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1. Oktober – Korso durch (West-)Berlin
8. Oktober – Verkehrshistorischer Tag 2017
13. Oktober – Auf Durchreise in Naumburg
14. Oktober – Doppelstöckig durch das Erzgebirge
15. Oktober – Doppelstöckig durch das Gartenreich
21. Oktober – Rangierfahrten am Strand
26. Oktober – Mal eben nach Hamburg
31. Oktober – Saisonabschluss im HSM in Wehmingen



Sonnabend, 14. Oktober 2017 – Doppelstöckig durch das Erzgebirge

BR 1440

Rund 25 Jahre ist es her, dass der Autor letztmals mit der Bahn ins Erzgebirge unterwegs war. Das Ziel lautete damals Cranzahl und die Deutsche Reichsbahn fuhr im letzten Jahr fast durchweg mit ihrem angestammten Wagenmaterial, was nach Cranzahl von Flöha aus V100 mit Rekowagen bedeutete. Die Zeiten haben sich eine Generation später gründlich gewandelt, Fahrzeuge und Anlagen sehen heute anders aus und sind auf das nötigste reduziert. Auch bei der Deutschen Reichsbahn wäre die Zeit nicht 1989 stehen geblieben und welchen Weg die DR nach 1989 ohne die politischen Veränderungen eingeschlagen hätte, können heute vermutlich nicht einmal Historiker nachzeichnen.
Aktuell haben im Personenverkehr meist Triebwagen das Regiment übernommen – die Crashnormen prägen die aktuellen Fahrzeuggesichter, wie hier den Coradia Continental des Herstellers
Alstom. Die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) setzt zwischen Dresden und Hof Züge der BR 1440 in der vom Aufgabenträger vorgegebenen silberfarbenen/grünen Farbgebung der Mitteldeutschen S-Bahn ein. Hier durchfährt der 2016 bei der S-Bahn Bremen leihweise eingesetzte 1440 709 ohne Beschriftungen des aktuellen Betreibers den Bf Niederwiesa.

Tw 440 und 670 002

1992 begannen in Karlsruhe erstmals die klassischen Grenzen zwischen Straßenbahn und Eisenbahn zu verschwimmen, davor konnte maximal Walter Knupe auf höchst abenteuerlichen Wegen mit seinen dieselgeneratorbetriebenen Straßenbahnwagen die Gleise der Behördenbahn DB unsicher machen. Neben Karlsruhe verstanden es Saarbrücken, Chemnitz und Kassel zuerst Straßenbahn mit der Eisenbahn zu verbinden. wobei die Chemnitzer Strecke nach Stollberg mit 750V-Fahrleitung erschlossen wurde. Seit 2015 wird die nächste Ausbaustufe des Chemnitzer Modells in Betrieb genommen, welche außerhalb des Chemnitzer Stadtnetzes dieselbetriebene Straßenbahnen vorsieht.
Der Citylink-Triebwagen 440 des Herstellers Vossloh fährt in den Bf Niederwiesa ein, während sich im Hintergrund aus dem Eisenbahnmuseum Chemnitz-Hilbersdorf ein weiterer Exot im deutschen Eisenbahnverkehr nähert, der 670 002 – bis 2003 zwischen Stendal und Tangermünde als "Alma" bei der örtlichen Bevölkerung recht beliebt.


670 002

Die Doppelstockschienenbusse der BR 670 waren eine kurzlebige Episode bei der Deutschen Bahn AG. Seinen Ursprung hat das Konzept des Doppelstockschienenbusses noch zu Bundesbahnzeiten, wo 1992 das Institut für Schienenfahrzeuge (IfS) eine Projektstudie aufnahm, ein für Nebenstrecken wirtschaftliches Fahrzeug zu entwickeln – wie es der damalige Standard-Triebzug der BR 628/928 der DB nur teilweise war.
In der Studie spielte auch die Attraktivität für Touristen auf landschaftlich reizvollen Strecken eine Rolle. Zusammen mit weiteren Parametern bot sich die Lösung eines Doppelstockschienenbusses an. Zunächst betrieb die Waggonbau Dessau GmbH die Entwicklung ohne verbindliche Aufträge voran, bereits 1994 auf der Hannover-Messe konnte der "Demonstrator" vorgestellt werden. Nach Schließung des DWA-Werkes in Dessau wurde die Entwicklung der
Prototypserie in Ammendorf vorangetrieben. Von den sechs gebauten Fahrzeugen übernahm die DB fünf (670 001 bis 005), der 006 verblieb im Herstellereigentum.

670 002

Die Prototypen wiesen zahlreiche Mängel auf, welche nach und nach soweit wie möglich abgestellt wurden. Während der Einsatz von 670 002 und 005 in Rheinland-Pfalz nur von kurzer Dauer war, bewährten sich die Triebwagen im Osten Deutschlands zunächst recht gut und waren bei den Fahrgästen beliebt. Allerdings konnten die Klimaverhältnisse im Oberdeck nie befriedigend gelöst werden und die technische Zuverlässigkeit der Prototypen war nicht besonders hoch. Bis 2001 wurden – abgesehen vom zwischen Stendal und Tangermünde eingesetzten 670 002 – die Fahrzeuge an den Hersteller zurückgegeben, der 670 002 folgte 2003. Zwar wurde mit den Erkenntnissen aus der Erprobung der Prototypen der Serienbau der BR 670 begonnen und auch ein Rohbaukasten fertiggestellt, doch zog die DB die Bestellung der Serienfahrzeuge zurück und die Arbeiten wurden eingestellt – das Projekt DVT war beendet.
Hier steht der 2011 von Köstner Schienenbusreisen übernommene 670 002 im Bf Zschopau auf der ersten öffentlichen Sonderfahrt in das Erzgebirge zur Fahrt. Links das alte Bahnsteigdach des Bahnhofs, welches jüngst restauriert an neuer Stelle wiederaufgebaut wurde.

670 002 und BR 642

Begegnungen zweier Neubautriebwagen, von denen einer schon im Museum zuhause ist. 642 738 trifft am Bahnsteig in Zschopau auf 670 002.

670 002

Der 670 002 wurde nach Rückgabe des Fahrzeuges an Bombardier Transportation, welche die DWA 1998 übernommen hatte, an die Anhaltische Bahn Gesellschaft (ABG) verkauft, die den Triebwagen auf der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn (DWE) im Ausflugsverkehr einsetzte. In späteren Jahren diente der Wagen nur noch als Ersatzteilspender. Nach Übernahme des Fahrzeuges durch Köstner Schienenbusreisen, eng verwoben mit der Traditionsgemeinschaft Ferkeltaxi e.V., wurde der Triebwagen in Chemnitz umfassend aufgearbeitet – nach rund fünfjähriger Arbeit konnte der 670 002 im Mai 2017 wieder zugelassen werden. Hier steht der Triebwagen im Bf Schlettau, welcher vom Eisenbahnverein Bahnhof Schlettau e.V. als Museumsbahhnof betrieben wird.
Der an der Strecke Annaberg-Buchholz – Schwarzenberg liegende Bahnhof weist seit rund 20 Jahren keinen planmäßigen Verkehr mehr auf, die Strecke wird von der DB RegioNetz Infrastruktur GmbH aber weiterhin als Umleitungsstrecke betriebsfähig erhalten. Eine 2014 veröffentlichte Ausschreibung zur Übernahme und Weiterbetrieb der Strecke durch interessierte Eisenbahninfrastrukturunternehmen, der Vorstufe zur Stilllegung, blieb ohne Resonanz und Folgen. Seit 2009 werden auf der Erzgebirgische Aussichtsbahn genannten Bahnstrecke an einzelnen Wochenenden touristische Verkehre angeboten.

sächsischer Wagenkasten

Im Bahnhof Schlettau stehen zwei sächsische Abteilwagenkästen, zu denen im Web leider keine näheren Angaben zu finden sind. Dieser Wagen hat bei der Nachnutzung an der Stirnwand eine breite Brettertür erhalten.

sächsischer Wagenkasten

Noch heute lassen sich in Sachsen an manchen Stellen alte, umgenutzte Wagenkästen finden, so manches Schätzchen konnte nach einer Bergung wieder aufgebaut werden und verkehrt heute in historischen Zügen. Meist betreffen solche Wiederherstellungen Schmalspurwagen, nur selten gelingt das mit Regelspurwagen – einen sächsischen Abteilwagen würde sicher so mancher gerne wieder erstrahlen sehen. Dieser im Bf Schlettau stehende Wagenkasten wird in den kommenden Jahren an dieser Stelle sicher nicht besser.

Stellwerk

Für den am Nachmittag kommenden, mit 52.80 bespannten Eilzug nach Chemnitz steht das Gepäck bereits bereit. Die Reisenden genießen die Oktobersonne und der Fahrdienstleiter macht eine kleine Raucherpause.

Stellwerk

Das mechanische Stellwerk B1 der Einheitsbauart stellt teilweise noch Formsignale, für die Einfahrlichtsignale und die Bü-Sicherung wurden Gleisbildstellpulte nachgerüstet.

670 002

Die Erzgebirgische Aussichtsbahn ist besonders rund um Markersbach spektakulär – über dem Ort der aus Annaberg-Buchholz kommende Streckenteil, welcher Markersbach umrundet und im Vordergrund in den Bahnhof führt. Wurde in den letzten Jahrzehnten im Preßnitztal eine abgebaute Schmalspurbahn mit vielen Details wieder aufgebaut und mit großem Erfolg betrieben, so wäre mit der auch BSg-Linie genannten Strecke im Regelspurbereich vergleichbares Potential vorhanden – über dem 20 Jahre nach der Einstellung des Personenverkehrs noch immer das Damoklesschwert der Stilllegung hängt. Der BSg-Linie kommt zugute, dass die Infrastruktur durchweg in sehr gutem Zustand ist und der Markersbacher Viadukt 2003-09 umfassend saniert worden ist.

670 002

Nach der Befahrung des Viadukts braucht der Zug noch rund drei Minuten, um in den im Ort gelegenen Bahnhof einzufahren.

670 002

Weitgehend original erhalten zeigt sich der bewohnte Bahnhof Markersbach – dessen Bewohnerin schaut dem Treiben auf den sonst meist verwaisten Anlagen interessiert zu. Zumal üblicherweise dampfbespannte Züge und nicht doppelstöckige Triebwagen hier halten, wenn Zugbetrieb ist.

670 002

Am Emmlerweg bei Markersbach wurde ein Fotohalt eingelegt. Da die Fahrt eine allgemein ausgeschriebene Fahrt war und sich nicht speziell an Fotografen richtete, war die Wahl der Fotopunkte nicht so flexibel, wie es bei speziellen Fotofahrten sonst oft ist. Das goldene Oktoberlicht lässt den 670 002 in bestem Licht erstrahlen. Das wieder in der Farbaufteilung der Auslieferung gehaltene Fahrzeug erhielt dabei anstelle des verkehrsroten Farbstreifens einen weinroten Farbstreifen in der Farbe der historischen Ferkeltaxen.

670 002

In der Gegenrichtung kommt der 670 002 für die Fotografen noch einmal aus dem Wald gefahren.

670 002

Heißbegehrt bei Fahrten mit dem Doppelstockschienenbus sind die vorderen Plätze im Oberdeck. An sonnigen Tagen hat man dort neben der herrlichen Aussicht allerdings auch den Nachteil, dass bei diesem Fahrzeug die Klimatisierung konzeptionell unterdimensioniert ist. Der Fotograf hatte einen Platz im Unterdeck nah am zu öffnenden Lokführerfenster und neben guter Aussicht auch stets frische Luft.

670 002

Das Unterdeck mit viel Platz auch für Reisende mit Rollstuhl oder Kinderwagen. Eigentlich stand hinter dem Fahrzeug eine guter Ansatz, der letztlich an den Unzulänglichkeiten der Prototypen gescheitert ist. Die Optionen an den Doppelstockschienenbussen wandelte die DB in eine Bestellung für Fahrzeuge vom Typ LVT/S um, welche bei der Burgenlandbahn zum Einsatz kommen. Auch diese Fahrzeugbauart blieb eine Splittergattung. Nachdem DWA in Bombardier Transportation aufging, wurde den hauseigenen Produkten der Vorrang eingeräumt und das DWA-Produkt eingestellt.

670 002

Im Bf Walthersdorf ein Fotohalt, für manchen auch eine Raucherpause.

670 002

In Annaberg-Buchholz unterer Bf wurde die Kreuzung mit der planmäßigen Erzgebirgsbahn nach Cranzahl abgewartet. Im Gegensatz zum bestens gepflegten und bewohnten Bf Markersbach zeigt sich der für den Bahnbetrieb nicht mehr benötigte Zugangsbau wie so viele Bahnhofsgebäude der DB verlassen und vernagelt.

Schilder

An Bahnsteig 1 fährt kein Zug mehr.

Fotos in Google Earth © 2017 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben