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Sonnabend, 16. September 2017
– Stadtbahnerklänge
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Seit einigen Jahren
waren in Berlin die Klänge des legendären "Stadtbahners"
vollständig von den Schienen verschwunden – die historischen
Züge der S-Bahn Berlin konnten seit 2009 nicht mehr im Betrieb
eingesetzt werden und der betriebsfähige EIII-Zug der BVG, der
EIII/5-U, hatte seit 2011 Fristablauf. Seitdem ist viel passiert, auch
manch unschöne Dinge wie die Verschrottung der beiden letzten
EIII/4 der BVG, davon einer (101
004/151 005, 1962
auf angepasstem Rahmen der Reihe ET/EB 168
aufgebaut) äußerlich perfekt im
Ursprungszustand aufgearbeitet.
Dass seit heute wieder Stadtbahnerklänge in Berlin zu hören
sind, ist letztlich eine Folge der prekären Fahrzeugsituation der
BVG, welche seit rund 20 Jahren im Großprofil
keine Neufahrzeuge mehr beschafft hat, den
Reservebestand bei der U-Bahn radikal reduziert hat und seit einigen
Jahren mit einem exorbitant angestiegenen Schadbestand umgehen muss.
Dieses führte bereits zur Wiederinbetriebnahme und
Modernisierung der beiden Museumszüge der Bauart D
(2000/01 und
2020/21), ergänzt um einen jahrelang als Lagerwagen
abgestellten Zug der Bauart DL (2246/47).
Die beiden Züge der Bauart D kamen im März einige Tage auf
der U5 zum Probeeinsatz,
ehe sie zur U55 verbracht wurden, wo sie seitdem mit mäßigem
Erfolg eingesetzt (oft durch den
letzten auf der U55 verbliebenen F79 vertreten) werden.
Das gleiche Paket wie für die D/DL-Wagen war auch für die
beiden EIII/5-Fahrzeuge 1914/15 und 1916/17 vorgesehen, die zu diesem
Zweck im vergangenen Jahr nach Hennigsdorf zu den Fahrzeugwerken Miraustrasse GmbH (FWM)
gebracht wurden. Als Einsatzstart war die IGA 2017 in Marzahn Hellersdorf
vorgesehen, die seit April geöffnet ist. Dieser Termin konnte von
FWM nicht gehalten werden, als Grund werden die umfangreichen Arbeiten
am DL 2246/47 angegeben, welcher erst im September an die BVG
übergeben werden konnte. Gleichzeitig wurde die Option für
eine Zulassung im täglichen Linienbetrieb wie beim D/DL entgegen
erster Absichten nicht eingelöst und das Fahrzeug "nur" einer
gründlichen Hauptuntersuchung unterzogen.
Heute war nun der erste Tag im IGA-Einsatz auf der Linie U5 – es
verbleiben noch fünf Sonnabende für einen Einsatz, ehe die
IGA ihre Pforten schließt. Das Wetter passte hervorragend und so
wurde bei Biesdorf-Süd der als Leerfahrt einsetzende EIII/5-U mit
1914/15 an der Spitze erwartet.
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Auf der ersten Fahrgastfahrt seit
rund sechs Jahren verlässt der EIII/5 1916 den Bahnhof
Kaulsdorf-Nord.
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Seit Juni 1989 verkehrt die Linie E
(heute U5)
bis Hönow, parallel entstand die neue Plattenbausiedlung
Hellersdorf – die U-Bahn konnte von den Bauarbeitern zur Anreise
genutzt werden. Ein Großteil der Strecke befindet sich noch
weitgehend im Originalzustand, was im August 2017 zum Denkmalschutz
für neun Bahnhöfe zwischen Tierpark und Hönow
führte, so auch der Bahnhof Hellersdorf. Hier fährt der dazu (fast) passende U-Bahnzug aus dem
Bahnhof aus. Erhalten ist durchgängig auch noch die Signaltechnik,
die mit Technik der WSSB (Werk
für Signal- und Sicherungstechnik Berlin) ausgestattet ist.
Zur Anwendung kam dabei die U-Bahn angepasste Bauform GsII Sp64c.
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EIII/5-U 1916 erreicht den Bahnhof
Kaulsdorf-Nord.
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Viele der Plattenbauten aus den
1980er Jahren wurden inzwischen modernisiert oder abgerissen, so dass
das einst typische Erscheinungsbild der Plattenbausiedlungen vielerorts
verschwunden ist. Wie sich die Szenerie am Bahnhof Hellersdorf in rund
25 Jahren verändert hat, zeigt ein 1989 von Dieter und Uwe Bohrer
produziertes Video
anschaulich.
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Am Bahnhof Hönow sieht es
praktisch noch genauso aus wie am 30. Juni 1989 bei der Eröffnung
des Bahnhofs, nur Details haben sich seitdem verändert – und
natürlich die eingesetzten Fahrzeuge. Die F74 und F76 sind neben
den Fahrzeugen der Type H95/97 die 2017 eingesetzten Fahrzeugtypen –
der EIII/5 bleibt weiter dem Sonderverkehr vorbehalten.
In Kürze wird sich der Fahrzeugeinsatz auf der U5 wieder deutlich
wandeln, wenn die elf bestellten und in Auslieferung befindlichen –
für das Großprofil adaptierten – Kleinprofilzüge der
Reihe IK17 auf der Linie U5 zum Einsatz kommen. Die mit "Blumenbrettern
2.0" versehenen Züge sollen den Bestand im Großprofil
verstärken und bis zur frühestens in rund fünf Jahren
absehbaren Lieferung von Großprofilneubaufahrzeugen der Reihe J
auf der U5 zum Einsatz kommen.
Nach BVG-Überlegungen sollen die elf IK17 baldmöglichst
über eine Dringlichkeitsbeschaffung um ca. 20 weitere Züge
ergänzt werden – mittels Ausrufung des
(Fahrzeug-)Notstandes soll die
sonst nötige europaweite Ausschreibung vermieden werden und Stadler direkt mit der Fertigung
der zusätzlichen IK-Züge beauftragt werden.
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Viele der bei den ab Mitte der
1980er Jahre bei den modernisierten Altbaufahrzeugen der Berliner
S-Bahn verwendeten Ausstattungsmaterialien finden sich im 1986 gebauten
und mit altbrauchbaren Ausrüstungsteilen ausgemusterter
Stadtbahner ausgestattetem EIII/5-Wagen 1916 wieder. Bei der Berliner
U-Bahn kann diese Zeitepoche DDR-Industriegeschichte nun wieder im
Betrieb gezeigt werden.
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In der DDR war der öffentliche
Nahverkehr zentrale Aufgabe und entsprechend priorisiert waren
Neubaustrecken in Neubausiedlungen. Beim Ausbau der Linie E der BVB
wurde mit der VnK-Strecke eine
frühere Eisenbahnlinie genutzt und am Bahnhof Wuhletal eine
bahnsteiggleiche Verknüpfung zwischen S-Bahn und U-Bahn
geschaffen. Die DDR war sicher nicht zu unrecht stolz auf diese
Baumaßnahme und stellte sich 1988 in einem Video
des SFB bereitwillig dem "Westfernsehen". Heute musste das Foto leider
ohne querende S-Bahn – vom Stadtbahner braucht man aktuell nicht mal zu
träumen – auskommen. Immerhin liegt über Teilen von Berlin
seit heute wieder der Klang des Stadtbahners in U-Bahnform.
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Fotos
in Google Earth |
©
2017 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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