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Sonnabend, 1. August 2020
– Hochzeit für den V2
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Am
Schönberger Strand beim VVM befindet sich seit 2014 der V2 3006 in
Überarbeitung. Zunächst für eine kleinere Überarbeitung außer Betrieb
genommen, entwickelte sich daraus ein mehrjähriges Projekt – welches in
einem ersten Schritt die Vollaufarbeitung der Drehgestelle, Achsen und
Motore umfasste. Konnten die Achsen (dank tatkräftiger Unterstützung
der Woltersdorfer Straßenbahnwerkstatt) und die Drehgestelle recht
schnell bearbeitet werden, benötigte die Aufarbeitung der Fahrmotore
mehr Zeit und einiges an Investitionsmitteln. Nachdem auch der letzte
Fahrmotor von der Aufarbeitung zurück war, konnte die Komplettierung
der Drehgestelle abgeschlossen und die Zusammenführung von Wagenkasten
und Drehgestellen vorbereitet werden.
Heute war zwei Wochen vor ursprünglicher Planung der Tag gekommen, wo
Drehgestelle und Wagenkasten wieder zusammengeführt werden sollten und
im Idealfalle noch am gleichen Tag eine Probefahrt über das
Museumsgelände stattfinden sollte. Hier steht der V2 3006 vor Beginn
der Ablassarbeiten in der Fahrzeughalle, wie er es die letzten sechs
Jahre getan hat.
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Im
wahrsten Sinne im Hintergrund wird gleichzeitig durch eine kleine
Truppe an der Aufarbeitung des Z2u 2734 gearbeitet. Aktuell werden die
Plattformen und eine Fahrzeugseite umfassend aufgearbeitet. Die viele
Jahre am Z2u zu sehende Beule eines Rangierschadens ist
Geschichte. Und auch die während der ungeschützten Abstellzeit
zerstörten Scheiben der Frontpartie können ersetzt werden, nachdem vor
Jahrzehnten eingelagerte Ersatzscheiben als Garagenfund
aufgefunden wurden. Der Z2u 2734 soll mittels bereits bereitgestellter
Hebeböcke alsbald aufgebockt werden, um auch an diesem Fahrzeug das
Fahrgestell und die Motore aufarbeiten zu können.
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Die
Arbeiten beginnen, die Hebeböcke müssen zunächst
geschmiert werden – die letzte Nutzung ist sechs Jahre her...
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Das
komplettierte vordere Fahrgestell des V2 mit eingebauten
Tatzlagermotoren. Diverse Details sind erkennbar – vorne der
Impulsgeber
für den Tachometer, in der Mitte die Kugelpfanne für die Lagerung des
Wagenkastens auf der Drehgestellwiege, welche nach unten mit
Blattfedern
abgefedert wird – und nicht zuletzt die Schläuche der Motorbelüftung
mit Luft aus dem Fahrgastraum, was die Fahrmotore unempfindlich
gegenüber Flugschnee macht. So manche Konstruktion hat später im
Betrieb für ein böses Erwachen gesorgt…
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Über das Bedientableau werden die Winden abgelassen, viele wache Augen begleiten das Ablassen.
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Je
nach Fahrzeugkonstruktion wird der Wagenkasten entweder über einen
Königszapfen oder eine Kugel mit dem Drehgestell verbunden. Hier ist
die Kugel des V2 gut zu erkennen, auch die Kette der Handbremse.
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Am
Drehgestell 2 musste die Kugelpfanne zur Kugel noch ausgerichtet
werden, hierbei kam das klassische Hebelgesetz zur Anwendung.
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Das weitere Absenken des Wagenkastens erfolgt wieder unter aufmerksamen Augen.
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An
der Ostsee ist Hochsaison und neben den Werkstattarbeiten muss der
Betrieb abgedeckt werden. Der GT6 7553 aus Braunschweig war über den
Winter von seiner Ganzwerbung befreit und der Dachbereich überarbeitet
worden. Die Graphitspuren sind beseitigt, die künftig orangenen
Bereiche grundiert und die Widerstandsverkleidung wird aufgearbeitet.
In
Kürze wird mit der Neulackierung in den originalen Braunschweiger
Farben von 1975 begonnen. Doch erst einmal steht der 7553 als
Zweitfahrzeug für die Fahrten bereit.
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Nach
einer ersten Runde des Braunschweiger Wagens setzt der V3 2970 aus der
Fahrzeughalle für die Fahrten ein. Rechts sind beim 7553 an den
Brettern der Widerstände noch Reste der ursprünglichen Farbgebung zu
erkennen.
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Museumsstrecke
auf Abruf. Der VVM hat sich stets für das Fortbestehen
von Schienenwegen oder deren Wiederinbetriebnahme eingesetzt. Nun steht
die Stammstrecke des VVM, die Strecke Schönberg – Schönberger Strand,
vor der Reaktivierung für den Regionalverkehr. Damit verliert der VVM
die seit vielen Jahrzehnten als Museumsbahn in vielen kleinen Details
gehegt und gepflegte Infrastruktur. Die V20 039 steht abfahrbereit nach
Schönberg(Holst).
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Museumsbahn sind viele kleine Details, an Infrastruktur und Fahrzeug.
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Wenn
in einigen Jahren die Bahn wieder den Schönberger Strand
erreicht, wird es eine moderne Regionalbahn sein, die von der AKN nach
ihren Standards geplant und gebaut wird. Für Museumsverkehr bleibt bei
der Infrastruktur nur wenig über. Das rechts im Bild zu sehende Gleis 1
ist als Regelgleis für den Regionalverkehr vorgesehen, für Gleis 2 sind
Kompromisslösungen vorgesehen – alles ab Gleis 3 soll im Bestand
bestehen bleiben. Das historische Dach, einst für Filmarbeiten für „Die
Buddenbrooks“ errichtet, kann nicht erhalten bleiben –
genaueres Hinsehen offenbart auch die Baufälligkeit des als
Filmrequisite errichteten Daches.
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Derweil
beginnt in der Fahrzeughalle nach dem Absenken des V2 die Vorbereitung
für die Inbetriebnahme. Zunächst werden Traverse und Böcke entfernt,
ohne Muskelarbeit geht nichts.
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Danach
beginnt der Anschluss der Elektrik. Ein Fahrmotor besitzt fünf
Anschlüsse und zwei Anschlüsse sind für die Magnetschienenbremse,
welche entsprechend der oben liegenden Kabelpläne belegt werden müssen.
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Ist
der Wagen abgesenkt, können auch andere nicht ganz unwesentliche
Arbeiten wie die Reinigung der sechs Jahre ungeputzten Scheibe
vorgenommen werden, der Fahrer braucht schon etwas Durchblick. Dass in
den sechs Jahren recht deutlicher Schmutz entstehen kann, sieht man
auf dieser Aufnahme ansehnlich…
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Die
Scheibe ist geputzt, der V2 nach sechs Jahren erstmals wieder unter
Strom und die Basisfunktionen wie Beleuchtung und Blinker werden
geprüft. Im Zustand als V2 3006 wären eigentlich Winker vorbildgerecht,
wie sie der Z2u 2734 noch besitzt. Die Beule des V2 stammt noch aus
Betriebszeiten bei der Hochbahn aus Einsatzzeiten als V2 2930.
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Nach
erster Ausfahrt offenbaren sich nicht selten noch nachzuarbeitende
Details, gut wenn sie „nur“ mechanischer Natur in Form des Tastbretts für das Fangnetz sind.
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Der
V2 3006 steht erstmals seit sechs Jahren wieder in der Südschleife am
Spielplatz. Der Stahlwagen 202 aus Hannover steht derweil am Spielplatz
als Blickfang und bei den Scheiben über dem Fahrerfenster ist der Staub
der Jahre noch gut zu erkennen…
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Dieses
Motiv gab es mit oder ohne Reklame bisher noch nicht. V2 3006 neben GT6
7553. Der V2 ging im zweiten Halbjahr 2014 auf die Hebe und der GT6
erreichte den Strand im Herbst 2015.
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Die
Probefahrten sind erfolgreich beendet, der V2 3006 erreicht wieder
seinen Stellplatz – der Funkenregen auf den verrosteten Schienen ist
gegenüber der Ausfahrt weniger geworden, aber immer noch
deutlich sichtbar.
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Umgehend
wird mit Nacharbeiten begonnen, so in diesem Fall der den Dienst
komplett versagenden Klingel, die zur Vermeidung des Ausfalls einst
doppelt installiert wurde.
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Am
Nachmittag wurde die Ausbildung eines Nachwuchsfahrers abgenommen, hier
beginnt der Kollege seine Prüfungsfahrt auf dem V3 2970.
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An
der Zuwegung von der Strandstraße ist seit neuestem ein Andreaskreuz
aufgestellt, dessen Bedeutung eigentlich niemandem erklärt werden
müsste – aber im Alltag immer wieder nach Vorfällen in Frage gestellt
wird.
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Die
Prüfungsfahrt verläuft erfolgreich und in wenigen Minuten hat der VVM einen
weiteren Fahrer für die Straßenbahnen in seinen Reihen.
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Unabhängig von der Wiederinbetriebnahme des V2 besuchte am gleichen Tag ein Düwag-Freund aus Ludwigshafen den Strand. Spontan wurde eine Doppelrunde des Kieler Düwags abgenickt und der Wagen rückte aus.
Hier passiert der Tw 241 die Baustelle zur Erweiterung der
Straßenbahnanlage, um im ersten Bauabschnitt eine weitere
Abstellmöglichkeit zu schaffen. Mittelfristig ist von diesem Gleis aus
die Verlängerung in die „Büx“ vorgesehen – eine Ausgleichsfläche für
die im Bf Schönberger Strand auf Gleis 1 wegfallenden
Abstellmöglichkeiten der historischen Fahrzeuge.
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Nach
einer nicht wirklich geplanten Betriebsunterbrechung von einer Stunde
konnte der Hannoversche Stahlwagen 202 aus der Südschleife zur
Abstellung in der Fahrzeughalle wegsetzen. Gut zu erkennen die beiden
zuletzt installierten Details der Straßenbahnanlage – das noch außer
Betrieb befindliche Weichensignal an der Fahrleitungsanlage und das
Andreaskreuz am rechten Bildrand.
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Fotos
in Google Earth |
©
2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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