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1. April – Hamburger Spezialitäten gehen und kommen
3. April – Pekingente wieder unterwegs
10. April – Mit einem Wismarer über die Gebirgsbahn
16. April – Mit 240 + x Pferdestärken durch die Vierlande
17. April – Osterfahrten auf „Hein Schönberg“
18. April – Die finale Vogelflugliniensaison beginnt
22. April – Eurodual über Ratzeburg
23. April – 50 Jahre Kopenhagen ohne Straßenbahn
30. April – Quirliges Gewusel in Skjoldenæsholm


Sonnabend, 16. April 2022 – Mit 240 + x Pferdestärken durch die Vierlande

V 7 bei Bergedorf Süd

Nach der Tour mit dem DT 0511 der Waggonfabrik Wismar auf Strecken der früheren OHE am vergangenen Sonntag war heute die Stammstrecke der Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn AG (B.G.E.) Ziel. Die B.G.E. ging im April 1954 in die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein AG (VHH) auf, der Eisenbahnbetrieb wurde 1956 an die Eisenbahn-Gesellschaft Altona-Kaltenkirchen-Neumünster (AKN) weitergegeben, welche die Infrastruktur der Strecke Bergedorf – Geesthacht (– Krümmel) noch heute betreibt.
Die Bergedorf-Geesthachter-Eisenbahn AG erschloss einst mit drei normalspurigen Kleinbahnstrecken die Vier- und Marschlande am rechten Ufer der Elbe im südöstlichen Teil Hamburgs, wo Blumen-, Obst- und Gemüseanbau vorherrschten. Die Verbindung zwischen den Hamburger Stadtteilen Bergedorf und Geesthacht, das bis 1937 zu Hamburg gehörte, wurde am 20. Dezember 1906 zunächst provisorisch eröffnet.
Als letzte der Strecken im Bereich der Vier- und Marschlande wurde am 26. Oktober 1953 auch auf der früheren B.G.E.
der Personenverkehr eingestellt, ein bescheidener Güterverkehr konnte auf der Strecke bis in die jüngste Zeit gehalten werden.
Die im April 1975 gergründete
Arbeitsgemeinschaft Geesthachter Eisenbahn e.V. (GE) engagiert sich für den Erhalt der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn und befährt die Strecke in der Sasion jeweils einmal im Monat mit ihrem historischen Fahrzeugpark, zu dem neben historischen Wagen aus der Region auch zwei Umbauvierachser und die Dampflok Q 350 „Karoline“ gehört, welche aus Dänemark stammt.
Die Lok war seit Juni 2019 nach einem Bahnübergangsunfall außer Betrieb und konnte erst im vergangenen Jahr wieder in Betrieb genommen werden. Zu Saisonbeginn 2022 war die Lok jedoch nicht einsatzbereit, so dass die Fahrten zu Ostern von der Lok V 7 (
220051/58) des Typs MaK 240 B gefahren wurden. Die Lok kam 2007 aus Krefeld nach Geesthacht und wurde ursprünglich für die Dortmunder Bergbau AG gebaut. Mit dem ersten Zug von Bergedorf Süd nach Geesthacht hat die V 7 den Bahnhof Bergedorf Süd verlassen und quert am Brookdeich die Alte Brookwetterung.

V 7

Auf der Rückfahrt aus Geesthacht erreicht die V 7 mit ihrem Zug die Reste des früheren Haltepunkts Holtenklinke. Hinter der Lok fahren fast ausschließlich Wagen der früheren B.G.E.. Lediglich der Packwagen an zweiter Stelle hinter der Lok  stammt aus Niedersachsen. Der kombinierte Pack-Postwagen wurde im Jahre 1909 von der Hannoverschen Waggonfabrik als Nr. 6 für die Kleinbahn Wittingen-Oebisfelde gebaut. Später gelangte er als Nr. 27 zur Kleinbahn Celle-Wittingen. Zuletzt war er als Dienstwagen OHE 0105 bei der Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) in Nord-Niedersachsen im Einsatz.

V7 in Besenhorst

Die Strecke Bergedorf Süd – Geesthacht wurde in den Jahren 1915/16 umfangreich ausgebaut und die „Krümmelbahn“ Geesthacht – Krümmel erbaut, um u. a. die Erzeugnisse der Dynamitfabrik Krümmel sicher zu den Abnehmern zu transportieren – nach Ende des Zweiten Weltkriegens wurde die ursprüngliche Krümmelbahn bis 1949 abgebaut. 1953 baute die Stadt Geesthacht die Strecke wieder auf, um mit dem Gleisanschluss Industrie anzulocken, was auch durch einige namhafte Betriebe wahrgenommen wurde. Das bekannteste Unternehmen ist das Kernkraftwerk Krümmel, welches im März 1984 seinen Betrieb aufnahm, seit Juli 2009 außer Betrieb ist und 2011 endgültig stillgelegt wurde.
Seit 2006 wird in Krümmel für die Dauer von ca. 40 Jahren ein Zwischenlager betrieben, der beantragte Abbau des Kernkraftwerks hat noch nicht begonnen und soll sich etwa 15 Jahre hinziehen. Durch die Wichtigkeit des Gleisanschlusses des KKW befindet sich die Strecke in hervorragendem Zustand und verfügt fast durchweg über Y-Stahlschwellen.
Die V 7 erreicht mit ihrem Zug und den beiden von der Deutschen Bundesbahn stammenden Umbauvierachsern, auf Basis preußischer Abteilwagenrahmen hergestellten Byg547 50 80 29-12 547-5 (hergestellt 1959, Bauart B4yg-58, Schwanenhals-Drehgestelle) bzw. Byg642 50 80 29-11 642-5 (hergestellt 1957, Bauart B4yg-56, Drehgestelle Minden-Deutz leicht) den früheren Bahnhof Besenhorst – von dem heute fast nur noch das über 100 Jahre alte, längst privat genutze Stellwerksgebäude sichtbar ist. Recht unscheinbar ist ferner das modernisierte Bahnhofsgebäude und eine Bahnsteigkante erhalten.

V 7

Entlang des Weges Dröge Wisch ist die V 7 am über 20 Grad warmen Nachmittag auf der ersten Fahrt aus Krümmel wieder nach Bergedorf Süd unterwegs. Die ersten Osterfeuer brennen bereits und zeitweise drohte der Rauch mitten durchs Motiv zu ziehen, aber der Rauch wurde rechtzeitig wieder weniger und zog in die richtige Richtung.

V 7

Am Radelsweg in Escheburg liegt eine große Reitanlage, so dass praktisch ständig Reiter und Pferde unterwegs sind.

V 7

Kurz hinter der Querung der B404 liegen die Hauptanlagen des Reiterhofs, so dass auch hier regelmäßig Pferde unterwegs sind. Der Zug nach Bergedorf Süd mit seinen 240 Pferdestärken wird von den Nachwuchsreiterinnen freundlich gegrüßt.

Fotos in Google Earth © 2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben