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Sonnabend, 13. August 2022
– Über den Kleiderbügel zu rot/beigen Großraumwagen
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Für heute stand seit Ende
April ein Termin im Kalender, der wieder über die Vogelfluglinie
nach Dänemark führen sollte. 14 Tage vor Betriebsende der
alten Vogelfluglinie auf
deutschem Gebiet lag es nahe, den morgendlichen IC2414 nach
Fehmarn-Burg umzusetzen. In dieser Saison fällt der InterCity gefühlt öfter
aus, als er fährt. Für heute stand er als
verkehrend in den Auskunftsmedien und eine Sichtung aus Hamburg ergab
die aktuell meist anzutreffende Zuglok am nördlichen Ende. 218 056
der PRESS (die frühere DB-218
454) zieht den IC2414 pünktlich auf die Insel. Der
Lastverkehr auf die Insel Fehmarn bzw. nach Skandinavien ist rege
und so ist es immer Lotto, ob ein Lkw parallel zum Zug fährt.
Aktuell ist die zulässige Höchstgeschwindigkeit für
Autos 30 km/h, so dass die Gefahr länger parallel fahrender Lkw
recht gering ist. Dumm nur, wenn
diese kurze Parallelfahrt genau am optimalen Auslösezeitpunkt
stattfindet …
Das Herausoperieren der Lok aus der Lkw-Parallelfahrt war etwas
aufwendiger – aber wenn in 14 Tagen der Eisenbahnverkehr über die Fehmarnsundbrücke vsl.
endgültig endet, muss bei sonst optimalen Bedingungen das ganze
elektronisch etwas geradegezupft werden …
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An den letzten Wochen des
Eisenbahnbetriebs auf der Vogelfluglinie herrscht inzwischen einiges
Aufkommen an Fotografen – zunehmend auch aus Regionen, welche die
Vogelfluglinie bisher nicht besucht haben oder der
deutlich dichter und abwechslungsreicher befahrenen Marschbahn den Vorzug gaben. Die
Rückleistung des Saison-IC, der IC2413, sollte auf der
Fehmarnsundbrücke als Seitenschuss umgesetzt werden. Es trudelten
einige Fotografen ein, man kann sich recht bequem am Strand verteilen,
ohne sich im Weg zu stehen.
Unmittelbar vor Durchfahrt von IC2414 kam ein weiterer Fotograf hinzu,
der sich in die Fotoreihe einsortierte und eine Glaskugel ins Licht
hielt. Das ist ja eine Fototechnik, die aktuell gelegentlich zu sehen
ist. Kurz freundlich gegrüßt, ansonsten harrte man dem
Erscheinen des Zuges, welches sich rasch durch das markante
Dröhnen der Lok bemerkbar machte. Ein kurzer Ruf „Zug kommt“ und
(fast) alle Augen verschwanden hinter den Kameralinsen. Der Zug
schob sich ins
Bild – und unmittelbar vor Erreichen des optimalen
Auslösezeitpunkts lief der Glaskugelmann allen seelenruhig ins
Bild. Das Entsetzen war groß, stand er zuvor noch seelenruhig in
der Reihe. Nun die Töne waren deutlich und er erschrocken. Nun
böswillig war es nicht, aber hatte eine kräftige Portion
Merkbefreitheit … Wer das Foto sehen
möchte, kann in der Version mit den Originalfotos weiterlesen.
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Vor den beiden IC-Leistungen befuhr
noch der 648 344 als RB11254 nach Puttgarden die Fehmarnsundbrücke
und wurde mit etwas mehr Höhe und dem Hafen Fehmarnsund festgehalten.
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Durch die Fotos am Fehmarnsund
etwas später als üblich im Museum Skjoldenaesholm angekommen,
zeigte sich
sogleich der Malmöer Triebwagen 74 den Besuchern aus Deutschland.
Er hatte am Sonnabend einen technischen Defekt und konnte nicht
eingesetzt werden. Dahinter einsatzbereit der T3SUCS 7079 aus
Praha.
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Mit den Teilnehmern wurden
zunächst mit dem baulich neuestem Museumsfahrzeug im Museum, dem
T3SUCS 7079 einige Runden durch das Museum gedreht.
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Gegen 16 Uhr wurde es fernab der
Heimat fast heimisch. Die Hamburger Straßenbahn bzw. ihre
Fahrzeuge haben ihre ganz eigene Aura, Hamburg hat sich in den
Anfangsjahren an Standards im Straßenbahnwesen orientiert bzw.
sie über die hauseigene Waggonfabrik
Falkenried geschaffen – der
spätere Z2 basierte auf dem Frankfurter Standardwagen. In
späteren Jahren ging Hamburg seinen eigenen Weg, den es bis heute
fortsetzt – Hamburgs erster Bürgermeister Peter Tschentscher hielt
diese im Mai 2022 für „altmodische Stahlungetüme“
– In Hamburg habe
aufgrund der „empörten Proteste“ kein Kilometer einer neuen
Stadtbahn gebaut werden können.
Dieses amtliche Statement blendete aus, dass das damals
laufende Planfestellungsverfahren lediglich im Bereich der Ohlsdorfer
Straße für medienwirksame Konflikte sorgte, während es
im Bereich Bramfeld/Steilshoop – den Stadtteilbereichen, welchen seit
vielen Jahrzehnten ein Schnellbahnanschluss
versprochen wird – problemarm verlief. Der dem Koalitionsbruch vom 27.
November 2010 folgende konfliktscheuende Wahlkampf der SPD stellte die
Stadtbahn ins Abseits, aus dem sie sich
in Hamburg bis heute nicht befreien konnte.
Hamburg beschaffte einst nach den fünf Wagen vom Typ V3 drei
Versuchstriebwagen vom Typ V4, welche sich am Dresdener „Großen
Hecht“ orientierten, aber den 2. Weltkrieg nicht überlebten.
Die Grundmaße des V4 wurden von der HHA bei ihren
Nachkriegsentwicklungen V5, V6 und V7 übernommen.
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Hamburg blieb so stets ein
Sonderfall, der Betrieb hatte seine eigenen Regeln, denen Fahrzeuge von
der Stange nur selten entsprochen hätten. Die Frage stellte sich
ab 1955 nicht mehr als die Grundsatzbeschlüsse gefasst
wurden,
nach denen das Straßenbahnnetz in Hamburg bis 1978 aufgegeben
wurde.
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So ist die Straßenbahn (oder auch Stadtbahn, faktisch ändert
sich nichts am System) in Hamburg in der alltäglichen
Wahrnehmung ein wunder Punkt, an dem sich die Gemüter erhitzen und
ein Konsens fernab jeder Möglichkeit scheint. Teile
des vor zehn Jahren noch vorhandenen Freiraums sind der aktuellen
Verkehrspolitik wie der Busbeschleunigung oder den Velo-Routen
für die Radfahrer
geopfert worden. In der Summe muss man schon
völliger Optimist
sein, in dieser Konstellation noch Freiräume für eine
Stadtbahn in Hamburg zu sehen. Faktum ist aber, dass es Metropolen
in Europa gibt, die der Stadtbahn mit viel Konsens eine neue Bühne
schaffen.
Im Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm ist das Mock-Up
des
neuen Stadtbahnwagens für die Hovedstadens
Letbane des Großraums København ausgestellt, wie
auch dort der einzige voll betriebsfähige V6-Triebwagen der
Hamburger Straßenbahn ein Asyl gefunden hat. Hamburgern, die den
V6 oder V7 noch in Betrieb erlebt haben, ist der markante Sound des
Umformers im Ohr, wie auch die unverwechselbare Gestaltung der
Inneneinrichtung nach Grundsätzen der Hamburger Hochbahn.
Die Arbeitsgruppe des V6E hält den Verband aus V6E und V7BE
instand und unterhält nebenbei noch weitere Fahrzeuge wie den
Strausberger Arbeitswagen 13, ehemals Berlin 721 040. Heute
ermöglichten u.a. Mitglieder der V6E-Arbeitsgruppe abendliche
Ausfahrten, der V7BE ist aktuell für Arbeiten an der
Heizungsanlage außer Betrieb. Während der abendlichen
Fahrten ergab sich an der in den Sommermonaten üblicherweise
völlig verschattet liegenden Hst Broen ein lichter Moment, der die
Haltestellensäule in perfektes Abendlicht tauchte.
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Abendstimmung in der Schleife
Eilers Eg. Muss man am frühen Nachmittag den Moment abpassen, wo
die Sommersonne Licht auf die Abfahrtshaltestelle mit der aus
Odense stammenden Wartehalle wirft, fällt das Licht am Abend
völlig anders nach Eilers Eg ein und mit der Beleuchtung des
Triebwagens entsteht ein stimmungsvolles Ambiente.
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An der im Herbst/Winter 2021
erneuerten Fassade der Remise 1 steht der V6E im Abendlicht zur
Abfahrt bereit. Der Lundingtriebwagen 929 wird am Abend auch noch die
eine
oder andere Runde durch das Museum drehen.
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Ruhe ist im Museum eingekehrt, als
der V6E 3657 die Fassaden der Valby Langgade passiert. Kaschiert hinter
dem
V6E liegt der künftig zentrale Bereich des Museums, derzeit noch
eine weitgehende Brache und Lagerfläche. Soweit die Finanzierung
auf die Beine gestellt werden kann, werden hier in den kommenden Jahren
neue Gebäude mit modern ausgerüsteter Werkstatt, neuen
Wartungsgleisen und eine Lackierwerkstatt entstehen. Vor den
Werkstattgebäuden werden weitere Ladengeschäfte eingerichtet,
welche dann auch begehbar sein sollen.
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An der Hst Flemmingsminde
fährt der V6E 3657 im letzten Abendlicht ein.
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Kurzer Halt in Flemmingsminde. Rund
um die Hst Flemmingsminde haben sich nach der Schließung der
Golfplatzes und der zurückkehrenden Natur wieder Rebhühner
angesiedelt, denen es offenbar Spaß macht, stets vor den
anrollenden Straßenbahnen die Strecke zu kreuzen oder – noch
besser – zwischen den Fahrschienen zu laufen …
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Fast ein Fabrikfoto des V6E 3657?
An der aufgelassenen Hst Tobaksmarken.
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An der Hst Gammel Sparegodtvej fiel
längst kein Sonnenlicht mehr auf die Strecke, so dass die
beginnende Abenddämmerung den V6E 3657 in Dämmerungslicht
versetzte. Allen Beteiligten mein
herzlicher Dank für die Ermöglichung des Tages, welcher nicht
im Fokus der Kamera stand.
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Fotos
in Google Earth |
©
2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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