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Sonntag, 26. Juni 2022
– Den 628 unter die Haube geschaut
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Heute war
letzter Tag der Kieler Woche
und entsprechend nochmals auf den Strecken nach Kiel verstärkter
Betrieb, was in den letzten Jahren stets Einsätze der BR 628/928
bedeutete, welche von 1987 bis 2010 rund 23 Jahre in Schleswig-Holstein
als
Nachfolger der V100-bespannten Wendezüge bzw. der Schienenbusse
der BR 798/998 zum Einsatz kamen. Noch bis 2015 erreichten Rostocker
628 aus Richtung Stettin Lübeck.
Die zwischen 2009 und 2011 in Dienst gestellten Nachfolger in Form von LINT41-Triebzügen sind in den
kommenden Monaten bereits nach rund 12
Jahren vor dem
weitgehenden Rückzug. Sie werden durch FLIRT Akku-Triebzüge ersetzt,
die aktuell ihre ersten Probefahrten machen – 55 Exemplare sollen
künftig betreiberunabhängig für
immerhin 30 Jahre im
Norden zum Einsatz kommen.
Ziel heute war den 628/928 201 des DB
Museums von der anderen Fahrzeugseite passend im Licht aufnehmen
zu
können, was frühes Aufstehen bedeutete – da nur die
morgendliche Leistung RB21965 aus Eckernförde dafür
ausreichend im Licht
steht. Das mintgrüne Doppel 628 486/673 und
der 628/928 201 fuhren diese Woche die Leistung regelmäßig,
nachdem das „Powerpack“ 628 486/673 am ersten Kieler Woche-Wochenende
auf „Hein
Schönberg“ zum Einsatz kam. Kritisch war einzig die Wolkenlage,
die Sonnenstunden der letzten Tage sollten heute nicht mehr erreicht
werden. Aber es passte am Bf Neuwittenbek perfekt, als der
führende 928 201 den 1986 im Personenverkehr aufgelassenen Bf
Neuwittenbek durchfuhr.
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Es folgte
ein Wechsel zu Hein Schönberg, wo durch den Einsatz von 628
486/673 „Maria“ auf der RB73 ein verkehrsroter 628/928 zum Einsatz
kam. Die letzten Jahre waren es meist andere Farbgebungen der DB –
entweder mintgrün oder verkehrsroter Fernverkehrslack der 628/928
von DB Fernverkehr.
Vielleicht kommendes Jahr ja 628 in Farbgebung der NAH.SH?
Dieses Jahr kamen Powerpacks der BR 629 auf Hein Schönberg
zum Einsatz, die klassischen 628.2 waren ab 1986 mit einer Leistung von
410 kW
ausgeliefert worden, was die Deutsche Bundesbahn für ausreichend
ansah – sich aber als Irrtum herausstellen sollte. Die Nachfolgeserie
628.4 erhielt Motoren mit einer Leistung von 485 kW – was in
bestimmten Fällen noch immer zu wenig Antriebsleistung war, so
dass die DB ab 1995 fünf Triebzüge der BR 628.9/629.0
beschaffte, welche zweimotorig waren und somit 970 kW Leistung
besaßen. Nicht nur die DB rüstete in
späteren Jahren weitere 628 zu Powerpacks um. Hier passiert der
629 004 als RB11958 den Bü Schönhorster Straße vor dem
Bf Schönkirchen. Die Strecke ist hier mit Ausnahme der in der
Trassierung zu verändernden Einfahrt in den Bahnhof mit
Ausnahme der Bü-Anlage bereits saniert.
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Hinter
Probsteierhagen wurde die Trasse bei Passade jüngst in Richtung
Fiefbergen
durchgearbeitet – teils kamen Beton-, teils
Stahlschwellen zum Einsatz. Der 628 904, Gegenpart vom 629 004,
führt und rollt mit RB11969 in – noch gemählicher Fahrt – gen
Schönberg.
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In
Schönberg(Holst) besteht Anschluss zwischen
VVM-„Regionalbahn“ und der Regionalbahn von DB Regio. In den Zügen des VVM
werden im durchgehenden Verkehr von/nach Kiel die Verbundfahrausweise
bzw.
das 9 EUR-Ticket anerkannt. Im
Vergleich zu 2019 beim
letzten Sonderverkehr zur Kieler Woche unterscheiden sich die beiden
Züge eigentlich nicht, was ein wenig Farbe doch so ausmacht …
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628/928 201
ist ein Kieler Original. Als er hier zuhause war, sah der Kieler
Hauptbahnhof allerdings deutlich anders aus und der Betrieb war in der
Regel entspannter. Zur Kieler Woche wird schon damals einiges los
gewesen sein – in Kombination mit dem 9 EUR-Ticket ist aktuell das
Aufkommen auf vielen Großstadtbahnhöfen
grenzwertig. Ein Zug aus einer
anderen Zeit rollt in den Kieler
Hauptbahnhof des 21. Jahrhunderts ein.
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Die Baureihe
628 ist ein Kind aus den 1970er Jahren, bereits damals dachte die
Deutsche Bundesbahn über den Nachfolger des „Retters der
Nebenbahnen“, den Uerdinger
Schienenbus und der Akkutriebwagen nach. 1974 beschaffte sie die
ersten Prototypen, gleichzeitig die ersten Vertreter der neuen
Farbgebung ozeanblau/beige – eine in späteren Jahren zur bis
Ablösung durch die neuen Produktfarben
der DB bei vielen Bahnfreunden verhasste Farbgebung, welche aktuell auf
immer mehr privaten Loks wieder Anwendung findet.
Während die Danske Statsbaner
(DSB) aufbauend auf den 628.0 recht zügig Serientriebwagen
der Reihe MR für den Betrieb in Dänemark beschaffte, tat sich
die Deutsche Bundesbahn mit modernen Fahrzeugen für ihre
ungeliebten Nebenbahnen schwer. 1981 wurden nochmals drei
Triebzüge der verbesserten Reihe 628.1/928.1 gefertigt, zu einer
Serienbeschaffung kam es erst ab 1986 – 12 Jahre nach dem Bau
der ersten Prototypen.
Die aktuelle Gestaltung des 628/928 201 der Interessengemeinschaft Kulturlokschuppen
Neumünster (IKN) nimmt die
Geschichte der BR 628 auf. Eingestellt ist der im
Eigentum des DB Museums stehende Zug bei der Holsteinische Eisenbahngesellschaft
für historischen Verkehr gGmbH. Das Fahrzeug wurde
seit 2017 wiederholt gezielt von Sprayern heimgesucht, im Sommer 2021
wurde
eine speziell auf das Fahrzeug ausgerichtete Gestaltung beauftragt,
jede Fahrzeugseite ist dabei anders.
Eine Seite von 628 201 hat eine Gestaltung in den verschiedenen
Farbgebungen der BR 628 erhalten. Ozeanblau/beige gehört beim
628.2 zwar nicht dazu, die drei 628.1 unterschieden sich in der Form
jedoch kaum von den 628.2 – ein 628.1, der 628/928 101, ist in
Deutschland erhalten geblieben und soll in absehbarer Zeit in
originaler Farbgebung wieder betriebsfähig sein.
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Zwischen
1983 und 1988 war die Deutsche Bundesbahn „rosarot“. 1985 feierte man
das 150. Bestehen der Eisenbahnen in Deutschland und legte in diesem
Zusammenhang auch die bereits ab 1983 in Form von Sonderangeboten
eingeführten rosaroten Preise auf. Markenzeichen war der rosarote
Elefant.
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Der
Wagenübergang zwischen 628 und 928 201 nimmt die ab 1996
eingeführte verkehrsrote Farbgebung auf, in der Vergangenheit
haben einzelne Grafittisprayer vergleichbare Bemalungen – in der Regel
illegal – auf Fahrzeuge gebracht. Dahinter das Maskottchen der DB Touristik, welches viele Jahre
in Zusammenhang mit „Der Schöne Tag“ verwendet wurde. Noch bis in
die 1990er Jahre veranstaltete die DB Touristik unter der Deutschen
Bundesbahn zahllose Sonderfahrten mit DB-Fahrzeugen, manchmal auf den
verschlungensten Wegen.
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Eine Seite
des 928 201 ist mit stilisierten, genieteten Stahlplatten aus dem
Schiffbau und dahinterliegender Technik gestaltet. Von Ferne wirkt
dieser Motivteil wenig überzeugend, beim nahen Betrachten kann
man eine Wirkung nicht verleugnen.
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1987 modern
und am ersten Betriebstag im April 1987 in
Süderbrarup erlebt. „Die neue Bahn“ brachte fortan in 28
Exemplaren der BR 628.2 erfolgreich neues
Leben auf die Nebenstrecken in Schleswig-Holstein und danach
bundesweit. Heute wirkt der Zug wieder wie aus einer anderen Zeit. So
ändern sich die Zeiten …
Der weitgehend im Originalzustand erhaltene 628/928 201 ist der letzte
der Reihe 628.2, welcher noch betriebsfähig ist – zahllose
Züge stehen noch im Stillstandsmanagement der DB abgestellt.
Verschrottet wurden bisher nur wenige Fahrzeuge – auch wenn sie in
Deutschland fast überall aus dem Einsatz ausgeschieden sind,
werden sie aktuell für eine Verschrottung noch als zu
wertvoll eingestuft.
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Die Farben
der Innenraumgestaltung entsprechen dem Zeitgeschmack der 70er Jahre –
erst die 628.4 erhielten eine neue Farbgestaltung des Innenraums in
Pastellfarben, die heute auch wieder aus der Zeit gefallen wirkt.
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Für die
Reisenden der 1. Klasse wurden im 928.2 bequeme Sitze eingebaut, die im
Vergleich zur 2. Klasse einen enormen Reisekomfort boten,
gerade auch mit der aufgelockerten Sitzanordnung.
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Schon im
Vorwege des Saisoneinsatzes zwischen Kappeln und Eckernförde im
Sommer 2021 wurde der 628 201 auf einer Fahrzeugseite mit Motiven aus
der Schleiregion gestaltet, zu diesem Zeitpunkt waren die anderen drei
Fahrzeugseiten noch sauber.
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Aufwendig
die Gestaltung des 628 201 auf der anderen Fahrzeugseite. Der
Triebwagen erhielt eine Reihe von „Fotos“ markanter Stellen aus dem
Land bzw. der Eisenbahn in Schleswig-Holstein wie Levensauer
Hochbrücke, Kieler Förde, Marine-Ehrenmal Laboe oder
Rendsburger Hochbrücke.
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Eisenbahnmotive
finden sich in Form der V200 oder dem Bw Neumünster, dem Standort
der IKN. Rechts lugt eine Lok der BR 181.2 ins Bild, die seit dem
Verkauf von vier Loks an die Schlünß
Eisenbahnlogistik (SEL) eng
mit dem Standort Neumünster verbunden ist.
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Die meisten
Motive muss man nicht erklären – die Mühe und Arbeit, die in
diese Motive gesteckt wurde ist gigantisch. Da muss man sagen, Respekt!
Trotzdem wäre ein im Originalzustand lackierter und beschrifteter
628/928 201 schöner, aber dazu braucht es einer gesicherten
Unterkunft, die aktuell nicht vorhanden ist.
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„Hein
Schönberg“ ist in Kiel Hbf seit Jahren signaltechnisch voll
eingebunden. Einmal im Jahr verkehren an sechs Tagen Züge bis
Schönberg, die anderen Tage immerhin bis Oppendorf – soweit nicht
im Schienenersatzverkehr gefahren wird, wie es aktuell aufgrund des
allgegenwärtigen Personalmangels oft der Fall ist. DB Regio hat
2009 den Verkehrsvertrag für die
Strecke gewonnen, regelmäßigen Verkehr bis Schönberg
– einst für 2016 geplant – hat die DB nie durchführen
können und wird sie auch
nicht mehr.
Im Dezember 2022 übernimmt die erixx
Holstein GmbH die Verkehre im Akkunetz
Los Ost. Für Hein Schönberg wird aktuell eine
Fertigstellung 2024 angepeilt, angesichts des derzeit ruhenden
Planfeststellungsverfahrens ist auch das aktuell gehandelte Datum
optimistisch veranlagt.
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Pastellfarben
im 628 904, auch längst wieder wie aus einer anderen Zeit –
aber noch weitgehend im Originalzustand.
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Die
Reisenden der 1. Klasse mussten sich im Abteil der 928.4 mit
Standardsitzen zufriedengeben, im 928.2 fanden sie noch fast
luxuriöse Sitze vor.
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629 004
wieder vor Schönkirchen am Bü Schönhorster
Straße. Mal schauen, wann erixx Holstein hier wirklich
regelmäßig mit den modernen Akkutriebwagen vom Typ FLIRT
Akku fahren wird – und was im kommenden Jahr zur Kieler Woche hier
fahren wird. Bis dahin kommt hier nur gelegentlich ein Museumszug des
VVM vorbei.
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Fotos
in Google Earth |
©
2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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