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Sonntag, 18. September 2016
– 40 Jahre Tatra in Berlin
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Für den Sonntag trudelte
kurzfristig ein Veranstaltungshinweis ein, der fast an mir vorbei
gegangen wäre. Die BVG
bewies 1998 Weitsicht, als sie zwei im
Urspungszustand erhaltene Triebwagen vom Typ KT4D von der
Modernisierung bzw. Verkauf ausnahm und die Triebwagen im Alter von
zwölf Jahren in die vom Denkmalpflege-Verein
Nahverkehr Berlin
e.V.
(DVN) betreute historische Straßenbahnsammlung aufnahm.
Die
Fahrzeuge
erhielten 2003 nochmals eine HU im letzten Betriebszustand und wurden
für Sonderfahrten vorgehalten. Mit Fristablauf wurden beide
Triebwagen
zunächst abgestellt, da sie eine umfassende Aufarbeitung
benötigten.
Während der 219 481 recht zeitnah im Lieferzustand 1986 wieder
hergerichtet wurde und 2015 zum 150-jährigen Bestehen der
Straßenbahn
in Berlin in Betrieb genommen wurde, war es lange um den zweiten
Triebwagen 219 482 ruhig und für die meisten recht
überraschend wurde
der Wagen im September als 219 282 im Lieferzustand 1982 vor
Einführung der "Hauptstadtfarben" fertiggestellt
und zum Jubiläum "40 Jahre TATRA-Wagen in Berlin" der
Öffentlichkeit
vorgestellt.
Bei der Restaurierung wurden fast alle nötigen Umbauten am
Fahrzeug
durchgeführt, um den Zustand möglichst authentisch darstellen
zu
können. Da der 219 282 noch nicht die Steuerungen
für die
Ampel- und Weichenanlagen besitzt, folgte dem Wagen für die
Ansteuerung
der Anlagen der im Betriebsbestand befindliche KT4D 6166, welcher
für
einen Weiterbetrieb vorgesehen ist und entsprechend aufgearbeitet
wurde. An der Weltzeituhr wird der Wagen von zahlreichen Fotografen
erwartet – samt eines Exemplares, welches mit seinem Smartphone vor die
Reihe der wartenden Fotografen springt und sich in der Wahl seines
Standortes auch nach Ansprache nicht beirren lässt.
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In der Dircksenstraße war
Start und
Ziel der historischen Fahrten zum Tatra-Jubiläum. Der 30 Jahre
alte
Wagen 219 282 ist seit 18 Jahren historisches Fahrzeug und trifft auf
die aktuelle Niederflurwagengeneration in Form des Flexity 4018 von Bombardier.
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Obwohl erst seit rund einem Jahr
nach umfassender Instandsetzung und Rückversetzung in den
Lieferzustand
1986 wieder betriebsfähig, war 219 481 im Schatten der
aktuellen
Wiederinbetriebnahme des 219 282. Zu BVB-Zeiten war dieses Motiv nicht
denkbar, denn
die DDR-Regierung hatte die Straßenbahn im Zuge der Neugestaltung
der
östlichen Innenstadt bereits 1967 vom
zentralen Alexanderplatz entfernt. Erst nach der Wiedervereinigung
kehrte die Straßenbahn auf den Alex zurück.
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Die Flexity übernehmen Zug um
Zug
die früheren Tatra-Kurse, die Tatrawagen haben sich inzwischen
auf
wenige Linien zurückgezogen. Noch praktisch fabrikneu war der Tw
9050,
welcher Lackdaten von Ende August am Wagen angeschrieben hatte. Die
aktuell noch 79 KT4D sollen bis 2017 durch die Neubaufahrzeuge ersetzt
sein, lediglich 20 Triebwagen bleiben als eiserne Reserve und erhalten
nochmals eine Aufarbeitung.
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Straßenbahn hat gelegentlich
den
Spitznamen "Strapazenbahn". Zur Strapaze können Aufnahmen (nicht nur) in
Fußgängerzonen werden.
Hier sorgte allerdings der Gegenzug für Strapazen, er drohte das
Motiv
auf
dem Alex zuzufahren. Dankenswerterweise erkannte der Fahrer des 219 282
die Situation und wartete die Vorbeifahrt des Gegenzuges ab. Die
Fotowolke stand gleichzeitig parat...
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Die vierachsigen T6A2 samt der
passenden Beiwagen B6A2 wurden 1988 bis 1991 für Berlin gebaut,
durch die Wende
unterblieb die weitere Beschaffung der Wagen. Alle 118 für Berlin
gefertigten Triebwagen und 64 Beiwagen wurden 1993-96 modernisiert. Bis
zum Sommer 2002 wurden alle Beiwagen abgestellt, blieben aber aufgrund
laufender Leasingverträge in Berlin. Im Zuge weiterer
Einsparungsmaßnahmen wurden auch die T6A2-Triebwagen bis Ende
2007 abgestellt.
Mit einer Übernahme von T6A2 und B6A2 in den historischen Bestand
tat
sich die BVG lange schwer, der schleppende Verkauf (meist nach Stettin)
und das 2015 begangene Jubiläum 150
Jahre Straßenbahn in
Berlin taten
ihr übriges und ein T6A2-Großzug wurde in den historischen
Bestand
übernommen. Der Triebwagen 5117 und der Beiwagen 5563 wurden
für das
Jubiläum 2015 aufgearbeitet, der Tw 5141 ist noch in Aufarbeitung.
Stehen anderenorts ausgemusterte Fahrzeuge zum Teil Jahrzehnte
hinterstellt, verstehen es die Berliner trotz aller Rahmenbedingungen
die Fahrzeuge am Leben zu erhalten. Bleibt zu hoffen, dass auch der
recht moderne T6A2-Zug seine Nische findet und nicht in sieben Jahren
bei Fristablauf sang- und klanglos in der Abstellung verschwindet.
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In Berlin wurde zu DDR-Zeiten die
östliche Innenstadt nach sowjetischer Monumentalarchitektur
gestaltet und breite Alleen errichtet. Straßenbahnen hatten dort
keinen Platz und so verschwand die
Straßenbahn auch im Osten Berlins aus dem
Innenstadtbereich.
Erst nach der Wende eroberte die Straßenbahn die östliche
Innenstadt
wieder – insofern passt der KT4D 219 282 nicht ganz in die typische
Ost-Berliner Szenerie an der Prenzlauer Allee mit breiten Schneisen.
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Bei bestem Sonnenlicht fährt
der
219 282II (dessen
Erstbesetzung aktuell noch in modernisierter Form als Tw 6064 durch Berlin fährt) an der
Otto-Braun-Straße gen Alexanderplatz. Die
Plattenbauten
passen gut zum KT4D, aber die Zeit ist nicht anzuhalten und so ist
das Jahr 2016 auf der Aufnahme nicht wirklich zu übersehen.
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Der Verband aus dem T6A2 5117 und
dem B6A2 5563 quert die Mollstraße.
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Der 219 481 biegt von der
Mollstraße auf die Otto-Braun-Straße ab. Von den Bauten her
hat
sich seit
den 1980er Jahren hier recht wenig verändert, die
Straßenbahninfrastruktur hat sich wohl am meisten verändert.
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Dem Linienweg zum früheren
"Stadion
der Weltjugend" folgend suchte ich anschließend weitere Motive –
abseits
der breiten Alleen aus DDR-Zeiten. Markant sind die Fassaden der
Berliner Gründerzeithäuser, bei denen die
Stuckfassaden lange verpönt waren und oft abgeschlagen wurden. In
der Danziger Straße fährt
der 219 282
wieder gen Alexanderplatz, im Hintergrund die Hochbahnstrecke nach
Pankow und ein Flutlichtmast des Stadions.
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Beim Warten auf einen der
historischen Züge querte ein KT4D-Zug der Linie M8 mit Ziel
Hauptbahnhof die wartenden Fotografen. Eigentlich endeten die
planmäßigen Einsätze der Tatrawagen zum Hauptbahnhof
bereits vor
einigen Monaten – doch machte die Fahrzeugsituation heute
offensichtlich
einen KT4D-Einsatz auf der M8 nötig, quasi als unfreiwilliges
Geburtstagsgeschenk.
Von der Zeit schien es denkbar, vor der Heimreise
gegen 17
Uhr den Tatra-Umlauf noch einmal zu erwischen. Die Sonne verzog sich
zusehends und die Motive für die historischen Tatrawagen waren
ausreichend abgefrühstückt. So war am Hauptbahnhof "Warten
auf Tatra"
angesagt.
Passend zum hochgerechneten Umlauf erschien der KT4D-Umlauf am Horizont
und ein neues Motiv im Westen Berlins mit KT4D war im Kasten – samt der
bundesweit bekannt gewordenen Dachkonstruktion der
Straßenbahnstation
am Hauptbahnhof, dessen Beton mit Styroporkugeln leichter gemacht
werden sollte – aber nach Abnahme der Verschalung extrem löchrig
und gleich ein Sanierungsfall war.
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So war unerwartet noch das
erhoffte, aber realistisch nicht mehr erwartete Motiv am Hauptbahnhof
mit
KT4D im Kasten. Auch zehn Jahre nach Eröffnung ist das Umfeld
des
Berliner Hauptbahnhofs noch eine teilweise improvisierte Erscheinung.
Immerhin konnte mit fast zehn Jahren Verspätung inzwischen die
Straßenbahn den Regelbetrieb zum Hauptbahnhof aufnehmen. Nicht
wenige Reisende
warten
derweil auf den Übergang zum Busbahnhof.
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Eher ein Provisorium ist die
Haltestelle für Busse am Hauptbahnhof. Die Fernbusse fahren
entweder vom Ostbahnhof oder vom ZOB am Funkturm ab. Nach der aktuellen
Marktbereinigung wird ab 2017 praktisch nur noch Flixbus übrig bleiben, die
Post hat ihr Fernbusgeschäft an Flixbus verkauft und die Deutsche
Bahn stellt zum Jahresende den Berlinlinienbus
als eigenes Fernbusangebot ein, welcher erst vor wenigen Monaten erneut
ein neues Außendesign erhalten hatte.
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In Berlin ist bei der Arbeitsgemeinschaft Traditionsbus Berlin
(ATB) eine große Sammlung Berliner Linienbusse vorhanden –
über fünfzig Fahrzeuge sind im Bestand der ATB, von denen
aktuell 14 Fahrzeuge zugelassen sind. Im Rahmen der engen
Zusammenarbeit mit der BVG wurde 2009 an einem MAN Lion's City DL 07 der BVG, dem
Wagen 3233, eine historisierende Ganzwerbung für die ATB
angebracht, welche einen Büssing D2U darstellt. Der auf der M85
eingesetzte Wagen verlässt den Busbahnhof am Berliner Hauptbahnhof.
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Die KT4D-Traktion aus den Wagen
6071 und 6171 hat in der Schleife Lüneburger Straße gewendet
und fährt an der imposanten Glasfassade des Berliner Hauptbahnhofs
vorbei. Am Berliner Hauptbahnhof wird das Glas regelmäßig
gereinigt, an anderen großzügig verglasten Berliner
Bahnhöfen unterbleibt die Reinigung und zunehmend machen diese
Bahnhöfe wie Spandau oder Friedrichstraße einen
vernachlässigten Eindruck.
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Fotos
in Google Earth |
©
2016 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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