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Sonntag, 26. Juni 2011 – Von
Hamburg durch Sachsen zur Adria
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Der
Triebwagen VT 137 322 der Zittauer Schmalspurbahnen hat eine
interessante Geschichte hinter sich. Der Triebwagen gehört zu
einer
Serie von vier Prototypen, die die Deutsche Reichsbahn 1938 für
die
sächsischen Schmalspurbahnen beschaffte. Damals im Triebwagenrot
gestrichen, kamen die vier Triebwagen VT 137 322-325 auch in
Mehrfachtraktion auf den
Zittauer Schmalspurbahnen zum Einsatz. Der 1939 begonnene Krieg
beendete den Betrieb der Wagen und verhinderte eine Serienbeschaffung
von Schmalspurtriebwagen. 1943 sollten alle Triebwagen an
Schmalspurstrecken in heute polnische Gebiete abgegeben werden und dort
nach Ausbau der Antriebsanlagen als Personenwagen eingesetzt werden.
Der
VT 137 322 entgleiste und blieb in Zittau.
Hier der erste Zug des Tages am Hp Körnerstraße mit seiner
typischen IV
K-Gemäldewand – hier wird derzeit an der Kanalisation
gearbeitet, was die Fotomöglichkeiten etwas einschränkt.
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Nach dem
Krieg wurde der verbliebene VT 137 322 wieder instandgesetzt und von
Zittau aus eingesetzt. Da der Triebwagen nun nicht mehr in
Mehrfachtraktion eingesetzt werden konnte, richtete die Deutsche
Reichsbahn drei Personenwagen her die auch die entsprechende Farbgebung
erhielten. Die damals noch nicht ausgereifte Antriebstechnik des Wagens
machte den VT 137 322 störanfällig – bereits 1964 wurde das
Fahrzeug
nach einem erneuten Antriebsschaden endgültig abgestellt. Hier
passiert
der Zug das ungültige und durch eine Trapeztafel ersetzte
Einfahrsignal Oschatz.
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Der
Triebwagen wurde 1964 nach seiner Abstellung im Heizhaus Bertsdorf
hinterstellt und verließ das Heizhaus für Jahrzehnte
praktisch nicht
mehr. 1980
hat das Verkehrsmuseum Dresden den Triebwagen übernommen, am
Abstellort
änderte sich nichts. Erst nach der Wende wurde der Triebwagen 1990
wieder überführungsfähig gemacht und in Zittau
ausgestellt. Die
geschützte Abstellung ließ den 35 Jahre abgestellten
Triebwagen wie aus einer anderen Zeit erscheinen – der Wagenkasten
hatte
die 35 Jahre unbeschadet überstanden.
VT 137 322 steht auf dem Stumpfgleis in Oschatz,
welches aufgrund der planmäßig nur lokbespannten Züge
nur sehr selten
für Zugbetrieb genutzt werden kann.
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99 1574 hat
mit ihrem Personenzug den Hp Körnerstraße passiert und
erreicht entlang
des Industriegebietes den Bedarfshalt Lichtstraße.
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Nach der
Ausstellung 1990 in Zittau bemühte sich der Interessenverband
Zittauer
Schmalspurbahnen um die Restaurierung des Fahrzeuges und übernahm
das
Fahrzeug leihweise vom Verkehrsmuseum Dresden. Nach zahlreichen
Problemen bei der Aufarbeitung konnte der
Triebwagen 2007 nach dem Einstieg der SOEG, welche ein
zusätzliches Dieselfahrzeug für Wochenendeinsätze ins
Zittauer Gebirge
suchte und dem Einbau eines neuen Motors und Getriebes
wieder in
Betrieb genommen werden. VT 137 322 befährt auf der obigen
Aufnahme mit
seinem Beiwagen die Theodor-Körner-Straße und
erreicht den Hp Lichtstraße am ehemaligen Elektrizitätswerk.
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Üblicherweise
verkehrt der VT 137 322 bei der SOEG mit einem modernisierten
Personenwagen, welcher farblich dem Triebwagen angepasst wurde.
Für den
Regeleinsatz des Triebwagens in Zittau auch eine gute Lösung –
für den
Traditionsbetrieb des Triebwagens aber keine Lösung. Nachdem der
bis
1964 als Beiwagen des VT 137 322 eingesetzte – als
Altbauwagen erhaltene – 970-280 von der SDG in Radebeul eingesetzt wird
und dort unabkömmlich ist, richtete die Museumsbahn
Schönheide
den Wagen 970-571
im Mai 2008 in passender Farbgebung her. Entgegen erster
Überlegungen
behielt der Wagen die Farbgebung über Mai 2008 hinaus, seitdem ist
der
Wagen beliebter Gast auf Sonderveranstaltungen mit dem VT 137 322.
In Oschatz Süd fand am 26. Juni 2011 die "kleine Gartenschau"
statt, zu
der der VT 137 322 mit dem Wagen 970-571 im Pendelverkehr Oschatz –
Oschatz Süd eingesetzt wurde. Die Bremsprobe ist abgeschlossen,
der Zug
abfahrbereit – sogar die Sonne lässt sich kurz blicken.
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Zusätzlich
zu den etwa stündlich angebotenen Pendelfahrten des VT 137 322
verkehrten zwei Zuggarnituren der Döllnitzbahn zwischen Oschatz
und
Mügeln (– Glossen). Die 99 1574 bespannt einen typischen
Schmalspurzug
der 1980er Jahre aus teilweise modernisierten Personenwagen und
Altbaufahrzeugen und fährt in den Bf Oschatz Süd ein. Links
die
vorbildlich restaurierten Fabrikgebäude, rechts das Gelände
der
Gartenschau.
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Mit den
Lokomotiven 199 030 und 031 besitzt die Döllnitzbahn zwei
Dieselloks
österreichischer Herkunft, wobei das nur zum Teil richtig ist. Die
beiden Fahrzeuge wurden 1938 von der Deutschen Reichsbahn als VT 137
341 und 343 für die Schmalspurbahnen im angeschlossenen
Österreich
beschafft. Die Loks wurden seinerzeit als Gepäcktriebwagen
eingeordnet,
das Gepäck der Reisenden sollte im hier im Vordergrund
sichtbaren
Gepäckraum verstaut werden und den eigentlichen Gepäckwagen
überflüssig
machen. Eine Lösung die sich nicht bewährt hat, die Loks
wurden rasch
wieder als "echte" Lokomotiven geführt.
1998 beschaffte die
Döllnitzbahn die seit 1953 als 2091.10 bezeichnete Lok und setzt
sie als 199 030 für den
Schülerverkehr ein. Hier quert
die Lok die Döllnitz im Oschatzer Stadtgebiet nahe des Hp
Körnerstraße.
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Für die
musikalische Unterhaltung während der Fahrt sorgte eine Liveband –
die
Kemmlitzer Blasmusikanten. Sicher eine unkonventionelle Art und Weise
im Zug für Unterhaltung zu sorgen, aber eine originelle –
garantiert
GEMA-frei... Der Wagen 970-257 entstand 2009 aus einem modernisierten
Personenwagen als zweiter Aussichtswagen für die Zittauer
Schmalspurbahnen.
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199 030 hat
auf der Fahrt nach Mügeln gleich den
Bf Oschatz Süd erreicht
– auf
dieser Seite der Lok ist der Motor untergebracht, das ehemalige
Gepäckabteil hinten ist deutlich größer.
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Am
Schlachthof verzweigte sich bis zu Beginn der 1990er Jahre der
regelspurige Anschluss des Oschatzer Industriegebietes, welcher vom
Oschatzer Bahnhof bis zum im Hintergrund sichtbaren Weichenrest mit dem
Schmalspurgleis gemeinsam als Dreischienengleis geführt wurde. VT
137
322 passiert mit 970-571 die ehemalige Fernsprechbude zum
Fahrdienstleiter in Oschatz.
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Kam mir beim
ersten Versuch einen Zug am ehemaligen Oschatzer Einfahrsignal einen
Zug umzusetzen ein Auto ins Bild, so klappte es beim zweiten Versuch
ohne ein Auto weit und breit. 99 1574 fährt an der Trapeztafel der
Einfahrt Oschatz vorbei in den Bf Oschatz ein.
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VT 137 322
hat auf dieser Aufnahme den Bf Oschatz Süd verlassen und
fährt entlang
der Döllnitz gen Bf Oschatz. Beim Blick in den Fahrplan fiel mir
auf,
dass die nächste Fahrt des Triebwagens bereits rund 30 Minuten
später
anstand, aber keine Rückleistung verzeichnet war. Wie kommt der
Triebwagen rasch wieder zum Bahnhof Oschatz Süd zurück,
während im
möglichen Zeitfenster die 99 1574 mit ihrem Personenzug nach
Mügeln im
Fahrplan verzeichnet war?
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Die
Lösung
ist simpel, ganz im Sinne der Tradition der Schmalspurbahnen – man
hängte den Triebwagen kurzerhand an den planmäßigen
Dampfzug an, nach
dem Entkuppeln im Bf Oschatz Süd konnte es erneut zum Bf Oschatz
gehen.
99 1574 mit dem Triebwagenzug am Zugschluss entlang der Döllnitz
im
Oschatzer Stadtgebiet.
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Nachdem ich
so ziemlich alle Fotomöglichkeiten entlang der Strecke
abgeklappert
hatte und es dank des dichten Taktes noch früh am Tag war,
beendete ich
die Fotoaktion mit dem Zug Oschatz ab 14.25 Uhr. Der
Triebwagenführer beschleunigt den Triebwagen mit Erreichen des
Bahnüberganges wieder kräftig.
Anschließend ging es direkten Weges nach Wörlitz, wo ich um
16.05 Uhr
die Fahrt des jüngst wiederbelebten Doppelstockschienenbusses der
BR
670 nach Dessau erreichen wollte.
Der Döllnitzbahn gute Fahrt in
die Zukunft – zumindest bis 2012 ist deren Finanzierung im
Schüler- und Touristikverkehr gesichert, dann soll eine
sachsenweite Neuordnung der Finanzierung der Schmalspurbahnen auch den
Betrieb der Döllnitzbahn absichern. Bleibt zu hoffen, dass diese
Neustrukturierung bei den anderen sächsischen Schmalspurbahnen
nicht zu ernsthaften Einschnitten führt. Dass diese Begehrlichkeit
beim Aufgabenträger vorhanden ist, sieht man aktuell an der
Diskussion über die künftige Betriebsweise der 2002 durch
Hochwasser zerstörten Weißeritztalbahn – welche zwar nach
politischem Willen bis Kipsdorf wieder aufgebaut werden soll, aber
zumindest im zweiten Bauabschnitt keinen täglichen Betrieb mehr
aufweisen soll.
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Mit einer
Punktlandung erreichte ich Wörlitz. 670 004 ist soeben im Bf
Wörlitz
angekommen. Exakt eine Woche zuvor ist am 19. Juni 2011 nach langer
Zwangspause mit dem
umfangreich reparierten und aufgefrischten – von 670 005 "Elfriede" zu
670 004
"Fürst Franz" gewandelten – Triebwagen der Ausflugsverkehr auf der
Dessau-Wörlitzer
Eisenbahn
wieder aufgenommen worden. Auch wenn die Nummer anderes vermuten
lässt, es ist das gleiche Fahrzeug. 2010 waren beide
Doppelstockschienenbusse
verunfallt, der Betrieb musste daraufhin eingestellt werden. Die
damalige Betreibergesellschaft, die Anhaltische Bahngesellschaft (ABG),
rutschte in die Insolvenz.
Der durch einen Autounfall beschädigte 670 004 ist als erstes
Fahrzeug
wieder betriebsbereit – angesichts des Prototypdaseins eines der
Legende nach einst von
Heinz Dürr auf einer Serviette gezeichneten und stets
störanfälligen Fahrzeugentwurfs, welcher
nie in Serie ging erfreulich (Der Bau des ersten
Serienfahrzeuges 670 101 war
vor Fertigstellung abgebrochen worden und der Rohbaukasten wurde ca.
2005 verschrottet). Die Fahrt des
Doppelstockschienenbusses "Fürst Franz" ist in der
Bevölkerung ein
Event – nach Ankunft werden noch schnell Erinnerungsfotos gemacht, Zeit
für einen Plausch mit dem Lokführer ist ebenfalls.
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Der Spruch
"Freiheit den Völkern – Frieden der Welt" am Nebengebäude
entstammt der Agitationsarbeit der frühen 1950er Jahre und
erinnert an Zeiten,
wo der Gründer des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs (seit
November 2000 UNESCO-Weltkulturerbe) Fürst Franz – in Langform
"Friedrich Franz, Fürst und
Herzog von
Anhalt-Dessau" – längst Geschichte war und
Herrschaften ohnehin keinen Platz in der frisch gegründeten DDR
hatten.
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Nach der
Insolvenz der ABG hat die Dessauer Verkehrs- und Eisenbahngesellschaft
(DVE) den
Betrieb übernommen, nachdem zuvor für die
Dauer von 10
Jahren durch das Land Sachsen-Anhalt auf der Dessau-Wörlitzer
Eisenbahn
Ausflugsverkehr bestellt wurde. 670 004 verlässt die Ortschaft
Wörlitz,
im Hintergrund die Wörlitzer Kirche "St. Petri".
Die mit zeitgenössischen Motiven gestaltete Außenfarbgebung
passt sich
perfekt in die Landschaft ein, hoffentlich nicht zu gut – denn in der
Vergangenheit waren auf der Strecke einige Unfälle an
Bahnübergangen
mit den damals noch in rot gehaltenen Fahrzeugen zu beklagen.
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Am Anschluss
nach Ferropolis, der Baggerstadt in Gräfenhainichen fährt 670
004 in
Oranienbaum am Bü über die Dessauer Straße gen Dessau.
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Die Adria
liegt in Dessau! Wer meint, dass das nicht sein könne, kennt die
Dessauer Adria nicht. 670 004 hat am Stadtrand von Dessau den Hp Adria
passiert und setzt seine Fahrt nach Dessau Hbf unter den Augen von
Sehmann und Sehhund fort.
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Am Vorabend
der Tour nach Oschatz hatte ich in den
Weiten des Webs noch gesehen, dass auf der Selketalbahn aktuell wieder
Triebwagenersatzverkehr mit "Harzkamelen" der BR 199.8 gefahren wird.
Wenn man Urlaub hat, kann man problemlos noch einen Tag dran
hängen – entsprechend steuerte ich Wernigerode an, wo ich
2010 schon einmal im Hotel "Stadt Wernigerode" übernachtet hatte.
Hier
hatte sich noch etwas Flair des Stiles der Interhotels der DDR erhalten
und die Übernachtungen waren günstig.
Auf dem Parkplatz angekommen, schien nichts verändert – aber
relativ wenige Autos auf einem leicht verkrauteten Parkplatz. Alle
Schilder hingen noch, die Tür des Hotels war aber zu. Einer passte
offenbar auf den Bau auf, "das sei schon lange zu" meinte er. Nun 2010
war ich noch hier... Naja, im Dezember 2010 sei Schluss gewesen meinte
er dann.
Nun, was will man machen, eine Alternative musste her. Etwas mit dem
Handy im Web gesucht brachte eine Alternative zu günstigem Preis.
Zwar etwas ab vom Schuss – aber das Navi findet auch in Wernigerode
durch die engen Straßen, wo jeder Ortsunkundige ohne Navi
aufgegeben
hätte. Für die Mühen wurde ich dann vom Hotel aus mit
diesem Anblick belohnt.
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