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Sonntag, 17. Dezember 2023
– Stadtbahnerklänge unter und über Berlin
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Nachdem der vergangene Sonnabend im
Zeichen des Weihnachtszuges der Berliner S-Bahn stand, ging
es heute erneut in die Hauptstadt – auf der U5 verkehrten nach einigen
Jahren Pause wieder die EIII/5-Wagen der BVG, welche seit 1994
im historischen Bestand der BVG sind und 2016/17 für
Sonderverkehre zur Internationalen
Gartenbauausstellung (IGA)
in Berlin bei der Fahrzeugwerke
Miraustrasse GmbH (FWM) aufgearbeitet worden sind. Letztmals zum
4. Advent 2019 verkehrten die Fahrzeuge zu öffentlichen
Sonderfahrten auf den Gleisen der U5, sie waren seitdem abgestellt.
Frühes Aufstehen war angesagt, damit bereits die ersten Fahrten
festgehalten werden können. Die Fahrten heute waren in mehrfacher
Hinsicht bemerkenswert, da der EIII/5 erstmals auf der
verlängerten U5 bis zum Hauptbahnhof fuhr und andererseits, da es
rund um die historischen U-Bahnfahrzeuge der BVG
Gerüchte einer bevorstehenden Verschrottung vieler Fahrzeuge gibt,
die weder von
der Arbeitsgemeinschaft Berliner
U-Bahn (AG-U) oder der BVG ausgeräumt werden. Mit der
überraschenden Verschrottung der D57 2020/21 und DL68 2246/47 im
Dezember 2023 wurden aus Teilen der Gerüchte Fakten. Die
Gerüchte sprechen auch von einer Abgabe bzw. Verschrottung des
EIII/5-Zuges nach Fristablauf im Sommer 2025, ohne dass dem
widersprochen wird.
Die drei letzten Vertreter der Dora-Züge wurden 2016/17 bei FWM
mit Millionenaufwand aufgearbeitet und für einen Betrieb auf der
damaligen Stummellinie U55 hergerichtet. Während die Wagen 2000/01
und 2020/21 der Bauart D57 nach einer Erprobung
auf der U5 ab Frühjahr 2017 einige Monate mehr oder minder
regelmäßig auf der U55 verkehrten, kam der verspätet
fertiggestellte DL68 2246/47 nur wenige Tage
auf der U55 zum Einsatz – die D57 waren da schon längst aus der
U55-Strecke wieder herausgehoben
und in Friedrichsfelde abgestellt.
Sowohl die Dora-Fahrzeuge wie auch die EIII/5 waren aufgrund des
eklatanten Wagenmangels bei der U-Bahn aufgearbeitet worden, welcher
durch die voreilige Ausmusterung der Dora-Züge bis 2004 und die
Schäden an den Aluminiumwagenkästen der F79 entstand. Der
Wagenmangel mündete in einer Bestellung über weitere
IK-Züge,
welche eigentlich für das Kleinprofil konzipiert sind.
Zwischen Juli und Dezember 2017 wurden elf Vierwagenzüge der Serie
IK17 ausgeliefert, die provisorisch für das Großprofil
adaptiert wurden. Dabei wurden die Wagenkästen durch Auflagen auf
den Drehgestellen um 75mm angehoben, eine Spaltüberbrückung („Blumenbretter“) montiert sowie
Übergangskupplungen zum Bilden von Schiebezügen dauerhaft an
die Außenfahrzeuge angebracht.
Am 25. Mai 2020 begann mit dem Fahrzeug
5065 die Lieferung der weitere 14 Fahrzeuge
umfassenden Serie IK20, die über eine Dinglichkeitsbestellung bei
Stadler ohne vorherige Ausschreibung in Auftrag gegeben
wurde und von der Fa.
SIEMENS gerichtlich angefochten wurde – 2018 aber einvernehmlich
befriedet wurde. Bis zur Auslieferung der neuen Züge der Bauart J
werden die IK17 und IK20 auf der U5 noch zum Alltagsbild gehören,
wobei erste IK20-Fahrzeuge wieder für das Kleinprofil
hergerichtet wurden, da auch hier der Wagenmangel allgegenwärtig
ist. IK17 1029 steht abfahrbereit im Bhf Hauptbahnhof zur Abfahrt nach
Hönow bereit.
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Wer hätte das je gedacht, die
aufgrund in der DDR fehlenden Fertigungskapazitäten aus Berliner
S-Bahnen der Bauart „Oranienburg“ und „Stadtbahn“ umgebauten
U-Bahnfahrzeuge vom Typ EIII verkehren im einstigen Westteil Berlins
und halten im Untergrund vor dem Bundestag, welcher seit 1999 seinen
ordentlichen Sitz im früheren Reichstagsgebäude hat.
Bis Ende
2020 verkehrte auf dem bis 2006 fertiggestellten Abschnitt Hauptbahnhof
– Brandenburger Tor die Linie U55, da
der Bund ohne Weiterbau der U5 und den Inselbetrieb der fertigen
Teilstrecke die Fördermittel
für den Bau zurückgefordert hätte – die Rückzahlung
wäre Berlin teurer als die Fertigstellung der U5 gekommen. Die
Pendellinie war
bei Touristen beliebt, aber ein echtes Transportbedürfnis konnte
sie nicht erfüllen und war selbst eher Touristikziel.
Zuvor war im Jahr 2002 der Bau der 1995 begonnenen U5-Verlängerung
aus finanziellen Gründen eingestellt worden und wurde nur aufgrund
der im Raume stehenden Rückforderungen der Fördermittel
im Jahr 2003 wieder aufgenommen. Nach den Zulassungsfahrten 2006 sah
die BVG aus wirtschaftlichen Gründen zunächst vom geplanten
Pendelverkehr der Hauptbahnhof – Bundestag ab und mottete die Strecke
sprichwörtlich ein.
Nachdem der Bahnhof Brandenburger Tor in
seiner ursprünglich geplanten Form fertiggestellt werden konnte,
wurde die U55 im August 2009 eröffnet – die für den Betrieb
in die U55 eingebrachten frisch hauptuntersuchten Züge sollten mit
ihren Fristen den Betrieb bis zur Durchbindung zum
Alexanderplatz überbrücken. Am Ende sollte es zur
Durchbindung der U5 bis Dezember 2020 und rund drei Jahre länger
als bei Eröffnung der U55 geplant dauern. Der EIII/5 1916
fährt in den Bhf Bundestag ein.
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Die BVG bzw. ihre Tochterfirma BT Berlin Transport GmbH hat wie
praktisch alle Verkehrsunternehmen mit Personalmangel zu
kämpfen. So fielen am Vormittag zahlreiche Fahrten auf der U5 aus,
zum Teil waren Zugfolgen von bis zu 40 Minuten abzuwarten. Der
angedachte Wechsel zum Bhf Museumsinsel fiel durch den ausgefallenen
Vorauskurs der U5 aus, der EIII/5 hatte eine recht kurze Wendezeit am
Hauptbahnhof. So wurde am Bhf Bundestag auch die Rückfahrt
erwartet, dieses Mal von der Zwischenebene aus. Der Fotograf
beschränkte sich heute auf die Neubaustrecke der
U5 – auf den anderen Abschnitten entstanden schon in früheren
Jahren zahlreiche Aufnahmen, wie anlässlich der IGA 2017.
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Der Bhf Museumsinsel ist
entsprechend seiner exponierten Lage aufwendig gestaltet.
Die von Max Dudler entworfene
Gestaltung wurde vom Schinkelschen
Bühnenbild zur Oper Die
Zauberflöte aus dem Jahr 1816 inspiriert und sieht
über den Gleisen als dessen Sternenhimmel ein aquamarinblaues
Tonnengewölbe mit 6662 Lichtpunkten vor. Die Wände wurden in
Anlehnung an die klassizistische Architektur der umliegenden
Gebäude mit hellem Naturstein verkleidet. IK17 1033 steht zur
Fahrt nach Hönow bereit.
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Die strengen Formen laden zu
fotografischen Spielen ein …
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… die in den Möglichkeiten
fast unbegrenzt sind …
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… und in den Zugangsbereichen eine
Dynamik bekommen.
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Während so manche Fotografen
auf den klassischen Strecken der Linie E unterwegs waren, war für
den Fotografen die Neubaustrecke von Interesse – mehr Kontrast geht
kaum. Und wie man immer sieht, die Zeit kann man nicht aufhalten – das
Heute ist morgen schon Geschichte.
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Der EIII/5 steht im Bhf
Museumsinsel zur Weiterfahrt zum Hauptbahnhof bereit. Trotz der
vorhandenen Bahnsteigspiegel wird klassisch mit Zugbegleiter
abgefertigt.
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Da weiterhin der vor dem EIII/5
verkehrende U5-Kurs ausfiel, musste der Wechsel zum nächsten
Fotopunkt Rotes Rathaus zu Fuß in zügigem Tempo
zurückgelegt werden. Ein Blick auf das Berliner Stadtschloss (neuzeitlich Humboldt Forum), als
wäre es nie weggewesen. Und der U-Bahneingang Museumsinsel liegt
wie selbstverständlich da.
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Nun, real ist das Humboldt Forum
ein moderner
Neubau mit der rekonstruierten Fassade des Stadtschlosses. Im
Vordergrund rechts entsteht auf dem Areal des 1950 von der DDR
abgerissenen Nationaldenkmals
derzeit das lange umstrittene Freiheits-
und Einheitsdenkmal. Im Vordergrund soll in den kommenden Jahren
ein Flussbad entstehen, daher ist die Sandsteinmauer noch nicht wieder
hergerichtet.
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Die legendäre Linie 100 vor
dem Berliner Dom, lange Jahre mit Doppeldeckern verkehrend und in
früheren Zeiten auch das Brandenburger Tor durchfahrend.
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Die Spreeseite des Humboldt Forums
ist in moderner Architektur gestaltet, wie auch die Innenbereiche des
Humboldt Forums moderne Architektur besitzen. Währenddessen fahren
auch im Dezember die Stadtrundfahrten durch das moderne Berlin.
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Aufwendig ist auch der Bhf Rotes
Rathaus gestaltet. Für die Gestaltung der Station war das Berliner
Büro CollignonArchitektur
verantwortlich. Markant sind die sieben mittig angeordneten
„Pilzkopfstützen“, auf denen die Stationsdecke ruht. Ihre Form
soll an das Deckengewölbe des mittelalterlichen Berliner Rathauses
erinnern, welches sich in ähnlicher Lage befand.
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Gleis 1 des Bhf Alexanderplatz war
seit seinem Bau bis Ende 2020 ausschließlich Ankunftsbahnsteig.
Das links liegende Gleis kann bis heute betrieblich kaum genutzt
werden, hier starten als einzige regelmäßige Nutzung die
Cabrio-U-Bahnfahrten – ursprünglich waren die Außengleise
als Vorleistung für eine U-Bahnlinie nach Weißensee
errichtet worden. F74E 2533/32 fährt als U5 zum Hauptbahnhof ein,
diese Fahrzeuge sind heute im Großprofil die dienstältesten
Fahrzeuge und werden kommendes Jahr 50 Jahre alt.
Vor acht Jahren
stand
der Autor an der gleichen Stelle, damals noch Endbahnhof der U5. Der
damals eingesetzte B2-Zug der
BVG ist heute – noch im Originallack – völlig besprayt
betriebsunfähig
abgestellt. Seine Radsätze wurden einige Jahre zuvor in Hamburg
bei
der HOCHBAHN aufwendig instandgesetzt.
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IK20 5066 fährt in den Bhf
Alexanderplatz ein. Deutlich zu sehen die Spaltüberbrückung.
Zuletzt konnten im März 2011
anlässlich einer privaten Sonderfahrt Kleinprofilwagen im
Großprofil erlebt werden, kurz zuvor bot eine AG-U-Sonderfahrt
die Möglichleit den Umbau im Waisentunnel live zu erleben. Mit
Stand heute andere Zeiten.
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Anschließend folgte der
Wechsel zur Hertabrücke, um die frühe Leistung des
Weihnachtszuges bei der Ausfahrt aus Neukölln aufzunehmen. Heute
schien hier sogar passend die Sonne, aber ganz so weit entfernt wollte
ich den Weihnachtszug mit esT 3839 an der Spitze eigentlich nicht
aufnehmen.
Im Hintergrund entsteht der Estrel
Tower, welcher derzeit eine Höhe von 75 Meter erreicht hat
– er wird bei Fertigstellung 176 Meter hoch sein und hoffentlich ein
besseres Standing haben, als der Elbtower
in Hamburg. Dieser am herausgehobenen Eingang in die Stadt im Bau
befindliche Turm soll 245 Meter hoch werden – bei einer erreichten
Höhe von 100 Metern wurden die Bauarbeiten aufgrund nicht
bezahlter Rechnungen und der folgenden Insolvenz der Signa-Holding Ende Oktober 2023
eingestellt.
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Aber wie schon beim 485-Abschied
kam auch heute hier wieder zur unpassenden Zeit ein Vollzug der BR 484
durchs Bild gefahren. Die langgezogenen Schatten ließen auch
nicht viel Wahl beim Auslösezeitpunkt. Nun scheint die Sonne endlich einmal
wieder und es ist auch verkehrt …
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Einfahrt des esT 3939 in den Bf
Treptower Park. Die Spreebrücken sind ein stets gerne umgesetztes
Motiv gewesen, die neue Signaltechnik und weitere
Aufrüstungen haben die Umsetzung des Motivs inzwischen praktisch
unmöglich gemacht. Man findet nur noch einen einzigen Slot, wo man
halbwegs ein Motiv basteln kann, eine motivliche Integration der
ganzen Brücke ist nicht mehr möglich.
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Kurze Pause im Bf Treptower Park.
Kabeldiebstähle hatten in diesem Bereich in der Nacht zuvor die
Signaltechnik teilweise außer Gefecht gesetzt, so dass die S85
von Norden her nur bis Ostkreuz fahren konnte. Der Weihnachtszug konnte
ungeachtet dessen die geplante Route fahren, er erhielt in Treptower
Park für die Weiterfahrt einen schriftlichen Befehl des
Fahrdienstleiters.
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Abendstimmung über dem Bf
Baumschulenweg. Das einst auf dem stadtauswärts führenden
Bahnsteig stehende Stellwerk „Bsw“ steht heute etwas verloren im
Gleisvorfeld. 475 605 fährt mit der Spättour des
Weihnachtszuges in den Bahnhof ein.
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Fotos
in Google Earth |
©
2023 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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