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1. Mai – In Rüdesheim am Rhein

11. Mai – Auf Spurensuche in Polen


15. Mai – Ein ET171 für das Deutsche Technikmuseum in Berlin
17. Mai – I am European bringt I am Chinese nach Hamburg
20. Mai – Kopf-Erkenntnisse
22. Mai – 471 462 zieht ins Deutsche Technikmuseum ein
25. Mai – Verkehrstag im Dänischen Straßenbahnmuseum

Montag, 20. Mai 2019 – Kopf-Erkenntnisse

276 035

Neben den von der S-Bahn Berlin und dem Verein Historische S-Bahn e.V. (HiSB) erhaltenen historischen Berliner S-Bahnzügen gibt es im Deutschen Technikmuseum Berlin (DTM) noch drei weitere S-Bahnfahrzeuge, die aktuell im Depot des Museums an der Monumentenstraße abgestellt sind und an den September-Sonntagen besichtigt werden können.

276 035

Dazu gehört auch der Triebwagen 276 035, ehemals ET125 001. Dieser Triebwagen gehörte zum Bankierprobezug von 1935 und wurde noch bis 1988 eingesetzt, der 276 035 behielt dabei als einziger der drei so ausgerüsteten Triebwagen seine originalen Spitzen- und Schlussleuchten.
Im September 1991 war der Zug rund drei Jahre abgestellt und nur noch ein Schatten seinerselbst. Die DR hatte zur Wendezeit zwar noch den Plan, die Viertelzüge 276 031/032 und 276 035/036 zu einem einsatzfähigen Bankierzug zu restaurieren – doch kam es dazu nach der Wiedervereinigung nicht mehr. Leicht geplündert steht der 276 035/036 im Raw Schöneweide abgestellt, bereits einige Monate später stand der Zug mit weiteren z-gestellten „Stadtbahner“- und „Peenemünder“-Viertelzügen im Bf Zeuthen und war dem Vandalismus ausgesetzt.
Daraufhin wurden die 276 035/036 an einen Privatmann verkauft und kamen zunächst ins stillgelegte Raw Tempelhof. Nach Aufarbeitung des Bankiertriebwagens 276 035 durch Mitglieder des Vereins HiSB wurde der Wagen 1993 dem MVT und heutigem DTM zunächst als Dauerleihgabe überlassen und 1997 geschenkt, der Beiwagen blieb lange Jahre in Hundekehle hinterstellt.

276 035

Mit den Triebwagen der Bauart 1934 zog erstmals die ab 1933 bei den „Fliegenden Zügen“ eingeführte windschnittige Kopfform bei der Berliner S-Bahn ein, welche bei den für zunächst für 100 km/h projektierten und letztlich für 120 km/h zugelassenen Bankierzügen den Windwiderstand senken sollte.
Im Zuge einer geplanten Fahrzeugaufstellung musste der Bankiertriebwagen 276 035 gedreht werden, dazu wurde er im DTM auf Drehscheibe 2 geschleppt und gab ein herrliches Motiv vor dem Lokschuppen 2 ab.

276 035

Zu Zeiten als der 276 035 noch im Westen Berlins zum Einsatz kam, war das Gelände des Bahnbetriebswerks Berlin Anhalter Bahnhof seit Jahrzehnten sich selbst überlassen und völlig verfallen. Erst ab 1983 kehrte hier wieder Leben ein, die Lokschuppen 1 und 2 wurden 1987 bzw. 1988 wiedereröffnet und beherbergen u.a. zahlreiche der 1945 bis 1984 unzugänglich im Verkehrs- und Baumuseum ausgestellten Exponate.

276 035

An schönen Sommerwochenenden würden die Wiesen im Park am Gleisdreieck von Ausflügern bevölkert sein, heute an einem Montag erregt die ungewöhnliche Fuhre nur wenig Aufsehen.

276 und ES 65 358

Rechts klassische Stadtbahnerschnauze, welche 70 Jahre das Berliner Stadtbild geprägt hat. Seinerzeit wurden die Wagenkästen noch genietet und die Formgebung hatte sich der Fertigungstechnik unterzuordnen.
Bis 1934 schrieb die Eisenbahn-Signalordnung an Zügen nach vorne und hinten leuchtende Oberlichtlaternen als Zugschlusssignal vor, die „e
lektrischen Triebwagenzüge auf den Stadt- und Vorortbahnen der RBD Berlin“ führten als Besonderheit nur ein mittiges Spitzensignal (Zg 101). Die „Stadtbahner“ behielten diese Signallichter bis zum Umbau auf Einmannbetrieb, welcher nicht mehr bei allen durchgeführt wurde.
Für die stromlinienförmig gestalteten Triebwagen der Bauart 1934 ff. kam die Änderung der Signalordnung 1934 gerade recht und die Signalleuchten konnten entgegen ersten Entwürfen gefälliger angebracht werden.

471 462 und 276 035

Die windschnittige Neigung der Triebwagenfront oberhalb der Fensterbrüstung war zunächst höchst umstritten, aber wurde in Berlin für alle ab 1935 gebauten Züge beibehalten, nur der Winkel der Neigung wurde bei den folgenden Bauarten ab 1935 ff. reduziert.
Hamburg entwickelte zu diesem Zeitpunkt neue Fahrzeuge für die nun auch als S-Bahn bezeichnete Stadt- und Vorortbahn. Zunächst war noch die Beibehaltung des Wechselstromsystems vorgesehen, 1937 wurde die Umstellung auf Gleichstrombetrieb mit einer seitlichen Stromschiene nach Berliner Vorbild beschlossen. Hamburg entwickelte das Berliner Vorbild weiter und verzichtete dabei auf die Frontneigung, was für Fahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h als überflüssig und die Fertigung verteuernd angesehen wurde.


471 462, 276 035 und ES165 358

Die drei markanten S-Bahn-Vorkriegskonstruktionen der Deutschen Reichsbahn bzw. ihre Vertreter. Rechts die klassische Nietbauweise, in der Mitte die geschweißte Bauweise, windschnittig gestaltet – aber weitgehende Beibehaltung der Grundform und Ausrüstung. Links die kompromisslose Fortentwicklung für Hamburg, deren Konzeption im kriegsbedingt nicht mehr realisierten Leichtstahlzug ET/EB 151 für Berlin übernommen worden wäre.

471 462, 276 035 und ES165 358

Ohne viele Worte, direkter Schnauzenvergleich.

276 035 und ES165 358

Die beiden typischen Berliner Formen der Vorkriegszeit. Die Signalleuchten hatten einst auch Bedeutung für Falschfahrten, je nach Zeitraum war die untere Leuchte des Stadtbahners rot oder orange. Im dargestellten Zustand des Stadtbahners müsste die untere Leuchte orange sein, wie sie auch 1984 bei der Instandsetzung von der Waggon-Union eingebaut wurde.

ET165 358

Während die anderen beiden Statisten der Parade bereits vorgestellt wurden, fehlt dieses beim ET/ES 165 358 noch. Das Viertel gehörte zum 1984 von der BVG übernommenen Bestand von 119 Viertelzügen der Bauart Stadtbahn. Darunter befanden sich 20 „Paßviertel“, die nur die für das Fahren zwischen für den Einmannbetrieb (EMB) umgebauten Viertelzügen erforderlichen Steuerleitungen erhalten hatten. Sollten diese Viertel an der Zugspitze fahren, war ein zweiter Bediensteter erforderlich. Da im Westen Berlins üblicherweise Halbzüge verkehrten, waren diese Viertel für den Betrieb nur eiserne Reserve und nicht zur Überholung bei der Waggon-Union vorgesehen.
Der Viertelzug 275 747/748 wurde 1984 von der BVG als Museumszug ausgewählt und im Zuge der Gründüberholung der Stadtbahner bei der Waggon-Union in Reinickendorf einer Durchsicht unterzogen. Eine Neulackierung unterblieb, so dass der Lack noch original Reichsbahn ist, nur die Aufkleber wurden entfernt und ET/ES 165-Nummern angeschrieben. Desweiteren wurden im Rahmen des Budgets von 70.000 DM die Polsterbänke gegen Holzlattenbänke ausgetauscht, die Fensterklappen farbig foliert und die Falschfahrlampen wieder eingebaut.
Das Fahrzeug erhielt eine HU zum 5.11.84, es sollte 1985 zu den Feierlichkeiten „150 Jahre Eisenbahnen in Deutschland“ in Nürnberg ausgestellt werden, danach mindestens vier Jahre noch bei der BVG für Sonderfahrten zur Verfügung stehen und erst dann an das Museum für Verkehr und Technik (MVT) – das heutige DTM – übergeben werden.
Eingesetzt wurde der Zug nie – der Steuerwagen besitzt eines der sog. Heimkehrerdrehgestelle, welche nach Rückgabe aus der Sowjetunion an die Deutsche Reichsbahn der DDR in den 1950er Jahren von Breitspur wieder auf Normalspur zurückgebaut wurden. Die Drehgestellwangen wurden bei diesen Drehgestellen seitenverkehrt montiert, die Westberliner Behörden lehnten einen weiteren Betrieb dieser Drehgestelle ab. Im Osten unbekannte Befindlichkeiten – bei der DR bzw. ihren Nachfolgern liefen diese Drehgestelle bis zum Ende, bzw. eines tut es unter dem Wiebe-Staugsaugerzug bis heute.

276 035 und ET165 358

Kopfansichten – Niet zu Schweißpunkt, auch die Drehgestelle sind deutlich abweichend. Das DTM ist bemüht, für die im Depot an der Monumentenstraße abgestellten Schätze eine neue Triebwagenhalle zu bauen – doch fehlen die benötigten Finanzmittel noch, es ist ein langer Weg dorthin. So könnte eines Tages auch der 276 035 wieder seinen aktuell anderenorts hinterstellten Beiwagen 276 036 zurückerhalten, ein komplettes Bankierviertel ausgestellt und Erweiterungen der Sammlung denkbar werden. Den Museumsmitarbeitern mein herzlicher Dank für die Ermöglichung dieser Gegenüberstellung im Rahmen des 471 462-Projekts.

Fotos in Google Earth © 2019 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben