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Sonnabend, 5. September 2020
– Reisen wie vor 100 Jahren
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Beim
Deutschen Eisenbahn-Verein (DEV)
findet alljährlich auf der Strecke Bruchhausen-Vilsen – Asendorf das
„Historische
Wochenende“ statt, bei dem der Bahnbetrieb aus früherer Zeit
dargestellt wird. Üblicherweise fahren Museumsbahnen ja „nur“ mit
historischen Zügen, hier wird soweit möglich der Betrieb und das
Leben von damals dargestellt – zahlreiche Darsteller lassen die
Vergangenheit lebendig werden. Nach dem ersten Besuch der Veranstaltung
im September 2019 stand der Termin dieses Jahr wieder auf dem Plan.
Kleinbahn bedeutet auch Gemütlichkeit, so dass die dem neuzeitlichen
Eisenbahnverkehr gegenüber misstrauische Bäuerin Insa mit ihren beiden
Kindern einen Schnack mit dem Zugpersonal hält, ehe sie sich in den von
einem fauchenden und dampfenden Ungetüm bespannten Vormittags-GmP nach
Heiligenberg begibt.
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Die Herrschaften reisen selbstverständlich zweiter Wagenklasse und der Dame wird galant beim Einstieg geholfen.
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Der Gepäckschaffner Rippe wollte doch nur einen kleinen Schluck nehmen…
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Nun ist es aber an der Zeit einzusteigen.
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Die 1899 bei der Hannoverschen Maschinenbau-AG (Hanomag) gebaute Lok HOYA kam zeitlebens auf der Kleinbahn Hoya–Syke–Asendorf (HSA)
zum Einsatz und begeht dieses Jahr zusammen mit der Strecke nach
Asendorf ihr 120-jähriges Bestehen. Hier fährt die Lok aus dem Bf
Bruchhausen-Vilsen aus.
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In
Heiligenberg herrscht derweil emsiges Treiben – auf der Ladestraße ist
Marktbetrieb und die auf den GmP nach Asendorf zu verladenen Güter
müssen bereitstehen, wenn der Zug aus Bruchhausen-Vilsen ankommt.
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Einfahrt von GmP 183 aus Bruchhausen-Vilsen.
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Bäuerin
Insa hat die Fahrt gut überstanden und ist froh, aus dem Zug aussteigen
zu können und wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
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Der 1900 von der Düsseldorfer Waggonfabrik Weyer für die Herforder Kleinbahnen GmbH gebaute
Ow 113 wird in Heiligenberg an die Ladestraße rangiert, wo zur
Bewachung der funkensprühenden Ungeheuer ein Tanklöschfahrzeug des Herstellers Arve vom Typ TLF 8 Borgward B 2500 A/O von 1959 steht.
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Der Wagen 113 wird abgestellt…
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…und
die Lok wieder an den Zug nach Asendorf gesetzt – aber trotz bereits
sechs Minuten Verspätung bleibt immer noch Zeit für einen kurzen
Plausch mit Insa, wie ihr denn die für sie ungewohnte Fahrt gefallen
hat.
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Die Herrschaften schauen ein wenig über den Markt oder sind ins Tratschen vertieft.
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Doch
was ist das? Haben Zeitreisende ihre Geräte aus der Zukunft
liegenlassen? Scheinbar wussten die Damen aber recht schnell mit
der futuristischen Technik umzugehen.
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Die
meisten Kleinbahnen transportierten zu Beginn des 20. Jahrhunderts die
anfallenden Gütermengen zusammen mit den Personenzügen als GmP. Auf der
Strecke nach Asendorf verkehrten heute neben den drei GmP-Zugpaaren
auch zwei reine Güterzugpaare, welche mit der Lok HERMANN befördert
wurden.
Die Düsseldorfer Lokomotivfabrik Hohenzollern fertigte die Lok 1911 für die Kreis Altenaer Schmalspur-Eisenbahn-Gesellschaft (KAE),
wo sie bis zur Stilllegung der KAE im Einsatz stand. 1968 kam die
Lok zum DEV, wo HERMANN seit 1979 wieder regelmäßig unter Dampf steht.
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Der G 1541 erreicht den Bf Heiligenberg, während der stolze Besitzer des „Hausfrauen-Porsches“ VW Karmann-Ghia Typ 14 am Bahnübergang warten musste.
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Wegsetzen
von G 1541 nach Gleis 2, um die Kreuzung mit dem GmP 184 zu ermöglichen. Im Zug
neben der Lok HERMANN die Wagen 51 (am 1. Mai 2019 nach 50 Jahren zurückliegender letzter HU nach gründlicher Wiederaufarbeitung in Betrieb genommen), 131, 110, 109 und 131.
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Zur
Brandwache wurde am Wochenende der bereits weiter oben gezeigte
Borgward genutzt, welcher nach endgültiger Ausmusterung von einem
Sammler erhalten wird.
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Nach Abfahrt des Mittagszuges ist auch für die Landbevölkerung Mittag angesagt und Lebensmittel aus eigener Produktion verzehrt.
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Für
den Sonntag war der Einsatz des Rollbockzuges vorgesehen, hier steht
er bereits fertig zusammengestellt im Bf Bruchhausen-Vilsen an der nach
originalen Plänen errichteten Umladung. Den Besuchern des DEV wird die
Rollbockanlage regelmäßig im Betrieb vorgeführt, wie z.B. 2019 beim Tag des Eisenbahnfreundes.
Nahmen
die Kleinbahnen in den ersten Jahren in der Regel das Umladen des
Stückguts in den mit der Regelspur gemeinsamen Bahnhöfen in Kauf – die
menschliche Arbeitskraft war billig – so setzten sich in
späteren Jahren Rolböcke bzw. Rollwagen zunehmend durch. Der letzte
kommerzielle Rollbockverkehr endete in Deutschland erst Ende 2015 mit
Auslaufen des Schotterverkehrs bei den Harzer Schmalspurbahnen.
Da die
frühen Rollböcke ungebremst waren, wurden spezielle Zwischenwagen
gebaut, wie hier der von der HSA zwischen 1945 und 1956 auf einem
ausgedienten Rahmen eines Personenwagens aufgebaute Rollbockzwischenwagen
DEV 162. Der Wagen wurde 1971 bei den Verkehrsbetrieben Grafschaft Hoya (VGH) ausgemustert und kann seit dem Jahr 2000 beim DEV wieder eingesetzt werden.
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Der
zweibödige Viehwagen 2 180 2 104-1 stammt aus einer 1960/61 unter
Verwendung vorhandener Verschlagwagen gebauten, 650 Stück umfassenden
Serie der Gattung Vlmms 63. Der Wagen erhielt später die
Bauartbezeichnung Hes 358.
Nur ein Wagen dieser Bauart
überlebte und wurde 1985 zum 150-jährigen Eisenbahnjubiläum wieder
hergerichtet. Wie zahlreiche Güterwagen wurde der Wagen nach 1985 an das
DGEG-Museum in Bochum-Dahlhausen verliehen, wo er im Freien abgestellt fast 20 Jahre lang zunehmend verfiel.
2002 kaufte der DEV den
Wagen vom DB-Museum
und restaurierte ihn gründlich, in Niedersachsen waren diese Wagen für
den Transport von Schweinen einst weit verbreitet. Aktuell erhält das
Fahrzeug eine Hauptuntersuchung, die aufgrund der Corona-bedingten
Ausfälle zur besseren Ausnutzung der wertvollen HU-Fristen noch nicht
final abgeschlossen ist. Auf
den Rollböcken DEV 174 und 176 verladen kann der fast fertiggestellte
Wagen bereits jetzt eingesetzt werden.
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Kleinbahnen
waren Zeit ihres Lebens sparsam. Vorhandene Güterwagen wurden beim Umbau zu Zwischenwagen einseitig
mit Zug- und Stoßeinrichtungen der Regelspur versehen, damit die aufgebockten Wagen
einfach mit der Schraubenkupplung verbunden werden konnten. Das nicht
ungefährliche Hantieren mit Kuppelstangen konnte so entfallen.
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Der Zugleiter in Bruchhausen-Vilsen stellt für den soeben aus Asendorf zurückgekehrten G 1542 den Fahrweg ein.
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Der hier an der Spitze laufende, 1906 für die Kreisbahn Emden-Pewsum-Greetsiel gebaute,
Kesselwagen 152 diente in der Vergangenheit als Löschfahrzeug – nachdem
das Feuerlöschkonzept geändert wurde, kann der Wagen wieder
für historische Verkehre genutzt werden.
Im Vordergrund einer der beiden Rollwagen des DEV, welche 1940 bei der Maschinenfabrik Deutschland, Dortmund (MFD) gebaut und zuletzt bei der Wandsbeker Industriebahn in Hamburg eingesetzt worden sind.
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Die
Lok HERMANN muss umsetzen, um die Güterwagen für die Nachmittagsleistung
umzurangieren, hierzu wird in den Bereich des Schuppens vorgezogen.
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Wegsetzen nach Gleis 11a.
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Der
Nachmittagszug GmP 187 erreicht von der Lok HOYA gezogen den Bf
Heiligenberg. Die Sonne hatte nun öfter ein Einsehen mit den Fotografen.
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Die
Herrschaften haben Heiligenberg erkundet, ein Picknick gemacht und wollen nun nach Asendorf
weiterreisen, doch ohne den Tratsch vor Abfahrt geht es nicht.
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Der Bahnhofsvorsteher von Asendorf stellt derweil das ín den GmP 188 zu ladende Stückgut bereit.
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Zur Abholung der Herrschaften fährt ein stilvoller Studebaker Big 6 Sport Phaeton vor, 1923 gebaut. Da muss der Bahnhofsvorsteher natürlich schauen.
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GmP 187 erreicht den Bf Asendorf.
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Wenn der Zug gefühlt schneller als der Fotograf ist (oder genauer gesagt der Fotograf den Fahrplan nicht lesen kann…),
entsteht eine solche Aufnahme, die erst einmal nicht dem üblichen Ideal
einer Streckenaufnahme entspricht. Eine aufziehende Schauerzelle hinter
dem G
1543 und der Lok HERMANN am einsam gelegenen Feldweg-Bü Vilser Heide am
Scheitelpunkt der Strecke nach Asendorf bei Homfeld.
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Diffuse Stimmung bei Durchfahrt durch den Hp Klosterheide.
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G
1543 erreicht den Bahnhof Asendorf. Die hier fehlende Sonne hat
Vorteile, denn die Sonne würde hier jetzt fast im Gegenlicht stehen und
die nahe B6 macht Aufnahmen von der „Sonnenseite“ fast unmöglich.
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Die
Lok HERMANN stellt zwei der Wagen von G 1543 in Asendorf zur Beladung
auf Gleis 1c ab, während sie drei fertig beladene Wagen aus Gleis 2
aufnehmen wird.
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Zunächst einmal umlaufen…
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…die abzustellenden Wagen nach Gleis 1c wegsetzen…
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…und die drei auf Gleis 2 am Bock stehenden Wagen aufnehmen…
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…um den Zug auf Gleis 1c neu zusammenzustellen.
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Nachdem der in Asendorf verbleibende vierte Wagen aus Gleis 2 wieder nach Gleis 2 gestellt ist, kann die
Zugfertigmeldung erfolgen und der Zug G 1544 gen Bruchhausne-Vilsen abfahren.
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Der Zug G 1544 wieder sichtbar am Scheitelpunkt der Strecke am Bü Vilser Heide bei Homfeld…
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…und auf den letzten Metern vor dem Bf Bruchhausen-Vilsen am Bü Bollenstraße.
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Fotos
in Google Earth |
©
2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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