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Sonnabend, 29. August 2020
– Abschied von einem Hamburger Klassiker
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Am
1. September um 6 Uhr endet die Ära eines der markantesten Hamburger
Eisenbahnmotive, die Eisenbahnquerung über die Kattwykbrücke.
Die 1973
eingeweihte kombinierte Straßen-/ Eisenbahnhubbrücke verbindet den
durch die Süderelbe getrennten Westhafen mit dem Osthafen. Im Zuge der
Konzentrierung des Güterverkehrs in den Häfen auf Containerverkehre
wurde der im westlichen Hafen gelegene Bahnhof Alte Süderelbe seit Ende
der 1980er Jahre zum zentralen Rangierbahnhof ausgebaut, welcher heute
zum Bahnhof Waltershof mit den Bahnhofsteilen Alte Süderelbe,
Altenwerder Ost, Mühlenwerder und Dradenau zusammengefasst ist.
Beim Bau der Kattwykbrücke hatte der Verkehr nach Osten keine
Bedeutung, so dass der Bau einer separaten Bahnbrücke für die wenigen
Verkehre nicht gerechtfertigt schien. Nach Süden war der westliche
Hafen über Hausbruch direkt an die Hauptstrecken nach Bremen und
Hannover angebunden. Mit dem Mauerfall änderten sich die
Verkehrsströme, doch nur langsam gewann der Hinterlandverkehr aus dem
Hafen in Richtung Berlin an Bedeutung. Bis in jüngere Zeit war es so,
dass zumindest am Tage der Verkehr auf der Relation westlicher Hafen –
Berliner Schiene unberechenbar war.
Üblicher Satz waren zuletzt zwei plänmäßige Züge am Vormittag auf
dieser Relation, einmal EGP und einmal Captrain. METRANS fährt regelmäßig
mit Containerverkehren in die früheren Ostblockstaaten und bei
den China-Verkehren sorgt nicht selten Delta Rail für Überraschungen in
Form von Loks der früheren Deutschen Reichsbahn. Um kurz nach 8 Uhr
wurde am Sonnabend am Motiv ein letztes Mal Position bezogen und auf
das gewartet, was da kommt. Und es kam – außer dieser Leerfahrt der
Captrain-Lok 185 548 – nichts. Später klärte sich auf, dass ein Vorfall
die Abfahrt des EGP-Zuges verhinderte – ob dieser weitere
Fahrten verhinderte, entzieht sich der Kenntnis des Autors. Aber der
Vormittag war zum Abschied vom Motiv wieder das Lehrbeispiel, warum das
Motiv früher so selten Ziel war.
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Besaß der Hobbyfreund keine näheren Zuglaufinfos, war es ein reines
Lotteriespiel, einen Zug auf der Kattwykbrücke zu erwischen. Der Autor
des Fototagebuchs startete vor etlichen Jahren vor Beginn der
Ausbauarbeiten der Verkehrswege am Kattwyk einen Versuch, am östlichen
Ufer der Süderelbe auf einen Güterzug zu warten. Außer einem
Sonnenbrand brachte der Versuch nichts nachhaltiges und der Fotograf
versuchte es danach nicht wieder.
Hörte man sich im Freudeskreis um,
war die Erfahrung dort oft nicht anders – die Kattwykbrücke, ein
markantes aber ungeliebtes Fotomotiv. Auch an der Einfahrt nach Hohe
Schaar konnte es einem passieren, dass den ganzen Nachmittag kein Zug
den Bahnhof erreichte, neben den Zügen nach Hohe Schaar durchfuhren ihn
auch die Züge von der Berliner Schiene nach Waltershof.
Mit dem Beschluss zum Bau der Neuen Bahnbrücke Kattwyk, eine neue
zweigleisige Querung der Süderelbe, rückte das ungeliebte Motiv wieder
in den Fokus.
Ob künftig die neue Querung ein dankbares Motiv sein wird, ist aktuell noch nicht
absehbar, ohne einen erhöhten Standort scheint es künftig nicht zu
gehen und die Zugänglichkeit dafür ist aktuell nicht abschätzbar.
So machte sich der Autor des Fototagebuchs im März 2015
erstmals wieder auf den Weg das Motiv im Foto festzuhalten. Dank eines
Webservices eines Eisenbahnverkehrsunternehmens konnte damals
die Lokflotte des Unternehmens in Echtzeit verfolgt werden und die
Wahrscheinlichkeit war hoch, dass auf der Berliner Schiene gen Hamburg
verkehrende Loks auch das Ziel westlicher Hafen über Kattwyk haben.
Mit zunehmendem Baufortschritt wurde das Motiv öfter angesteuert,
besonders nachdem die neue Brücke sich der Fertigstellung
näherte und das Hubteil eingeschwommen war.
Für
den Nachmittag zeichneten sich noch zwei
METRANS-Leistungen ab, welche vor der angekündigten Sperrung der
Verbindungskurve Rothenburgsort – Elbbrücken gen Altenwerder fahren
sollten. Stand der Fotograf schon gelegentlich mit etwas Höhe am
westlichen Ufer der Süderelbe, brachte der vorherige Besuch die Idee
das Motiv vom Deich aus zusammen mit der Bü-Sicherung des Kraftwerks
Moorburg umzusetzen – diese Ansicht bringt etwas mehr Breite in das
Motiv, so man nicht die Verkabelung der per Freileitung angeschlossenen
Leuchten übersieht. Leider quellten am Vormittag rasch und dicht Wolken
auf, so dass die Durchfahrt der 386 008 ohne Sonne stattfand.
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Dank der wiederholten Besuche waren inzwischen vielerlei
Varianten des Motivs „im Kasten“ so dass dem nahenden Ende des
Mischverkehrs auf der Kattwykbrücke entspannt entgegen gesehen werden
konnte. Nach langen Sonnenperioden im ersten Halbjahr zeichnete sich
das zweite Halbjahr durch wenig beständige Witterung aus, bzw. schlug eine Hitzewelle zu, welche längeres Warten nicht gerade
förderte. So konzentrierte sich der Fokus auf den letzten Sonnabend vor
Betriebseinstellung für den Anschluss der Neuen Bahnbrücke Kattwyk an
das Gleisnetz.
Auch der zweite Versuch am Nachmittag sollte
ohne Sonne stattfinden. Umso mehr
zeigte das Motiv, warum eine separate Bahnbrücke durchaus wichtig sein
kann. Kurz vor Beginn der Schließung der Schranken näherte sich von
hinten ein Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Moorburg mit
Martinshorn und erreichte die Kattwykbrücke just zur Schließung der
Schranken – das Löschfahrzeug stellte sich mit scheinbar entspannten
Feuerwehrleuten vor die Schranke, einen Hauch Blaulicht kann man auf
dem Foto noch erkennen.
Künftig entfällt jedenfalls das Warten wegen Zugfahrten – um 6.30 Uhr, zwischen 8 und 22 Uhr alle zwei Stunden und nachts nach Absprache wird sich die Brücke auch künftig für den
Schiffsverkehr öffnen.
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Fotos
in Google Earth |
©
2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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