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Dienstag, 11. Juni
2024
– Digitale Schiene Kopenhagen
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Der Kopenhagener S-Bahntriebwagen
SA 8144 fährt in den Bf Vallensbæk ein. So profan das Fotos
aussehen mag, das Kopenhagener S-Tog-System ist den deutschen Systemen
durchweg um rund zehn Jahre voraus. Wenn
man selbst in diesem Bereich arbeitet, schaut man das System in
Kopenhagen ganz anders an, als noch 2017.
Das abweichend vom dänischen Eisenbahnnetz mit 1.650V
Gleichspannung elektrifizierte S-Tog-System fuhr
seit 1978 mit
wegweisender Leittechnik. War es
einst die in Dänemark HKT
genannte Linienzugbeeinflussung (LZB),
die Fahren mit Teilblöcken möglich gemacht hat, ist es
seit 2016 das halbautomatische Fahren nach GoA2 –
einschließlich des
„Moving Block“. Im 21. Jahrhundert übernimmt die Digitalisierung
zunehmend
die Zugsicherungsaufgaben – mit den
Möglichkeiten,
die sie bietet. Die starre Gleisfreimeldung – aktuell meist über
Achszähler realisiert – weicht einer digitalen, metergenauen
Ortung
des Zuges.
In Hamburg wurde bei der S-Bahn
Hamburg GmbH im Oktober 2021
eine erste Betriebsstufe eingeführt,
nachdem vier Züge der BR 474/874 mit ATO over ETCS
ausgerüstet und zugelassen wurden. Das auf auf dem Standard GoA2
basierende System arbeitet im aktuellen Ausbauschritt mit
der klassischen Gleisfreimeldung ohne Blockverdichtung, so dass im
Pilotprojekt über das bestehende System hinaus keine dichtere
Zugfolge möglich ist.
Kopenhagen ist da längst weiter, das System S-Tog Kopenhagen
fährt seit 2022 komplett mit Trainguard
MT von SIEMENS unter
GoA2 mit Moving Block – was
bei der Eisenbahn ETCS Level 3
entspricht, was hierzulande im Eisenbahnbereich noch nicht umgesetzt
ist.
Die HOCHBAHN in Hamburg
arbeitet am
Projekt „U-Bahn100“, welches auch mit
Moving Block arbeitet und entsprechend mit ETCS Level 3
vergleichbar ist. Ab Ende 2026 soll auf der Linie U4 der Probebetrieb
mit Fahrgästen beginnen. Bei U-Bahn100 melden die
Züge ihre
Standorte signaltechnisch sicher an die Leitzentrale und der Folgezug
kann dynamisch nachrücken. Ergänzt wird das System durch die
vorhandene Zugsicherungstechnik, welche einen
Mischbetrieb mit klassischen Zügen wie DT4 oder Betriebsfahrzeugen
möglich machen wird – bzw. bei Bedarf eine Rückfallebene
bildet.
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Ausfahrt eines CBTC-Zuges aus dem
bereits seit 2016 weitgehend lichtsignallosen Bf Hillerød.
Der Auftrag zur Umstellung des Kopenhagener
S-Tog-Netzes auf CBTC mit dem Automatisierungsgrad GoA2 und optional
nachzurüstendem GoA4 wurde im Jahr 2011 an SIEMENS erteilt,
170 km zweigleisiger Strecke und 135 Fahrzeuge waren umzurüsten.
Die Alttechnik wurde durch das Zugbeeinflussungssystem Trainguard MT
und elektronische Stellwerke des Typs Sicas
ECC ersetzt. Die Strecken wurden zwischen 2016
und September 2022 in mehreren Bauabschnitten umgestellt.
In Hillerød St. besteht eine Verknüpfung zwischen S-Tog und
dem Regionalverkehr, welcher mit LINT41-Triebwagen
bedient wird. Damit diese ohne zusätzliche Umrüstung die
Gleise der eigentlich lichtsignallosen CBTC-Anlage kreuzen können,
sind die von den Regionalzügen befahrenen Gleise mit Lichtsignalen
ausgerüstet, welche von der CBTC-Leitzentrale in Kopenhagen aus
ferngestellt werden.
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Anschaulich in Hillerød
die Übergänge zwischen den Bereichen. Rechts eine CBTC-Tafel,
welche das Ende eines Gleisfreimeldeabschnitts im Falle von
Störfahrten kennzeichnet. An den Lichtsignalen sind die
Anfangstafeln für CBTC und ICI-Bereiche montiert – ICI steht für eine
vereinfachte Zugbeeinflussung mit Darstellung der Erlaubnisse im
Führerstand, um z.B. Arbeitsfahrzeugen ohne CBTC-Ausrüstung
das Befahren der CBTC-Infrastruktur zu ermöglichen. Ein
ausführliches Video zur Umstellung des S-Bahnetzes bis September
2022 findet sich bei YouTube.
Kamen früher auf dem Netz der S-Bahn Kopenhagen auch historische
Züge zum Einsatz, wie bis 2003 ein Zug der 1. S-Tog-Generation von
1934 oder ein dampfbespannter Museumszug
mit historischen Personenwagen, ist dies jetzt nur noch mit einer
Ausrüstung mit ICI möglich, welche teuer ist, aktuell vom
Betreiber der Museumszüge selbst finanziert werden muss und nur im
System S-Tog genutzt werden kann.
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Einfahrt in den Bf
Østerport. Hier steht noch ein außer Betrieb befindliches
Lichtsignal, was eigentlich abgedeckt sein sollte – aber die Haube nur
noch auf „halb acht“ hängt. Links die Tafel für einen
CBTC-Blockabschnitt und unten eine Balise, welche dem Zug
zusätzlich exakte Information über seinen Standort liefert.
Die direkte Kommunikation der Züge mit der Leittechnik erfolgt
über eine WLAN-Verbindung, deren Antennen auf dem Zug und entlang
der Strecken in regelmäßigen Abständen montiert sind.
Hier ist eine der Streckenantennen im Hintergrund zu erahnen.
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Das Bahnhofsgebäude
Østerport besteht aus einer
Holz-/Backsteinkonstruktion und ist vorbidlich gepflegt. Rechts
fährt eine S-Bahn ein, die klassischen Lichtsignale sind
außer Betrieb. Links die klassischen Signale des Fernbahnbereichs.
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Einfahrt einer S-Bahn nach
Køge. Die Tf fertigen ihre Züge über einen Blick nach
hinten oder auf Monitore ab, ehe sie den Startknopf für das
automatische Fahren im CBTC-Betrieb betätigen und der Zug in der
Regel im Modus AM die
Fahrt autonom durchführt. Der Hauptbahnhof von Kopenhagen ist eine
Stahl-/Holzkonstruktion und auch hier im Bestand bestens gepflegt.
Im Gleis liegt noch die vorherige Ausrüstung der Kopenhagener
S-Bahn mit der Zugsicherung Hastighedskontrol
og automatisk togstop (HKT), die bis 2022 durch CBTC
abgelöst wurde.
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Die Doppelstockwagen der DSB kommen
inzwischen ausschließlich hinter Loks der Bauart Vectron von SIEMENS zum Einsatz,
nachdem die Dieselloks des Typs ME ausgemustert, deren Einsatzstrecken
elektrifiziert und die elektrischen Loks der Reihe EA – welche auf der
BR 120 der DB basierten – ebenfalls ausgemustert wurden. Die EB 3240 im
Hauptbahnhof Kopenhagen.
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Kopenhagen baut seine nach GoA4
betriebene Metro in großen Schritten aus, im Vergleich zum
letzten Besuch im Jahr 2017
wird inzwischen die Ringlinie M3 betrieben und die von der Ringlinie
abzweigende Linie M4 ausgebaut. Im Vergleich zu deutschen U-Bahnen
fühlt man sich hier – wie hier in der Hst Østerport – auf
den ersten Blick nicht in einer U-Bahnstation. Die Anlagen sind kompakt
und zum Gleis mit Wänden abgeschottet, so dass man eher denkt in
einer Ladenzeile zu sein. Aktuell ist eine große Zahl von
Stationen mit Werbebeklebung versehen.
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An der Station Gammel Strand sind
die Fahrtreppen durch die Tiefenlage länger und dadurch die
Bahnsteige etwas länger als an den
meisten anderen Stationen. Der Fotograf kann so die Länge für
ein den Umständen entsprechendes U-Bahnfoto in einer Tunnelstation
nutzen.
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Der dichte Betrieb hat zur Folge,
dass bei Unregelmäßigkeiten sofort der Folgezug
aufläuft. Hier anschaulich zu sehen – der Zug in dem wir sitzen
steht keineswegs, sondern fährt konsequent auf die Station
zu, wo der Vorzug gerade anfährt.
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Man könnte an Erichs
Lampenladen denken, wenn der Zug die Verzweigung von M3 und M4
unterhalb des Sortedams Sø
befährt … Ein Fahrer ist hier Fremdwort und der Blick auf die
Strecke Alltag.
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Die M4 endet am Orientkaj im
Nordhafen, eines der Hafengebiete, welche allerorten in der Nachnutzung
völlig umgestaltet werden.
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Die Wendezeit beträgt nur
wenige Sekunden. Nach Aus- und Einstieg der Reisenden fährt der
Zug sogleich wieder zurück.
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Kann auch schon mal vorkommen, dass
nur die IP-Adresse des Anzeigesystems angezeigt wird.
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Auch im CBTC-System der S-Bahn nach
GoA2 rücken die Züge auf kürzestmöglichem Abstand
nach.
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København Syd wird aktuell
zu einem modernen Nahverkehrsknoten umgerüstet, die hierhin
verlängerte M4 sollte rund
zehn Tage nach unserem Aufenthalt dort unter Anwesenheit des
dänischen Königs eröffnet werden, der gesamte Bereich
ist noch eine große Baustelle.
Bis 2038 wird das S-Tog-System von SIEMENS für etwa 370 Mio EUR
entsprechend einer Option aus dem Vertrag vom 13. Oktober 2011 auf GoA4
hochgerüstet um ab 2030 schrittweise einen fahrerlosen
Zugbetrieb zu ermöglichen. Die erganzenden Verträge für
die Ausrüstung für 226 Züge (mit einer Option auf 100 weitere
Bordgeräte), Streckenausrüstung und Aufrüstung
der Betriebszentrale wurden im April
2024 mit Banedanmark
(BDK) und DSB unterzeichnet. Die Ausschreibung für die
Züge selbst wird im kommenden Jahr erwartet.
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Fotos
in Google Earth |
©
2024 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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