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Sonnabend, 19. Februar 2022
– Großdiesel über der Ilmenau
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Im Vorwege
der heutigen Tour war die Wetterprognose ziemlich finster, zwei
Orkantiefs sollten in kurzer Folge über den Norden Deutschlands
ziehen, beide mit Windgeschwindigkeiten in Böen von bis zu 160 km/h.
Dem Sturm in der Nacht und am Morgen sollte ab dem frühen Abend
Regen folgen – aber zwischendurch auch einige Stunden Sonne. Da die
Fotosession eh ohne Zeitdruck geplant war, wäre vor Ort ein
„Aussitzen“ problemlos. Blieb als Variable die Anreise inmitten einer
Sturmwarnung – und nach einer Orkannacht. Der Blick am Morgen aus dem
Fenster zeigte, dass der Sturm nachts real gewütet hatte, aber
deutlich abgeflaut war – die Tour konnte beginnen.
Am späten Vormittag in Lüneburg Süd angekommen liefen
die Rangierarbeiten für den zu bildenden Zug und es wurde so
ziemlich alles bewegt, was rollen konnte. So auch die Lok 2 (57675/63)
der AVL, auf die der Titel des
Beitrags allerdings nicht ganz passt … Die 1963 von Deutz als Lok für
Industriebahnen gebaute Lok vom Typ KS
55B wurde an die Hamburger
Flugzeugbau GmbH (HFB) in Finkenwerder geliefert und kam 1997
als Geschenk der Daimler-Benz
Aerospace AG (DASA) zur Arbeitsgemeinschaft
Verkehrsfreunde Lüneburg e.V. (AVL), sie wurde bis 2006 als
„Hofhund“ im typischen OHE-Stil hergerichtet.
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Auf die
sechsachsige 2000 92 (57650/64)
trifft der Titel dann schon deutlich eher zu,
die DG 2000 CCM war die
größte und leistungsstärkste Diesellok, die Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD)
je gefertigt hat. Drei Loks wurden 1963/64 ab Werk als DG 2000 CCM
gebaut, weitere wurden aus vierachsigen Loks umgebaut. Die drei DG 2000
CCM wurden an die Osthannoversche
Eisenbahnen AG (OHE) geliefert und erhielten dort die Nummern
2000 91 bis 93. Die 2000 93 verunglückte 1979 in Celle, wurde 1981
ausgemustert und 1983 an die Westfälische
Landeseisenbahn GmbH (WLE) verkauft, welche die Lok bei Thyssen
in Kassel wieder aufbauen ließ.
Die 2000 91 wurde noch bis August 2000 von der OHE im Güterverkehr
eingesetzt und mit Fristablauf abgestellt. Die 2000 92 wurde noch bis
Mai 2003 eingesetzt und mit Motorschaden kurz vor Fristablauf
abgestellt. Beide Loks gingen über einen Zwischenhändler 2007
an die Voith Turbo Lokomotivtechnik
GmbH & Co. KG in Kiel, welche aus der 2000 91 bis 2011 eine
praktisch neuwertige Revita Twin
1700 CC mit neuen Aufbauten herrichtete. Der identische Umbau
der 2000 92 war vorgesehen, aber bis auf eine teilweise Ausschlachtung
der Lok nicht mehr durchgeführt. Im Sommer 2021 wurde die Lok an
die AVL verkauft, welche die Lok in den kommenden Monaten einer
optischen Aufarbeitung als 2000 92 „LÜNEBURG“ unterziehen will.
Eine betriebsfähige Aufarbeitung ist derzeit nicht vorgesehen.
Hier zeigt sich der neue Star im Bestand der AVL neben weiteren
ex-OHE-Fahrzeugen. Rechts die 230 41, welche zur Hauptuntersuchung
ansteht und daneben die 295 970 (1000492/72),
die 1972 an die Bayerische
Braunkohlen-Industrie AG geliefert wurde und 2002 zur OHE kam,
wo sie bis 2011 im Einsatz blieb. Nach einem zwischenzeitlichen Verkauf
an die northrail GmbH ist die
Lok seit 2020 bei der Bahnbau Nord
GmbH aus Henstedt-Ulzburg, welche die Lok in den
Unternehmensfarben lackierte. Links der OHE-Sambawagen 1990 des
AVL-Museumszuges, welcher frisch in roter Farbgebung neu lackiert
wurde. Der zweite Wagen des dreiteilig erhaltenen OHE-Sambazuges
befindet sich in fortgeschrittener Aufarbeitung.
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Zwischen den
sonnigen Phasen zogen auch einige Schauerzellen durch, so hier als 2000
92 das Gelände des Bw Lüneburg Süd verlässt. Doch
das aktuelle Satellitenbild zeigte eine größere wolkenfreie
Zone im Anzug, so dass während des Regenschauers zum Aufbruch
gerufen wurde.
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Entlang des
Spechtsweg zweigt die OHE-Trasse nach Soltau von der
höherliegenden Trasse nach Dannenberg ab, welche einst Bestandteil
der durchgehenden Verbindung Wittenberge – Buchholz der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft
(BHE) war und 1874 eröffnet wurde.
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Das Ziel der
Ausfahrt ist erreicht, die Querung der Ilmenau, noch im Stadtgebiet
Lüneburg. Der Bereich zählt bahnbetrieblich zum Bf
Lüneburg Süd. Die Sonne kam passend heraus und die Kameras
klickten im Sekundentakt. Das letzte Mal der Querung durch die 2000 92
ist rund 20 Jahre her – Ende 2013 gab die OHE den im Auftrag von DB Cargo durchgeführten
Güterverkehr auf, Ende 2016 liefen Bestandsschutz und
Beschäftigungsgarantie zehn Jahre nach dem weitgehenden Verkauf
der OHE an ARRIVA und die Verkehrsbetriebe Bachstein aus.
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2021 machte
die Politik in Niedersachsen aus Sorgen um den weiteren Erhalt der
Strecken des OHE-Netzes den Verkauf der Infrastruktur wieder
rückgängig und gründete dafür als neuen Betreiber
und Eigentümer die Schieneninfrastruktur
Ost-Niedersachsen
GmbH (SInON). Der Güterverkehr wird weiterhin von der Havelländische Eisenbahn AG (HVLE)
durchgeführt, die die restlichen Rangierleistungen der OHE zum 1.
Oktober 2016 übernommen hatte. Die OHE hatte in der jüngeren
Vergangenheit mehrfach erfolgreich an Ausschreibungen für
Regionalverkehre teilgenommen, die OHE betreibt diese Netze über
die Tochterunternehmen erixx GmbH
bzw. erixx Holstein GmbH.
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Mit dem
letzten Foto auf der Ilmenauquerung verschwand die Sonne und der Zug
fuhr zurück in den Bahnhof, hier während eines Regenschauers
entlang des Amselweg auf einer Brücke, die bei DB Netz vermutlich bis zur
endgültigen Baufälligkeit und Neubau keine Sanierung gesehen
hätte.
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Zurück
in Lüneburg Süd wechselt der von der DB übergebene
Güterzug wie einst vom DB-Teil auf die OHE-Infrastruktur, gut
beobachtet von den früheren Verwaltungsräumen der OHE in
Lüneburg im Werkstattgebäude des Bw Lüneburg Süd.
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Ist hier
eine genaue Zeitbestimmung möglich? Abgesehen von der 1994
eingeführten (und 1995 bei der
200092 aufgebrachten) neuen OHE-Farbgebung mit den großen
OHE-Lettern ist hier (fast)
die Zeit stehengeblieben.
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Sinnbildlich
für den Tag, Sonne, Wolken und Regen. Die 2000 92 spiegelt sich in
einer der zahlreichen Pfützen.
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Am Abend
wurde der Neuzugang der AVL noch für stimmungsvolle Aufnahmen vor
dem Domizil der AVL in Lüneburg Süd in Szene gesetzt. Links
2000 92, daneben der GDT 0518, dessen Geschichte anlässlich einer
Fotofahrt im April
2013 vorgestellt wurde. Rechts die 46-01, eine MaK 600 D (500013/55)
von 1955, die im August
2021 näher beleuchtet wurde.
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Eine die
letzten Jahre nur unscheinbar wahrnehmbare Lok ist die links stehende
D.L. 00601 (11399/41),
die seit 2011 zur grundlegenden Aufarbeitung außer Betrieb ist
und nun vor der Fertigstellung steht. Die Lok vom Typ WR 200 B14 wurde 1941 von der BMAG für das Oberkommando des
Heeres in Berlin gebaut, welches die Lok der Munitionsfabrik
Munster-Lager Süd zuteilte. Vermutlich 1945 wurde die Lok von der
OHE übernommen. Sie versah hauptsächlich den Rangierdienst in
Celle Nord und übernahm kleinere Bedienfahrten. Im Mai 1953 ging
die Lok im Tausch gegen einen Triebwagen von Christoph & Unmack zur Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn (NME).
Das von den bei der DB als V20 bezeichneten Loks der Bauart WR 200 B14
abweichende Aussehen erhielt die D.L. 00601 1967, als ein neuer Motor
von MAN eingebaut wurde. Der neue Motor besaß einen
Elektroanlasser, wodurch die Anlassluftflaschen entfernt und der
Motorvorbau verkleinert werden konnte – dadurch konnten im
Führerstand größere Fenster eingebaut werden, die der
Lok das ungewohnte Äußere gaben und den Beimann verzichtbar
machten. Seit 1992 ist die Lok im Bestand der AVL.
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Zum
Abschluss noch ein Foto der DG 2000 CCM. Die Lok wird sich künftig
wieder im originalen Outfit und mit dem Loknamen LÜNEBURG
präsentieren. Durch die teilweise Ausschlachtung der Lok im
Vorwege der Modernisierung zur Revita Twin 1700 CC ist keine
Betriebsfähigkeit absehbar. Aber zumindest die technische
Komplettierung der Lok ist keine unlösbare Aufgabe.
Den Aktiven der AVL mein herzlicher Dank für die unkomplizierte
Durchführung der Veranstaltung inmitten einer Orkanwarnung, wo am
Ende aber das Wetter perfekt mitspielte und die Sonne zu den geplanten
Szenen schien, der Regen erst passgenau mit der Ankunft daheim
einsetzte.
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Fotos
in Google Earth |
©
2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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