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1. Mai – In Rüdesheim am Rhein

11. Mai – Auf Spurensuche in Polen


15. Mai – Ein ET171 für das Deutsche Technikmuseum in Berlin
17. Mai – I am European bringt I am Chinese nach Hamburg
20. Mai – Kopf-Erkenntnisse
22. Mai – 471 462 zieht ins Deutsche Technikmuseum ein
25. Mai – Verkehrstag im Dänischen Straßenbahnmuseum

Sonnabend, 11. Mai 2019 – Auf Spurensuche in Polen

Ty51

Nach der gestrigen Zwischenstation Lodz lag heute das Ziel noch etwas näher an Warschau, das frühere Bahnbetriebswerk Skierniewice. Der Fotograf war zwar vor zwölf Jahren zum ersten Mal hier, doch die meisten Fotos entstanden mit frühzeitlicher Digitaltechnik, so dass nochmals aktuelle Aufnahmen entstehen sollten, zudem wurde die Sammlung in Skierniewice inzwischen um ein Einzelstück preußischer Eisenbahngeschichte ergänzt, das gut zu kombinieren war.
Der Verein Polskie Stowarzyszenie Miłośników Kolei (
Polnischer Verein der Eisenbahnfreunde) übernahm 1992 das zum 31. Oktober 1991 von den Polnischen Staatsbahnen PKP geschlossene Bw Skierniewice (MD Skierniewice), welches an der Warschau-Wiener Eisenbahn (WWE) lag und 1845 eröffnet wurde. Die heutigen Anlagen entstanden schrittweise zwischen 1861 und 1879 – im 1. Weltkrieg lag das Bw Skierniewice ab 1914 in Trümmern und wurde nach Ende des Krieges wieder aufgebaut. In den 1980er Jahren wurden die Anlagen für die modernen Traktionsarten modernisiert und die Drehscheibe zu einer Segmentdrehscheibe ohne vollen Drehkreis umgebaut.
Vor dem Ringlokschuppen steht die Ty51-1, die erste einer 1951 als Nachbau einer amerikanischen Bauart entwickelten Type, von der
zwischen 1953 und 1958 in den Posener Cegielski-Werken insgesamt 242 Lokomotiven hergestellt wurden. 1958 wurde mit Fertigstellung der Ty51-232 der Dampflokomotivbau für die polnische Staatsbahn eingestellt.

Museumsfahrzeuge

Die Industrie-Akkulok AEG 4128 wurde 1928 an die Zuckerfabrick Witaszyce (Waidschütz) geliefert, wo sie noch bis in die 1990er Jahre im Einsatz stand. 2011 erhielt die Lok in der Straßenbahnhauptwerkstatt in Warschau eine HU.

Museumsfahrzeuge

Der Kesselwagen 552 178 wurde um 1905 an die kaiserlich-königlichen Staatsbahnen (kkStB) geliefert.

Museumsfahrzeug

Dieser weitgehend der Bauart „WUMAG-Triebwagen Bauart 1 ohne Kupplung“ entsprechende Triebwagen wurde 1934 an die Isergebirgsbahn geliefert, kam 1946 als 090001 MsB zur PKP. Er wurde ab Ende der 1950er Jahre als SN51-02 bezeichnet, noch bis zur Einstellung des Personenverkehrs in den 1970er Jahren eingesetzt und noch einige Zeit als Inspektionsdraisine genutzt. Eine genaue Nachverfolgung der Geschichte dieses Triebwagens scheint heute nicht mehr möglich zu sein.

Ma 090 802

Für Triebwagenfreunde ist der 090 802 Ma fraglos das absolute Highlight. Von der Bauart Wittfeld wurden ab 1909 von den Preußischen Staatseisenbahnen in mehreren Serien 163 Akkutriebwagen beschafft, bei der DB fuhren die letzten bis ins Jahr 1962 – erhalten blieb von dieser markanten und wichtigen Bauart in Deutschland leider kein Fahrzeug. 1992 kaufte der PSMK in Skierniewice das zuletzt als Bauzugwagen genutze und nur noch als Wrack erhaltene Fahrzeug und konnte in Hinblick auf das 150-jährige Bestehen der Eisenbahn in Polen 1995 den Wiederaufbau im Ausbesserungswerk Łapy (ZNTK Łapy S.A.) durch tatkräftige und finanzielle Unterstützung des Unternehmens realisieren.

pr. T

Zahlreiche Güterwagen der Reihe G10, bzw. verwandter Bauarten, sind in Skierniewice erhalten. Die G10 haben für die polnische Geschichte große Bedeutung und erinnern auch bewusst an die Zeit zwischen 1933 und 1945 – mancher Wagen mit Beschriftungen der Deutschen Reichsbahn und mit stacheldrahtbewehrten Lüftungsöffnungen.
Im Hintergrund die pr. T9.3 „Danzig 7383“, welche 1909 von der Königsberger Union-Gießerei unter der Fabriknummer 1751 gebaut, 1920 an die PKP abgegeben und dort zur Tki3-228 wurde. Nach Eingliederung des Lokbestandes im besetzten Polen in das neue Nummernschema der DRB 1941 erhielt die Lok die Nummer 91 719 und wurde 1946 – wieder bei den PKP geführt – zur Tki3-137.
1950 wurde die Lok ausgemustert und kam zur Zuckerfabrik Rejowiec – den heutigen Zustand mit starken Beschädigungen wies die Lok bereits 1989 in Chełm auf. Langfristig könnte die Lok mit zwei vorhandenen preußischen Abteilwagen und einem ebenfalls vorhandenen Packwagen einen stilreinen Preußenzug bilden.

G-Wagen

Zwei G10-Güterwagen bzw. verwandte Bauarten – beim vorderen Wagen scheinen unter polnischen Anschriften deutsche Anschriften durch. Ob dieses museal aufgebracht ist, oder das Holz einfach nur die Zeit gut überstanden hat, ist dem Fotografen unbekannt.

Ls40 4544

Die Ls40-4544 wurde 1956 als Weiterentwicklung der von Deutz zwischen 1932 und 1942 gebauten Bauart OMZ 122 für das staatliche Lagerunternehmen Państwowe Magazyny Usługowe in Pruszkowie gebaut und war dort bis 2010 im Einsatz, seitdem steht die Lok im Museum neben der hervorragend restaurierten Ls40-4572 für Rangierdienste zur Verfügung.

Ls40 und 090 802 Ma

Und dieser Einsatz bestand heute u.a. aus der Aufgabe, den 090 802 Ma von seinem Stellplatz auf Schuppengleis 2 hinaus in die Sonne zu ziehen. Der Verein PSMK steht neben der Erhaltung der oft nur noch als Torso erhaltenen Zeitzeugen vor der Aufgabe, auch das große Gelände und die Bauten instandzuhalten. Der 23-ständige Schuppen hatte lange Jahre ein baufälliges Dach, welches nach und nach erneuert wird – neben der gesamten Verglasung muss auch das Holz der Bedachung komplett erneuert werden. Während bereits größere Teile der Holzkonstruktion erneuert werden konnten, konnten bisher erst die ersten drei Stände mit neuem Glas überdacht werden.

090 802 Ma

Die großen Leuchten unterscheiden sich kaum von der Größe zu K.P.E.V.-Zeiten. Die Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte (DGEG) war 1972 bemüht, einen der damals in Polen noch als Bahndienstfahrzeuge dienenden Wittfeld-Triebwagen zu übernehmen – doch erhielt die DGEG im Juni 1973 von den PKP die niederschmetternde Antwort, dass einer von zwei im Bereich Danzig noch vorhandenen Wittfeld-Triebwagen 1972 „kassiert“ worden sei und der andere hätte völlig neue Aufbauten für die Fahrleitungsinstandhaltung bekommen und keinen historischen Wert mehr. Groß waren die Augen, als 1995 ein leibhaftiger Wittfeld-Triebwagen, augenscheinlich im Originalzustand, betriebsfähig an den Paraden zum polnischen Eisenbahnjubiläum teilnahm.

090 802 Ma

Der Baustil des 1880 errichteten und 1914 auf Befehl vom preußischen General Ludendorff zerstörten Wasserturms weist deutlich auf den hier nicht vorhandenen Einfluss Preußens hin – zu Zeiten des Baus der Warschauer-Wiener Eisenbahn ab 1839 stand das Gebiet als Kongresspolen unter Herrschaft des russischen Zaren.

090 802 Ma und SR71-04

Markante Form. Zwischen 1992 und 1995 wurde der 1913 als AT 543/544 für die Eisenbahndirektion Stettin gebaute 090 802 Ma betriebsfähig aufgearbeitet, die Inneneinrichtung nach alten Plänen neu gebaut. Für die elektrische Ausrüstung kam anstelle der originalen Steuerung eine vereinfachte Schaltung aus dem Straßenbahnbereich mit klassischer Handkurbel zum Einsatz. Im März 1996 unternahm der Zug noch Abnahmefahrten zwischen Łapy und Czarnowo Undy, eine Zulassung für Fahrten auf dem PKP-Netz erhielt der Zug am Ende jedoch nicht. Ein Artikel auf polnisch mit Fotos des Zustandes 1989 findet sich hier.

4. Klasse Wittfeld

4. Klasse, einfachster Sitzkomfort.

4. Klasse Wittfeld

Dafür aber viel Platz für das was damals mit musste.

3. Klasse Wittfeld

Geradezu komfortabel der Großraum 3. Klasse. Die Sitzbänke wurden nach originalen Vorlagen nachgebaut.

Führerstand Wittfeld

Einfach die eingebaute Steuerung. Ein einfacher Fahrschalter und ein Bremsventil neben der Handbremse und ein paar Manometern.

090 802 Ma

Gepäckabteil mit seitlicher Tür, Faltenbalg und die nötigen Steuerleitungen. Rechts die Kohleneinschübe mit denen die Kästen unter den Sitzen beheizt wurden.

090 802 Ma

Bei den ersten Fahrzeugen der Bauart Wittfeld auch unter dem vorderen Batteriekasten: eine Einzelachse – bei den späteren Wittfeld-AT durch eine Doppelachse ersetzt, bzw. nachgerüstet.

090 802 Ma

Die Antriebsachse einer der beiden Wittfeld-Hälften – hier dürfte nur wenig original sein. Als Antrieb kommen im restaurierten Wittfeld zwei Motore vom Typ LKa310 zum Einbau, die je 62kW bei 560V Gleichspannung leisten. Die Reichweite des 090 802 Ma wird mit ca. 200 km angegeben, die Höchstgeschwindigkeit ist 60 km/h.

Ol49-4 und pr. S6

Auf dem Schuppenstand 3 steht die Ol49-4, welche 1951 von Fablok Chrzanów mit der Fabriknummer 2606/51 gebaut wurde. Die noch bis November 1991 bei den PKP – zuletzt in der MD Ełk – eingesetzte Ol49-4 wurde vom PSMK im August 2004 erworben und ab 2007 in mehreren Schritten aufwendig in einen museumsgerechten Zustand versetzt und hat nun im sanierten Schuppenstand 3 ihren Platz gefunden. Rechts neben der Lok ein weiteres Exponat in Skierniewice, welches gleich in den Fokus treten wird.

pr. S6

Deutlich zu erkennen, eine frühe preußische Schnellzuglok – die einzige erhaltene pr. S6. Hinter der Lok verbirgt sich die „Altona 656“, ab 1924 13 1247. Die Lok wurde von der DRG bereits zum 4. Dezember 1928 ausgemustert und nach dem im RAW Brandenburg-West durchgeführten einseitigen Aufschneiden von Zylinder, Kessel und Tender im RAW Braunschweig zum Lehr- und Anschauungsobjekt. Infolge der Kriegswirren fand sich die Lok 1945 bei Kriegsende in Łódź. 1954 wurde die Lok im Technikum Kolejowe in Warszawa – zur fiktiven Pd5-17 polonisiert – zum Ausstellungsstück und kam im April 2010 zum Eisenbahnmuseum in Skierniewice, wo die Lok noch einige Jahre im Freien stand, ehe sie jetzt im Lokschuppen von Skierniewice ihren Platz gefunden hat. Das zerstörte Glasdach über der Lok soll bald saniert und neu verglast werden.

Ls40 und 090 802 Ma

Der preußische Akkutriebwagen ist etwas zurückgetreten, damit die preußische Schnellzuglok die Bühne betreten kann. Ls40-4544 zieht die Lok – die sich gleich erstmals seit langem wieder mit ihrem Tender im Sonnenlicht zeigt – vorsichtig aus dem Schuppen heraus.

pr. S6 und 090 802 Ma

Preußische Eisenbahngeschichte unter sich. Die pr. S6 „Altona 656“ neben dem Wittfeld-AT 543/544. Der 1913 gelieferte AT 543/544 war bis 1924 in Eberswalde daheim, ehe es ihn weiter in Richtung Osten in Richtung Bütow verschlug und er nach dem Krieg bis 1958 bei den PKP in Kwidzyn (Marienwerder) als 090 802 Ma im Einsatz stand.
Die 1912 bei Linke-Hofmann in Breslau unter der Fabriknummer 934 gebaute „Altona 656“ wurde im Umzeichnungsplan von 1925 zur 13 1247, doch ob die Lok real noch umgezeichnet wurde, ist dem Fotografen unbekannt – 1928 schied die Lok als eine der letzten verbliebenen pr. S6 bei der DRG aus.

pr. S6

Zwischen 1906 und 1913 waren 584 Exemplare der von Robert Garbe konstruierten preußischen S6 von Linke-Hofmann, den Henschel-Werken und der Maschinenbauanstalt Humboldt in Köln hergestellt worden. Die preußische S6 war die letzte zweifach gekuppelte Schnellzuglokomotive, die in Deutschland hergestellt wurde und wurde bereits ab 1912 von der pr. S10 aus dem schweren Schnellzugdienst verdrängt. In den Ländern, die in Folge des 1. Weltkriegs in den Besitz von pr. S6 kamen, blieben die Loks deutlich länger im Einsatz – in Belgien blieben sie bis ca. 1956 im Einsatz und in Polen bis ca. 1958, ehe sie an Industriebetriebe abgegeben wurden – meist als Heizloks.
Von den frühen (nicht nur preußischen
) Lokbauarten sind leider nur wenige Exemplare erhalten geblieben. Nur wenige Bauarten schafften es in Museen, wie die pr. T0 „Hannover 1907“, die 1932 in das Verkehrs- und Baumuseum in Berlin aufgenommen wurde. Die 202 ab 1910 gebauten Loks der Reihe S10 blieben maximal 25 Jahre im Einsatz, ehe die im Gegensatz zur S6 schnell als unwirtschaftlich erkannten Loks der Reihe S10 bis 1935 ausgemustert wurden. Nur die 17 008, bis 1925 „Breslau 1008“, blieb aus dieser Reihe erhalten. Die Lok wurde 1934 wie die „Altona 656“ in Brandenburg-West aufgeschnitten und 1935 zur Feier „100 Jahre Deutsche Eisenbahnen“ ins Verkehrs- und Baumuseum in Berlin gebracht, die Räder konnten – wie auch heute im Nachfolgermuseum DTM – über Rollen elektrisch angetrieben vorgeführt werden.
Im Gegensatz zu zahlreich erhaltenen Loks der preußischen Bauarten T, P und G ist die einzige komplett erhaltene preußische Schnellzuglok die pr. S101 „Osten 1135“ – ab 1925 als 17 1055 geführt und im Eigentum des Verkehrsmuseums Dresden stehend.

Ty23 273

Weitläufig sind die Anlagen des MD Skierniewice, zahlreiche Fahrzeuge stehen im Museumsgelände abgestellt, im Vordergrund die 1980 durch den Ausbau der Hauptstrecke zur 23m-Segment-Drehscheibe umgebaute Drehscheibe. Ein einem Klick auf das Foto öffnet es sich als Panorama in Full-HD-Auflösung von 1.920 Pixeln Breite.

Ty23 273

Auf den ersten Blick eine typische polnische Dampflok, doch wurde die Bauart Ty23 im Jahr 1923 von Schwartzkopff konstruiert und ist mit der pr. G12 verwandt. Bis 1934 wurden 612 Lokomotiven dieser Reihe gebaut, es war die zahlenmäßig stärkste Lokbaureihe in Polen – nur 12 wurden direkt bei Schwartzkopff gebaut, nach 60 in Belgien gebauten Loks wurden alle anderen Ty23 in Polen gefertigt.
Auf Verdacht baute Schwartzkopff 1924 zwei für die PKP vorgesehene Loks, die PKP erteilten jedoch keinen weiteren Auftrag – die beiden Loks mit den Fabriknummern 8442 und 8443 konnten erst 1935 an die Lübeck-Büchener-Eisenbahn (LBE) verkauft werden, wo sie als 99 und 100 liefen und nach Verlängerung der Rothenburgsorter Drehscheibe auch im Schnellverkehr Lübeck – Hamburg liefen. Ab 1938 wurden die Loks nach Auflösung der LBE bei der Deutschen Reichsbahn als 58 601 und 602 geführt. Der Verbleib der Loks ist unbekannt.
Die seit März 2012 in Skierniewice befindliche
und auf russischer Breitspur 1.520 mm laufende Ty23-273 wurde im Herbst 1980 im MD Żurawica als eine der letzten Ty23 ausgemustert und ab Mai 1990 im Museum Karsznice ausgestellt – sie ist heute eine von drei erhaltenen Ty23.

SR71

Nach den ganzen Fahrzeugen mit deutscher oder preußischer Geschichte oder Wurzeln nun ein echt polnisches Fahrzeug. Nachdem zunächst aus der DDR Fahrzeuge für die Instandhaltung der Fahrleitungsanlagen importiert worden, erstellte im Jahr 1964 das „Zentrale Forschungs- und Technologieentwicklungszentrum (COBiRTK)“ in Warschau einen Entwurf für einen leichten zweiachsigen Triebwagen zur Instandhaltung des Fahrleitungsnetzes, von dem nur fünf Fahrzeuge gebaut wurden. Vom weiter entwickelten SR71 wurden ab 1974 insgesamt 24 Fahrzeuge gebaut – 2018 war nur noch ein Fahrzeug in der Sandgrube Kopalnia Piasku Szczakowa im Einsatz, was inzwischen Vergangenheit sein dürfte.
Der in Skierniewice erhaltene SR71-04 ist das älteste erhaltene Fahrzeug der Serie und das einzige museal erhaltene Fahrzeug – es soll baldmöglichst wieder voll funktionsfähig sein, nachdem es 2016 schadhaft abgestellt worden war und 2010 von PKP Energetyka S.A. an das Museum übergeben wurde. Mein herzlicher Dank geht an die polnischen Eisenbahnfreunde vom Verein PSMK in Skierniewice für die Ermöglichung der Fotoreihe und allzeit viel Erfolg beim weiteren Ausbau des Museums.

Tw 2635

Nach dem Besuch in Skierniewice folgte noch ein Nachmittag in Łódź bei der dortigen meterspurigen Straßenbahn. Der Wagenpark zeigt sich trotz bereits zahlreicher Neufahrzeuge erstaunlich vielfältig, die Typenvielfalt ist für deutsche Verhältnisse fast unüberschaubar. Der Konstal 805Na 2635 passiertauf der Linie 13 entlang der Jana Kilińskiego die Alexander-Newski-Kathedrale. 

Tw 513

Aus Mannheim kamen im Jahr 2007 sechs teilniederflurig umgebaute Düwag-GT8N zur MKT Łódź und 2012 zur MPK, diese haben ihre Mannheimer Fahrzeugnummern behalten – die Fahrzeuge kommen aktuell auf der Linie 4 zum Einsatz. Tw 513 passiert die Hst Kilińskiego - Rewolucji 1905 r.

Tw

Der ebenfalls 2007 aus Mannheim nach Łódź gekommene GT8N 511 macht an der Hst Nowomiejska - Północna Station.

Tw

Der Gleisbau ist nicht selten abenteuerlich, wie hier an der Kreuzung Ogrodowa/Nowomiejsk. Die hier querenden Autofahrer sollten gute Ortskenntnis haben und kein tiefergelegtes Auto. Der Konstal 805Na 2339 passiert entlang der Linie 6 die Kreuzung. 

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Noch kommen in Łódź die 2011 übernommenen M6S der BOGESTRA zum Einsatz. Die Fahrzeuge behielten ihre Wagennummer und die alte Farbgebung – durch den reduzierten Bedarf nach dem kurzfristig verkündeten Entfall der Überlandlinie 43 Anfang März 2019 und Zugang neuer Wagen dürfte deren Abstellung nur noch eine Frage von Wochen sein. Hier M6S 302 an der Hst Cmentarna - Legionów kurz hinter der Verzweigung der beiden Linien 7A und 7B.

Tw

Der 1963 gebaute GT6 1038 stammt aus Bielefeld (Tw 238) und gelangte 1983 nach Innsbruck, wo er zum Tw 38 und 2009 nach Łódź abgegeben wurde. Bei der MPK erhielt der Wagen die Nummer 1038 und kam u.a. auf der im März 2019 eingestellten Linie 43 zum Einsatz. Seit März 2019 wird der hinter dem an der Cmentarna liegende Abzweig der Linie 7 liegende Rest der Linie 43 als 7B weiterbetrieben.

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M6S 328 an der Hst Cmentarna - Legionów entlang der Altstadt von Łódź.

Tw

Morbider Charme entlang der Legionów. GT6 147 kam 2008 aus Mannheim nach Łódź, er fuhr noch bis zur Insolvenz des MPK-Vorgängers Międzygminna Komunikacja Tramwajowa (MKT) unter der alten Wagennummer und erhielt 2012 vom neuen Betreiber der Straßenbahn in Łódź, der Miejskie Przedsiebiorstwo Komunikacyjne (MPK), die neue Fahrzeugnummer 1147.

Tw

Der 1962 für Bielefeld (dort Tw 243) gebaute und 1982 nach Innsbruck verkaufte Triebwagen 40 kam 2009 nach Łódź und war nach der Insolvenz der MKT im Juni 2012 bereits an einen Schrotthändler abgegeben worden. Der Nachfolgebetrieb MPK tauschte den immer noch als Tw 40 geführten Wagen gegen den Tw 1075I (ehemals Tw 75 aus Hagen) ein und nahm den Tw 40 als Tw 1075II wieder in Betrieb. Das wohl letzte Leben des 57 Jahre alten Triebwagens, hier wieder in der Straße Legionów, dürfte in Kürze endgültig verbraucht sein. 

Tw

Inzwischen neigt sich auch in Osteuropa die Zeit der hochflurigen Düwag-Wagen dem Ende entgegen, aber es stehen bereits niederflurige Nachfolger aus Deutschland bereit. Die ersten Niederflurwagen in Deutschland waren Anfang der 1990er Jahre nicht selten nicht ausgereifte Konstruktionen – in Bremen stehen die 1994-96 von AEG/Adtranz gebauten GT8N vor dem Ersatz durch Neubaufahrzeuge, da eine Sanierung als nicht mehr wirtschaftlich erachtet wird.
Die erste Niederflurgeneration aus dem Hause DUEWAG, erstmals in Kassel 1990 eingeführt, ist ähnlich verschlissen wie die erste Bremer Generation Niederflur. Während sich Kassel für eine Modernisierung der 1990-94 gebauten NGT6C entschieden hat, wird die BOGESTRA ihre 1992-94 gebauten und wie in Kassel mit Einzelrad-Einzelfahrwerken (EEF) ausgestatten NF6D aufgrund „nicht möglicher Sanierung“ abstellen und durch Neufahrzeuge ersetzen. Die MPK Łódź hat im April 2017 probeweise den Tw 441 (dort 1751) übernommen, für brauchbar erkannt und im November 2017 32 weitere Fahrzeuge von der BOGESTRA gekauft – die je nach Verfügbarkeit bis 2020 nach Łódź abgegeben werden.
Tw 1861 (ehemals Tw 403) hat als Einzelgänger bereits die Łódźer Farben erhalten – die weiteren Fahrzeuge erhalten bei ihrer Überarbeitung in Łódź allerdings eine andere Farbgestaltung. Der rund 56 Jahre alte Bielefelder GT6 1038 trifft
an der Hst Piotrkowska Centrum auf den 27 Jahre „jungen“ Bochumer NF6D 1861.

Fotos in Google Earth © 2019 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben