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Juni 2011

4. Juni 2011 – 1986: Mit dem VT 08.5 nach Puttgarden
5. Juni 2011 – Alte und neue blaue Züge
13. Juni 2011 – 1988: Mit dem Uerdinger Schienenbus ins Chiemgau
16. Juni 2011 – 1996: Abschiedsfahrt vom letzten elektrischen Eierkopf 430 114
17. Juni 2011 – 1995: Als in Berlin Ost und West zusammenkamen...
19. Juni 2011 – Altes und neues an der Wandsbeker Chaussee
26. Juni 2011 – Von Hamburg durch Sachsen zur Adria
27. Juni 2011 – Kamel im Selketal



Sonntag, 26. Juni 2011 – Von Hamburg durch Sachsen zur Adria

VT 137 322 am Hp Körnerstraße

Der Triebwagen VT 137 322 der Zittauer Schmalspurbahnen hat eine interessante Geschichte hinter sich. Der Triebwagen gehört zu einer Serie von vier Prototypen, die die Deutsche Reichsbahn 1938 für die sächsischen Schmalspurbahnen beschaffte. Damals im Triebwagenrot gestrichen, kamen die vier Triebwagen VT 137 322-325 auch in Mehrfachtraktion auf den Zittauer Schmalspurbahnen zum Einsatz. Der 1939 begonnene Krieg beendete den Betrieb der Wagen und verhinderte eine Serienbeschaffung von Schmalspurtriebwagen. 1943 sollten alle Triebwagen an Schmalspurstrecken in heute polnische Gebiete abgegeben werden und dort nach Ausbau der Antriebsanlagen als Personenwagen eingesetzt werden. Der VT 137 322 entgleiste und blieb in Zittau.
Hier der erste Zug des Tages am Hp Körnerstraße mit seiner typischen IV K-Gemäldewand – hier wird derzeit an der Kanalisation gearbeitet, was die Fotomöglichkeiten etwas einschränkt.

VT 137 322 am Einfahrsignal Oschatz

Nach dem Krieg wurde der verbliebene VT 137 322 wieder instandgesetzt und von Zittau aus eingesetzt. Da der Triebwagen nun nicht mehr in Mehrfachtraktion eingesetzt werden konnte, richtete die Deutsche Reichsbahn drei Personenwagen her die auch die entsprechende Farbgebung erhielten. Die damals noch nicht ausgereifte Antriebstechnik des Wagens machte den VT 137 322 störanfällig – bereits 1964 wurde das Fahrzeug nach einem erneuten Antriebsschaden endgültig abgestellt. Hier passiert der Zug das ungültige und durch eine Trapeztafel ersetzte Einfahrsignal Oschatz.

VT 137 322 im Bf Oschatz

Der Triebwagen wurde 1964 nach seiner Abstellung im Heizhaus Bertsdorf hinterstellt und verließ das Heizhaus für Jahrzehnte praktisch nicht mehr. 1980 hat das Verkehrsmuseum Dresden den Triebwagen übernommen, am Abstellort änderte sich nichts. Erst nach der Wende wurde der Triebwagen 1990 wieder überführungsfähig gemacht und in Zittau ausgestellt. Die geschützte Abstellung ließ den 35 Jahre abgestellten Triebwagen wie aus einer anderen Zeit erscheinen – der Wagenkasten hatte die 35 Jahre unbeschadet überstanden.
VT 137 322 steht auf dem Stumpfgleis in Oschatz, welches aufgrund der planmäßig nur lokbespannten Züge nur sehr selten für Zugbetrieb genutzt werden kann.

99 1574 am Hp Lichtstraße

99 1574 hat mit ihrem Personenzug den Hp Körnerstraße passiert und erreicht entlang des Industriegebietes den Bedarfshalt Lichtstraße.

VT 137 322 in der Theodor-Körner-Straße

Nach der Ausstellung 1990 in Zittau bemühte sich der Interessenverband Zittauer Schmalspurbahnen um die Restaurierung des Fahrzeuges und übernahm das Fahrzeug leihweise vom Verkehrsmuseum Dresden. Nach zahlreichen Problemen bei der Aufarbeitung konnte der Triebwagen 2007 nach dem Einstieg der SOEG, welche ein zusätzliches Dieselfahrzeug für Wochenendeinsätze ins Zittauer Gebirge suchte und dem Einbau eines neuen Motors und Getriebes wieder in Betrieb genommen werden. VT 137 322 befährt auf der obigen Aufnahme mit seinem Beiwagen die Theodor-Körner-Straße und erreicht den Hp Lichtstraße am ehemaligen Elektrizitätswerk.

VT 137 322 im Bf Oschatz Süd

Üblicherweise verkehrt der VT 137 322 bei der SOEG mit einem modernisierten Personenwagen, welcher farblich dem Triebwagen angepasst wurde. Für den Regeleinsatz des Triebwagens in Zittau auch eine gute Lösung – für den Traditionsbetrieb des Triebwagens aber keine Lösung. Nachdem der bis 1964 als Beiwagen des VT 137 322 eingesetzte – als Altbauwagen erhaltene – 970-280 von der SDG in Radebeul eingesetzt wird und dort unabkömmlich ist, richtete die Museumsbahn Schönheide den Wagen 970-571 im Mai 2008 in passender Farbgebung her. Entgegen erster Überlegungen behielt der Wagen die Farbgebung über Mai 2008 hinaus, seitdem ist der Wagen beliebter Gast auf Sonderveranstaltungen mit dem VT 137 322.
In Oschatz Süd fand am 26. Juni 2011 die "kleine Gartenschau" statt, zu der der VT 137 322 mit dem Wagen 970-571 im Pendelverkehr Oschatz – Oschatz Süd eingesetzt wurde. Die Bremsprobe ist abgeschlossen, der Zug abfahrbereit – sogar die Sonne lässt sich kurz blicken.

99 1574 und VT 137 322 im Bf Oschatz Süd

Zusätzlich zu den etwa stündlich angebotenen Pendelfahrten des VT 137 322 verkehrten zwei Zuggarnituren der Döllnitzbahn zwischen Oschatz und Mügeln (– Glossen). Die 99 1574 bespannt einen typischen Schmalspurzug der 1980er Jahre aus teilweise modernisierten Personenwagen und Altbaufahrzeugen und fährt in den Bf Oschatz Süd ein. Links die vorbildlich restaurierten Fabrikgebäude, rechts das Gelände der Gartenschau.

199 030 auf der Döllnitzquerung

Mit den Lokomotiven 199 030 und 031 besitzt die Döllnitzbahn zwei Dieselloks österreichischer Herkunft, wobei das nur zum Teil richtig ist. Die beiden Fahrzeuge wurden 1938 von der Deutschen Reichsbahn als VT 137 341 und 343 für die Schmalspurbahnen im angeschlossenen Österreich beschafft. Die Loks wurden seinerzeit als Gepäcktriebwagen eingeordnet, das Gepäck der Reisenden sollte im hier im Vordergrund sichtbaren Gepäckraum verstaut werden und den eigentlichen Gepäckwagen überflüssig machen. Eine Lösung die sich nicht bewährt hat, die Loks wurden rasch wieder als "echte" Lokomotiven geführt.
1998 beschaffte die Döllnitzbahn die seit 1953 als 2091.10 bezeichnete Lok und setzt sie als 199 030 für den Schülerverkehr ein. Hier quert die Lok die Döllnitz im Oschatzer Stadtgebiet nahe des Hp Körnerstraße.

Kemmlitzer Blasmusikanten

Für die musikalische Unterhaltung während der Fahrt sorgte eine Liveband – die Kemmlitzer Blasmusikanten. Sicher eine unkonventionelle Art und Weise im Zug für Unterhaltung zu sorgen, aber eine originelle – garantiert GEMA-frei... Der Wagen 970-257 entstand 2009 aus einem modernisierten Personenwagen als zweiter Aussichtswagen für die Zittauer Schmalspurbahnen.

199 030 bei Oschatz Süd

199 030 hat auf der Fahrt nach Mügeln gleich den Bf Oschatz Süd erreicht – auf dieser Seite der Lok ist der Motor untergebracht, das ehemalige Gepäckabteil hinten ist deutlich größer.

VT 137 322 an der Schlachthofstraße

Am Schlachthof verzweigte sich bis zu Beginn der 1990er Jahre der regelspurige Anschluss des Oschatzer Industriegebietes, welcher vom Oschatzer Bahnhof bis zum im Hintergrund sichtbaren Weichenrest mit dem Schmalspurgleis gemeinsam als Dreischienengleis geführt wurde. VT 137 322 passiert mit 970-571 die ehemalige Fernsprechbude zum Fahrdienstleiter in Oschatz.

99 1574 am Einfahrsignal Oschatz

Kam mir beim ersten Versuch einen Zug am ehemaligen Oschatzer Einfahrsignal einen Zug umzusetzen ein Auto ins Bild, so klappte es beim zweiten Versuch ohne ein Auto weit und breit. 99 1574 fährt an der Trapeztafel der Einfahrt Oschatz vorbei in den Bf Oschatz ein.

VT 137 322 nahe Oschatz Süd

VT 137 322 hat auf dieser Aufnahme den Bf Oschatz Süd verlassen und fährt entlang der Döllnitz gen Bf Oschatz. Beim Blick in den Fahrplan fiel mir auf, dass die nächste Fahrt des Triebwagens bereits rund 30 Minuten später anstand, aber keine Rückleistung verzeichnet war. Wie kommt der Triebwagen rasch wieder zum Bahnhof Oschatz Süd zurück, während im möglichen Zeitfenster die 99 1574 mit ihrem Personenzug nach Mügeln im Fahrplan verzeichnet war?

99 1574 in Oschatz

Die Lösung ist simpel, ganz im Sinne der Tradition der Schmalspurbahnen – man hängte den Triebwagen kurzerhand an den planmäßigen Dampfzug an, nach dem Entkuppeln im Bf Oschatz Süd konnte es erneut zum Bf Oschatz gehen. 99 1574 mit dem Triebwagenzug am Zugschluss entlang der Döllnitz im Oschatzer Stadtgebiet.

VT 137 322 an der Nordstraße

Nachdem ich so ziemlich alle Fotomöglichkeiten entlang der Strecke abgeklappert hatte und es dank des dichten Taktes noch früh am Tag war, beendete ich die Fotoaktion mit dem Zug Oschatz ab 14.25 Uhr. Der Triebwagenführer beschleunigt den Triebwagen mit Erreichen des Bahnüberganges wieder kräftig. Anschließend ging es direkten Weges nach Wörlitz, wo ich um 16.05 Uhr die Fahrt des jüngst wiederbelebten Doppelstockschienenbusses der BR 670 nach Dessau erreichen wollte.
Der Döllnitzbahn gute Fahrt in die Zukunft – zumindest bis 2012 ist deren Finanzierung im Schüler- und Touristikverkehr gesichert, dann soll eine sachsenweite Neuordnung der Finanzierung der Schmalspurbahnen auch den Betrieb der Döllnitzbahn absichern. Bleibt zu hoffen, dass diese Neustrukturierung bei den anderen sächsischen Schmalspurbahnen nicht zu ernsthaften Einschnitten führt. Dass diese Begehrlichkeit beim Aufgabenträger vorhanden ist, sieht man aktuell an der Diskussion über die künftige Betriebsweise der 2002 durch Hochwasser zerstörten Weißeritztalbahn – welche zwar nach politischem Willen bis Kipsdorf wieder aufgebaut werden soll, aber zumindest im zweiten Bauabschnitt keinen täglichen Betrieb mehr aufweisen soll.

670 004 im Bf Wörlitz

Mit einer Punktlandung erreichte ich Wörlitz. 670 004 ist soeben im Bf Wörlitz angekommen. Exakt eine Woche zuvor ist am 19. Juni 2011 nach langer Zwangspause mit dem umfangreich reparierten und aufgefrischten – von 670 005 "Elfriede" zu 670 004 "Fürst Franz" gewandelten – Triebwagen der Ausflugsverkehr auf der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn wieder aufgenommen worden. Auch wenn die Nummer anderes vermuten lässt, es ist das gleiche Fahrzeug. 2010 waren beide Doppelstockschienenbusse verunfallt, der Betrieb musste daraufhin eingestellt werden. Die damalige Betreibergesellschaft, die Anhaltische Bahngesellschaft (ABG), rutschte in die Insolvenz.
Der durch einen Autounfall beschädigte 670 004 ist als erstes Fahrzeug wieder betriebsbereit – angesichts des Prototypdaseins eines der Legende nach einst von Heinz Dürr auf einer Serviette gezeichneten und stets störanfälligen Fahrzeugentwurfs, welcher nie in Serie ging erfreulich
(Der Bau des ersten Serienfahrzeuges 670 101 war vor Fertigstellung abgebrochen worden und der Rohbaukasten wurde ca. 2005 verschrottet). Die Fahrt des Doppelstockschienenbusses "Fürst Franz" ist in der Bevölkerung ein Event – nach Ankunft werden noch schnell Erinnerungsfotos gemacht, Zeit für einen Plausch mit dem Lokführer ist ebenfalls.

670 004 im Bf Wörlitz

Der Spruch "Freiheit den Völkern – Frieden der Welt" am Nebengebäude entstammt der Agitationsarbeit der frühen 1950er Jahre und erinnert an Zeiten, wo der Gründer des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs (seit November 2000 UNESCO-Weltkulturerbe) Fürst Franz – in Langform "Friedrich Franz, Fürst und Herzog von Anhalt-Dessau" – längst Geschichte war und Herrschaften ohnehin keinen Platz in der frisch gegründeten DDR hatten.

670 004 am Ortsrand Wörlitz

Nach der Insolvenz der ABG hat die Dessauer Verkehrs- und Eisenbahngesellschaft (DVE) den Betrieb übernommen, nachdem zuvor für die Dauer von 10 Jahren durch das Land Sachsen-Anhalt auf der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn Ausflugsverkehr bestellt wurde. 670 004 verlässt die Ortschaft Wörlitz, im Hintergrund die Wörlitzer Kirche "St. Petri".
Die mit zeitgenössischen Motiven gestaltete Außenfarbgebung passt sich perfekt in die Landschaft ein, hoffentlich nicht zu gut – denn in der Vergangenheit waren auf der Strecke einige Unfälle an Bahnübergangen mit den damals noch in rot gehaltenen Fahrzeugen zu beklagen.

670 004 an der Dessauer Straße

Am Anschluss nach Ferropolis, der Baggerstadt in Gräfenhainichen fährt 670 004 in Oranienbaum am Bü über die Dessauer Straße gen Dessau.

670 004 am Hp Adria

Die Adria liegt in Dessau! Wer meint, dass das nicht sein könne, kennt die Dessauer Adria nicht. 670 004 hat am Stadtrand von Dessau den Hp Adria passiert und setzt seine Fahrt nach Dessau Hbf unter den Augen von Sehmann und Sehhund fort.

Schloss Wernigerode

Am Vorabend der Tour nach Oschatz hatte ich in den Weiten des Webs noch gesehen, dass auf der Selketalbahn aktuell wieder Triebwagenersatzverkehr mit "Harzkamelen" der BR 199.8 gefahren wird. Wenn man Urlaub hat, kann man problemlos noch einen Tag dran hängen – entsprechend steuerte ich Wernigerode an, wo ich 2010 schon einmal im Hotel "Stadt Wernigerode" übernachtet hatte. Hier hatte sich noch etwas Flair des Stiles der Interhotels der DDR erhalten und die Übernachtungen waren günstig.
Auf dem Parkplatz angekommen, schien nichts verändert – aber relativ wenige Autos auf einem leicht verkrauteten Parkplatz. Alle Schilder hingen noch, die Tür des Hotels war aber zu. Einer passte offenbar auf den Bau auf, "das sei schon lange zu" meinte er. Nun 2010 war ich noch hier... Naja, im Dezember 2010 sei Schluss gewesen meinte er dann.
Nun, was will man machen, eine Alternative musste her. Etwas mit dem Handy im Web gesucht brachte eine Alternative zu günstigem Preis. Zwar etwas ab vom Schuss – aber das Navi findet auch in Wernigerode durch die engen Straßen, wo jeder Ortsunkundige ohne Navi aufgegeben hätte. Für die Mühen wurde ich dann vom Hotel aus mit diesem Anblick belohnt.

Fotos in Google: Maps Earth © 2011 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben