|
|
|
|
|
|
|
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
24 |
25 |
26 |
27 |
28 |
29 |
30 |
31
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Freitag, 15. Mai 2015
– Zeitreise ins Lummerland mit Dampf und Diesel
|
|
|
Dieses Jahr sollte es nach 10
Jahren erstmals wieder zum Pollo
gehen, traditionell wird zum
Himmelfahrtswochenende mit Dampf gefahren – dieses Jahr in
Zusammenarbeit mit der PRESS
erstmals über die gesamte Saison. Im
Mai kommt erstmals die übliicherweise auf Rügen beim Rasenden Roland eingesetzte und
seit
Herbst 2014 wieder in schwarz lackierte 99
4633 auf dem
Pollo
zum Einsatz, welche ich im Dezember 2014
auf ihrer Stammstrecke antraf.
Früh am Freitagmorgen nach Himmelfahrt begann die
Fotoveranstaltung, zu der drei Zugpaare mit den Güterwagen des
Pollo
zwischen Mesendorf und Lindenberg verkehrten. 99 4633 setzt im
Morgenlicht an den bereits zusammengestellten GmP.
|
|
Die Fenster sind beschlagen vom
Morgentau, über den Wiesen hängt noch der Frühnebel und
der
Fotograf holt sich in
Rekordtempo nasse Füsse und Hose.
|
|
Pünktlich um 7 Uhr startete
der
Dstg
8410 von Mesendorf nach Lindenberg und hat soeben den Bf Mesendorf
verlassen. Die Museumsbahn Pollo erinnert an das einst große
Schmalspurstreckennetz in der Prignitz, welches bis 1969 stillgelegt
und abgebaut wurde. Der 1993
gegründete
Verein Prignitzer Kleinbahnmuseum
Lindenberg e. V. hatte sich den
Wiederaufbau des neun Kilometer langen Abschnitts Mesendorf –
Lindenberg zum Ziel gesetzt und konnte dieses Ziel zwischen 2002, 2004
und 2007 schrittweise erreichen. Seitdem fährt der Pollo auf der
gesamten projektierten Streckenlänge.
|
|
Einzig an eigenen
betriebsfähigen
Dampfloks fehlt es dem Verein bisher, der Regelbetrieb wird mit
Diesellokomotiven vom Typ V10C des LKM
Babelsberg durchgeführt. Diese können natürlich
nicht die Attraktivität einer Dampflok
erreichen und so
waren bisher jedes Jahr die Fahrten mit
einer Gastlok zu
Himmelfahrt der Höhepunkt der Saison. 99 4633 erreicht den sehr
fotogen
gelegenen Hp Klenzenhof.
|
|
Nach einem längeren Halt zur
leichteren Fotoverfolgung des Zuges verlässt der Zug Klenzenhof
und
verschwindet im Wald, der einen Großteil der Strecke des meist
abseits
von Straßen gelegenen Pollo ausmacht.
|
|
Hat der Zug den ersten
Waldabschnitt passiert, bietet sich dieses schöne Motiv vor
Brünkendorf.
|
|
Baut man den Weg – wo eben noch der
Fotograf stand, mit in das Motiv ein – schaut das ganze so aus. Ganz
klassisch fährt auf den Güterwagen ein Bremser mit.
|
|
Seit zwei Jahren verfügt der
Endbahnhof Lindenberg über ein Stellwerk, über das mittels
schlüsselabhängiger Weichen das Einfahrsignal aus Mesendorf
gestellt
werden kann.
Leider ging am
Fototag kurz vor der Zugausfahrt
im besten Sonnenlicht das Signal
auf Fahrt. Während die Pollobahner entlang der Strecke mit viel
Aufwand für eine kleine Zeitreise sorgten, war dieser Fauxpas bei
einer von Fotografen finanzierten Fotoveranstaltung sehr ärgerlich
und sorgte auch für ein entsprechendes Echo bei den Teilnehmern –
ich konnte mir mit einem zufälligen Vorschuss behelfen.
Wie ich später auf anderen Fotos sah, wurde der Regiefehler bei
den folgenden Fahrten nicht mehr gemacht.
|
|
Das Stellwerk Lindenberg. Links das
Schlüsselwerk mit Weichen- und Signalschlüsseln und rechts
die
Signalkurbel des Einfahrsignals. Nur das rechte Kurbelwerk für
Signal A
ist in Betrieb.
|
|
Der Bahnübergang am Hp Vettin
wird vom Zugpersonal gesichert. 99 4633 passiert den Bü und der
Begleiter steigt wieder auf den Zug auf.
|
|
Leider
zog es sich vormittags
schlagartig zu, die geschlossene Wolkenfront über
Mecklenburg-Vorpommern hatte den Weg nach Brandenburg gefunden – da
kann noch solange in der Sonnenstundenprognose 14 Stunden stehen. Mit
einem letzten Hauch Sonne verlässt die 99 4633 den Hp Klenzenhof.
|
|
Beim Pollo ist die 99 4644
erhalten, eine 1923 von O&K
für die Rosenberger Kleinbahn
gebaute
Lok. Zwischen 1965 und 1967 kam die frisch großteilerneuerte Lok
beim Pollo zum Einsatz, ehe sie kurze Zeit auf Rügen zum Einsatz
kam und
anschließend viele Jahre im Bw Neustrelitz als Denkmal stand.
Seit 1994
befindet die Lok sich im Eigentum des Pollo – angestrebt wird eine
betriebsfähige Aufarbeitung, für die bereits Spenden
gesammelt wurden.
Die Aufarbeitung der Lok wird trotz der nur kurzen Einsatzzeit der 1965
quasi neu gebauten Lok sehr aufwendig und sicher noch viele Jahre
dauern. Solange wird der Pollo für Dampfbetrieb auf Gastfahrzeuge
anderer Vereine oder Unternehmen angewiesen sein.
Ab Juni 2015 kommt bis Saisonende die zwischen 2011 und 2014 im
Dampflokwerk Meiningen und in Jöhstadt weitgehend neu aufgebaute
Heeresfeldbahn-Schlepptenderlok 99 4652 der Eisenbahn- Bau- und Betriebsgesellschaft
Pressnitztalbahn mbH (PRESS) vor den Zügen
des Pollo zum Einsatz.
|
|
Unkonventionell wird in
Mesendorf Kohle gebunkert. Auch wenn das Hobby Eisenbahn vornehmlich
von männlichen Zeitgenossen ausgeübt wird – die Faszination
Eisenbahn
verschließt sich auch zahlreichen Frauen nicht und mancherorts
wird tatkräftig mit angepackt.
|
|
Wer hart arbeitet, hat sich eine
Pasue verdient. Nachdem die 99 4633 mit frischen Vorräten versorgt
und abgeschmiert ist,
gönnt sich das Lokpersonal im Bw Mesendorf die wohlverdiente
Pause.
|
|
Mit einem reinen Güterzug
verlässt
die 99 4633 auf der zweiten Fahrt von Mesendorf nach Lindenberg den
Bahnhof Mesendorf. Während rechts ein Trabi geduldig die
Zugvorbeifahrt
abwartet, scheint manch anderer Verkehrsteilnehmer mit der Situation
und den Fotografen überfordert. Verließ gerade noch
rechtzeitig ein
Zufallsgast auf Dampfsightseeing den spontan im Schussfeld der
Fotografen gewählten Parkplatz und ließ Frau und Kind
zurück, bremste ein weiterer
Verkehrsteilnehmer
– mit dem Dampfzug parallel fahrend – im Angesicht der Fotografen genau
im Bereich zwischen Baum und Andreaskreuz. Zahlreiche Fotografen waren
hellauf begeistert... Wohl dem, der AntiAuto
2.0 auf dem Rechner hat und mit zwei Mausklicks das
Auto zwischen Baum und Andreaskreuz atomisieren kann.
|
|
Morgens auf der Fahrt in die
Prignitz fiel mir ein, dass die dreimal wöchentlich verkehrende
EGP-Leistung 55113 Wittstock – Wittenberge verkehren müsste, da ja
normaler Freitag ist. Die geschlossene Wolkendecke und die geringe zu
erwartende zusätzliche Motivdichte beim Pollo mit dem Fotozug
machten
die Entscheidung leicht und erstmal ging es zum geübten
Kontrollblick
nach Pritzwalk, wo der 55113 seine meist deutliche Verfrühung in
der
Regel absteht. Wie erhofft stand der Zug im Bahnhof – und mit
der gefälliger lackierten 221 136 anstelle der alternativ
eingesetzten
221 106 in gelb bespannt.
|
|
|
Der von der Deutschen Waggonbau AG (DWA) in
Bautzen entwickelte zweiachsige LVT/S
blieb zusammen mit dem
DOSTO-Schienenbus eine Episode im deutschen Schienenfahrzeugbau. Die
Serienbestellung der DOSTO-Schienenbusse stornierte die DB – das erste
Serienfahrzeug der BR 670.1 wurde sang- und klanglos verschrottet.
Immerhin stehen vier von sechs gebauten Vorserienfahrzeugen aktuell
noch im regelmäßigen Verkehr bei privaten Bahnunternehmen,
ein weiterer
soll in Kürze als historisches Fahrzeug wieder in Betrieb genommen
werden.
Der LVT/S wurde Opfer der Übernahme von DWA durch Bombardier, lediglich 23
Serienfahrzeuge wurden von DWA ausgeliefert. 19 Triebwagen wurden an
die DB-Tochter Burgenlandbahn
geliefert, die weiteren Fahrzeuge wurden von Bombardier als
Leihfahrzeuge eingesetzt. Zwei von ihnen werden von der EGP bzw. ihrem Schwesterunternehmen
HANS im
Regionalverkehr in der Prignitz eingesetzt.
Der bis Ende April meist auf der seit dem 1. Mai trotz aller
Kämpfe stillgelegten Meckl.
Südbahn eingesetzte
504 001 steht im Bf Pritzwalk (der
in Kürze auch das letzte seiner einst charakteristischen
Treppenhäuser
verlieren wird) und wartet auf die nachmittägliche Leistung
nach
Neustadt(Dosse), welche die Anbindung des Abschnitts Neustadt(Dosse) –
Kyritz an die Werkstatt der EGP gewährleistet.
Deneben sein "Großvater", der Uerdinger Schienenbus 798 610 –
seit
nunmehr 59 Jahren als inzwischen letzter seiner Bauart in Deutschland
im alltäglichen aktiven Einsatz. Dessen Lokführer verbringt
offenbar die Zugpause auf der Strecke Pritzwalk – Putlitz auf seinem
Zug, der derweil an der Fremdeinspeisung angeschlossen ist.
|
|
|
Mit der Gewissheit, dass die V200.1
mit ihrerm Güterzug erscheinen wird, konnte in Groß Pankow
der Aufbau
des erhöhten Fotostandpunktes beginnen, die helle Wolkendecke mit
ihren
lockeren Wolken ließ keinen ernsthaften Wolkenschaden erwarten,
wie ich
ihn hier vor einem Jahr erfahren musste, wo eine fette Wolke das Licht
ausknipste. Die lockere Wolkendecke war akzeptabel, ein Sonnenspot
natürlich gerne genommen.
Der Sonnenspot blieb leider aus, aber auch ohne Sonne oder Formsignale
ist der nach aktueller Planung noch rund zwei Jahre örtlich
besetzte
Bahnhof Groß Pankow ein lohnendes Fotomotiv – und die 221 136
verdeckt
den seit einigen Jahren hier stehenden Zaun perfekt. Seit der in
Groß
Pankow stattfindenden Kreuzung des Regionalverkehrs fahren die 646/946
nach Wittenberge vom Hausbahnsteig ab und sind durch Zaun und
hässlichen Container links außerhalb des Bildes nur noch
eingeschränkt
fotografierbar.
|
|
Das reichte nun aber an modernem
Bahnverkehr und es
ging
wieder zurück in die gute alte Zeit. Etwas später als geplant
reichte
die Zeit noch für die Einfahrt des Dstg 8413 in Mesendorf. Die
Wolken
lockerten zunehmend wieder auf und ließen für den Rest des
Tages bestes
Fotolicht erwarten.
|
|
Ob der Hund im Bild auch Pollo
heißt, wie nach der Überlieferung der den ersten Zug
anbellende Hund
des Dannenwalder Försters, weiß der Fotograf nicht – aber
der mit 99
4633 bespannte Personenzug der Ostprignitzer
Kleinbahn wird bereits sehnsüchtig erwartet.
|
|
Der alte Ford Model A Pickup aus den 1930er
Jahren ist inzwischen recht
altersschwach, doch in der DDR ist der Güterverkehr auf der
Straße
streng reglementiert, jeglicher Güterverkehr über 50 km soll
auf der
Schiene stattfinden – Ausnahmen sind zu beantragen. So wird die Fracht
im Hp Klenzenhof zum Pollo in
Richtung Lindenberg gebracht und in Perleberg
auf die
regelspurigen Züge Richtung Wittenberge umgeladen.
|
|
Die Umladung ist abgeschlossen,
der Zug wird in Kürze seine Fahrt gen Lindenberg fortsetzen. Der
Lokführer hat seinen Sohn dabei, um bei ihm das Interesse für
die Bahn
zu wecken. Alles geht entspannt seiner Wege und keiner schreit nach
Vorschriften oder eine überfällige Abfahrt. Hinweisschilder
weisen
ohnehin auf die Pünktlichkeit von Zügen hin, die solange als
pünktlich
gelten, wie eine halbe Stunde nicht überschritten ist.
Erzählt jemand vom Bahnalltag von damals, zuckt innerlich wohl
jeder
Verantwortliche beim Gedanken an fällige Pönalezahlungen an
Verkehrsverbünde
zusammen oder denkt an das Erscheinen von EBA-Mitarbeitern am
Bahnsteig, wo jeder Nachwuchs an Bord arbeitsrechtliche Schritte nach
sich ziehen würde.
|
|
Um 15.28 Uhr hätte der Zug
Brünkendorf verlassen sollen, um 15.59 Uhr –
knapp unter der früheren Auslegung der Verspätungsgrenze (oder auch Verfrühung...)
von 30
Minuten –
passiert der Zug zwischen Brünkendorf und Vettin den
Fotografen. Ein kurzfristig eingelegter Sonderzug hat die Abfahrt etwas
verzögert. Doch die Fahrgäste des GmP sind durch die manchmal
aufwendigen Rangierbewegungen in den Bahnhöfen entlang der Strecke
Fahrplanabweichungen gewohnt und haben oft eh keine Uhren dabei.
|
|
Nur noch rund 25 Minuten nach Plan
erreicht 99 4633 den Bahnhof Lindenberg. Durch den
Sonderzug
musste die Lok kurz abbremsen und beschleunigt hier nach dem Ziehen der
Einfahrt wieder für die letzten Meter.
|
|
In Bölzke wurde jüngst
radikaler
Vegetationsrückschnitt betrieben. Zur Vermeidung von
Sturmschäden wurde
der über viele Jahrzehnte zugewachsene Bahnhof
Bölzke
freigeholzt. Damit wurde ein bisher unmöglicher Fotografenblick
auf die
Ausfahrsignale nach Pritzwalk möglich, die bisher im Wald lagen.
Diese
recht radikalen Schritte werden derzeit zunehmend durchgeführt, um
Sturmschäden in
ihren
Auswirkungen auf den Bahnbetrieb zu reduzieren. In der Frühzeit
der
Eisenbahn war dies durch die Brandschutzstreifen kein wesentliches
Problem, doch die jahrzehntelange Vernachlässigung des
Freischnitts
verursacht zunehmend Vorfälle, die bei konsequenter
Vegetationspflege
vermeidbar wären.
504 001 verlässt als Rückleistung des zweiten Zugpaares des
Tages den
Bahnhof Bölzke in Richtung Pritzwalk. Sieht man die
Größe des Bahnhofs,
wünscht man sich sofort einen "richtigen Zug". Manchmal wird ein
solcher Wunsch erhört, denn...
|
|
...nach der
eigentlich letzten Zugleistung des Tages war noch ein Kalizug nach
Falkenhagen eingelegt. Planmäßiger Güterverkehr findet
hier seit Jahren
nicht mehr
statt. Täglich noch zwei Zugpaare verkehren aktuell Montags bis
Freitags, an
Wochenenden immerhin drei an der Zahl. Bei dieser Zugfrequenz ist es
verwunderlich, dass die RIG als Infrastrukturunternehmen in Blumenthal
und
Bölzke
Stellwerkspersonal sowie in Wutike Schrankenpostenpersonal
vorhält.
Alsbald ist der Bau von modernen Halbschrankenanlagen
vorgesehen und dann werden diie Betriebsstellen entfallen. Die
Halbschrankenanlagen werden allerdings kein Garant für die weitere
Vorhaltung der Strecke sein, denn das Prignitznetz steht unter dem
Vorbehalt weiterer Prüfungen. Nach allen Erfahrungen werden nach
Abbestellung der verbliebenen Leistungen die Strecken meist zur
Übernahme durch Dritte ausgeschrieben.
|
|
Die Fahrt
des 62276 nach Falkenhagen via Bölzke ist wie ein Sechser im
Lotto, denn so selten wie man hier ist – einen Güterzug an
fotogener
Stelle im besten Sonnenlicht zu erwischen, damit rechnet man nicht
wirklich. Auf der "To do-Liste" stand bisher ein Foto eines
einzelnen
Triebwagens in einem Netz, das an vielen anderen Stellen Deutschlands
längst stillgelegt und abgebaut wäre. Lummerland eben. Hier
fährt 232 909 am Ortsrand von Falkenhagen die letzten Meter vor
der Kaliumladung.
|
|
Im Bereich
der Kaliumladung von Falkenhagen wird die 232 909 von ihrem Zug
abgekuppelt,
setzt noch einzelne Wagen um und wird dann ihre Heimfahrt in Richtung
Wustermark antreten.
|
|
Fotos
in Google Earth |
©
2015 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
Nach
oben |
|