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Mittwoch, 4. April 2012
– Zweites Leben für einen dänischen Flensburger
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Der
Flensburger Tw 36 kam in der Fördestadt von 1926 bis 1973, dem
Jahr der Stilllegung der Straßenbahn in Flensburg, zum Einsatz
und
wurde anschließend an das Straßenbahnmuseum Skjoldenaesholm
in Dänemark abgegeben. Dort verkehrte das Fahrzeug noch bis 1979
auf dem
Meterspurgleis des Museums, ehe das Fahrzeug aufgrund des Zustandes
endgültig abgestellt werden musste. Seitdem stand der Triebwagen
im Museum abgestellt – der Zustand des Wagens war zuletzt
nur noch eine als Lagerraum genutzte Fast-Ruine mit verrotteten
Fensterholmen.
2010 ergab sich die Möglichkeit nach Zukauf des verrosteten aber
innerlich vollständig
erhaltenen baugleichen Tw 33 aus Wehmingen den Tw 36 in der
Straßenbahnhauptwerkstatt der GVB in Gera umfangreich
instandsetzen zu lassen. Seitenwände und Perrons wurden neu
gebaut, das Dach, die Inneneinrichtung und die technische
Ausrüstung wurde in Gera umfangreich instandgesetzt. Für
heute stand die Abnahme des Triebwagens an, einschließlich einer
Probefahrt im Netz der Geraer Straßenbahn. Wie fabrikneu steht
der Tw 36 in der Werkhalle der Hauptwerkstatt zur Abnahme durch das
Straßenbahnmuseum Skjoldenaesholm bereit.
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Der
Triebwagen 33 harrt derweil der Dinge die da kommen mögen. Das
Fahrzeug war nach Stilllegung der Flensburger Straßenbahn 1973
zum Deutschen Straßenbahnmuseum in Wehmingen gekommen, wo es
eines unter hunderten im Freigelände abgestellten
Straßenbahnfahrzeugen war. Es überstand zwar die
umfangreichen Verschrottungen in den 1980er Jahren nach Konkurs des
DSM 1986, hatte beim Nachfolger – dem Hannoverschen
Straßenbahnmuseum
– keine Zukunft mehr und wurde an das dänische
Straßenbahnmuseum
Skjoldenaesholm verkauft. Der Triebwagen steht nun nach Erfüllung
seiner
Aufgabe im Freigelände abgestellt. Derzeit wird ein Käufer
für das Fahrzeug
gesucht – findet sich keiner, werden die noch verwertbaren Teile als
Ersatzteile für den Tw 36 ausgebaut und das Fahrzeug zerlegt.
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Einen
weiteren Tw 33 baut die GVB-Werkstatt in Gera derzeit auf, den Tw 33
der Woltersdorfer Straßenbahn. Der Betrieb beschaffte 2008 zur
Verstärkung seines Fahrzeugbestandes den seit 1997 in Dresden als
Denkmal vor einem Theater aufgestellten Triebwagen 201 602 (1991-1995
Kinderbahn in Dresden). Entsprechend der langjährigen Aufstellung
als Denkmal und dem bereits zuvor untergeordneten Einsatz als
Kinderbahn war der wagenbauliche Zustand sehr schlecht, was nach
Sandstrahlung des Wagenkastengerippes an zahlreichen durchgerosteten
Trägern noch sehr deutlich zu sehen ist. Die Träger werden
derzeit durch Neuteile ersetzt. Links das noch erhaltene Frontblech mit
der Bemalung aus Junges-Theater-Tagen.
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Mit
Fördergeldern einer Stiftung kann der Kopenhagener Tw 327 in Gera
umfangreich instandgesetzt werden. Das Fahrwerk und die elektrische
Ausrüstung warten aufgearbeitet bereits auf den Einbau, hier wird
mit den Vertretern des Straßenbahnmuseums Skjoldenaesholm die
weitere Aufarbeitung des Wagenkastens besprochen – der Zahn der Zeit
hat doch deutlich am Fahrzeug genagt.
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Dieses
Fahrzeug wurde 1905 für Plauen gebaut und verkehrte dort als Tw
25. Es wurde 1966 nach Gera für den Einsatz als historischer Wagen
29II verkauft. Aktuell erhält das Schmuckstück mit
offener Plattform gerade seine Inspektion.
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Mit dem
LOWA-Triebwagen 16, dem im Originalzustand erhaltenen KT4D 320 sowie
dem im Hintergrund sichtbaren Gotha-Beiwagen 150 erhalten die Geraer
Verkehrsbetriebe weitere historische Straßenbahnen und bietet die
Fahrzeuge auch aktiv zur Vercharterung an, fast überall im
GVB-Netz findet der Fahrgast Angebote zum Chartern der historischen
Fahrzeuge für die unterschiedlichsten Anlässe. Der KT4D 356
rechts im Bild gehört allerdings nicht zu den historischen
Fahrzeugen.
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Während
ein Teil der dänischen Straßenbahnfreunde mit dem Tw 327 und
der Festlegung der weiteren Arbeiten
beschäftigt war, ging der Tw 16 mit dem Rest der Gruppe auf
Rundfahrt durch die Stadt. Tw 16 hat die Straße "Hinter
der Mauer" verlassen und fährt weiter entlang der Leipziger
Straße in Richtung Tinz.
Der Triebwagen 16 wurde 1955 für Zwickau gebaut und kam 1976 nach
Gera, wo der Wagen noch bis 1990 im Linieneinsatz blieb. Seit 1991 ist
der Triebwagen als historischer Wagen 16 betriebsbereit und heute im
Zustand ca. 1959 restauriert.
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In den
1980er Jahren wurde in Bieblach das Neubaugebiet Bieblach-Ost
errichtet, welches bis zur Wende nicht mehr komplett fertiggestellt
wurde. In mehreren Bauabschnitten erreichte von Tinz aus die
Neubaustrecke die heutige Endstelle Bieblach-Ost, welche im Vorgriff
auf eine nie umgesetzte Erweiterung (vornehmlich für einen in den
1980er Jahren dort geplanten Betriebshof) mit einer Bauvorleistung
für eine Streckenverlängerung versehen wurde. Bei der
geplanten Sanierung des Strecke wird diese Vorleistung rückgebaut
und dafür ein drittes Schleifengleis errichtet.
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Treffen
zweier Generationen: Tw 16 trifft auf seine Ablösung von 1990, den
KT4D. Die ab 1979 nach Gera gelieferten KT4D sollen ihrerseits in den
kommenden Jahren durch einen noch nicht näher bestimmten
niederflurigen Neubautyp ersetzt werden sollen. Beiden Fahrzeugen
gemein ist die hervorragende Instandhaltung durch die Geraer
Verkehrsbetriebe.
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Nach einer
Mittagspause ging der Flensburger Tw 36 auf Probefahrt – da der Tw 36
nur begrenzt Platz bot, folgte dem Tw 36 der historische Tw 12.
Verkehrsbedingt musste der Verband an der zentralen Umsteigehaltestelle
Heinrichstraße einen kurzen Stopp einlegen, welcher von
Zufallspassanten auch gleich für ein Foto des ungewohnten
Fahrzeugs genutzt wurde. Im Vergleich zur Fahrt zuvor mit dem
LOWA-Triebwagen 16, welcher kaum sonderliche Beachtung bei den
Passanten fand, schauten hier nicht wenige deutlich überrascht,
welches Fahrzeug hier zu sehen ist. Man scheint in Gera durchaus die
örtlichen Fahrzeuge zu kennen und Gäste fallen sofort auf...
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Ein Fotohalt
wurde vor dem 1902 eröffneten Theater Gera eingelegt. Kleiner
Triebwagen vor Großem Haus...
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Die
Straßenbahnstrecke nach Gera-Untermhaus wurde 1968 eingestellt
und erst 2006 als moderne Stadtbahnlinie wiedereröffnet. In der
neuen Schleife Untermhaus stehen beide historische Triebwagen zu einer
kleinen Parade aufgestellt. Wurde Tw 36 1926 von HAWA gebaut, ist der
Tw 29 1928 von MAN gebaut worden. Der Tw 12 schied 1968 mit Stilllegung
der Strecke Straße der Republik – Untermhaus aus dem Betrieb aus
und wurde noch bis 1975 als Hilfsgerätewagen genutzt. Seit 1982
ist der Triebwagen historisches Fahrzeug in Gera.
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An der
Stelle der 1968 mit Einstellung der Linie 2 aufgegebenen Endschleife
Untermhaus die beiden historischen Fahrzeuge Tw 36 und 12.
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In der Hst
Wintergarten steht Tw 36 zur Fahrt nach Zwötzen bereit, der Tw 12
fährt ebenfalls in die Haltestelle ein. Ab der Hst Wintergarten
fährt die als Stadtbahn wiederaufgebaute Linie 1 auf besonderem
Gleiskörper und aufgrund der unübersichtlichen
Streckenführung teilweise auch mit Zugsicherungstechnik.
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Tw 36
zusammen mit dem NGT8G 211 in der Schleife Untermhaus. Im Hintergrund
werden letzte Formalien für die Abnahme des Tw 36 geregelt.
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Triebwagen
36 an der Orangerie des Küchengartens, einem im 17. Jahrhundert
repräsentativ angelegten Nutzgartens für das
Schloss Osterstein, aus Anlass der BUGA 2007 wieder als Lustgarten
hergestellt.
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Nachdem am
Vormittag hier und dort noch die Sonne durchkam, hatte es sich
nachmittags eingetrübt. Der Tw 36 befuhr noch einmal den
Streckenabschnitt Heinrichstraße – Zwötzen, Gelegenheit den
Triebwagen bei Abfahrt aus der Hst Heinrichstraße abzulichten –
im Hintergrund das Stadtmuseum. Neben dem Tw 36 werden allmählich
auch die O405-Busse zu historischen Fahrzeugen – in Gera finden sich
einige Hochflur-O405 noch im Liniendienst.
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Aus
Zwötzen zurückkehrend biegt Tw 36 auf der Betriebsstrecke aus
der Reichsstraße in die Heinrichstraße ab – im Hintergrund
das von der Straßenbahn unterfahrene Elster-Forum.
Direkt dahinter liegt eine weitere 1984 geschaffene, in der DDR
einmalige Hausunterfahrung, mit der die Straßenbahn aus der
Einkaufsstraße Sorge genommen und in die Straße "Hinter der
Mauer" (welche aus politischen Gründen dann einige Jahre "Am
Leumnitzer Tor" hieß...) verlegt werden konnte.
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Vor dem
Einrücken in den Geraer Betriebshof überquert der Tw 36 am
Kombinationsbahnhof Zwötzen noch einmal die Weiße Elster. Tw
36 erhält in Gera noch seinen originalen Stromabnehmer sowie
historische Bandenwerbung und wird Mitte Mai mit einem
Präsentationsstopp in Flensburg die Reise nach Dänemark
antreten.
Im Austausch mit dem Tw 36 wird dann gleichzeitig der 2006 aus
Wehmingen übernommene Hamburger Beiwagen V7BE 4384 zur
wagenbaulichen Aufarbeitung den Weg nach Gera antreten. Bei der
Qualität des am Tw 36 durchgeführten Arbeiten wird der
Hamburger Straßenbahnwagen sicher ebenfalls eine Augenweide
werden, auch wenn es in Gera aufgrund der abweichenden Spurweite leider
keine Probefahrt geben kann.
Den engagierten und freundlichen Mitarbeitern der Verkehrsbetriebe in
Gera mein ausdrücklicher Dank für das gebotene Programm in
Gera und den dänischen Straßenbahnfreunden allzeit Gute
Fahrt mit dem Tw 36 in Skjoldenaesholm.
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Fotos
in Google Earth |
©
2012 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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