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Freitag, 1. März 2024
– Wandel an der Vogelfluglinie
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Die Vogelfluglinie wandelt sich seit
rund 25 Jahren deutlich. Seit der Eröffnung der von Dänemark
errichteten Storebæltsbroen
im
Juni 1998 nimmt der Güterverkehr auf der Schiene den Weg über
Flensburg anstelle zwischen Rødby und Puttgarden trajektiert zu
werden.
Die umfangreichen Gleisanlagen der Vogelfluglinie zwischen Puttgarden
und Bad Schwartau fielen danach in einen signaltechnisch meist noch
vorgehaltenen, aber betrieblich nicht mehr genutzten
Dornröschenschlaf, welcher bis 2022 andauerte.
Ende August 2022 endete der Eisenbahnbetrieb auf der Strecke zwischen
Neustadt(Holst) Gbf und Puttgarden. Die Strecke soll bis 2029 entlang
der A1 auf weitgehend neuer Trasse neu errichtet werden und für
Geschwindigkeiten
von bis zu 200 km/h zugelassen werden.
Auf der Verbindung Hamburg – Lübeck kommen mit dem neuen
Verkehrsvertrag ab Dezember 2022 insgesamt 18 Doppelstockzüge der
Bauart KISS der Fa. STADLER zum Einsatz, welche die im
Dezember 2008 mit dem letzten Verkehrsvertrag und der Elektrifizierung
der Verbindung eingeführten lokbespannten Doppelstockwagen
ersetzen. Die damals für den Verkehrsvertrag neu beschafften Doppelstockwagen
müssen nach 15 Jahren Einsatzdauer von DB Regio in anderen Netzen
eingesetzt werden, wo ältere Fahrzeuge – meist auch noch nicht
abgeschrieben – ersetzt oder Lücken gestopft werden.
Der aktuelle Verkehrsvertrag sieht vor, die in Doppeltraktion fahrenden
Züge Hamburg – Lübeck in Lübeck Hbf zu teilen, einen
Teil nach Lübeck-Travemünde Strand und den anderen Teil nach
Neustadt(Holst) verkehren zu lassen. Derzeit fehlt noch der Ausbau und
die
Elektrifizierung Bad Schwartau – Neustadt(Holst). Hier der
führende 445 631 bei Rosenhagen auf dem Weg nach Lübeck Hbf.
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Die Strecke Lübeck –
Neustadt(Holst) – Puttgarden ist Bestandteil der im März 2019
vergebenen Ausschreibung Elektronetz
Ost, welches die Verkehrsleistungen von Dezember 2022 bis
Dezember 2035 umfasst. In diesen Zeitraum fällt der Ausbau der
Vogelfluglinie, welcher bis 2029 erfolgen soll.
Die bisher eingleisige Strecke Bad Schwartau – Neustadt(Holst) wurde
als auszubauende und zu elektrifizierende Strecke nicht in die
Umstellung der bisher von LINT41
gefahrenen Dieselleistungen
auf die neuen FLIRT Akku von
STADLER einbezogen, für den vorübergehenden Betrieb auf der
Verbindung wurden
sieben 648.1 hergerichtet und in den Farben des Aufgabenträgers NAH.SH lackiert. Hier verlässt
648 105 an der Spitze fahrend den Bf Neustadt(Holst).
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So sieht bis mindestens 2029 der
dem Verkehrsvertrag entsprechende Verkehr zwischen Lübeck und
Puttgarden aus. Doppelstockbusse der Autokraft
verkehren im Stundentakt entlang der Strecke, sie bringen die Reisenden
von Fehmarn, Oldenburg und Lensahn unter Auslassung des Endpunktes der
Sperrung, Neustadt(Holst), über
die Autobahn direkt zum Lübecker Hauptbahnhof und
zurück.
Pünktlich ist auch hier relativ – eine Aufenthaltzeit ist in
Oldenburg nicht vorgesehen, aber die Menge der Reisenden bringt hier
rund fünf Minuten Verspätung in die Fahrt – Oldenburg(Holst)
war bis August 2022 ein Fernverkehrshalt, örtlich zentral
gelegen und gut nachgefragt.
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Im Hintergrund die Bahnhofsanlagen
des DB-Bahnhofs. Der Bus- und Individualverkehr ist optimal an den
Fernverkehrshalt der DB angepasst. Dennoch wird hier aller Voraussicht
nach nie wieder ein Zug verkehren (ob
es so ist, wird man ggf. in zehn Jahren resümieren – die Seiten
sind mit dem heute aktuellen Stand eingefroren).
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Kiosk und Reisebüro sind aus
dem Bahnhof ausgezogen, effektiv ist der bisher kommunal gut
eingebundene Bahnhof nun sich selbst überlassen.
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Vor rund 20 Jahren wurde der
Bahnhof Oldenburg(Holst) modernisiert und die Bahnsteiganlagen
erneuert. Seit rund 1½ Jahren verkehrt hier kein
Zug mehr, auch wenn die Zugsicherungsanlagen noch rund ein Jahr
länger funktionsfähig waren – die Inbetriebnahme des neuen
ESTW Neustadt(Holst) hatte sich rund um ein Jahr verzögert und
solange war die Besetzung des Stellwerks Puttgarden für die
Steuerung der ferngesteuerten Stellwerke zwischen Neustadt(Holst) und
Bad Schwartau noch erforderlich. Immerhin zeigt der Anzeiger des
FIS-Systems noch heute die aktuelle Uhrzeit an …
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Dem Bf Oldenburg(Holst) sieht man
wie auch den anderen Bahnhöfen die nur absolut nötige
Anpassung bei der Erneuerung an, die Wartehalle des alten Bahnsteigs
ist einfach stehengeblieben, wie auch die frühere Bahnsteigkante
noch gut zu erkennen ist. Nun, auch am modernen
Bahnsteig wird kein Zug mehr halten.
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Blick durch die
Jalousien in die Räume, als wären sie nur
vorübergehend verlassen. Das Stellwerk Of in Oldenburg(Holst)
wurde 1956 in Dr S2-Technik
in Betrieb genommen, in der Regel wurde das Stellwerk vom bis 1969 im
Endausbau in Betrieb genommenen Stellwerk Pzf
ferngesteuert.
Eine örtliche Besetzung erfolgte zuletzt in der Regel nur bei
örtlichen Rangierbewegungen, wenn die Verladeanlagen genutzt
wurden. So wirkt der örtliche Bedienplatz beim Blick durch die
Jalousien auch 2024 wie einfach nur etwas länger verlassen.
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Noch deutlicher hat sich der
frühere Bahnhof Lensahn verändert. Die neuen Bahnsteiganlagen
wurden auf dem früheren Kreuzungsgleis errichtet, bis zum
Rückbau hatte der Bahnhof Lensahn fünf Bahnhofsgleise, von
dem nördlich ein weiteres Anschlussgleis abzweigte. Bis zum Ende
des
Betriebs 2022 zeigte ein nicht mehr erreichbares Vorsignal in Lensahn
nach Norden „Halt erwarten“ an. Sinnbildlich für für viele
Kreuzungsbahnhöfe auf der nördlichen, eingleisigen
Vogelfluglinie.
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Einst hatte der Mitarbeiter im
Stellwerksgebäude den Bahnübergang Bäderstraße zu
bedienen. Das Dr S2-Stellwerk wurde 1955 in Betrieb genommen.
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Blank sind die Schienen in Lensahn
heute nur noch durch die querenden Autos. Seit Ende August 2022 ist
hier kein Zug mehr gefahren, nicht nur einmal hat der Autor in der
Endphase – leider nicht früher – die Szenerie hier festgehalten.
Inzwischen sind die Bü-Anlagen außer Betrieb genommen, die
Schrankenbäume abgebaut und die Signalleuchten abgeklebt worden.
Übrig blieben die Andreaskreuze, die weiter zu beachten sind, die
Strecke ist bis heute nicht stillgelegt. Die Strecke soll während
des Baus der neuen Trasse als Baugleis genutzt werden – und letztlich
haben die Befürworter der Beibehaltung der ortsnahen
Bäderbahn ihren Kampf um den Erhalt der Trasse nicht aufgegeben.
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Gerne mitgenommenes Motiv war der
Bf Beschendorf, dessen Stellwerksgebäude „Bdf“ vor einigen Jahren
aus der Perspektive der Brücke freigeschnitten wurde,
aber längst wieder eingewachsen ist.
Beschendorf war einer der
wenigen Kreuzungsbahnhöfe, welcher die Stilllegung der
Kreuzungsmöglichkeiten nach 1998 überlebt hat. Doch auch hier
wird wohl kein Reise- oder Güterzug mehr passieren, was bleibt ist
die Erinnerung
an bessere und auch friedlichere Zeiten.
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Fotos
in Google Earth |
©
2024 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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