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7. Februar – Generationswechsel in Woltersdorf










Freitag, 7. Februar 2025 – Generationswechsel in Woltersdorf

Tw 42

Lange zog sich die Inbetriebnahme und Zulassung der im Februar 2022 bestellten neuen Triebwagen für die Woltersdorfer Straßenbahn hin. Ende März 2024 wurde der erste Moderus Gamma LF 10 AC BD des polnischen Herstellers Modertrans Poznań Sp. z o.o. nach Woltersdorf geliefert und danach der Inbetriebnahme und den nötigen Tests zur Zulassung in Deutschland unterzogen.
Nun war es soweit, vor gut 14 Tagen nahmen die Triebwagen 41 und 42 den Planbetrieb auf – zunächst nur zu Zeiten, wo Werkstattpersonal anwesend war. Die Wagen laufen offenbar ausreichend stabil, dass sie inzwischen im Sollzustand ganztägig die beiden Stammumläufe fahren. Der Einsatz der Gotha-Triebwagen beschränkt sich in diesem Fall nur noch auf den Verstärkungskurs von S-Bahn Rahnsdorf zum Berliner Platz
zu Hauptverkehrszeiten.
Das Ziel der heutigen Tour war den Übergangsbetrieb festzuhalten, wo Moderus Gamma und Gothatriebwagen gemeinsam fahren. Durch den vierten, nachbestellten Triebwagen reicht der Bestand an Moderus Gamma aus, im Regelfall durchgehend niederflurig fahren zu können. Die benachbarte Schöneicher Straßenbahn erlebt derzeit allerdings drastisch, was es heißt nicht mehr ausreichend Reservefahrzeuge zu haben. Von daher werden vsl. zwei Triebwagen als Reserve bleiben, der Triebwagen 29 wird derzeit als Museumsfahrzeug hergerichtet – das nicht modernisierte Fahrzeug diente bereits die letzten Jahrzehnte vornehmlich als Reserve- und Fahrschulwagen.
Hier verlässt der Triebwagen 42 die Hst Thälmannplatz, der Autor vermutete bereits bei Ankunft angesichts der zahlreichen abgestellten Gothatriebwagen dass die Moderus Gamma nun in den Vollbetrieb gegangen sind, nachdem die Woche zuvor eine 50:50-Teilung der Umläufe gefahren wurde.

Tw 42

Die klassische Fotostelle in Woltersdorf, rund 30 Jahre immer wieder gerne aufgesucht. Nun werden die Fotografen sich an ein neues Motiv gewöhnen müssen, welches in Deutschland erstmals zum Einsatz kommt. Im August 2024 entstand ein Beitrag, wo der Autor die letzten 35 Jahre Woltersdorf-Erleben Resümee passieren ließ. Hintergründe zur Bestellung der Neubaufahrzeuge finden sich in einem Beitrag des Fototagebuchs im September 2023.

Tw 51 und Tw 48

Nachdem die Gotha-Triebwagen in Woltersdorf bis ca. 15 Uhr Betriebspause hatten, folgte ein Wechsel nach Schöneiche, wo den dortigen Betrieb derzeit massive Fahrzeugausfälle plagen.
Der Betrieb dort weist eine hohe Durchschnittsgeschwindigkeit auf, um die Streckenlänge im Grundtakt mit drei Fahrzeugen bedienen zu können. Gleichzeitig hat die Strecke zahllose Privatwegübergange, welche sich als unfallträchtig erweisen. Zusätzlich hat die Straßenbahn im Mai 2024 selbstverschuldet zwei weitere Triebwagen verloren, nachdem es zu einem Auffahrunfall kam. Auf dem Betriebshof stehen hier in der Schlange zahlreiche defekte Fahrzeuge, nur der Artic-Tw 51 im Vordergrund hat keinen Unfallschaden. Rechts der aus zwei unfallbeschädigten Düwag-Triebwagenhälften wiederaufgebaute Tw 48, welcher heute als einziges Reservefahrzeug auf Einsätze wartete.


TW 78 und Tw 46

Um die Düwag-Triebwagen aus den 60er Jahren auf den HVZ-Verstärkerkursen zwischen S-Bahn Friedrichshagen und Jägerstraße ablösen zu können, beschaffte die Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn GmbH (SRS) 2023 zwei Fahrzeuge des Typs M6C-NF aus Mülheim, wo sie nicht mehr gebraucht wurden. Den Triebwagen 78 verlor die SRS wenige Monate nach Inbetriebnahme durch den Auffahrunfall. Der Tw 46 ist 2022 wegen Fristablauf ausgeschieden – nachdem er ungeplant deutlich länger fahren musste als vorgesehen, da die aufwendig aufgearbeiteten Vorgänger unter der Fahrzeugnummer 45 jeweils kurz nach Fertigstellung irreparabel verunglückten. Rechts ist der verunfallte Tw 78 abgestellt.
Hat man schon kein Glück, kommt noch Pech dazu – die SRS beschaffte 2024 aus Heidelberg
einen dort zur Ausmusterung anstehenden Niederflurzug vom Typ MGT6D aus dem Hause DUEWAG, welcher 1995 in Dienst gestellt wurde. Das Fahrzeug hat einmal nachts das Netz der SRS befahren, ehe im Herbst 2024 ein morscher Baum auf den Triebwagen fiel und ihn zerstörte …

Tw 77

An der Kalkberger Straße wird zum Aufnahmezeitpunkt ein Schwellenwechsel zur Schadensbeseitigung durchgeführt, nachdem Mitte Januar 2025 der kurz zuvor aus Cottbus nach mehrjährigem Verleih heimgekehrte Tw 26 am Überweg mit dem Fahrzeug eines unaufmerksamen Autofahrers kollidierte, was den Triebwagen zum entgleisen brachte. Ein ähnliches Schicksal ereilte im April 2024 den Neubau-Tw 53 des Typs Artic, welcher mit einem Betonlaster zusammenstieß und seitdem ebenfalls abgestellt ist.

Tw 29

Immerhin konnte der zwischen 2014 und 2021 aufwendig aufgearbeitete Prototyp-Tw 29 nach einem Unfall mit Entgleisung wieder recht zügig aufgearbeitet werden und steht dem Betrieb zur Verfügung. Unterschwellig rechnet man in Schöneiche ja jeden Tag mit einer erneuten Totalverlustmeldung. Im letzten Jahr musste daher zeitweise gar der Eigenbaumuseumstriebwagen 73 im Planbetrieb aushelfen, da es sonst zu Zugausfällen über die mangels Fahrzeugen nicht fahrbaren HVZ-Verstärker hinaus gekommen wäre.

Tw 77

Dass bei den Fahrzeugproblemen keine Zeit für eine Gestaltung in Unternehmensfarben ist, ist naheliegend. Der Tw 78 hat kurz vor seinem Unfall noch eine Textbeklebung für das Deutschlandticket erhalten – der Tw 77 fährt völlig neutral, hier an der Hst Torellplatz. Vom Ursprungsgedanken die Zweirichtungwagen aus Mülheim nur für die HVZ-Kurse zur Jägerstraße und für Baustellenverkehre zu nehmen, hat man sich entsprechend verabschieden müssen. Im Laufe des Tages wurde der Düwag-Tw 48 trotz der Ferien in Brandenburg auch noch eingesetzt, das sah der Autor aber erst auf der Rückreise gen Hamburg.

Tw 27

Triebwagen 27 auf der Fahrt gen Rüdersdorf in der Hst Torellplatz. Anschließend war wieder ein Wechsel nach Woltersdorf angesagt. An einem Freitag im Frühjahr wird Schöneiche für den Verkehr mit dem Mischling Tw 48 hoffentlich wieder Ziel sein (der Wille ist da 😉).

Tw 42

Es kam die Sonne raus, als Tw 42 die Hst Fasanenstraße erreicht und sichtbar ist auch, warum es so eine frühe Auslösung ins Fototagebuch geschafft hat, der Autoverkehr in der Woche ist immer wieder für innerliche Aufregung gut …

Tw 42

Bei Abfahrt an der Hst Fasanenstraße übt sich der Autofahrer hinter dem Triebwagen immerhin in Geduld.

Tw 42

Sonne ist immer gut, außer man plant ohne Sonne. Nach dem Wolkenzug wäre das Motiv ohne Sonne und an anderer Stelle entstanden. Kurz vor Durchfahrt kam die Sonne unerwartet wieder durch die Wolken und der Standort musste rasch umgeplant werden. Immerhin ist der an dieser Stelle bei „Straßenbahn im Gegenverkehr“ abenteuerliche Autoverkehr gerade mal kein Problem.

Tw 41

Eine Stunde und eine Mitfahrt nach Rahnsdorf später hält sich die Sonne immerhin daran, hinter den Wolken zu bleiben und das Motiv kann wie geplant eingefangen werden – wäre der blaue Himmel im Hintergrund nicht. Blauer Himmel auf sonnenscheinlosen Fotos ist für das Bild schnell der Tod durch die Löschtaste. Triebwagen 41 auf der Fahrt zur Schleuse. Offenbar ist die Ausrichtung der Wagen in Woltersdorf egal – bei Tw 41 zeigt der Pantograph zur Schleuse, bei Tw 42 nach Rahnsdorf.

Tw 28 und 32

Nur noch Reserve auf Zeit. Tw 43 wurde zu Silvester 2024 durch Vandalismus beschädigt, so dass Scheiben getauscht werden müssen. Der Hersteller nahm den Tw 43 bei Anlieferung des nachbestellten Tw 44 gleich wieder mit – zur Aufrechterhaltung der Gewährleistung war die Mitnahme zum Hersteller die wohl bessere Lösung. Der Tw 44 ist noch nicht abgenommen, sonst wäre ggf. bereits heute der Auslauf komplett niederflurig. Tw 32 steht als Einsatzreserve bereit, der Tw 28 ist aus der Wagenhalle gefahren und steht für die Nachmittags-HVZ bereit.
Jahrzehnte Alltag und bis zur unerwarteten Ausschreibung von bis zu vier Neubaufahrzeugen im Juli 2021 auch gedanklich im Fortbestand nicht wirklich in Frage gestellt – wurde 2008 doch noch ein weiterer Gothatriebwagen, der
Tw 33, beschafft und bis 2018 von Grund auf neu aufgebaut. Nach dem plötzlichen Tod der langjährigen Geschäftsführerin der Woltersdorfer Straßenbahn im Jahr 2017 wurden von der neuen Betriebsführerin, der SRS, die Weichen neu gestellt – zumal das Personenbeförderungsgesetz von 2013 seit 2022 nur noch sehr enge Spielräume lässt, was fehlende Barrierefreiheit betrifft.

Tw 28

Fotos von Ausfahrten aus dem Betriebshof sind all die Jahre nie entstanden, Alltag und nur nachmittags für den HVZ-Pendel im Licht – unscheinbare Motive und meist ist man eh nur an Wochenenden dort, dann passiert auf dem Betriebshof in der Regel gar nix.

Tw 28 und Tw 42

Die Ausfahrt des Betriebshofs am Thälmannplatz gehört ebenso zu den Motiven, die die Jahre nicht auf dem Plan waren. Zu E-Wagenzeiten war der Autor nie in Woltersdorf. Der Tw 28 wartet die Abfahrt des leicht verspäteten Kurses zur Schleuse ab, eigentlich wäre jetzt bereits Planabfahrt des Verstärkers nach Rahnsdorf. Im Hintergrund die frühere Wartehalle der Straßenbahn, in den Sommermonaten nun eine Eisdiele.

Tw 28

In den Wald zu gehen, war ebenso nie wirklich auf der Agenda. Im Winter ist man meist nicht hier und im Sommer sorgt das Laub für schwierige Lichtverhältnisse. Tw 28 fährt in die Erknersche Heide gen Rahnsdorf ein.

Tw 28 und Tw 41

Die planmäßig nur zur HVZ zeitgleich befahrene Ausweiche im Wald ist 13 Tage nach Inbetriebnahme der ersten beiden Moderus Gamma die einzige Möglichkeit, beide Generationen im Betrieb gleichzeitig im Bild festhalten zu können. Nicht nur die Formsprache zeigt deutlich, welch Generationswechsel Woltersdorf aktuell erlebt.
Vor über 20 Jahren verschwanden die Gotha- und Rekowagen in
Jena als letzte umzustellender Betrieb. Woltersdorf und die Kirnitzschtalbahn setzten bewusst auf den Weiterbetrieb der Gothawagen. Naumburg kam ab 2007 (wieder) hinzu, zuvor war der Betrieb nur noch saisonweise als Touristenbahn betrieben worden.

Tw 28 und Tw 42

Zierlicher Zweiachser triftt auf bulligen Vierachser. Seit rund 35 Jahren sind für den deutschen Markt keine klassischen Vierachser mehr gebaut worden, die letzten waren die T6A2 für Betriebe in der DDR – welche in aller Regel allerdings nicht als Solotriebwagen verkehrten.

Tw 28

Motive entlang der Berliner Straße standen heute vor allem wetterbedingt nicht auf dem Zettel, zudem steht die Sonne Anfang Februar nachmittags noch zu tief. Auch hat man im Laufe der Jahre dort fast jeden Winkel mit den Gothatriebwagen abgelichtet. Die laublose Zeit lädt aber dazu ein, die lange Waldstrecke nach Rahnsdorf mal anders abzulichten. Der Kurs aus Richtung Schleuse war leicht verspätet und noch nicht im anrollen. Da kann man sich schon mal auf den Waldweg-Bü stellen und den anrollenden Zug zum gefühlten Beiwerk werden lassen.

Tw 28

Rund 90 Sekunden später ist alles in der Routine aufgegangen, die Fahrer sprechen sich über die Zugfolge (oder auch andere Dinge …) ab und fahren ihrer Wege bis zum nächsten Treff in 10 Minuten.

Tw 28

Etwas Nachmittagslicht fällt auf die Szenerie, als der Tw 28 die Landesgrenze Berlin/Brandenburg passiert.

Tw 28

Vorbei! Ein letzter Blick in den Rückspiegel, 35 Jahre war Woltersdorf oft ein Ziel. Bemerkenswert wird der Betrieb auch künftig sein, aber nicht mehr mit der täglichen Zeitreise in inzwischen über 65 Jahre alten Triebwagen, welche einst aus dem Konzept des kurz vor dem 2. Weltkrieg entwickelten Einheitsstraßenbahnwagens (ESW) konstruiert wurden. In einem Betrieb, wo man bedenkenlos auch mal den KSW-Museumswagen in den Alltagsauslauf schicken konnte.

Fotos in Google Earth © 2025 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben