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Freitag, 25. Oktober 2013
– Zeitreise mit dem VT 137 322 ins Zittauer Gebirge
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Im Dreiländereck in der
Oberlausitz wird mit den Zittauer Schmalspurbahnen eine
sächsische Schmalspurbahn betrieben, welche zur Wendezeit nur
denkbar knapp überlebt hat. Zugunsten des Braunkohletagebaus waren
die Zittauer Schmalspurbahnen 1990 zur Stilllegung vorgesehen, im
März 1990 wurde vom DDR-Ministerrat die Einstellung des
Olbersdorfer Braunkohletagebaus beschlossen – die bereits begonnene
Umsiedlung des Olbersdorfer Niederdorfs wurde gestoppt und die im
Ausflugsverkehr beliebte Schmalspurbahn konnte weiterverkehren,
obgleich die Deutsche Reichsbahn auch in der Folgezeit noch mit
einer Stilllegung des defizitären Betriebes liebäugelte.
Heute werden die Zittauer Schmalspurbahnen von der in kommunalem
Eigentum stehenden Sächsisch-Oberlausitzer
Eisenbahngesellschaft mbH (SOEG) betrieben, welche die Anlagen
und Fahrzeuge zum 1. Dezember 1996 von der Deutschen Bahn AG
übernahm. Die SOEG legt im Vergleich zu anderen Schmalspurbahnen
sehr viel Wert auf einen authentischen Erhalt der Fahrzeuge und
Anlagen, so dass in enger Zusammenarbeit mit dem Interessenverband der Zittauer
Schmalspurbahnen e.V. auf gesamter Länge das einstige
Flair der sächsischen Schmalspurbahnen erhalten geblieben ist.
Seit 2007 ist mit dem VT 137 322 auch der letzte Vertreter einer 1938
von der DRG zur Erprobung beschafften Triebwagenserie für die
sächsischen Schmalspurbahnen wieder betriebsfähig, nachdem
das Fahrzeug 1964 mit Motor- und Getriebeschaden abgestellt und bis
1990 unzugänglich im Schuppen Bertsdorf hinterstellt war. Seit
1990 liefen Bemühungen, das historisch interessante Fahrzeug zu
restaurieren und wieder in Betrieb nehmen zu können, was aber erst
2007 erfolgreich abgeschlossen werden konnte, nachdem die SOEG für
den Wochenendausflugsverkehr zusätzliche Fahrzeuge benötigte
und Interesse an dem seit 1980 dem Verkehrsmuseum Dresden
gehörenden VT 137
322 zeigte.
Heute sollte der VT 137 322 zu einer Fotofahrt in recht kleinem Kreise
aufbrechen, so dass es über Nacht nach Zittau ging – die
Nachtfahrt wurde mit stimmungsvollen Nachtaufnahmen im Bw Zittau
belohnt, wo neben dem VT 137 322 gerade die 99 731 aufgerüstet
wird, die seit 2012 im Zustand der 1930er Jahre hergerichtet ist und an
bestimmten Tagen den neu restaurierten DRG-Zug bespannt.
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Vor dem Rundschuppen des
Regelspurbereiches, bis 2012 von der Hochwaldbahn
genutzt, steht der VT
137 322. Völlige Zeitlosigkeit...
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Die Morgenstimmung wurde zu
einzelnen Fotomotiven im Zittauer Stadtgebiet genutzt, hier der VT 137
322 unter dem Neißetalviadukt der Strecke nach Tschechien, die
jenseits der Neiße rund 2,5 km durch Polen führt.
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Zittau Vorstadt wurde 1910-13 zu
einem umfangreichen Bahnhof ausgebaut, nachdem 1910 der Beschluss zum
zweigleisigen Ausbau der Strecke ab Zittau Vorstadt nach Bertsdorf
gefasst wurde, da es in den Jahren zuvor zu einem sprunghaften
Fahrgastanstieg im Ausflugsverkehr ins Zittauer Gebirge kam. Noch heute
sind die großzügigen Anlagen erkennbar – es sind lediglich
die überflüssigen Gleise und der zweite Bahnsteig abgerissen
worden, von welchem die Einhausung des Zugangs noch erhalten ist.
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Vor den Häusern der
Olberdorfer Niederstadt passiert der VT 137 322 die ab 1990 zum
Braunkohleabbau vorgesehenen Flächen, was zur Stilllegung der
Zittauer Schmalspurbahn geführt hätte. Direkt hinter den
Häusern liegen die heute renaturierten Flächen des Tagebaus,
auf denen bis 1999 der Olbersdorfer See angelegt wurde.
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VT 137 322 in der Einfahrt
Bertsdorf. Der Bahnhof Bertsdorf wird auch heute noch von einem
mechanischen Stellwerk gesteuert, welches 1938 als massiver Hochbau im
Bf Bertsdorf angelegt wurde.
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Der Interessenverband der Zittauer
Schmalspurbahnen e.V. pflegt die umfangreichen
Anlagen des Bf Bertsdorf vorbildlich. Seit 2001 ist das
Bahnhofsgebäude im Eigentum des Vereins, ist seither aufwendig
restauriert worden und die in späteren Jahren erfolgten Umbauten
an den
Gebäuden wurden wieder rückgängig gemacht. Im
Bahnhofgebäude steht eine stilecht eingerichtete Dienstwohnung zur
Verfügung, welche auch als Ferienwohnung vermietet wird. Mit etwas
Glück hat der Feriengast dann diesen Ausblick auf die Gleisanlagen
des Bahnhofs.
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Vom
Stellwerk Bertsdorf wird heute der gesamte Zugverkehr der Zittauer
Schmalspurbahnen im Zugleitbetrieb gesteuert, die Einfahrten in den
Bahnhof Bertsdorf sind durch Formsignale gesichert. VT 137 322 passiert
das Stellwerk auf dem Abzweig nach Kurort Oybin.
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Der VT 137
322 gehört zu einer Serie von vier Triebwagen, die 1938 von Busch in Bautzen für die
Deutsche Reichsbahn gebaut wurden und in Zittau erprobt wurden.
Anschließend war ein Serienbau für die sächsischen
Schmalspurbahnen vorgesehen, welcher durch den Krieg verhindert wurde.
Die vier Triebwagen konnten in Mehrfachtraktion verkehren, waren im
Triebwagenrot der DRB lackiert und wurden bereits im September 1939 mit
Kriegsbeginn abgestellt. 1943 wurden die Fahrzeuge von der
Reichsverkehrsdirektion beschlagnahmt und sollten als Beiwagen zur RBD
Posen umgesetzt werden.
VT 137 322 entgleiste bei der Verladung und verblieb in Zittau. Nach
dem Krieg wurde der Triebwagen reaktiviert und erhielt aus
Personenwagen angepasste
Beiwagen. Konnte der VT 137 322 mit Hilfe der bei den
anderen drei Triebwagen ausgebauten Antriebsanlagen
lange betriebsbereit gehalten werden, musste 1964 das Fahrzeug mit
Motor- und Getriebeschaden
abgestellt werden – der VT 137 322 verschwand anschließend
für einige Jahrzehnte im Bertsdorfer
Lokschuppen.
Hier steht der Triebwagen am Ziel der ersten Fahrt im Bf
Kurort Oybin. Bei der SOEG wird der VT 137 322 seit 2007 im
Ausflugsverkehr an Wochenenden – meist mit farblich angepasstem
Rekowagen –
im Wechsel mit einem diesellokbespannten Wagenzug eingesetzt. Einen an
den VT 137 322 farblich angepassten Altbauwagen gibt es bei der
Museumsbahn Schönheide – gelegentlich kommen beide Wagen gemeinsam
zum Einsatz, zuletzt 2011
auf der Döllnitzbahn.
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Die Anlagen der Zittauer
Schmalspurbahnen laden geradewegs zu einer kleinen Zeitreise ein, so
wie hier im Bf Kurort Oybin, wo ein Framo-Pritschenwagen Transportgut
für die nächste Triebwagenleistung angeliefert hat. VT 137
322 steht derweil eingeschlossen am Wassserhaus, da in der Pause eine
Dampfleistung verkehren wird. Das Triebwagenpersonal führt derweil
einen kleinen Ablöseplausch. Falls sich wer über einzelne
verschwundene Schilder wundern sollte, sie wurden kurzzeitig vom ABV
beschlagnahmt.
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Deutlich ist auch heute noch bei
Oybin das Planum des zweiten Streckengleises nach Oybin zu erkennen,
welches auf dem Abschnitt bis Bertsdorf 1943/44 demontiert wurde – der
weitere Abschnitt bis Zittau Vorstadt wurde erst 1945 im Zuge von
Reparationsleistungen abgebaut. Im Hintergrund auf dem Berg Oybin die
Ruine der Burg Oybin.
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Kleines Detail auf dem Bf
Bertsdorf, im Hintergrund unter anderem der von 99 787 bespannte
Planzug.
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Unterhalb des Stellwerks Bertsdorf
der VT 137 322 bei der Ausfahrt in Richtung Jonsdorf.
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Auf dem Weg nach Jonsdorf geht es
entlang des waldreichen Fußes des Zittauer Gebirges.
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Nach dem Verlassen des Waldes sind
in Hänischmühe die Ausläufer von Jonsdorf erreicht – am
wohl bekanntesten Motiv des Astes nach Jonsdorf mit Erlaubnis der
Gartenbesitzerin aus ungewöhnlicher Perspektive der Blick auf die
Strecke.
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VT 137 322 verlässt den
Ortsteil Hänischmühe und wird in wenigen Minuten den Bahnhof
Jonsdorf erreichen.
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Vor Jonsdorf liegt noch eine
große Kuhweide, dessen Rinder gerade hoch am Berg weilten und so
den Blick durch die Bäume und Tränke ermöglichten.
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VT 137 322 hat den Endbahnhof
Kurort Jonsdorf erreicht.
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99 787 bespannte den zweiten
Planumlauf und fährt hier in Kurort Jonsdorf ein. Während die
eine oder andere ostdeutsche Schmalspurbahn umfangreich die
Bahnsteiganlagen modernisiert und höchstens noch historisierende
Elemente in die Gestaltung der Anlagen einfließen lässt,
sind die Anlagen rund um Zittau in einem gut gepflegten, weitestgehend
originalen Zustand verblieben.
Als einzige der Schmalspurbahnen im
Osten sind die Regelzüge der SOEG behindertengerecht mit
Niederflurwagen ausgestattet – in jedem Zug wird in Zugmitte ein
rollstuhlgerechter Wagen mitgeführt. So wird gleich der
Besitzer des Wartburgs mit seinem Klapprollstuhl barrierefrei von einem
Oldtimer in den nächsten Oldtimer umsteigen, der örtliche
Handwerker wartet derweil auf seinen Kunden, um einen Defekt am Rolli
zu beheben.
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VT 137 322 hat Jonsdorf wieder
verlassen und rollt an der Jonsdorfer Kirche gen Bertsdorf.
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VT 137 322 vor einem der typischen
Oberlausitzer Umgebindehäuser.
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Im Haltepunkt Kurort Jonsdorf
Haltestelle kommt es nochmals zum Treffen von Wartburg und VT 137 322.
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Im Bf Bertsdorf mit seiner
wiederhergestellten Güterverladerampe entstand diese kleine
Szenerie, welche auch Anfang der 1960er Jahre entstanden sein
könnte.
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Der Interessenverband richtete das
Bahnhofsgebäude nicht nur äußerlich, sondern auch
innerlich wieder stilecht her. Die Zeit scheint hier eingefroren zu
sein.
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Dass alles seine Ordnung hat,
dafür sorgt dieser kleine Hinweis...
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VT 137 322 muss der nächsten
Planleistung Platz machen – 99 731 fährt mit ihrem
bewirtschafteten
Dampfzug in den Bf Bertsdorf ein.
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Regelmäßig kommt es in
Bertsdorf zu Doppelausfahrten, wobei die üblichen Haltepunkte der
Züge etwas auseinanderliegen, sodass die Doppelausfahrten
fotografisch nur schwer umzusetzen sind. Hier fahren 99 731 nach Oybin
und 99 787 nach Jonsdorf aus.
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Nach Abfahrt der Dampfzüge
kann der VT 137 322 seine nächste Fahrt antreten,
Triebwagenführer und Zugführer werfen einen letzten Blick auf
die Ladepapiere und dann kann die Fahrt beginnen.
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Während der VT 137 322 nach
Oybin aufbricht, hat die Werkstatt Schichtwechsel und der Kollege tritt
die wohlverdiente Fahrt nach Hause an.
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Am Abend geht die Fahrt wieder in
Richtung Zittau zurück, in Olbersdorf trifft der VT 137 322 auf
den örtlichen Bauern, welcher sich mit seinem Lanz Bulldog auf dem
Weg
ins Dorf macht um dem örtlichen Händler neues Gemüse zu
bringen.
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Während der Triebwagen
über die Olbersdorfer Brücke rollt, beobachten die drei
Pferde auf der Koppel höchst interessiert das Treiben der
Fotografen.
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Nachdem der Bauer sein Gemüse
abgeliefert hat, fährt er mit seinem Einzylinder wieder zu seinem
Hof und trifft dabei
nochmals auf den VT 137 322 auf der Olbersdorfer Brücke. Mit
diesem Foto endet die kleine Zeitreise ins Zittauer Gebirge – mein Dank
gilt allen Aktiven der Vereine und der Zittauer Schmalspurbahnen, damit
dieses Kleinod am Rande Sachsens noch lange zufriedene Fahrgäste
befördern kann.
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Fotos
in Google Earth |
©
2013 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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