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2. Oktober – Es dampft und dieselt im Bw Neumünster
7. Oktober – Noch einmal Dampf über der Magdeburger Börde I
8. Oktober – Noch einmal Dampf über der Magdeburger Börde II
9. Oktober – Noch einmal Dampf über der Magdeburger Börde III
23. Oktober – Themenfahrt mit Klassikern
30. Oktober – Klassiker in Müssen
31. Oktober – Halloween in Wehmingen




Sonntag, 2. Oktober 2022 – Es dampft und dieselt im Bw Neumünster

O&K 7685 und 181 215

Der Kulturlokschuppen in Neumünster lud heute zum ersten Tag der offenen Tür. Die 2018 gegründete Interessengemeinschaft Kulturlokschuppen Neumünster (IKN) übernahm das Bahnbetriebswerk von der Stadt Neumünster, ermöglicht u.a. zwei Vereinen – den Rendsburger Eisenbahnfreunden e.V. (REF) und der Historischen Eisenbahn Lübeck e.V. (HEF) – hier mit ihren Fahrzeugen unterzukommen.
In den letzten Monaten ist das Areal umfassend saniert worden, nachdem es bis zur Räumung nach mehrfachen Kündigungen 2010 bereits einmal von den Rendsburger Eisenbahnfreunden genutzt wurde und danach zunehmend verfiel.
Erstmals wurde auch der 1919 gebaute B-Kuppler O&K 7685 gezeigt, welcher bis zur Schließung des Werks stets im Gaswerk Karlsruhe eingesetzt war. Die seit 1965 nicht mehr betriebsfähige Lok kam später zur Almetalbahn, wo die betriebsfähige Aufarbeitung vorgesehen war, aber nicht realisiert werden konnte. 2002 wurde die Lok an das Süddeutsche Eisenbahnmuseum (SEH) in Heilbronn abgegeben, ehe die Lok an die Jutta und Dr. Thomas Kittel-Stiftung, Trägerin des Kulturlokschuppens Neumünster, verkauft wurde und bei den Dampflokfreunden Salzwedel in Wittenberge einer Aufarbeitung unterzogen wurde.
Vor einer Woche wurde die Lok in Wittenberge nach 57 Jahren erstmals unter Dampf gesetzt und heute in Neumünster präsentiert. Hier mit der in Neumünster beheimateten Lok 181 215 der Martin Schlünß Eisenbahnlogistik (SEL).

181 215

Die 181 215 ist langfristig an die Nordliner Gesellschaft für Eisenbahnverkehr mbH vermietet, die u.a. seit Oktober 2020 regelmäßig KV-Verkehre zwischen (Padborg –) Neumünster und Herne anbot. Diese Verkehre endeten im Januar 2022 wieder, so dass die regelmäßigen 181er-Leistungen im hohen Norden Geschichte sind. Die 181 215 verkehrt derzeit von Neumünster aus für Betontransporte häufig in den Berliner Raum.
Um die Zugehörigkeit der Lok zur Region zu betonen, wurde die 181 215 in Anwesenheit von Dr. Thomas Kittel (IKN) und Martin Schlünß (SEL) vom Bürgermeister der Stadt Neumünster, Tobias Bergmann, auf den Namen „Holstein“ getauft.


181 215

Die 181 215 mit der auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftigen Farbgebung in den TEE-Farben ist weiterhin in Neumünster stationiert, während die anderen drei Loks der BR 181.2 derzeit meist mit Autotransportzügen aus Richtung Bremerhaven in die Mitte und den Süden Deutschlands verkehren. SEL hat einige Abteilwagen der Reihe Avmz111, einen Rheingold-Clubwagen und einige Speisewagen übernommen, diese sollen künftig zu einem dann rot/beige lackierten Wagenzug zusammengestellt werden können. Die Avmz fahren derzeit noch als verkehrsrot lackierte Bvmz in kurzfristigen Sonderverkehren.

181 215

Am Nachmittag stand die Lok wieder zur Besichtigung auf dem Zufahrtgleis zur Drehscheibe.

218 228

Am Lokschuppen standen Fahrzeuge des Arbeitsvorrats von SEL bzw. HEL abgestellt - neben dem BDms273 51 80 83-30 009-7 auch der 2021 hauptunteruschte Mitteleinstiegswagen vom Typ AByl411, dessen Wagenkasten derzeit einer Neulackierung unterzogen wird. Davor steht die 218 338, die letzte erhaltene Lok der BR 218, welche über einen Pielstick-Motor verfügt. Die im Jahr 2005 abgestellte Lok gehört weiterhin DB Regio und ist eine Leihgabe an die HEL. Zunächst ist nur eine ausstellungsfähige Aufarbeitung vorgesehen, derzeit fehlen der Lok äußerlich alle Eigentums- und Fahrzeugangaben.

218 330 und V200 007

Mit 218 330 hat DB Regio Kiel seit März 2022 eine eigene Traditionslok im Bestand – die Mitarbeiter konnten zuvor abstimmen, welche Farbgebung die Lok erhalten soll. Eine Mehrheit entschied sich für die Lackierung im Auslieferungszustand. Die Lok besaß bis zur Motormodernisierung wie auch die 218 338 einen Pielstick 16 PA4 V200-Motor.
Aktuell gibt es in Kiel noch einzelne Leistungen zwischen Kiel und Lübeck (– Hamburg), welche mit der BR 218 gefahren werden - mit dem Übergang der Verkehre zwischen Kiel, Lübeck und Lüneburg auf die erixx Holstein GmbH im Dezember 2022 hat DB Regio Kiel keine 218-Leistungen mehr, so dass die Lok dann nur noch für Sonderleistungen oder Vermietungen vorgehalten wird. Heute war die Lok Gast im Bw Neumünster und traf auf ihre alte Lübecker Kollegin, V200 007.


261 038 und V200 007

Als Gast von DB Cargo weilte die 261 038 im Bw Neumünster, nach der eigenen Präsentation auf der Drehscheibe des Bw zog die Lok die V200 007 auf die Drehscheibe.

V200 007

Die V200 007 ist seit 1984 Museumslok der DB in Lübeck und war über viele Jahre betriebsfähig, die letzte Hauptuntersuchung wurde 2010 durchgeführt. Derzeit ist die Lok mit Fristablauf abgestellt und die Lok Ausstellungsexponat.

V200 007 und 218 330

Markante Formen, vorne die Eleganz der 1950er Jahre, hinten die Form und Farbe der 1970er Jahre.

Klv 12

In den 1950er Jahren beschaffte die Deutsche Bundesbahn eine große Anzahl an sogenannten Bahnmeister-Draisinen (Bm-Draisine), zahlenmäßig am stärksten vertreten waren die Klv 12, von ihnen wurden 696 Exemplare gebaut - die letzten schieden bei der DB erst 1997 aus. Die Draisine KL 12-4861 ist bei den Eisenbahnfreunde Uetersen-Tornesch e.V. erhalten geblieben und und war heute in Neumünster zu Gast.

O&K 7685

Welche Geschichte verbirgt sich hinter der O&K 7685? Zu Zeiten des 1. Weltkrieges wurde in Karlsruhe ein neues Gaswerk gebaut, in dem Stadtgas aus Steinkohle gewonnen wurde. Im Mai 1919 lieferte Firma Orenstein&Koppel - Arthur Koppel in Berlin-Drewitz die kleine zweiachsige Dampflok mit der Fabriknummer 7685, um die mit Kohle oder Koks beladenen Güterwagen auf dem Werksgelände rangieren zu können. Die Maschine hat eine Leistung von 110 PS und entstammt einem Standardprogramm von Dampflokomotiven, der von O&K in gleicher oder ähnlicher Ausführung etliche Jahre angeboten wurde.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gaswerk durch Bomben schwer getroffen, die Dampflok überstand die Kriegseinwirkungen unbeschadet. Es zeigten sich aber Folgen mangelhafter Unterhaltung während der Kriegszeit. Die Lok erhielt 1947 in der Maschinenfabrik Esslingen eine neue (bereits die dritte) kupferne Feuerbüchse. Der harte Einsatz erforderte 1953 erneut größere Reparaturen, die durch das EAW Karlsruhe-Durlach ausgeführt wurden, 1955 lieferte O&K zwei neue Dampfzylinder, wenig später wurden im AW Offenburg alle Lager überholt. Am 30. Juli 1965 wurde der Betrieb des Gaswerks eingestellt, nach Verkauf und Abfuhr des restlichen Kokses war auch der Einsatz der Werklokomotive beendet.
Mit dem Ende der Gaskokerei wurde die Werklokomotive glücklicherweise nicht verschrottet, sondern im ehemaligen Materiallager des Gaswerkes abgestellt - es bestanden damals Planungen, in Karlsruhe ein Verkehrs- und Technikmuseum einzurichten. 1979 musste der geplante Museumsstandort zugunsten eines Theaterneubaus aufgegeben werden und Exponate aus der Sammlung verkauft.
Durch die ersten nach vielen Jahren wieder in der Öffentlichkeit aufgetauchten Lokomotiven wurde 1979 ein Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Historische Eisenbahn e.V. (AHE) auf die O&K 7685 in Karlsruhe aufmerksam. Die AHE betreibt südlich von Hildesheim die Almetalbahn und suchte seinerzeit eine Reservedampflok. Am 2. April 1980 trat die O&K 7685 auf einem Straßentieflader ihre Reise nach Almstedt-Segeste an. Zunächst nur als Ausstellungsstück verwandt, wurde die Lok später für eine betriebsfähige Aufarbeitung zerlegt. Als 1991 der Betrieb der Almetalbahn aufgrund einer notwendigen Streckensanierung eingestellt werden musste, war an eine Finanzierung der betriebsfähigen Aufarbeitung nicht mehr zu denken.
2002 wurde vom damaligen Eigentümer ein neuer Standort in der Nähe des ehemaligen Einsatzortes gesucht. Das Süddeutsche Eisenbahnmuseum Heilbronn konnte die Lok schließlich Anfang 2002 erwerben. Ende 2019 verkaufte das Museum die Lok weiter an die Jutta & Dr. Thomas Kittel-Stiftung, welche die Lok Anfang April 2020 mit dem Ziel einer betriebsfähigen Aufarbeitung in den Historischen Lokschuppen Wittenberge bringen ließ.


O&K 7685

Erst eine Woche vor der Veranstaltung wurde die Lok in Wittenberge erstmals angeheizt und probegefahren. Die Lok war heute unter Dampf zu sehen, wurde aber nur zurückhaltend bewegt. Hier fährt die Lok nach einigen Schaurunden auf der gründlich instandgesetzten Drehscheibe zur Abstellung.

O&K 7685

Kurz vor dem Ende des Tages der offenen Tür wurde die O&K 7685 nochmals aktiv und fuhr entlang eines etwas längeren Rangiergleises unter "Volldampf".

O&K 7685

Die Lok holte schließlich noch die letzte noch nicht auf der Scheibe gezeigte Lok ans Tageslicht, die V160 003.

V160 003

Die V160 003 gehört zur Vorserie der Reihe V160 und besaß noch gerundete Formen, die bei der V160 010 analog zum Erprobungsträger V320 001 durch einfacher herzustellende Formteile ersetzt worden waren, welche dann auch den ab 1964 gelieferten Serienloks der Reihe V160 und ihren Varianten das markante Aussehen verliehen.

O&K 7685

Gut sichtbar die Formen der V160-Vorserie, die zum Spitznamen „Lollo“ führten. Die V160 003 hat seit 2013 Fristablauf, derzeit werden an der Lok Blecharbeiten durchgeführt - die V160 003 war 1985 zum Bahnjubiläum aufgearbeitet worden und seitdem praktisch ohne Unterbrechung im historischen Verkehr eingesetzt.

042 271

Die Kernzelle der REF ist die 042 271, welche nach langer Aufarbeitung ab 1991 wieder betriebsfähig war und im Norden zahlreiche Sonderzüge bespannte. Nach Fristablauf 1999 war eigentlich eine erneute HU der Lok vorgesehen, doch möglichte eine Kooperation mit der DB, dass die 01 1100 fest in den Norden wechselte und von den REF betreut wurde.
Mitte der 2000er Jahre brach ein Konflikt zwischen DB und REF aus, welcher zum Betriebsverbot der 01 1100 führte und zur Kündigung mit folgender Räumung des Vereinsstandorts Bw Neumünster, welches anschließend verfiel und zum Lost Place wurde. Die 01 1100 kam bei der Dampfloktradition Oberhausen unter, wurde dort wieder aufgearbeitet, aber kam letztlich nicht mehr zum Einsatz – die Lok ist heute am DB Museumsstandort Koblenz-Lützel im Freigelände abgestellt.
Die 042 271 blieb den REF – über den Weg des neuen Bw-Betreibers fanden die REF auch wieder den Weg zurück ins Bw Neumünster, welches inzwischen wieder instandgesetzt werden konnte, so dass inzwischen auch weitere Ausbaumaßnahmen des historischen Bahnbetriebswerks ins Auge gefasst werden.

042 271

Imposant stets das Triebwerk von Dampfloks. Die 042 271 macht da keine Ausnahme.

Borgward

Parallel zum Tag der offenen Tür wurden im Bereich des Bahnbetriebswerks Neumünster am Eingangsbereich einige Oldtimer-Lkw ausgestellt, hier ein Borgward B 3000 (dessen Kleinbahnvariante man hoffentlich in einigen Jahren wieder auf Schienen erleben kann), dahinter ein Mercedes-Benz LAK 322 des Baujahrs 1963.

Lanz-Bulldogs

Die IG Historischer Güterverkehr veranstaltet regelmäßig eigene Themenveranstaltungen, um den historischen Güterverkehr auf der Straße möglichst authentisch nachzubilden. Die IG war im Rahmen des Tages der offenen Tür zu Gast im Bw Neumünster und führte den Stückgutumschlag zwischen Schiene und Straße und den Straßenbau in den 50er Jahren vor. Seinerzeit waren die Lanz Bulldog-Traktoren noch alltäglich im Straßenverkehr und wer je einen Lanz Bulldog in Aktion erlebt hat, vergißt ihn nicht wieder.

Lanz-Bulldogs

Vier von Arbeit gezeichnete Lanz Bulldogs stehen nahe der 042 271 aufgestellt.

Raupenbagger

Vor dem Straßenbau muss zunächst der Untergrund hergerichtet werden. Dazu wird Granulat benötigt, welches vor Ort von einem Krupp-Steinbrecher aus Stampfbetonresten erzeugt wird. Angetrieben wird der Steinbrecher von einem Lanz Bulldog. Eine Hanomag-Raupe mit Überkopflader fängt das Granulat auf und lädt es entweder auf eine Pritsche oder verteilt es direkt vor Ort.

Raupenbagger

Ist die Mulde voll, wird über den Überkopflader das Granulat kurzerhand auf die Pritsche umgeladen …

Planierraupe

… nach dem Abkippen vor der Pritsche kommt der Grader auf Basis eines Vorkriegstreckers und stellt einen stabilen Untergrund her.

Umladung

Umschlag aus einem angekommenen Güterzug im Gbf Neumünster. Ein Tempo-Dreirad wie auch ein Anhänger steht zur Beladung oder je nach Fall auch Entladung – bereit. Die Ladearbeiter schauen derweil lieber der hochinteressanten Straßenbaustelle zu. Nun, Feierabend ist eh erst um 17 Uhr.

Hanomag

Zeitreise.

Magirus-Deutz

Die Arbeit ist getan, der Feierabend steht vor der Tür – der Magirus-Baustoffwagen zieht schon einmal vondannen.

FAUN Sattelschlepper

Ein Faun-Kippzug bahnt sich durch die nicht befestigte Zuwegung zum Güterbahnhof seinen Weg, gefolgt vom Magirus-Baustoffwagen.

Hanomag

Ein Hanomag R40-Trecker mit Prtische steht vor den typischen Gtüerwagen des Stuckgutverkehrs im Gbf Neumünster. Leider alles längst Geschichte. Die IG Historischer Güterverkehr hat von ihrer Veranstaltung auf ihrer Website ebenfalls einen sehenswerten Rückblick auf diese Veranstaltung veröffentlicht.
Noch heute oder besser wieder findet in Neumünster Umladung von der Straße auf der Schiene statt. Zum Einsatz kommen allerdings Reach-Stacker, die fertig beladene Container – welche letztlich auch, an anderen Orten verladenenes Stückgut transportieren – auf die Schiene bzw. den Lkw verladen.


Fotos in Google Earth © 2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben