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Sonnabend, 20. Juli 2024
– Klassiker an der Marschbahn
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Nachdem sich 2023 keine Gelegenheit
für Fotos von der seit einem Jahr wieder betriebsfähigen 012
104 von „Faszination Dampf“ ergeben hatte, war heute die passende
Gelegenheit. Nahe des Golfplatzes bei St. Michaelisdonn am Kudener Weg
hatte der
Lokomotivführer den Regler bereits geschlossen, im Bahnhof war ein
längerer Wassserhalt vorgesehen.
Die Lok wurde 1975 durch
Peter Beet vor der Verschrottung bewahrt, der Weg dorthin war nicht
ganz einfach: Die DB rief
bei einer ersten Anfrage einen unrealistischen Kaufpreis auf, doch der
Kaufinteressent ging anstelle eines Rücktritts von der
Kaufabsicht einen anderen Weg und richtete einen Brief
an den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt. Dort bat der Arzt aus
England im Januar 1974 um politische Unterstützung bei dem
Vorhaben, eine deutsche Dampflok für ein Eisenbahnmuseum in
England zu einem akzeptablen Kaufpreis zu erwerben.
Es folgte innerhalb von vier Wochen ein Antwortschreiben des
Bundesministeriums für Verkehr, welches den Auftakt bilden
sollte
für kommende, langwierige Preisverhandlungen mit der DB. In der
Zwischenzeit endete die Dienstzeit der von der DB zum Kauf angebotenen
012 104 nach 34 Dienstjahren mit der z-Stellung der Lok zum 22. Mai
1974 aufgrund des Ablaufs der Kesselfrist. Noch ein weiteres Jahr
sollten die
letzten Vertreter der dreizylindrigen 01.10 bei der DB in Dienst
stehen,
ehe am 31. Mai 1975 die letzten 01.10 ihren Abschied aus dem
Betriebsdienst bei der DB nahmen.
Die formale Ausmusterung der 012 104 bei der DB erfolgte zum 9. Oktober
1974.
Nach zehn Monaten zäher Preisverhandlungen, in denen der Lok im
Falle eines Scheiterns die zeitnahe Zerlegung drohte, konnte im
November 1974 der Kaufvertrag
unterschrieben werden.
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Ausfahrt aus dem Hp Lunden mit der St.
Laurentius-Kirche als Hintergrundkulisse. Nachdem die
Kaufformalitäten
abgeschlossen waren, organisierte der neue Eigentümer die
Verschiffung der Lok über den Hafen Rotterdam. Am 7. Febaruar
1975 wurde die Lok von Rheine nach Rotterdam geschleppt und
nach England verschifft.
Da die Lok für das englische Lichtraumprofil zu groß war,
war an einen Einsatz auf britischen Strecken trotz der gleichen
Spurweite nicht zu denken. Schon der weitere Transport in England vom
Hafen Hull nach Middlesborough musste – Lok und Tender getrennt – per
Tieflader auf der Straße erfolgen.
Das Ziel der Reise wurde das Steamtown
Museum in Carnforth im
Nordwesten von England, welches bis zum Ende des Dampfbetriebs in
Großbritannien im Jahre 1968 eines der letzten Dampflok-Bw von British Railways
war, ähnlich wie es das Bw Rheine in der Bundesrepublik war. Dort
konnte die Lok noch rund drei Jahre unter
Dampf erlebt werden.
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Durch einen Kreuzungaufenthalt vor der
Eiderbrücke bei Friedrichstadt ergab sich noch die Chance zu einem
weiteren Foto – der Ein- und Durchfahrt Friedrichstadt, dessen
Haltepunkt mit geöffnetem Regler durchfahren wird. Rund 52 Jahre
ist der Dampfbetrieb mit Loks der BR 012 auf der Marschbahn Geschichte.
Nachdem das Museum in Carnforth
wieder Betriebsmittelpunkt für Museumsbetrieb werden sollte,
wurden die Eigentümer nicht betriebsfähiger Loks
aufgefordert, den Standort zu räumen. Für kontinentale
Fahrzeuge mit für britische Verhältnisse überbreitem
Umgrenzungsprofil war das praktisch aussichtslos, so dass sich der
Eigentümer 1995 entschloss, seine deutschen und
französischen Dampfloks zum Verkauf anzubieten.
Eine Gruppe engagierter und solventer Dampflokfreunde aus Deutschland
bekam den Zuschlag, so dass 012 104 am 22. September 1996 den Hafen von
Rotterdam erreichte, von dem aus sie 21 Jahre zuvor nach England
verschifft worden war. Zunächst kam die Lok beim Bayerischen
Eisenbahnmuseum in Nördlingen unter, ehe die Lok 2001 in
das neu
gegründete Süddeutsche
Eisenbahnmuseum im ehemaligen Bw
Heilbronn umzog.
Im Jahr 2009 begannen erste Arbeiten an der
012 104 um festzustellen, ob eine betriebsfähige
Wiederaufarbeitung möglich und welcher Aufwand zu erwarten
wäre. Als das Projekt technisch machbar erschien und konkrete
Formen annahm,
schloss sich eine Gruppe von 01.10-Begeisterten rund um die Familie
Nicklich zusammen und gründete im Jahre 2010 einen Verein mit dem
Namen „Faszination Dampf“ mit Sitz in Nürnberg. Das erklärte
Ziel des neu gegründeten Vereins war es, die 012 104 wieder
betriebsfähig zu machen – was fast 15 Jahre später erreicht
werden konnte.
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Die Nachfolge der 012 traten vor
den hochwertigen Zügen ab 1972 Loks der Reihe V200 und auch der BR
218 an, die 218 sind bis heute auf der Marschbahn unverzichtbar, sie
ist eines von zwei noch verbliebenen großen Einsatzgebieten der
BR 218.
Die
DB schloss im April 2011 mit Bombardier
einen
Rahmenvertrag über die Lieferung von 200 Diesellokomotiven des
Typs TRAXX P160 DE ME
mit Mehrmotorenantrieb. Der Vertrag mit einem Wert von
etwa 600 Mio EUR hatte eine Laufzeit von neun Jahren und wurde nicht in
nennenswerten Stückzahlen abgerufen.
Die 218-Herrlichkeit im Norden wird noch rund 2,5 Jahre anhalten, ehe
auch auf
der Marschbahn moderne Loks und Fernverkehrswagen in Form von Vectron Dual Mode der BR 248
und ICE L-Garnituren von Talgo
Einzug halten werden. Hier passiert die 218 058 der PRESS (ehemals 218 412) vor IC2375 nach
Karlsruhe die Blockstelle Langenhorn.
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Seit fast zehn Jahren erhalten (nicht nur) die von der DB an
Privatunternehmen verlauften Loks der BR 218 je nach Unternehmen
Lackierungen, welche nicht selten an die
alten Staatsbahnzeiten erinnern, ohne Museumslokomotiven zu sein. Hier
die 218 460 „Conny“ zusammen mit der 218 344. Die 218 460 wurde im
Herbst
2016 von der DB-Tochter Kurhessenbahn
als
eine der ersten Loks im Retrodesign
gestaltet und steht im Herbst vor
Fristablauf.
Nach der aufgegebenen Idee der Modernsierung der BR 218 investiert die
DB bis heute nur das nötigste in ihre Loks der BR 218 und kommt
seit Jahren nicht ohne Anmietung von privaten Loks der BR 218 aus –
deren private Käufer oftmals große Summen in die
Instandsetzung der verschlissenen DB-Loks investieren.
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Im Frühjahr 2024 lackierte die
DB zwei weitere DB-eigene Loks in andere Farbgebungen um. Eine davon
ist die
eigentlich als ICE-Abschlepplok vorgesehene 218 838, sie wurde altrot
lackiert und erhielt wieder die frühere Nummer 218
373.
Bis Mai 1988 war die Lok altrot lackiert und erhielt seinerzeit als
eine der ersten Loks der BR 218 die neue Farbgebung orientrot. Die 2.
Lok am
IC2214 ist
die 218 056, hinter der sich die ehemalige 218 454 der DB verbirgt.
Beide Loks haben die verbindlichen NVR-Nummern 92 80 1218 838-1 bzw. 454-7 am Rahmen
angeschrieben. Die Betreibernummer auf Front und Seite kann seit
Einführung der NVR-Fahrzeugnummern am Rahmen abweichen.
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Die 2021 zunächst als
Gewährleistungslok des Werk
Cottbus hergerichtete langjährige
Lübecker Stammlok 218 497 wurde entsprechend der
Geschichte des Werk Cottbus einseitig in Dampflok- bzw. ICE-Farbgebung
lackiert. Die Lok kam nach Fertigstellung zunächst für DB Regio
im Norden zum Einsatz,
ehe die Lok im Mai 2023 an DB
Fernverkehr
verkauft wurde und seitdem fest in Niebüll stationiert ist.
Seit dem Verkauf sind auch die speziellen Werbeanschriften des Werk
Cottbus an der Lok verschwunden. Die Lok bespannt an der Einfahrt in
den Bf Lehnshallig den IC2075.
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In Niebüll wurde ein Loktausch
vorgenommen und 218 389 und 218 054 der PRESS (ehemals 218 448 der
DB)
beförderten den IC2075 weiter gen Berlin. Hier
passiert der Zug das südliche Vorsignal des Bf Niebüll.
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Nachdem die länger schadhaft
abgestellte 218 373 einige Tage als Südlok vor den IC hing,
wechselte am Vortag leider die 218 056 auf die Südseite. Die aktuell
markanten, bunten Farbgebungen der 218
an der Marschbahn sind auch auf diesem Foto gut zu sehen – altrote 218
sind bisher bei der BR 218 noch Seltenheit. Der IC2215 nach Frankfurt/M
erreicht dem Bf Risum-Lindholm.
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Fotos
in Google Earth |
©
2024 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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