehen, haben die letzten 20 Jahre in der Prignitz gezeigt.
Alle Unternehmen, die seitdem hier für Betrieb gesorgt haben –
begonnen
mit der Gründung der Prignitzer Eisenbahn bis zu den heute unter
der
ENON Gesellschaft mbH & Co. KG angesiedelten Unternehmen – gehen
auf das Engagement des ehemaligen DB-Lokführers Thomas Becken
zurück.
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Seit längerem
größtenteils gesperrt ist auch der zuletzt noch genutzte
Bahnsteig 1.
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Der Triebwagen der HANS nutzt nur
noch den nördlichen Zipfel vom Bahnsteig 1 mit dem erhaltenen
Wasserkran aus Dampflokzeiten.
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Hier wird kein Reisender mehr Platz
nehmen und bei warmen Sonnenstrahlen auf den nächsten Zug warten.
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Die Treppe zur Verbindung der
Bahnsteige und Bahnhofsvorplatz – seit ihrer Sperrung vor 15 Jahren
funktionslos.
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Vor fast 30 Jahren dürfte auf
allen
Gleisen rege Betriebsamkeit geherrscht haben, heute eher ein "Lost
Place". Im Hintergrund der 1907 erbaute frühere Guts-Wasserturm,
heute
leerstehend und verfallend.
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Nicht besser ergeht es dem
Wasserturm der Bahn am Bahnhof.
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Kurz wird die Stille vom 504 001
der
HANS unterbrochen und nach dem Ausstieg einer Reisenden mit
Einkäufen –
vermutlich aus Lübz kommend – fährt dieser in Richtung
Malchow weiter.
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Ein Blick dem Triebwagen hinterher:
Das Wärterstellwerk B1 ist aktuell noch besetzt – die Arbeit dort
aber
überschaubar.
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Nur noch klein ist der 504 001, als
er die Ausfahrsignale des Bahnhofs passiert und Ruhe kehrt ein – wenn
man vom Autolärm der parallel der Bahnlinie
nach Pritzwalk führenden B103 einmal absieht...
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Willkommen am Bahnhof -> zu den
Zügen. Ab 1. April wartet der Reisende vergeblich.
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Zu Kleinteilen hat die
örtliche
Dorfjugend den früheren Zierbrunnen verwandelt. Die Stelltafel
redet
von "Bahnhof Karow, Zeuge der Verkehrsgeschichte". In diesem Fall ist
der Brunnen Zeuge des Niedergangs eines Bahnhofs und eines ganzen
Eisenbahnnetzes in der Region.
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Die Deutsche Reichsbahn war einst
auf ihr
Oberbauerneuerrungsprogramm stolz. In den 1970er und 1980er Jahren
wurden mit Umbauzügen große Teile der Gleisanlagen der DR
erneuert. Im
Gegensatz zur Deutschen Bundesbahn kamen auch viele Nebenbahnen in den
Genuss dieser Erneuerungen.
Einen herben Rückschlag erhielt dieses Vorzeigeprogramm, nachdem
Mitte der 1980er Jahre
festgestellt wurde, dass Schwellen mit Produktionsjahr ab 1973 nach
einer Rezeptänderung unter einer Alkali-Kieselsäure-Reaktion
leiden und allmählich zerbröseln. Das Problem auf den
Hauptstrecken
erledigte sich nach der Wende durch die großzügig
durchgeführten
Modernisierungen, die Nebenstrecken behielten ihre Alkalischwellen und
so ist auch auf der Strecke Karow – Meyenburg das Bröseln zu
sehen.
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Mit dem Wegfall des
Güterverkehrs
ging die Belastung der Schwellen zurück und seit Ende September
2000
ist die Verbindung Güstrow – Karow – Meyenburg ohne Verkehr. Durch
die Regio
Infra Nord-Ost GmbH wird die Strecke jedoch weitherhin
betriebsfähig
vorgehalten und gelegentlich befahren. Bisher gibt es von der HANS noch
keine Aussage, ob die in den letzten Jahren angebotenen
Ausflugszüge
von Meyenburg nach Krakow am See auch dieses Jahr wieder verkehren.
Nachdem letztes Jahr kaum Auslastung zu beobachten war und das
Fahrplankonstrukt auf der Strecke Meyenburg – Pritzwalk (–
Neustadt/Dosse) geändert wurde, ist dieses nicht wahrscheinlicher
geworden.
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Einfahrt für den Triebwagen
aus
Malchow. In einer Woche verstummt das markante Klappern der Formsignale.
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Im letzten Licht durch rasch
dichter werdenden Schlonz erreicht der 504 001 den Bf Karow.
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Fotos
in Google Earth |
©
2015 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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