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Freitag, 13. April
2018
– Vom Staubsauger zur Straßeneisenbahn
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Drei Tage nach Leipzig sollte es
über das Wochenende gehen. Kurzfristig ergab sich die Info, dass
die Universal-Reinigungsmaschine
für
Gleisoberflächen (URG), wie der Staubsaugerzug der Fa. Wiebe genannt wird, im Bf
Olympiastadion im Reinigungseinsatz ist. Üblicherweise verkehrt
der Zug
nur nachts, wenn an den zu reinigenden Bahnsteigen kein Betrieb ist. Da
die Sonderbahnsteige am Olympiastadion außerhalb von
Veranstaltungen im
Stadion oder in der Messe keinen Betrieb aufweisen, können die
Bahnsteige kostengünstiger am Tage gereinigt werden – und der
Fotograf
bekommt die Chance den Einsatz einmal am Tage zu erleben. Vor der Fahrt
muss nur der gröbste Müll von Hand entfernt werden, den Rest
übernimmt die Maschine.
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Der 1997 aus den
Stadtbahner-Triebwagen 475 089 und 476 375 umgebaute Staubsaugerzug ist
neben dem Hilfsgerätezug des Bw Wannsee der letzte noch
betriebsfähige
Altbauzug der Berliner S-Bahn. Der Betrieb der Altbaufahrzeuge ist
inzwischen mit zahlreichen Auflagen verbunden – derzeit gibt es keine
Altbaufahrzeuge mit der neuen Zugbeeinflussung ZBS und die
Radsätze mit gegossenen Radscheiben dürfen nicht mehr
verwendet werden.
Zusätzlich ist die Unterhaltung der Fahrzeuge inzwischen eine
Herausforderung, da die Werkstätten nicht mehr auf Altbaufahrzeuge
eingerichtet sind. Ob die beiden letzten (abgesehen von den historischen Fahrzeugen)
Altbaufahrzeuge bei der Berliner S-Bahn über den nächsten
Fristablauf
erhalten bleiben, ist derzeit unklar – für beide Fahrzeuge
müssen
technische Lösungen gefunden werden.
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Der Zug mit der
Nebenfahrzeugnummer
97 86 04 501 14-5 besteht aus zwei Wagen – der
frühere 475 089 besitzt anstelle der vier GBM 700-Motoren zwei
Drehstromasynchron-Motoren mit insgesamt 16 kW Leistung, die den Zug
bei
Arbeitsfahrt mit 0,7 km/h bis 3 km/h vorantreiben. Das Datenblatt
für den URG-Zug als PDF-Download.
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Im Vordergrund der ehemalige 475
089. Der nicht
modernisierte BVG-Stadtbahner wurde 1996 für den Umbau
ausgewählt, der
Triebwagenkopf wurde beim Umbau den modernisierten Stadtbahnern
angepasst – nur Details weichen von der Deutschen Reichsbahn in den
1970er und 1980er Jahren für die Modernisierungen verwendeten Form
ab.
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Der Beiwagen
des Spenderwagens 476 375 brannte
1995 aus, so dass sich der 476 375 für den geplanten Umbau anbot.
Der
Triebwagen dient dem Antrieb bei Streckenfahrten und erzeugt das Vakuum
für den vom zweiten Wagen aufgesaugten Staub.
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Die
Reinigungseinrichtung im Einsatz. Das im Foto zu sehende Drehgestell
ist ein
sogenanntes "Heimkehrer-Drehgestell". Es gehörte einst zu einem
der ab
1945 als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportierten
Züge
und wurde auf Breitspur umgebaut. Nach der Rückgabe zahlreicher
Züge an die DR im
Jahr 1952 wurden die Drehgestelle wieder zurückgespurt, wobei die
Wangen der Drehgestelle um 180 Grad gedreht wurden oder blieben.
Während diese Drehgestelle bei der Deutschen Reichsbahn bzw. ab
1994 der DB bis zum Ende
des Altbaufahrzeuge im Einsatz blieben, sonderte die BVG 1984
nach Übernahme der Stadtbahner diese Drehgestelle
ggf. mit den Fahrzeugen aus.
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Die zweite Einrichtung am
Saugfahrzeug ist klappbar und klappt bei Erkennung einer
Stromschienenhalterung automatisch ein und aus. Diese Einrichtung war
am
Olympiastadion nicht in Betrieb.
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Durch die beiden Wagen führt
ein
überdimensionaler Staubsaugerschlauch. Zusätzlich wurden
diverse
Kabelverbindungen hergestellt, die Kurzkupplung aus einer Rohrkupplung
wich einer Scharfenbergkupplung.
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Der Zug in
Aktion. Den Staubsaugerzug hört man bereits von weitem – mit einem
geradezu infernalischen Lärm sorgt er für Sauberkeit, eine
Bahnsteiglänge ist in rund 5-10 Minuten gereinigt.
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Der Staubsaugerzug hat keine
ZBS-Ausrüstung, so dass ein Einsatz auf Strecken mit
ZBS-Zugsicherung besonderen Auflagen unterliegt. Während die
Fahrten nachts ohne weiteren Zugverkehr stattfinden, fand der heutige
Einsatz im normalen Betrieb statt und der Bahnhof Westkreuz ist bereits
auf ZBS umgerüstet.
Da das Ziel für den Zug der benachbarte Bf Grunewald
war, konnte die Fahrt unter besonderen Sperrmaßnahmen am Tage
erfolgen. Bei strömenden Regen setzt der Zug bei der Aussetzfahrt
nach Hundekehle in Westkreuz aus der selten genutzten Ostkehre ein.
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Anschließend ging es nicht
ganz auf geradem Weg in Richtung Leipzig. Vom letzten Jahr war noch
eine Fotostelle offen, die damals Bauarbeiten zum Opfer fiel. In
Zwickau kommen noch zahlreich KT4D-Traktionen zum Einsatz, hier
begegnen sich in der Hst IHK/Saarstraße zwei Traktionen.
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In Zwickau
verkehrt die Vogtlandbahn
seit 1999 aus dem Umland ins
Stadtzentrum (Zwickauer Modell)
und nutzt dabei die zeitgleich mit dem Zwickauer Modell geplante
Straßenbahntrasse. Während die
Straßenbahn auf Meterspur fährt, hat die Vogtlandbahn eine
dritte
Schiene bis zum Stadtzentrum erhalten. Zum Einsatz
kommen nur leicht modifizierte Vollbahnfahrzeuge, die die bei
Straßenbahnen nötigen Zusatzeinrichtungen erhalten haben.
Zuächst waren dies ausschließlich RegioSprinter – wie hier der VT 39,
inzwischen werden die meisten Leistungen von RegioShuttle gefahren.
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An der Hst IHK/Saarstraße in
Gegenrichtung.
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VT 54 der Vogtlandbahn fährt
entlang der Äußeren Schneeberger Straße. Der
Autoverkehr nutzt die ÖPNV-Trasse nicht, er fährt auf dem
verkehrsberuhigten und entsprechend angepassten Bürgersteig.
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Die Vollbahnfahrzeuge auf
Straßenbahngleisen sind schon eine beeindruckende Erscheinung.
Die Straßenbahnstationen Steinkohlenwerk/ Glück-Auf-Center
und IHK/Saarstraße werden dabei ohne Halt durchfahren.
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VT 55 hat die Endstelle Zwickau
Zentrum verlassen und quert die B173.
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KT4D-Traktion auf der Linie 3 nach
Neuplanitz.
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Am Abend war Leipzig erreicht, wo
ein kleiner Abstecher zum Bahnhof noch das Foto des aus Chemnitz
einfahrenden Chemnitz-Leipzig
Express (CLEX) ermöglichte. Seit
Ende 2015 fährt hier Transdev
mit der Mitteldeutschen Regiobahn
(MRB). Zum Einsatz kommen die zuletzt auf der Marschbahn als
Verstärkungswagen eingesetzten Abteilwagen der früheren
Deutschen Reichsbahn, mit denen Connex
2003 zwischen (Neuss –)
Köln und Rostock vorübergehend eigenwirtschaftlichen
Fernverkehr anbot.
Auch wenn in Fankreisen der Komfort der klassischen Abteilwagen
hochgelobt wird, zeigt sich inzwischen deutlich, dass diese Wagen kein
zeitgemäßer Reisekomfort mehr sind – wobei die Wagen im
Gegensatz zum in Bayern mit Erfolg verkehrenden ALEX nie durchgreifend
modernisiert wurden. Zusammen mit dem störanfälligen Betrieb
der Linie Leipzig – Chemnitz sorgt der Wagenpark des CLEX auch auf
politischer Ebene für starke Diskussionen. Derzeit ist dem
Vernehmen nach kurzfristig der Einsatz von bei der DB ausgemusterten
Doppelstockwagen vorgesehen, um auch die Barrierefreiheit der Züge
zu realisieren. Ob, wie in Gerüchteküchen zu hören ist,
der Ende September 2017 außer Dienst gestellte ICE-TD hier wieder
Auferstehung feiern wird, bleibt abzuwarten – immerhin wurde der ICE-TD
für diese Einsatzstrecken gebaut und derzeit weilen diverse
Fahrzeuge der BR 605 in den Werken.
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Fotos
in Google Earth |
©
2018 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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