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Sonnabend, 4. Juni 2022
– Hamburger Klassikermotive
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Ein Motiv, welches schon lange auf
der Wunschliste stand, sollte heute in die Tat umgesetzt werden. Aus
den 1950er und frühen 60er Jahren sind viele Fotos von der
Fußgängerbrücke zwischen Tiergartenstraße und
Edmund-Siemers-Allee
bekannt. Die Brücke ist in der zweiten Hälfte der 70er Jahre
abgerissen worden, aber Fotos nach dem Start der
Fernbahnelektrifizierung in Hamburg zu Beginn der 60er Jahre gibt es
kaum.
Seit
2017 war die Tiergartenstraße im Zusammenhang mit der Sanierung
des Congress Center Hamburg (CCH)
gesperrt, erst seit wenigen Monaten ist die Tiergartenstraße
wieder
durchgängig begehbar und die bis 2017 hier angelegten
Parkplätze sind
Geschichte – an deren Stelle ist ein neuer Fußweg angelegt worden.
Nun ist um 13 Uhr das Licht am Dammtor
für vom Hauptbahnhof kommende Züge alles andere als optimal,
doch
welche Wahl hat man im Jahr 2022? Dampfzüge im Norden sind eine
Seltenheit und wenn sich mal eine Dampflok nach Hamburg verirrt, kommt
sie in aller Regel früher am Tag in Hamburg an. So war die von Westfalendampf organisierte Fahrt
von 01 519 aus Münster der ideale Anlass, dieses Motiv endlich
umzusetzen.
Mit Hamburg eng verbunden ist
die Reihe 01.5 der Deutschen Reichsbahn, welche bis zum 2. Juni 1973
mit den Transit- bzw. Interzonenzügen aus Richtung Wittenberge
nach
Hamburg kam, ehe ab dem 3. Juni in Büchen umgespannt wurde und
die Bundesbahndirektion
Hamburg endgültig dampffrei wurde. 01
519 hat am Hauptbahnhof die Reisenden abgesetzt und fährt mit dem
Zugpersonal an den Fenstern des ersten Wagens nach Eidelstedt. Ein
Dampferlebnis pur, ohne jede Schubunterstützung. Ziemlich genau 49
Jahre ist es her, dass hier letztmals eine 01.5 mit einem
Schnellzug entlanggefahren ist.
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Der Alltag sieht dann schon etwas
anders aus, im Regionalverkehr kommen Triebzüge oder
Doppelstockwendezüge zum Einsatz, im Fernverkehr hat der ICE
das
Regiment inne, hier im Hintergrund einer der längst
alltäglichen
ICE4. Der Regionalverkehr ist schnelllebig geworden. Die
Regionalstrecken werden meist alle 10-15 Jahre über
Ausschreibungen
neu vergeben, je nach Bundesland werden nach dieser Frist ggf. erneut
Neufahrzeuge gefordert. So ist es auch in Schleswig-Holstein im Netz Mitte, welches zum
Dezember 2027 nach 13 Jahren Laufzeit des aktuellen Verkehrsvertrages
neu vergeben wird.
Das Land beschafft über einen noch zu suchenden
Fahrzeugvorhalter – welcher die Züge auch finanzieren soll – 40
neue Doppelstocktriebzüge (mit
einer
Option über 55 weitere für andere Netze). Was Nordbahn bzw. DB Regio mit den dann 10 bis 13
Jahre
alten Bestandszügen des Typs FLIRT3
bzw. TWINDEXX Vario machen,
ist
ihnen überlassen. Der Aufgabenträger „NAH.SH“ schreibt dazu
in einer Pressemeldung vom März 2022 schmallippig „Diese (Verkehrsverträge, Anm. des
Verfassers) sehen nicht vor, die bisherigen Fahrzeuge weiter zu
nutzen.“ ET 6.01 verlässt mit 9
EUR-Ticket-Reisenden gut gefüllt als RB75528 nach
Itzehoe den Hp Dammtor.
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Von der
Fußgängerbrücke war das Bahnhofsgebäude am Dammtor
durch den Baumbewuchs nie zu sehen, dafür
das von Edmund
Siemers gestiftete
Hauptgebäude der Universität, welches heute im Sommer hinter
den
belaubten Bäumen verschwunden ist. Zwei Stunden nach der ersten
Durchfahrt passiert die 01 519 auf Drehfahrt nochmals den Hp
Dammtor. DB Fernverkehr
stimmte der Drehung
der Lok auf der Drehscheibe des Bw Eidelstedt nicht zu, so dass nach
der Restaurierung der Lok in Eidelstedt nochmals über Hamburg Hbf
und
Altona gefahren werden musste, damit die Rückfahrt nach
Münster
kesselvoran gefahren werden konnte.
01 519 blieb nach
ihrer Ausmusterung im Jahr 1982 erhalten, war 1990 aber nur noch ein
Schatten ihrer selbst. Sie wurde zusammen mit 01 510, 01 513 und 01 517
an den VEB Brauerei Greifswald abgegeben und als stationäre
Heizanlage für die Brauerei, das Krankenhaus und weitere,
umliegende Betriebe genutzt. Dieser Einsatz endete im Oktober 1988 mit
Inbetriebnahme einer neuen Heizanlage. Buchstäblich in letzter Sekunde
konnte 01 519 als letzte der vier Loks vor dem Schneidbrenner gerettet
werden. Beim Schlepptender hatte man bereits mit der Verschrottung
begonnen.
Der Grund für die Rettung der 01 519 war ein
Kompensationsgeschäft zwischen dem Liechtensteiner Unternehmen
Jelka und der DR. Hinter dem Unternehmen stand der Schweizer
Weinhändler Willy Würth, welcher in den 80er Jahren
gewinnträchtige Geschäfte mit gebrauchten Fahrzeugen der
Deutschen Bundesbahn machte und von der DR für den Einsatz des in
Italien mehr schlecht als recht aufgearbeiteten VT11.5 – welcher 60
Tage als IC Max Liebermann zwischen Hamburg und Berlin verkehrte –
die 01 519 in betriebsfähigem Zustand bekommen sollte.
Die Lok wurde im
September 1990 in
einem desolaten Zustand dem Raw Meiningen zugeführt und dort
betriebsfähig aufgearbeitet. Die Arbeiten kamen teilweise einem
Neubau gleich. Der Tenderaufbau, das Führerhaus, einige Lager,
sowie die Kessel- und Zylinderverkleidungen mussten neu hergestellt
werden. Am 30. Dezember 1990 machte die Lok nach über neun Jahren
ihre ersten Fahrten im Raw-Gelände, Ende Januar 1991 verließ
sie das Raw Meiningen in Richtung Saalfeld. Dort wurde sie nach einigen
Fahrten untergestellt
und im Laufe des Jahres 1991 nach Haltingen überführt, eine
Überführung in die Schweiz kam nach Rechtstreitigkeiten nicht
mehr zustande – nach drei Jahren Abstellung übernahmen die
Eisenbahnfreunde Zollernbahn e.V. (EFZ) die Lok leihweise und im
Frühjahr 1996 komplett.
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Die hochbelastete Verbindungsbahn
– deren S-Bahngleise nach aktuellen Plänen des
Bundesverkehrsministeriums nach Bau einer neuen unterirdischen
S-Bahnstrecke durch
Hamburgs Innenstadt dem Regionalverkehr zugeschlagen werden sollen –
ist für Gleiswechselbetrieb eingerichtet, welcher bedarfsweise
gerne genutzt wird und hier
und da
für
spontane Fotomotive sorgt. Der Tz 9024 mit 5812 027 an der Zugspitze
durchfährt als Leerreisezug den Hp Dammtor im
Gleiswechselbetrieb gen Eidelstedt.
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Auf so manchem historischen Foto
von der
Brücke
an der Tiergartenstraße ist ein Wechselstromzug der S-Bahn neben
einem
Dampfzug der Fernbahn zu sehen. Die aktuellen S-Bahnfahrzeuge
können
zum Teil auch unter Wechselstrom
(allerdings höherer Spannung... 😉) fahren, der
führende 490 050 auf der heute mit Langzügen fahrenden S31
gehört nicht dazu.
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In die Jahre gekommen ist der ICE2.
Die ab 1994 in Dienst gestellten Halbzüge wurden vor rund zehn
Jahren einem Redesign unterzogen, so dass allmählich eine
grundsätzliche
Entscheidung über deren Zukunft ansteht. Sofern ein
erneutes Redesign wirtschaftlich machbar ist, sollen die
Züge ähnlich dem aktuellen ICE1-Redesign (Lebensdauerverlängerung,
LDV) zu neuen Vollzügen mit neun
Mittelwagen zusammengestellt werden.
Für die Steuerwagen der BR
808 ist in diesen Szenarios kein weiterer Einsatz mehr
vorgesehen – sie gehen allerdings auch auf die 30 Jahre
Einsatz zu. 808 018 „Braunschweig“ verlässt als ICE588 aus
München mit „nur“ 15 Minuten Verspätung den Hp Dammtor.
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Aus Praha hl.n. kommend
durchfährt
der EC174 mit 193 293 an der Spitze pünktlich den Hp
Dammtor. Die klassischen EuroCity-Züge
der České dráhy (ČD) stehen wie die lokbespannten IC1-Züge
der DB vor dem Einsatzende. Die ČD
hat bei Siemens und Škoda Transportation 20 neunteilige
Garnituren der Viaggio-Fernverkehrswagen
bestellt, welche über Steuerwagen mit einem an den Siemens-Vectron angelehnten
Führerstand
verfügen und ab 2024 ausgeliefert werden sollen.
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Bombardier hat mit seiner
TWINDEXX-Plattform wenig Glück gehabt. Sowohl die
Vario-Triebzüge,
die IC2 als auch die beiden
an die LNVG ausgelieferten
neuen Wendezüge stehen bisher unter keinem guten Stern. Die
Schienenfahrzeugsparte von Bombardier wurde 2021 von Alstom übernommen, im April
2022 verklagte Alstom Bombardier bei der Internationalen Handelskammer in
Paris wegen angeblicher Verstöße gegen den Kaufvertrag.
Beim Metronom sorgt der
Betrieb der neuen Züge in der Presse regelmäßig
für Schlagzeilen, die Mitfahrt
von Technikern konnte daran bisher wenig ändern. Nach der lange
fehlenden Wäsche sieht auch der von der TRAXX P160 AC3 147 544 bespannte
Park des RE82133
nach Uelzen an den Norderelbbrücken
wieder ansehnlich aus.
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Als weitere TRAXX-Variante
wurde von Bombardier die TRAXX F140
MS3 auf die Schienen gestellt, welche
in bis zu 14 Ländern zugelassen und eingesetzt werden soll. Die
Zulassung für die Länder Deutschland, Polen, Tschechien, die
Slowakei und Ungarn wurde durch die Europäische
Eisenbahnagentur (ERA) am 13. Dezember 2021 erteilt.
In einer ersten Serie hatte ČD Cargo
2018 zehn Loks der BR 388 bestellt, zehn Loks der Option über
weitere 40 F140 MS3 wurden bisher nachgeordert und werden seit Januar
2022
ausgeliefert. Hier passiert 388 007 mit
einem
Kesselwagenzug die Norderelbbrücken.
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Gegen 20 Uhr passierte die
„profane“ 01 519
mit ihrem Sonderzug nach Münster die Norderelbbrücken. Die
Schatten waren lang geworden und so wurde der Aufnahmeort etwas
verlagert.
Das Szenario hier wird sich in den kommenden Jahren deutlich wandeln.
Auf der nördlichen Elbseite befindet sich der 245 Meter hohe Elbtower im Bau, die U-Bahnlinie
U4 soll in absehbarer Zeit zum Grasbrook verlängert werden, in
einigen Jahren stehen die Fernbahnbrücken über die Norderelbe
zum Neubau an, wie auch die Freihafenelbbrücke saniert bzw.
teilweise neugebaut werden muss. Zugleich wird geprüft, in der
Lücke zwischen Freihafenelbbrücke und der Fernbahn eine neue,
zweigleisige Trasse unterzubringen, welche auf einer neuen Führung
durch Teile der City Süd
auf der ursprünglichen Trasse der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft in
den
Hauptbahnhof eingefädelt werden soll.
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Fotos
in Google Earth |
©
2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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