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Dienstag, 3. April 2012
– Alltagsbetrieb bei der Geraer Straßenbahn und Flens im
Flensburger
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Der
Stadtname Gera wird den Kenner aufhorchen lassen, hat sich die
Hauptwerkstatt der GVB in Gera doch zu einer Manufaktur für
historische Straßenbahnfahrzeuge entwickelt. Das Know-How der
Mitarbeiter der GVB lässt praktisch jede Rostlaube wieder zu neuem
Leben erwachen. Neben Neuaufbauten für Naumburg werden auch
Spezialfahrzeuge nach Kundenwunsch umgebaut. Die Qualität der
Aufbauten für Naumburg hat sich in der Szene herumgesprochen, aus
Dänemark wurde im Mai 2010 der Flensburger HAWA-Triebwagen 36
zusammen mit dem Baumuster Tw 33 nach Gera zum Wiederaufbau
überführt.
Dieses Projekt wurde im April 2012 abgeschlossen, es stehen nur noch
wenige Restarbeiten an. Im Rahmen einer Probefahrt kam der
lange Jahre als Ruine im dänischen Straßenbahnmuseum
Skjoldenaesholm stehende Triebwagen 36 diese Woche auf das Streckennetz
der GVB. Dank des Entgegenkommens des Straßenbahnmuseums
Skjoldenaesholm war es mir möglich an dieser Fahrt teilzunehmen,
eine einmalige Gelegenheit. Im Straßenbahnmuseum
wird der Triebwagen eine rund 300m lange Strecke vom Parkplatz in das
Museum befahren. Am Dienstag stand nach der Anreise die Erkundung des
Geraer
Straßenbahnnetzes an, bei der hier Tw 209 in die
Umsteigehaltestelle Heinrichstraße einfährt.
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Gera hat
nach der Wende durch den fast neuwertigen KT4D-Bestand keine Chance zur
Beschaffung von Niederflurfahrzeugen gehabt, mit dem Einbau von
Niederflurmittelteilen wurden sechs KT4D zu Achtachsern umgebaut.
Für den Betrieb auf der als Stadtbahnlinie neu errichteten Linie 1
wurden 2006 12 Niederflurfahrzeuge vom Hersteller ALSTOM beschafft, so
dass 18 Niederflurzüge in Gera vorhanden sind. Ihnen stehen 11
KT4D-Traktionen gegenüber so dass etwas mehr als die Hälfte
der Geraer Fahrzeuge niederflurig sind, die Linien 1 und 2 werden
komplett niederflurig betrieben. Der KTNF8 352 verlässt die Hst
Heinrichstraße.
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Das
Neubaugebiet Lusan hat die Geraer Straßenbahn vor der Stilllegung
bewahrt, in den 1970er Jahren sollten in der DDR alle
Straßenbahnen in Städten unter 200.000 Einwohner stillgelegt
werden, heute zählt Gera nicht einmal 100.000 Einwohner. Man
bekommt in Gera Wohnraum nachgeworfen – jeder überbietet sich auf
der Suche nach Mietern mit Wohnungsangeboten, überall in der Stadt
unübersehbar. Der mit Werbung für "120 Jahre
Straßenbahn in Gera" versehene Tw 209 fährt in die Hst
Zeulenrodaer Straße ein. Aus Anlass dieses Jubiläums
verkehren alle
Niederflurzüge der GVB mit Flaggenbeschmückung.
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Fast 22
Jahre nach der Wiedervereinigung und Einführung der
westdeutschen Verkehrsschilder war ich bannig überrascht in Gera
noch alte Wegweiser aus DDR-Zeiten zu sehen. Man sieht hin und wieder
zwar noch ein nachrangiges Verkehrszeichen nach DDR-Norm, aber die
Wegweiser gehörten eigentlich zu den Schildern die rasch
ausgetauscht wurden. Mit einem Trabi, Wartburg oder IFA und dem KT4D
320 könnte man hier auch anno 2012 mit wenig Aufwand eine fast
perfekte Zeitreise erzeugen. Tw 205 fährt entlang der
Zoitzbergstraße.
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Der
Frühling ist da, ein wahres Blütenmeer zeigt sich an der
Zoitzbergstraße mit dem nach Bahnhof Zwötzen fahrenden Tw
205.
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Unkonventionell
sind nicht wenige Haltestellennamen der Geraer Straßenbahn. Die
Haltestelle, die hier der KT4D 309 erreicht nennt sich
Fußgängerbrücke, auf der der Fotograf steht. Die
nächste Haltestelle der Linie 2 nach Bahnhof Zwötzen nennt
sich Gleisdreieck...
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Zwei
Neubaugebiete werden von der Geraer Straßenbahn erschlossen,
einerseits das Neubaugebiet Lusan im Südwesten der Stadt und das
Neubaugebiet Bieblach-Ost im Nordosten. Tw 205 pendelt als einziger
Umlauf der Linie 2 zwischen Bahnhof Zwötzen sowie
Lusan/Brüte, der
Tw fährt hier in die Hst Fußgängerbrücke ein.
Rund 75% der Trasse entlang der Zoitzbergstraße sind
für den Anschluss des Betriebshofs betriebsnotwendig, so dass es
keine Diskussionen um den Fortbestand dieser in mehreren Schritten
gekürzten Linie gibt – seit 2004 bedient sie nur noch den
Abschnitt zwischen Bahnhof Zwötzen
und der Hst Lusan/Brüte, wofür ein Umlauf
ausreicht.
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Der Tw 12
vom Baujahr 1928 erhielt in der GVB-Werkstatt eine Inspektion und kehrt
hier von einer abschließenden Probefahrt nach Lusan zurück.
Die Besuchergruppe des Flensburger Tw 36 wurde abends mit diesem
Triebwagen vom Hotel abgeholt.
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Die
Wiesenstraße soll in den kommenden Jahren zur Stadtbahntrasse auf
eigenem Gleiskörper
ausgebaut werden, in diesem Bereich ist die Verlegung der
Straßenbahn auf ein Rasengleis in rechter Seitenlage vorgesehen.
Den Wirt vom Alt-Lusaner-Eck dürfte die Baumaßnahme nicht
mehr interessieren – der Bau ist verrammelt und wird zunehmend
sanierungsbedürftig.
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Den Umbau
zur Stadtbahntrasse hat die Straßenbahn am Markt in der
Straße "Hinter der Mauer" bereits hinter
sich – hier erhielt die Straßenbahn ein Rasengleis in Seitenlage
inmitten historischer Bebauung, welche in Gera an erfreulich vielen
Orten
saniert statt abgerissen wird.
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Am Abend
luden
die GVB die Gruppe des Straßenbahnmuseums Skjoldenaesholm zu
einem Besuch am Triebwagen Flensburg 36 ein, ehe am Folgetag die
förmliche Abnahme durch das Straßenbahnmuseum erfolgte. Tw
12
hat die Gruppe zum Betriebshof gebracht, wo eine vielfältige
Sammlung an Fahrzeugen vor der Werkstatthalle aufgestellt ist.
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Zum
Flensburger gehört Flens sagten sich die Geraer
Straßenbahner und kauften zur Feier des Tages eine Kiste Flens
und stellten sie vor dem aus jeder Pore strahlenden Flensburger Tw 36
bereit.
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Beim
Wiederaufbau von 2010 bis 2012 wurden Perrons, Seitenwände und
Fußboden völlig neu erstellt – der aus Wehmingen
übernommene Tw 33 diente dabei als Vorlage, da keine genauen
Bauzeichnungen mehr vorhanden waren. Der Tw 33 aus Wehmingen weist
durch
die jahrelange Abstellung im Freien zwar gravierende Rostschäden
auf, war aber im Vergleich zum Tw 36 im Innenraum komplett erhalten.
Das Ergebnis der Geraer Arbeit zeigt sich in der Innenaufnahme des
Tw 36, aufgearbeitet sind im Triebwagen Sitze, Dachbeplankung und die
Abteiltrennwände zu den Perrons. Das übrige
hölzerne Wagenkastengerippe samt der Perrons ist ein völliger
Neubau.
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Die Geraer
Verkehrsbetriebe pflegen ein kleines Straßenbahnmuseum im
Obergeschoss des
Betriebshofes, in dem zahlreiche Originalteile aller Art ausgestellt
sind. Der kriegszerstörte Triebwagen 9 lebt hier in Form eines
Nachbaus wieder auf. Dem Slogan an der Trennwand oben ist nichts
hinzuzufügen, die Ergebnisse der Arbeit der kleinen Geraer Truppe
sind bemerkenswert und es bleibt nur "allzeit Gute Fahrt" zu
wünschen.
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Zum
Abschluss des Tages noch eine Aufnahme des Flensburger Tw 36 zusammen
mit dem Tw 12 vor der GVB-Werkstatt.
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Fotos
in Google Earth |
©
2012 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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