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Freitag, 13. Oktober 2017
– Auf Durchreise in Naumburg
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Die Straßenbahn in Naumburg
ist
sicher vielen Lesern des Fototagebuchs ein Begriff. 1991
"vorübergehend" wegen Bauarbeiten stillgelegt, wurde die
Straßenbahn
nach Abschluss der Bauarbeiten nicht wieder in Betrieb genommen und die
Trasse an anderer Stelle zugunsten des Autoverkehrs mit Asphalt
überzogen.
Enthusiasten gelang es durch langen Atem und nachhaltige
Überzeugungsarbeit, den Betrieb nie wirklich
sterben zu
lassen und jüngst die Aufnahme in den Nahverkehrsplan zu
erreichen. Zwischenzeitlich war die "Ille"
eine Touristikbahn und der
wechselnde
Wagenpark aus Gothawagen war zum Teil kunterbunt lackiert. Heute
wird viel Wert auf weitgehende Authentizität der Fahrzeuge gelegt.
Doch
am Ende ist die Naumburger Straßenbahn ein Betrieb, der mit
klassischen
Fahrzeugen den täglichen Betrieb abwickelt – dieser Spagat wird in
Naumburg elegant gelöst.
Auf der Durchreise nach Sachsen lag Naumburg am Wege und passend zur
Ankunft öffnete sich über der Stadt ein Sonnenfenster in der
ansonsten
noch dichten Bewölkung. Der Alltagsbetrieb in Naumburg wird
aktuell von
zwei Reko- und zwei Gotha-Triebwagen abgewickelt. An einzelnen Tagen
kommen zwei Fahrzeuge der Bauarten Lowa
(Tw 29) und Lindner (Tw 17)
zum Einsatz. Bisher
fehlte in der persönlichen Sammlung noch der Reko-Tw 51, welcher
seit 2016 nach
umfangreicher Aufarbeitung in der Lackierung der ab ca. 1980
übernommenen Lowa-Triebwagen aus Plauen unterwegs ist. Das
Glück war auf Fotografenseite – der Wagen stand bei 25%iger Chance
tatsächlich im Einsatz
und passiert bei bestem Sonnenlicht in der Poststraße den
Fotografen.
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Vor der imposanten Marienschule der
Tw 51 an der Hst
Poststraße.
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Tw 51 erreicht in Kürze die
Hst
Vogelwiese. Dass entlang der B87/B180 mal kein Auto fährt, ist die
absolute Ausnahme – in der Gegenrichtung scheiterten zwei Fotoversuche
im Autoverkehr kläglich.
An dieser Stelle lag in den frühen 1990er Jahren die
alte Straßenbahntrasse unter einen Asphaltschicht und kaum
einer
gab mehr einen Pfifferling auf die Zukunft der von der örtlichen
Politik nicht mehr gewollten Naumburger Straßenbahn. Heute
fährt die
Naumburger Straßenbahn wieder voll in den Nahverkehrsplan und die
örtlichen Tarife integriert alle 30 Minuten durch Naumburg – und
nicht
nur entlang des Jakobsringes hat die Straßenbahn eine neue, vom
Straßenverkehr unabhängige Trasse erhalten.
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Nur wenn man die politischen
Entscheidungsträger für sich gewinnen kann, besteht eine
Chance auf
nachhaltige Entwicklung. Klingt abgedroschen – aber immer wieder gibt
es Projekte, die es versäumen die Entscheidungsträger
mitzunehmen und am Ende kläglich scheitern. Standen in
den frühen
1990er
Jahren die örtlichen Kommunalpolitiker
der Straßenbahn eher ablehnend gegenüber, sind sie heute auf
Seiten der
Naumburger Straßenbahn. Das nicht endgültig zu den Akten
gelegte Ziel des
Vereins
rund um die Naumburger Straßenbahn ist die Schließung des
1991
unterbrochenen Ringes.
Dieses Ziel wird derzeit entsprechend der Vereinbarungen mit der Stadt
Naumburg in der aktiven Arbeit nicht verfolgt – dafür konnte nach
langjähriger Lobbyarbeit die Verlängerung der
Straßenbahn zur früheren
Ausweiche am Salztor erreicht werden. Die Strecke soll im Dezember 2017
in Betrieb genommen werden – zunächst ohne Ausweiche. Der
Gleisbau ist bereits weitgehend abgeschlossen, derzeit blockiert noch
ein Betonblock die Weiterfahrt.
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Vor der Hst Salztor lagen die
Gleise lange Jahre ohne Nutzung. Im
Zuge der Vorbereitungen zum Wiederaufbau wurde das Gleis ausgegraben
und zuletzt
medienwirksam mit neuen Schwellen versehen. Sowohl die für die
Wiederaufbaustrecke benötigten Schwellen wie auch die
Fahrleitungsmasten
wurden symbolisch zum Verkauf angeboten – nicht nur die örtliche
Bevölkerung nahm das
Angebot dankbar an und rasch waren diese Anlagenteile der neuen Trasse
finanziert.
Im auf der Aufnahme zu sehenden Bereich des
Wenzelsringes war die alte Trasse
im Zuge des Straßenausbaus entfernt worden und wird jetzt
neu trassiert.
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In der Aufnahme zu sehen sind hier
50% des regulären Einsatzbestandes der Naumburger
Straßenbahn. Links der Tw 38 in der zuletzt für Naumburg
neben der rot/cremé-farbenen Lackierung
auch typischen Lackierung orange/cremé. Rechts der Tw 50 in der
früheren Jenaer Farbgebung, der Triebwagen wird in Naumburg
auch für
unkonventionelle Werbung angeboten. Im Hintergrund der Tw 36,
welcher aktuell als
Ersatzteilspender dient.
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Typisch für die Naumburger
Straßenbahn sind die
geschwungenen Mastausleger nach altem Vorbild, die fast die gesamte
Strecke säumen.
Zur Erneuerung anstehende bzw. neue Masten werden durch eine
örtliche Firma
gefertigt, die die Straßenbahn nach Kräften unterstützt.
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Im Oktober gibt es nur noch wenige
Stellen entlang der Strecke, wo nachmittags die Sonne für
Aufnahmen im Sonnenlicht passend und hoch genug steht. Die nicht
unbekannte Fotostelle an der Poststraße gehört dazu – hier
als Motivvariation mit dem Domgymnasium im Hintergrund.
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Wenige Sekunden bevor die Sonne
sich wieder hinter dem dichten Wolkenfeld versteckte passierte der Tw
51 auf Bergfahrt in der Bergstraße den Fotografen. Der Triebwagen
mühte sich dabei deutlich sichtbar ab – an den Radreifen
sprühten durch die Herbstwitterung die Funken der mangelnden
Reibung.
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Fotos
in Google Earth |
©
2017 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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