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12. Februar – Bunte Marschbahn im Schnee
18. Februar – Ein Oldie aus dem Jungbrunnen
19. Februar – Endlose Weiten im Marschland
21. Februar – Hafenrunde im Vorfrühling
22. Februar – DB-Klassiker nach Niedermarschacht
23. Februar – „Karoline“ fährt heim
25. Februar – Durch den Hafen
26. Februar – Wolkenkrimi und bunte 218 im Norden



Freitag, 19. Februar 2021 – Endlose Weiten im Marschland

T4 neg

Für den Freitag war zumindest für den Vormittag wieder bester Sonnenschein in der Pipeline, so dass es früh gen Norden zog. Während so mancher Fotograf die Gegend mit der Marschbahn gleichsetzt, gibt es hoch im Norden auch noch die Nebenbahn von Niebüll nach Dagebüll. Die Strecke wurde in den letzten Jahren durchmodernisiert, von der sprichwörtlichen „klassischen Nebenbahn“ – dem Ideal mancher Fotofreunde – ist nicht viel übrig. Aber nach dem Umbau ist vor dem Wandel.
Die neg-Strecke nach Dagebüll ist elementar von den umsteigefreien Kurswagenläufen des DB-Fernverkehrs abhängig, da diese die Feriengäste in Dagebüll bis auf die Mole zu den Fähren nach Föhr und Amrum transportieren können. Aktuell sind nach Angaben der neg
auf der nördlichen Marschbahn 40% der Fernreisenden mit dem Ziel Dagebüll, Föhr oder Amrum unterwegs. Mit der Umstellung der verbleibenden IC1-Leistungen auf neue lokbespannte ECx-Züge, welche vom spanischen Hersteller Patentes Talgo S.A. gebaut werden, endet bei der DB ca. im Jahr 2025 auch der klassische Kurswagenverkehr.
Vergangenen Freitag war der 628 505/506 der neg in einen Bahnübergangsunfall verwickelt. Da zu diesem Zeitpunkt weder der T4 noch der VT71 betriebsfähig waren, wurde an den Folgetagen zunächst Schienenersatzverkehr gefahren – nach einigen Tagen übernahm ein Leih-628 von DB Fernverkehr die Leistungen auf der neg-Strecke. Heute war der T4 wieder einsatzfähig, so dass der Leiheinsatz des DB-628/928 beendet wurde. Der 1995 von den Jenbacher Werken gebaute Triebwagen T4 erreicht als Zug 5 Maasbüll und quert die Dorfstraße.

T4 neg

Die neg wäre nicht neg, wenn sie in Anbetracht der Perspektiven nicht an die Zukunft denken würde und entsprechende Konzepte entwickeln würde. Ende Juli 2020 stellte neg-Geschäftsführer Ingo Dewald das künftige Betriebskonzept der Presse vor. Das Betriebskonzept sieht die Bildung von Halbzügen ab Niebüll vor – eine Hälfte der Talgozüge wird von der ab Itzehoe kalt mitgeführten Talgolok nach Dagebüll befördert, während die andere Hälfte weiter nach Westerland fahren wird. Hierzu ist die (Insel-)Elektrifizierung der neg-Infrastruktur zwischen Niebüll und Dagebüll sowie der Gleise 1-3 im Bf Niebüll erforderlich.
In die Fahrleitungsanlage wird entsprechend der Planungen künftig Ökostrom des
Umspannwerks Gasthafen in Klockries bei Niebüll eingespeist, welcher von 42 Windkraftanlagen mit 103 Megawatt installierter Leistung erzeugt wird. Das Land Schleswig-Holstein finanziert die Planungen für die Elektifizierung, die geschätzten Kosten von 10 Mio EUR übernimmt entsprechend dem Klimapaket der Bundesregierung zu 90% der Bund, die restlichen 10% will das Land finanzieren. Ende 2021 hofft die neg die Planfeststellungsunterlagen einreichen zu können.
An der einstigen Hallig Dagebüll quert die neg den Osterdeich, welcher den 1935 eingedeichten Osewoldterkoog vom Kleiseerkoog trennt – im Hintergrund die 1731 geweihte Dagebüller Kirche St. Dionysius. T4 als Zug 6 nach Niebüll.

T4 neg

Das Umfeld der neg ist geprägt von langen Wegen entlang der Deiche oder in den Kögen. Der Bü Mittelste Weg am Kleilandsdeich ist zugleich an der Bahn der von Fotografen wohl am meisten in Szene gesetzte Bahnübergang. Aktuell ist die Marschlandschaft nach dem abrupten Frostende und folgender Niederschläge allerdings eher eine Schlammlandschaft und sollte besser nicht betreten oder befahren werden… T4 als Zug 7 auf der Fahrt nach Dagebüll Mole.

T4 neg

Wer im Kleiseerkoog wohnt hat eines: Platz. T4 passiert als Zug 8 den Bü Der mittelster Querweg. In geografischer Beschreibung wussten sich die Nordfriesen schon immer zu helfen…

DOSTO-Wendezug

Danach war ein Wechsel zur Marschbahn vorgesehen, RE11021 nach Hamburg-Altona war als Doppelstockzug eingeplant, wobei mit diesem Zug eine Neuzeit-Premiere verbunden war – die Bespannung eines RE auf der Marschbahn mit einer Lok der BR 218. Zuletzt war dies Ende 2005 der Fall, bevor DB Regio den Regionalverkehr an die NOB abgeben musste. Die Married-Pair-Wagen benötigen entsprechend ausgestattete Loks, die Ersatzparks könnten zwar von Loks der BR 218 bespannt werden – doch dürfte bei DB Regio auf der Marschbahn die Zahl noch 218-kundiger Personale sehr gering sein.
Im Zuge von konzerninterner Unterstützung bahnt sich hier jedoch eine Wende an – Personal von DB Fernverkehr im Norden hat durchweg 218-Kunde, so dass DB Fernverkehr nach Erwerb von Baureihenkunde für den DOSTO-Steuerwagen für DB Regio aktiv werden kann. Allerdings fehlt es der DB konzernweit an Loks der BR 218, da in der letzten Zeit nur noch wenig in den Restbestand an BR 218 investiert wurde und daher Leihloks im Norden alltäglich geworden sind. Hier hilft die angemietete 218 055 der PRESS, hinter der sich die ehemalige 218 458 verbirgt. Lehnshallig sollte nach dem Besuch letzten Freitag heute nicht erneut als Motiv dienen, so dass auch in Hinblick auf die am frühen Nachmittag zu erwartende RDC-Pendlerzugleistung ein neues Motiv gesucht wurde.
Nach den Windrädern prägen zunehmend auch Solarfelder die Landschaft in Schleswig-Holstein – Tendenz stark zunehmend. Strom kommt eben nicht einfach aus der Steckdose und nach dem Willen (nicht nur) der Politik bald nicht mehr aus Kernkraft- oder Kohlekraftwerken. Wie groß die Felder sind und wie klein dagegen eigentlich große Züge wirken, sieht man anschaulich auf diesem Foto – und dass die Anlage in der weitläufigen Marschlandschaft doch wieder winzig wirkt… 218 055 schiebt RE11021 aus dem Bf Lehnshallig gen Hamburg-Altona.


DE 2700-02 RDC

In zwei Stunden war der RDC-Pendlerzug Westerland – Niebüll zu erwarten, so dass am Am Rollwagenzug (ja, gewöhnungsbedürftiger Name) auf die Leistung gewartet werden sollte. Der AZS28911 hat östlich der oben gezeigten Solaranlage den Bf Lehnshallig verlassen und fährt gen Niebüll. Bespannte die DE 2700-02 am vergangenen Freitag noch den RDC-Güterzug nach Westerland, so muss sie heute die 247 909 „Anne“ vertreten.

247 908 RDC

Für den RDC-Autozug AZS28913 war auch die Höhe aufgebaut, doch verdichteten sich die von der Nordsee aufziehenden Nebelschwaden in kurzer Zeit zu Hochnebel, so dass 247 908 „Debbie“ ohne Sonne auskommen musste. Gänzlich ausgelastet, aber nur mit halber Zuglänge passiert der Zug den Fotografen.

218 390 DB

In den folgenden Minuten Wartezeit wurde der Nebel zu einer Herausforderung für Mensch und Technik. Der anfängliche Hochnebel legte sich über die gesamte Landschaft, der Wind wurde unangenehm und die komplette Technik überzog eine Feuchtigkeitsschicht, die zu dicken Tropfen wurde. Durch den kurzen Laufweg des RDC-Pendlerzuges bot sich kein Ausweichen an, so dass ein Aussitzen und Kontrolle von Kamera und Objektivglas die einzige Alternative war. 218 390 führt zuvor zusammen mit 218 385 den AS1435 an, das Foto der RIS-232 238 zeige ich an dieser Stelle nicht – das Foto vom vergangenen Freitag soll zur Dokumentation der Leistung reichen. ;-)

218 055 PRESS

Anschließend wurde in Windeseile die Ausrüstung getrocknet, verladen und ein Blick auf die aktuelle Wolkenlage geworfen. Das Nebelfeld war klar umrissen und nur an der nördlichen Marschbahn. Im restlichen Norden zog dafür Schleierbewölkung auf, zwar auch nicht schön – aber besser als das oben zu sehende Nebelfeld. Die 218 055 war mit ihren Doppelstockwagen für die Rückfahrt auf dem RE11020 verplant und somit noch bei Sonnenlicht auf der Marschbahn machbar – so denn die Sonne solange durchhalten würde.
In der Hattstedtermarsch bot sich der Bahnübergang am Südwening an, im Hintergrund Hattstedt mit der weithin sichtbaren St.-Marien-Kirche. Während der Wartezeit schwächelte die Sonne mal mehr mal weniger – glücklicherweise hatte sich die Schleierbewölkung zur Durchfahrt von RE11020 gelichtet, so dass die 218 055 mit ihrem Zug im Sonnenlicht daher kam. Keine zehn Minuten später hatte sich die Sonne vollends hinter die Wolken verzogen.


Fotos in Google Earth © 2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben