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1. September – Röhren gen Osten
2. September – Feuerwerk am Schönberger Strand
3. September – Erinnerungen an die Bundesbahn
16. September – Stadtbahnerklänge
17. September – Nachts in Bremen
22. September – Beständiger Wandel
24. September – Neuzugang in Skjoldenæsholm
29. September – Nach 50 Jahren das erste Mal in die Sonne
30. September – Das Ziel Spandau ist erreicht und EIII fährt


Sonnabend, 16. September 2017 – Stadtbahnerklänge

EIII/5-U

Seit einigen Jahren waren in Berlin die Klänge des legendären "Stadtbahners" vollständig von den Schienen verschwunden – die historischen Züge der S-Bahn Berlin konnten seit 2009 nicht mehr im Betrieb eingesetzt werden und der betriebsfähige EIII-Zug der BVG, der EIII/5-U, hatte seit 2011 Fristablauf. Seitdem ist viel passiert, auch manch unschöne Dinge wie die Verschrottung der beiden letzten EIII/4 der BVG, davon einer (101 004/151 005, 1962 auf angepasstem Rahmen der Reihe ET/EB 168 aufgebaut) äußerlich perfekt im Ursprungszustand aufgearbeitet.
Dass seit heute wieder Stadtbahnerklänge in Berlin zu hören sind, ist letztlich eine Folge der prekären Fahrzeugsituation der BVG, welche
seit rund 20 Jahren im Großprofil keine Neufahrzeuge mehr beschafft hat, den Reservebestand bei der U-Bahn radikal reduziert hat und seit einigen Jahren mit einem exorbitant angestiegenen Schadbestand umgehen muss. Dieses führte bereits zur Wiederinbetriebnahme und Modernisierung der beiden Museumszüge der Bauart D (2000/01 und 2020/21), ergänzt um einen jahrelang als Lagerwagen abgestellten Zug der Bauart DL (2246/47). Die beiden Züge der Bauart D kamen im März einige Tage auf der U5 zum Probeeinsatz, ehe sie zur U55 verbracht wurden, wo sie seitdem mit mäßigem Erfolg eingesetzt (oft durch den letzten auf der U55 verbliebenen F79 vertreten) werden.
Das gleiche Paket wie für die D/DL-Wagen war auch für die beiden EIII/5-Fahrzeuge 1914/15 und 1916/17 vorgesehen, die zu diesem Zweck im vergangenen Jahr nach Hennigsdorf zu den Fahrzeugwerken Miraustrasse GmbH (FWM) gebracht wurden. Als Einsatzstart war die IGA 2017 in Marzahn Hellersdorf vorgesehen, die seit April geöffnet ist. Dieser Termin konnte von FWM nicht gehalten werden, als Grund werden die umfangreichen Arbeiten am DL 2246/47 angegeben, welcher erst im September an die BVG übergeben werden konnte. Gleichzeitig wurde die Option für eine Zulassung im täglichen Linienbetrieb wie beim D/DL entgegen erster Absichten nicht eingelöst und das Fahrzeug "nur" einer gründlichen Hauptuntersuchung unterzogen.
Heute war nun der erste Tag im IGA-Einsatz auf der Linie U5 – es verbleiben noch fünf Sonnabende für einen Einsatz, ehe die IGA ihre Pforten schließt. Das Wetter passte hervorragend und so wurde bei Biesdorf-Süd der als Leerfahrt einsetzende EIII/5-U mit 1914/15 an der Spitze erwartet.

EIII/5-U

Auf der ersten Fahrgastfahrt seit rund sechs Jahren verlässt der EIII/5 1916 den Bahnhof Kaulsdorf-Nord.

EIII/5-U

Seit Juni 1989 verkehrt die Linie E (heute U5) bis Hönow, parallel entstand die neue Plattenbausiedlung Hellersdorf – die U-Bahn konnte von den Bauarbeitern zur Anreise genutzt werden. Ein Großteil der Strecke befindet sich noch weitgehend im Originalzustand, was im August 2017 zum Denkmalschutz für neun Bahnhöfe zwischen Tierpark und Hönow führte, so auch der Bahnhof Hellersdorf. Hier fährt der dazu (fast) passende U-Bahnzug aus dem Bahnhof aus. Erhalten ist durchgängig auch noch die Signaltechnik, die mit Technik der WSSB (Werk für Signal- und Sicherungstechnik Berlin) ausgestattet ist. Zur Anwendung kam dabei die U-Bahn angepasste Bauform GsII Sp64c.

EIII/5-U

EIII/5-U 1916 erreicht den Bahnhof Kaulsdorf-Nord.

EIII/5-U

Viele der Plattenbauten aus den 1980er Jahren wurden inzwischen modernisiert oder abgerissen, so dass das einst typische Erscheinungsbild der Plattenbausiedlungen vielerorts verschwunden ist. Wie sich die Szenerie am Bahnhof Hellersdorf in rund 25 Jahren verändert hat, zeigt ein 1989 von Dieter und Uwe Bohrer produziertes Video anschaulich.

EIII/5-U

Am Bahnhof Hönow sieht es praktisch noch genauso aus wie am 30. Juni 1989 bei der Eröffnung des Bahnhofs, nur Details haben sich seitdem verändert – und natürlich die eingesetzten Fahrzeuge. Die F74 und F76 sind neben den Fahrzeugen der Type H95/97 die 2017 eingesetzten Fahrzeugtypen – der EIII/5 bleibt weiter dem Sonderverkehr vorbehalten.
In Kürze wird sich der Fahrzeugeinsatz auf der U5 wieder deutlich wandeln, wenn die elf bestellten und in Auslieferung befindlichen – für das Großprofil adaptierten – Kleinprofilzüge der Reihe IK17 auf der Linie U5 zum Einsatz kommen. Die mit "Blumenbrettern 2.0" versehenen Züge sollen den Bestand im Großprofil verstärken und bis zur frühestens in rund fünf Jahren absehbaren Lieferung von Großprofilneubaufahrzeugen der Reihe J auf der U5 zum Einsatz kommen.
Nach BVG-Überlegungen sollen die elf IK17 baldmöglichst über eine Dringlichkeitsbeschaffung um ca. 20 weitere Züge ergänzt werden – mittels Ausrufung des (Fahrzeug-)Notstandes soll die sonst nötige europaweite Ausschreibung vermieden werden und Stadler direkt mit der Fertigung der zusätzlichen IK-Züge beauftragt werden.

EIII/5-U 1916

Viele der bei den ab Mitte der 1980er Jahre bei den modernisierten Altbaufahrzeugen der Berliner S-Bahn verwendeten Ausstattungsmaterialien finden sich im 1986 gebauten und mit altbrauchbaren Ausrüstungsteilen ausgemusterter Stadtbahner ausgestattetem EIII/5-Wagen 1916 wieder. Bei der Berliner U-Bahn kann diese Zeitepoche DDR-Industriegeschichte nun wieder im Betrieb gezeigt werden.

EIII/5-U

In der DDR war der öffentliche Nahverkehr zentrale Aufgabe und entsprechend priorisiert waren Neubaustrecken in Neubausiedlungen. Beim Ausbau der Linie E der BVB wurde mit der VnK-Strecke eine frühere Eisenbahnlinie genutzt und am Bahnhof Wuhletal eine bahnsteiggleiche Verknüpfung zwischen S-Bahn und U-Bahn geschaffen. Die DDR war sicher nicht zu unrecht stolz auf diese Baumaßnahme und stellte sich 1988 in einem Video des SFB bereitwillig dem "Westfernsehen". Heute musste das Foto leider ohne querende S-Bahn – vom Stadtbahner braucht man aktuell nicht mal zu träumen – auskommen. Immerhin liegt über Teilen von Berlin seit heute wieder der Klang des Stadtbahners in U-Bahnform.

Fotos in Google Earth © 2017 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben