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2. Juli – In der Prignitz knattert es weiter
3. Juli – Mit der Inselbahn unterwegs
4. Juli – Abschied von der Kleinbahn
16. Juli – Wandel auf den Dieselstrecken
19. Juli – Nicht nur EVB im Wandel
20. Juli – Rangierbetrieb in Ohlsdorf
24. Juli – Mit dem 628 201 an die Schlei
31. Juli – Verkehrstag in Skjoldenæsholm



Sonntag, 4. Juli 2021 – Abschied von der Kleinbahn

Lok 1 und Güterwagen

Die Kiel–Schönberger Eisenbahn (KSchE) wurde bis 1897 vom unmittelbar nach Verkündung des Preußischen Kleinbahngesetzes 1892 gegründeten Eisenbahnbau- und -betriebsunternehmen GmbH Lenz & Co. als Kleinbahn errichtet. Die Verbindung hat heute noch eine Länge von rund 24 Kilometern, die Reste des verbliebenen Personenverkehrs wurden 1981 eingestellt.
Die ab 1982 den Verkehr führenden Verkehrsbetriebe Kreis Plön GmbH (VKP) haben am Bf Schönberg (Holst) ihren Betriebsmittelpunkt, von wo aus bis 2006 der Betrieb der Bedienung des Kieler Ostuferhafens durchgeführt wurde und damit der Reststrecke Schönkirchen – Schönberg ihre Existenz sicherte. Mit Übernahme der Bedienung durch die Seehafen Kiel GmbH & Co. KG im Jahr 2006 endete der regelmäßige Betrieb östlich Schönkirchen. In Hinblick auf die angedachte Reaktivierung von Hein Schönberg für den Personenverkehr blieb die Strecke Schönkirchen – Schönberg in Betrieb und wurde gelegentlich vom Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. (VVM) für Fahrten von Schönberger Strand aus genutzt. Die Gemeinde Schönberg ist seit 1983 zusammen mit dem VVM und der "Stiftung Norddeutsche Eisenbahnmuseen Eigentümer der 1914 als Verlängerung eröffneten Strecke Schönberg – Schönberger Strand, auf der nach Einstellung des Personenverkehrs 1975 seit 1976 regelmäßig Museumsverkehr angeboten wird.
Im Januar 2016 wurde seitens der Politik „grünes Licht“ für die vollständige Reaktivierung von Hein Schönberg gegeben. In ersten Bauabschnitten wurde die Strecke zunächst bis Kiel-Oppendorf modernisiert, sie wird seit September 2017 wieder planmäßig betrieben. Die folgenden Bauabschnitte haben inzwischen mehrjährige Verspätung, zeitweise stand das Projekt wieder in Frage. Bis Sommer 2021 wurden bis Schönberg nicht planfeststellungsrelevante Abschnitte saniert – das Planfeststellungsverfahren ruht aufgrund Überlastung der Ämter aktuell, es soll im kommenden Jahr fortgeführt und zum Abschluss gebracht werden. Aktuell soll 2024 der Betrieb von Hein Schönberg auf gesamter Streckenlänge aufgenommen werden.
Der Ausbau der Verbindung zu einer zeitgemäßen ÖPNV-Verbindung führt zum endgültigen Verlust des noch vorhandenen Kleinbahnflairs, wie es der VVM besonders auf der eigenen Museumsstrecke Schönberger Strand – Schönberg erhalten und pflegen konnte. Die AKN Eisenbahn GmbH als künftiger Betreiber der Infrastruktur baut die Strecke nach ihren Standards aus, welche keinen Raum für Kleinbahnflair lassen – lediglich die nicht für den Regionalverkehr benötigten Teile des Bf Schönberger Strand sollen neben der zu erhaltenen Bahnsteigkante in Stakendorf und des Mittelbahnsteigs in Schönberg (Holst) unangetastet bleiben.
Ab Herbst 2021 ist die Sanierung der nicht planfeststellungsrelevanten Abschnitte der bisherigen VVM-Infrastruktur zum Schönberger Strand vorgesehen, die dazu nötigen Schienenprofile wurden im Frühjahr auf der Strecke gelagert. Der VVM nahm die bevorstehende Sanierung und Modernisierung der Museumsstrecke nach einer ersten Verabschiedung der KSE-Stammstrecke
Ende 2018 zum Anlass, am Sonntag einen Sonderbetriebstag Eisenbahn auf die Beine zu stellen und einen (Foto-)Güterzug zwischen Schönberg und Schönberger Strand fahren zu lassen.
Zunächst rückte am Sonntagvormittag die Lok des regulären Personenzuges aus dem gepachteten Lokschuppen in Schönberg aus. Lok 1 passiert die drei Güterwagen aus drei Eisenbahnepochen.

V20 039

Dahinter steht die V20 039, eine Wehrmachtslok vom Typ WR 200 B14. Sie weilte bei Kriegsende in den Westsektoren Deutschlands und wurde fortan von der DR bzw. DB stets in Norddeutschland genutzt – ihre Dienststellen waren Cuxhaven, Heiligenhafen und zuletzt Hamburg-Harburg. 1979 übernahm der VVM die am 1. November 1962 in Großenbrode in die Ostsee gefallene Lok und setzt sie seitdem vor den Museumszügen ein.

Kesselwagen

Zahlreiche Güterwagen finden sich in der Sammlung des VVM. Während ein Teil auf eine Restaurierung wartet, hat der VVM drei restaurierte Güterwagen im Bestand, wovon aktuell einer in gültigen HU-Fristen steht.
Der Privatgüterwagen 582 034 kam 1995 in den Bestand des VVM, nachdem er zuvor 1987/88 von der Fa. Krebs bzw. dem AW Hamburg-Harburg für das Shell-Museum aufgearbeitet worden war. Seine genaue Fahrzeuggeschichte ist heute nicht mehr nachvollziehbar, der Wagen ist vermutlich zwischen 1915 und 1925 gebaut worden.


Klappdeckelwagen

Der „Berlin 17400“ gehört zu den ab 1892 von der Königlich Preußischen Eisenbahn Verwaltung (KPEV) beschafften Klappdeckelwagen für nässeempfindliche Schüttgüter wie Kalk. Bei Kriegsende verblieb der Wagen in Österreich, wo er 1984 als „Kehrichtwagen 914065“ in St. Pölten entdeckt und zum Eisenbahnmuseum Wilhelmsburg gebracht wurde, nach dem Verlust des Eisenbahnmuseums kam der Wagen 2002 zum Schönberger Strand. Die Fahrzeugnummer ist fiktiv, da keine Unterlagen zum ursprünglichen Fahrzeug mehr existieren – sie ist die Nummer, wie sie das Musterblatt IId4 3. Aufl. vom 3.6.1904 zeigt.

Gms-Wagen

Der gedeckte schnelllaufende Güterwagen Gms 39 entstammt einer Nachkriegsserie, die die Deutschen Reichsbahn der Bizone im Ausland nach vorhandenen Zeichnungen bauen ließ um den Wagenmangel nach dem 2. Weltkrieg zu vermindern. Der 247 865 wurde 1949 bei Skoda gebaut und diente zuletzt im AW Hamburg-Harburg als Lagerwagen, ehe der VVM in den 1980er Jahren den Wagen übernehmen konnte. Der Wagen wird seit 1999 beim VVM u.a. für den Fahrradtransport eingesetzt.

Bremserhaus

Die Bremserhäuschen zeugen von den Zeiten, als die Züge noch keine durchgehenden Bremsen hatten und die Waggonbremsen entsprechend der Signale vom Lokführer direkt am Waggon bedient wurden.

Güterzug

Der Güterzug mit V20 039 steht im Bf Schönberg (Holst) zur Abfahrt nach Schönberger Strand bereit – im Hintergrund am Ort des ersten, bis 1914 im Personenverkehr bedienten Bahnhofs Schönberg der markante Raiffeisen-Speicher.

Güterzug und Personenzug

Eigentlich hätte der Güterzug längst in Schönberger Strand sein sollen, doch dauerte die Bereitstellung der V20 etwas länger als geplant und weitere betriebliche Zwänge verhinderten zunächst die Abfahrt des Zuges. So wurde die Kreuzung zum Bf Schönberg (Holst) verlegt und die Lok 1 erreicht mit dem Vormittagszugpaar aus Schönberger Strand den Bahnhof Schönberg.

Lok 1 mit Personenzug

In Fiefbergen und in Stakendorf entstanden zu Kriegszeiten Flakstellungen, Teile des Anschlussgleises der westlichen Flakstellung Stakendorf haben bis heute als Ausweichgleis überlebt. Der VVM nutzte das Gleis in früheren Jahren für Zugkreuzungen und zur Demonstration einstigem Kleinbahnbetriebes. Das Gleis wird seit einigen Jahren nicht mehr genutzt, im Zuge der Modernisierung der Strecke wird es abgebaut und der Bahnhof aufgelassen – im Zuge des heutigen Sonderbetriebstages wurde das Gleis nochmals genutzt. Die Bahnsteigkante in Stakendorf soll bei der Modernisierung der Strecke erhalten bleiben und als Haltepunkt für Museumszüge nutzbar bleiben. Lok 1 hat den Bf Stakendorf verlassen.

V20 039 mit Güterzug

Mit rund 20 Minuten Verspätung trifft der Güterzug in Stakendorf ein. In wohl drei Jahren – ähnliche Zeitangaben schrieb der Autor allerdings schon in früheren Jahren zu Hein Schönberg – werden hier moderne Akkutriebwagen vom Typ FLIRT Akku verkehren. Als Betreiber des Loses Ost im „Akkunetz“ setzte sich im Februar 2021 die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) durch.

Güterzug

Der Güterzug hat den Bahnhof erreicht und fährt in Kürze die Weiche zur Bedienung des Anschlussgleises frei.

V20 039

Die Gleissperre ist aufgeschlossen, der Zug hat in das Anschlussgleis gesetzt. In früheren Jahren wären hier vielleicht die örtlichen Bauern und Händler zur Entladung der Wagen erschienen und hätten geschäftiges Leben verbreitet.

V20 039

Durch die seit einigen Jahren verschärfte Gesetzgebung zum Betrieb eingleisiger Nebenstrecken ohne Zugbeeinflussungsanlagen ist ein Zweizugbetrieb auch bei historischen Bahnen ohne Ausrüstung mit PZB-Anlagen kaum mehr möglich, so dass der Aufenthalt im Ausweichgleis nur kurz und der Zug rasch seine Fahrt nach Schönberg fortsetzte.

V20 039

Der Querung des Stakendorfer Wegs aus dem Anschlussgleis wird mit Personal gesichert, künftig übernimmt in Stakendorf eine automatische Bahnübergangsanlage die Sicherung des durchgehenden Streckengleises.

V20 039

Der Bahnhof Schönberg mit dem bis 1914 errichteten Bahnhofsgebäude ist erreicht. Ein Link zu weiteren Fotos auf alter KSE-Infrastruktur: Zu Ostern 2019 veranstaltete der VVM ein Betriebswochenende zwischen Schönberger Strand und Schönkirchen mit allen drei betriebsbereiten Dieselloks.

V3 2970 mit Bw 93

Parallel zur Eisenbahn fuhr auch die Straßenbahn verstärkten Regelbetrieb. Der 1994 zunächst als Pferdebahnwagen hergerichtete Wagen 93 kommt seit einiger Zeit bei gutem Wetter hinter dem V3 2970 zum Einsatz. Historisch gesehen ist ein solcher Betrieb natürlich ohne Vorbild, aber in Coronazeiten eine willkommene Option.

Lok 1 mit Personenzug

Die Bahnsteiganlagen am Schönberger Strand werden sich im Zuge der Reaktivierung für den Personenverkehr grundlegend wandeln. Rechts das Gleis 1, welches künftig das Betriebsgleis der Regionalbahn sein wird. Lok 1 macht sich mit der Nachmittagsleistung nach Schönberg startklar.

Lok 1 mit Personenzug

Lok 1 verlässt den Bahnhof. Das Stellwerk im Hintergrund wurde in den 1990er Jahren gebaut, aber bis heute nicht in Betrieb genommen, da schon früh eine mögliche Reaktivierung des Personenverkehrs im Raum stand. Die schon in den 1980er Jahren aufgestellten Formsignale sind daher bis heute ungültig. Gleis 2 wird bei Bedarf von Regionalzügen nutzbar sein und vornehmlich für die Museumszüge des VVM vorgehalten – nach Ausrüstung von VVM-Triebfahrzeugen mit PZB-Anlagen sollen diese künftig wieder – auf dann moderner Infrastruktur – bis Kiel Hbf verkehren.

Lok1 in der Büx

Durch die Nutzung von Gleis 1 für den Regionalverkehr muss Ersatzinfrastruktur geschaffen werden, um die bisher dort abgestellten Fahrzeuge auch künftig abstellen zu können. Als Fläche wurde eine gemeindeeigene Fläche namens „Büx“ ausgewählt, die im Zuge eines Geländetausches vom VVM übernommen und mit Gleisen ausgestattet werden soll, die Lok 1 passiert mit ihrem Personenzug nach Schönberg das Büx-Gelände.

Straßenbahn

Straßenbahnen aus drei Städten im Kleinbahnhof: Hamburg, Braunschweig und Berlin.

V3 2970

V3 2970 fährt in bestem Nachmittagslicht gen Südschleife. Im Hintergrund der mit dem V7BE 4391 gekuppelte V6E 3644.

TM36 3995

Als Blickfang am Bahnhofsgebäude abgestellt der Berliner Verbundtriebwagen TM36 3495.

V20 039 Güterzug

Der Güterzug ist von der zweiten Fahrt aus Schönberg wieder zurückgekehrt und setzt in die Abstellung um.

Personenzug

Der letzte Zug aus Schönberg fährt in den Bahnhof Schönberger Strand ein. Bei modernen Zügen undenkbar: Entspanntes Reiseerlebnis auf offener Plattform.

V20 039 und Lok 1

Zum Sonderbetriebstag war die Lok 5 auf Gleis 2 ausgestellt. Zum Ende des Tages war diese wieder nach Gleis 4 in die Halle zu rangieren und der in der Halle auf Gleis 4 stehende Wismarer Schienenbus sollte am Abend nach Schönberg zu weiteren Arbeiten für den Abschluss der Hauptuntersuchung überführt werden. Entsprechend waren nach Rückkehr des letzten Personenzuges umfangreiche Rangiermanöver notwendig und alle Fahrzeuge auf den Gleisen 2-4 mindestens einmal umzusetzen. Lok 1 macht sich vor Beginn der Rangierarbeiten aus dem Staub.

Wagen

Um die Wagenhalle erreichbar zu machen, mussten zunächst die vor der Halle auf Gleis 4 stehenden Wagen nach Gleis 2 umgesetzt werden. Als Wagen 0063 wurde der Kleinbahn-Durchgangswagen 3. Kl. bei der OHE geführt. Der Wagen kam um 1988 zum VVM und dient am Schönberger Strand Werkstattzwecken. Eine Restaurierung als Betriebswagen ist auch langfristig nicht vorgesehen.

AKN 2089

Der bei der AKN zuletzt als Hilfszug genutzte Wagen 2089 vom Typ 5 wurde 1930 von den Deutschen Werken Kiel (DWK) für die Eisenbahn-Gesellschaft Altona-Kaltenkirchen-Neumünster als Triebwagen 2 zur Rationalisierung des Personenverkehrs zu weniger belasteten Zeiten gebaut. 1957 wurden beim T2 die Antriebsanlagen entfernt und der Wagen fortan als VB49 bezeichnet. 1965 wurde der Beiwagen aufgrund des Betriebes mit Schienenbussteuerwagen nicht mehr benötigt und zum Hilfszugwagen umgebaut. Zeitweise gab es bei der AKN Bestrebungen, den Wagen nach Nutzungsende als historischen Triebwagen herzurichten. Letztlich beendete 2010 nach 45 Jahren Nutzung als Hilfszug ein Rangierunfall die betriebliche Nutzung des 2089 – der Wagen kam anschließend als Schenkung zum VVM, eine museale Nutzung ist – nicht nur durch den Rahmenschaden – nicht absehbar.

Drehkran

Der Eisenbahndrehkran EDK 2 wurde 1960 vom VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow in Leipzig aus dem DDR-Typenprogramm für die Kieler Howaldtswerke gebaut und 1982 vom VVM übernommen.

27081

Der sich an die Einheitswagen der Austauschbauart anlehende Wagen 27 081 wurde 1929 aus einem Baulos von 95 Wagen der Linke-Hofmann-Busch-Werke an die Reichsbahndirektion Altona mit der Nummer 36 521 geliefert, welche nach dem 1930er-Nummernplan der 27 081 wich und zunächst in Kiel beheimatet.
Die Beschaffung der Wagen war nötig geworden, nachdem
am 7. Oktober 1928 die 4. Wagenklasse von der Deutschen Reichsbahn abgeschafft wurde und die noch zahlreich vorhandenen Wagen mit der spartanischen 4. Klasseausrüstung plötzlich von den Reisenden gemieden wurden. In nur 1,5 Jahren wurden die Wagen der Bauart Bi-29 konstruiert und in 1.632 Exemplaren von diversen Waggonfabriken geliefert. Der Wagen 27 081 hatte noch etwa 1956 seine originale Innenausstattung, die dann der typischen Umbauwagen-Einrichtung mit kunstledergepolsterten Stahlrohrbänken wich.
Um 1968, als die letzten Wagen bei der Bundesbahn ausschieden, kam er als rot/weißer Beiwagen VB 9 zur Kleinbahn Niebüll–Dagebüll AG und erhielt für die neue Verwendung eine Webasto-Heizung. Zwischen 1981 und 1992 wurde der Wagen vom VVM wieder mit der originalen Innenausstattung versehen und bis 2007 im Museumsbetrieb eingesetzt. Vor einem erneuten Einsatz sind am Fahrzeug einige aufwändigere Arbeiten nötig, so dass der Wagen aktuell keine HU-Fristen besitzt.

V20 039

Ungewohntes Bild – die üblicherweise auf Gleis 4 abgestellten Wagen auf dem Bahnsteiggleis 2. Im Vordergrund das Stellwerk.

Lok 3

Nachdem das Gleis 4 geräumt war, konnten die in der Halle stehenden Eisenbahnfahrzeuge herausgezogen werden. An der Spitze die Lok 3 des VVM. Die als ein verstärkter Nachbau der weit verbreiteten preußischen T3 entstandene Dampflok der Gattung Cn2t wurde 1920 an das Kaliwerk Wustrow geliefert, und kam nach 1926 als Lok 3 zum Kaliwerk Ronnenberg, wo sie bis 1975 im Einsatz stand. Nach dem Ankauf durch den VVM war sie bis 1980 am Schönberger Strand Betriebslok.
1990/91 wurde sie im polnischen Ausbesserungswerk Piła (Schneidemühl) betriebsfähig aufgearbeitet, wobei große Teile des Rahmens und des Kessels neu gefertigt werden mussten. Seit rund 15 Jahren ist die Lok abgestellt, aktuell wird an der Wiederinbetriebnahme der Lok gearbeitet. Die 2018 wieder in Betrieb genommene Diesellok V11 ist aktuell mit kleineren Schäden zur Instandsetzung abgestellt.


Breslauer

Nach der Gründung der Deutschen Reichsbahn 1920 konnten bereits 1921 erste Personenwagen nach neu entwickelten Baugrundsätzen in Auftrag gegeben werden. Zunächst wurden zweiachsige Hauptbahnwagen vorgesehen, die mit 13,92m Länge und 8,5m Achsstand deutlich länger als z. B. preußische Dreiachser waren. Sie wurden sowohl als Durchgangswagen mit offenen Endbühnen als auch als Abteilwagen konstruiert. Die Einheitsabteilwagen waren mit 2.616 Stück der 4. Klasse die letzten in Deutschland in großer Zahl in Dienst gestellten Abteilwagen, der Wagen 44754 Breslau zeigt dabei den Zustand als 3. Klassewagen, diese Ausstattung erhielt der 1924 gebaute Wagen im Jahr 1933.
Nach Ausmusterung im Mai 1962 wurde der Wagen als Personalwagen Kassel 9653 und als Bahnhofswagen Bf Wabern 55051 weiterverwendet. Mit Ofen, kleinem Stirnfenster und Klingelleitung für den Rangierer zur Kleinlok des Gleislagers beförderte er zum Schichtwechsel Arbeiter des Gleislagers Wabern als Rangierfahrt zu den etwa zwei Kilometer entfernten Bahnsteigen. Seit 1972 ist der Wagen beim VVM und langjähriges Betriebsfahrzeug. Der Wagen soll in absehbarer Zeit wieder HU-Fristen erhalten, aktuell wurde der Anstrich und Teile der Beschiftung erneuert.


T2

Die Waggonfabrik Wismar bot dem Niedersächsischen Landeseisenbahnamt (NLEA) zu Beginn der 1930er Jahre Leichtbau-Schienenbusse an, die auf Bauteilen aus dem Lkw-Serienbau basierten. Niedrige Beschaffungs- und Betriebskosten sollten den defizitären, oft schwachen Personenverkehr auf vielen norddeutschen Kleinbahnen verbessern, wirtschaftlicher machen und aus den langsamen gemischten Zügen herauslösen.
Gebaut wurden ab 1932 58 Wagen der Varianten A bis E, den kürzeren/längeren und schmalspurigen Typen – 25 weitere wurden exportiert. Je ein handelsüblicher Ford BB Benzinmotor zu 50 PS und ein gewöhnliches Schaltgetriebe treibt die jeweils vorn laufende Achse an. Stauraum für Traglasten und Expressgut ist neben den Motor-Vorbauten und auf dem Dach vorhanden.
Der beim VVM erhaltene Wismarer Schienenbus des Typs Hannover „C“ wurde 1938 als S.K. 2 an die Bleckeder Kleinbahn geliefert
, diese ging 1944 in die Osthannoverschen Eisenbahnen AG (OHE) auf und der T2 blieb bis 1965 bei der OHE im Bestand – zuletzt nur noch als Reservewagen. Nach dem Kauf des bei der OHE als VT509 bezeichneten Triebwagens war das Fahrzeug lange Zeit an verschiedenen Orten untergestellt, ehe es 1985 in den Museumsbetrieb gehen konnte. Zwischen 1993 und 2005 wurde der VT509 umfassend aufgearbeitet und wieder zum T2 der Bleckeder Kleinbahn. Seit 2013 ist das Fahrzeug wieder HU-pflichtig, die Arbeiten – u.a. mit einer Neuverkabelung – nähern sich dem Abschluss. Der T2 zeigt sich vor der Überführung nach Schönberg am Bf Schönberger Strand im Abendlicht.

V20 039 mit T2

Zum Abschluss überführte die V20 039 den T2 nach Abschluss der Rangierarbeiten von Schönberger Strand nach Schönberg. Das Büx-Gelände soll mittelfristig auch von der Straßenbahn erschlossen werden und als Option ist der Bau einer Wagenhalle vorgesehen, um möglichst viele Fahrzeuge witterungsgeschützt unterstellen zu können.

V20 039 mit T2

Zehn Minuten später ist der Bahnhof Schönberg erreicht.

V20 039 mit T2

Der T2 wird in Schönberg in den Schuppen rangiert.

Lok 1 mit AK 16

Der Durchgangwagen 3. Klasse der Bauart Ci wurde 1898 für die Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft (AKE) als Wagen 16 gebaut und entspricht weitgehend den damaligen Normalien der Staatsbahn für Nebenbahnwagen von 1886.
Vermutlich in den 1930er Jahren wurde der Wagen an die Hamburger Hafenbahn verkauft und als Werkstattwagen Nr. 42 eingesetzt. 1973 wurde er Museumsfahrzeug des Vereins Freunde der Eisenbahn e.V. (FdE) und steht im Eigentum des Museums für Hamburgische Geschichte. Den Großbrand im Eisenbahnmuseum Wilhelmsburg im Oktober 1994 überstand der Wagen weitgehend ohne Schäden, seit 2004 ist der Wagen 16 beim VVM im Einsatz und wird aktuell einer Hauptuntersuchung mit Neulackierung unterzogen.


Lok 1 mit AK 16 und 323 102

Nachdem der T2 auf dem Schuppengleis abgestellt wurde, wird der Wagen 16 von Lok 1 für weitere Arbeiten davor rangiert. Die 323 102 ist zusammen mit dem Packwagen 52 in Schönberg als Ausstellungsfahrzeug abgestellt.

Lok 1

Eine lange Schicht nähert sich dem Ende, die Lok wird abgerüstet und die Eisenbahner freuen sich auf den verdienten Feierabend. Ein großer Dank geht an alle aktiven Museumsbahner des VVM im Betriebsdienst und hinter den Kulissen für diesen umfangreichen Kleinbahnbetrieb, wie er wohl letztmals auf der früheren KSE gefahren werden konnte.

Lok 1

Im Rahmen des ersten Nachkriegs-Typenprogrammes von MaK von 1954 bis 1967 wurden insgesamt 55 Lokomotiven der Bauart MaK 240 B gebaut. Überwiegend wurden sie an deutsche Werksbahnen, aber auch an deutsche Klein-und Privatbahnen geliefert.
Die Lok 1 wurde am 3. August 1960 als Nr. 4 an die Deutsche Solvay Werke Rheinsberg geliefert und 1976 an MaK in Kiel abgegeben, wo sie als Werklok Nr. 153 diente. Im Juni 1998 wurde die Lok an die Norddeutsche Eisenbahn AG (neg) in Uetersen verkauft, wo die Lok als Lok 01 zum Einsatz kam. Zum 1. November 2006 übernahm die Muttergesellschaft CFL Cargo Deutschland formell den Güterverkehr und setzte die blau lackierte Lok noch bis 2009 in Uetersen ein, ehe die Lok vom VVM gekauft wurde und seitdem Rückgrat des Museumsbetriebes ist. Im vergangenen Jahr erhielt die Lok einen klassischen roten Anstrich.

Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben