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12. Juli – Die BR 472/473 ist zurück!
13. Juli – 25 Jahre Historische S-Bahn Hamburg e.V.
20. Juli – Klassiker an der Marschbahn

Sonnabend, 20. Juli 2024 – Klassiker an der Marschbahn

012 104

Nachdem sich 2023 keine Gelegenheit für Fotos von der seit einem Jahr wieder betriebsfähigen 012 104 von „Faszination Dampf“ ergeben hatte, war heute die passende Gelegenheit. Nahe des Golfplatzes bei St. Michaelisdonn am Kudener Weg hatte der Lokomotivführer den Regler bereits geschlossen, im Bahnhof war ein längerer Wassserhalt vorgesehen.
Die Lok wurde 1975 durch Peter Beet vor der Verschrottung bewahrt, der Weg dorthin war nicht ganz einfach: Die DB rief bei einer ersten Anfrage einen unrealistischen Kaufpreis auf, doch der Kaufinteressent ging anstelle eines Rücktritts von der Kaufabsicht einen anderen
Weg und richtete einen Brief an den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt. Dort bat der Arzt aus England im Januar 1974 um politische Unterstützung bei dem Vorhaben, eine deutsche Dampflok für ein Eisenbahnmuseum in England zu einem akzeptablen Kaufpreis zu erwerben.
Es folgte innerhalb von vier Wochen ein Antwortschreiben des Bundesministeriums für Verkehr, welches den Auftakt bilden sollte für kommende, langwierige Preisverhandlungen mit der DB. In der Zwischenzeit endete die Dienstzeit der von der DB zum Kauf angebotenen 012 104 nach 34 Dienstjahren mit der z-Stellung der Lok zum 22. Mai 1974 aufgrund des Ablaufs der Kesselfrist. Noch ein weiteres Jahr sollten die letzten Vertreter der dreizylindrigen 01.10 bei der DB in Dienst stehen, ehe am 31. Mai 1975 die letzten 01.10 ihren Abschied aus dem Betriebsdienst bei der DB nahmen. Die formale Ausmusterung der 012 104 bei der DB erfolgte zum 9. Oktober 1974.
Nach zehn Monaten zäher Preisverhandlungen, in denen der Lok im Falle eines Scheiterns die zeitnahe Zerlegung drohte, konnte im November 1974 der Kaufvertrag unterschrieben werden. 

012 104

Ausfahrt aus dem Hp Lunden mit der St. Laurentius-Kirche als Hintergrundkulisse. Nachdem die Kaufformalitäten abgeschlossen waren, organisierte der neue Eigentümer die Verschiffung der Lok über den Hafen Rotterdam. Am 7. Febaruar 1975 wurde die Lok von Rheine nach Rotterdam geschleppt und nach England verschifft.
Da die Lok für das englische Lichtraumprofil zu groß war, war an einen Einsatz auf britischen Strecken trotz der gleichen Spurweite nicht zu denken. Schon der weitere Transport in England vom Hafen Hull nach Middlesborough musste – Lok und Tender getrennt – per Tieflader auf der Straße erfolgen.
Das Ziel der Reise wurde das Steamtown Museum in Carnforth im Nordwesten von England, welches bis zum Ende des Dampfbetriebs in Großbritannien im Jahre 1968 eines der letzten Dampflok-Bw von British Railways war, ähnlich wie es das Bw Rheine in der Bundesrepublik war. Dort konnte die Lok noch rund drei Jahre unter Dampf erlebt werden.


012 104

Durch einen Kreuzungaufenthalt vor der Eiderbrücke bei Friedrichstadt ergab sich noch die Chance zu einem weiteren Foto – der Ein- und Durchfahrt Friedrichstadt, dessen Haltepunkt mit geöffnetem Regler durchfahren wird. Rund 52 Jahre ist der Dampfbetrieb mit Loks der BR 012 auf der Marschbahn Geschichte.
Nachdem das Museum in Carnforth wieder Betriebsmittelpunkt für Museumsbetrieb werden sollte, wurden die Eigentümer nicht betriebsfähiger Loks aufgefordert, den Standort zu räumen. Für kontinentale Fahrzeuge mit für britische Verhältnisse überbreitem Umgrenzungsprofil war das praktisch aussichtslos, so dass sich der Eigentümer 1995 entschloss, seine deutschen und französischen Dampfloks zum Verkauf anzubieten.
Eine Gruppe engagierter und solventer Dampflokfreunde aus Deutschland bekam den Zuschlag, so dass 012 104 am 22. September 1996 den Hafen von Rotterdam erreichte, von dem aus sie 21 Jahre zuvor nach England verschifft worden war. Zunächst kam die Lok beim Bayerischen Eisenbahnmuseum in Nördlingen unter, ehe die Lok 2001 in das neu gegründete Süddeutsche Eisenbahnmuseum im ehemaligen Bw Heilbronn umzog.
Im Jahr 2009 begannen erste Arbeiten an der 012 104 um festzustellen, ob eine betriebsfähige Wiederaufarbeitung möglich und welcher Aufwand zu erwarten wäre. Als das Projekt technisch machbar erschien und konkrete Formen annahm, schloss sich eine Gruppe von 01.10-Begeisterten rund um die Familie Nicklich zusammen und gründete im Jahre 2010 einen Verein mit dem Namen „Faszination Dampf“ mit Sitz in Nürnberg. Das erklärte Ziel des neu gegründeten Vereins war es, die 012 104 wieder betriebsfähig zu machen – was fast 15 Jahre später erreicht werden konnte.

218 056

Die Nachfolge der 012 traten vor den hochwertigen Zügen ab 1972 Loks der Reihe V200 und auch der BR 218 an, die 218 sind bis heute auf der Marschbahn unverzichtbar, sie ist eines von zwei noch verbliebenen großen Einsatzgebieten der BR 218.
Die DB
schloss im April 2011 mit Bombardier einen Rahmenvertrag über die Lieferung von 200 Diesellokomotiven des Typs TRAXX P160 DE ME mit Mehrmotorenantrieb. Der Vertrag mit einem Wert von etwa 600 Mio EUR hatte eine Laufzeit von neun Jahren und wurde nicht in nennenswerten Stückzahlen abgerufen.
Die 218-Herrlichkeit im Norden wird noch rund 2,5 Jahre anhalten, ehe auch auf der Marschbahn moderne Loks und Fernverkehrswagen in Form von Vectron Dual Mode der BR 248 und ICE L-Garnituren von Talgo Einzug halten werden. Hier passiert die 218 058 der PRESS (ehemals 218 412) vor IC2375 nach Karlsruhe die Blockstelle Langenhorn.


218 460 und 344

Seit fast zehn Jahren erhalten (nicht nur) die von der DB an Privatunternehmen verlauften Loks der BR 218 je nach Unternehmen Lackierungen, welche nicht selten an die alten Staatsbahnzeiten erinnern, ohne Museumslokomotiven zu sein. Hier die 218 460 „Conny“ zusammen mit der 218 344. Die 218 460 wurde im Herbst 2016 von der DB-Tochter Kurhessenbahn als eine der ersten Loks im Retrodesign gestaltet und steht im Herbst vor Fristablauf.
Nach der aufgegebenen Idee der Modernsierung der BR 218 investiert die DB bis heute nur das nötigste in ihre Loks der BR 218 und kommt seit Jahren nicht ohne Anmietung von privaten Loks der BR 218 aus – deren private Käufer oftmals große Summen in die Instandsetzung der verschlissenen DB-Loks investieren.

218 343

Im Frühjahr 2024 lackierte die DB zwei weitere DB-eigene Loks in andere Farbgebungen um. Eine davon ist die eigentlich als ICE-Abschlepplok vorgesehene 218 838, sie wurde altrot lackiert und erhielt wieder die frühere Nummer 218 373.
Bis Mai 1988 war die Lok altrot lackiert und erhielt seinerzeit als eine der ersten Loks der BR 218 die neue Farbgebung orientrot. Die 2. Lok am IC2214 ist die 218 056, hinter der sich die ehemalige 218 454 der DB verbirgt. Beide Loks haben die verbindlichen NVR-Nummern 92 80 1218 838-1 bzw. 454-7 am Rahmen angeschrieben. Die Betreibernummer auf Front und Seite kann seit Einführung der NVR-Fahrzeugnummern am Rahmen abweichen.

218 497

Die 2021 zunächst als Gewährleistungslok des Werk Cottbus hergerichtete langjährige Lübecker Stammlok 218 497 wurde entsprechend der Geschichte des Werk Cottbus einseitig in Dampflok- bzw. ICE-Farbgebung lackiert. Die Lok kam nach Fertigstellung zunächst für DB Regio im Norden zum Einsatz, ehe die Lok im Mai 2023 an DB Fernverkehr verkauft wurde und seitdem fest in Niebüll stationiert ist.
Seit dem Verkauf sind auch die speziellen Werbeanschriften des Werk Cottbus an der Lok verschwunden. Die Lok bespannt an der Einfahrt in den Bf Lehnshallig
den IC2075.

218 389

In Niebüll wurde ein Loktausch vorgenommen und 218 389 und 218 054 der PRESS (ehemals 218 448 der DB) beförderten den IC2075 weiter gen Berlin. Hier passiert der Zug das südliche Vorsignal des Bf Niebüll.

218 055

Nachdem die länger schadhaft abgestellte 218 373 einige Tage als Südlok vor den IC hing, wechselte am Vortag leider die 218 056 auf die Südseite. Die aktuell markanten, bunten Farbgebungen der 218 an der Marschbahn sind auch auf diesem Foto gut zu sehen – altrote 218 sind bisher bei der BR 218 noch Seltenheit. Der IC2215 nach Frankfurt/M erreicht dem Bf Risum-Lindholm.

Fotos in Google Earth © 2024 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben