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Sonnabend, 26. Februar 2022
– Vielfalt mit gemischter Aussicht im Harz
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Die Qual
derr Wahl hatte der Fotograf heute – in Niedersachsen wurde der von der
Arbeitsgemeinschaft
Verkehrsfreunde Lüneburg e. V. (AVL) neu erworbene Wismarer Schienenbus 00508 der OHE von Celle nach Winsen
überführt und im Harz standen am Sonnabend einige
interessante
Einsätze im Harz an. Da die Malletlok 99 5906 im Mai aufgrund
Fristablaufes außer Betrieb gesetzt werden soll, fiel die
Entscheidung zugunsten des Harzes.
Am Morgen kam zunächst ein Sonderzug der IG HSB aus Wernigerode gefahren,
der weiter nach Benneckenstein verkehrte und aus den auf Rollwagen
stehenden Schotterwagen der HSB, einem Kesselwagen auf Rollwagen und
einem im Harz im Güterverkehr zu DDR-Zeiten unüblichen
Begleiterwagen bestand. 99 7239 erreicht Drei Annen. Der Borkenkäfer und die
Stürme der letzte Jahre haben im Harz fatale Schäden
hinterlassen, über weite Strecken gleicht der Harz eher einer
Kraterlandschaft – die Wiederaufforstung als Mischwald wird viele Jahre
dauern.
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Die
Teilnehmer der Fahrt reisten im T1 dem
Sonderzug vor bzw. nach, an Fotostellen stiegen die Teilnehmer aus dem
T1 (187 001) aus und
ließen den Güterzug passieren. Der 1933 gebaute T1 der Gernrode-Harzgeroder
Eisenbahn-Gesellschaft (GHE) wurde nach Kriegsende 1945 im
Bahnhof Eisfelder Talmühle im Schuppen der GHE hinter einem
großen Stapel Brennholz versteckt und entging so dem Abtransport
nach Osten. Die ab 1949 für den Betrieb der Selketalbahn zuständige
Deutsche Reichsbahn setzte den damals als VT 137 522 bezeichneten
Triebwagen noch bis 1958 im Personenverkehr planmäßig ein,
1963 wurde das Fahrzeug endgültig abgestellt, zum
Hilfsgerätewagen umgebaut und noch bis 1978 zu diesen Zwecken
genutzt. Seit 2021 ist das Fahrzeug nach einigen Jahren Stillstand
durch einen Schaden an der Bremsanlage mit neuen HU-Fristen wieder
für Sonderfahrten verfügbar. Der auf die Harzquerbahn passende T3 (187 025) der Nordhausen-Wernigerode Eisenbahn AG (NWE)
ist seit rund 12 Jahren nicht mehr in Betrieb.
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Ab Schierke
führte der Weg zu Fuß in Richtung Brocken. Das Ziel der
Wanderung ist hinten links im Hintergrund bereits zu sehen, ein
Felsvorsprung nahe der Schluftkopfklippe.
Auf dem Rückweg vom Brocken passiert die 199 874 mit der
Schneefräse die Fotografen. Die 199 874 hat ihre Einrichtungen zum
2015 aufgegebenen Schottertransport von Rollbockzügen auf modernen
Rollböcken verloren. Während die 199 861 nie ihren Heizkessel
verloren hatte, hat die 199 872 nach dem Rückbau der
Rollbockeinrichtungen inzwischen ihren Heizkessel zurückerhalten.
Alle drei im Einsatz verbliebenen 199.8 der HSB sind zu Rangier- und
Reservezwecken unverzichtbar. Aktuellen Planungen nach kommt eine Lok
der BR 199.8 ab April 2022 wieder planmäßig im
Reisezugverkehr zum Einsatz.
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Der zweite
Brockenzug des Tages erreicht die Alte
Bobbahn nahe Schierke. Unter Volldampf passiert die 99 7241 mit
ihrem Zug einen der zahlreichen Bäche am Brocken, welche in die Kalte Bode münden.
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Die letzte
erhaltene Einheitslok der Baureihe 99.22, die bereits zu DDR-Zeiten als
Traditionslokomotive ausgewählte 99 222 fährt entlang des Bahnparallelwegs und wird am Eckerloch einen 150 Grad-Bogen
machen.
Unübersehbar die durch Sturm
gelichteten Flächen und die toten,
ab dem 16. Jahrhundert und nach dem zweiten Weltkrieg für den
Holzbedarf geplanzten Fichten – welche nur noch aus Gewohnheit stehen. Während
in großen Teilen des Harzes eine geordnete Wiederaufforstung als
Mischwald stattfindet, bleibt das Totholz im besonders geschützten
Bereich am Brocken so liegen, der Wald hier ist sich selbst
überlassen.
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Auf noch gar
nicht so alten Satellitenbildern ist am Eckerloch noch der dichte,
gesunde Baumbestand zu sehen – nun herrscht nicht nur am Eckerlochstieg und der Brücke
über das Schwarze Schluftwasser
freie Fläche. Die 99 222 mit ihrem Zug zum Brocken. Die
früher nicht winterfest ausgerüstete 99 222 hat längst
ein geschlossenes Führerhaus bekommen und kann auch im Winter im
Brockenverkehr eingesetzt werden, trotz der optischen Herrichtung im
Auslieferungszustand wird die Lok im normalen Brockenverkehr eingesetzt.
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Die vor
einiger Zeit ebenfalls im Auslieferungszustand hergerichtete
Babelsberger Neubaulok 99 234 hat seit ihrer vorübergehenden
Aufgabe während eines Schneesturms im Januar 2019 einen besonderen
Namen, die „Eiskönigin“. Die Lok hat das mehrtägige Einfrieren
mit erstaunlich wenig Schäden überstanden und war nach
wenigen Tagen Werkstattaufenthalt wieder einsatzfähig. Nahe des Schluftkopf erklimmt die 99 234
die Steigung in Richtung Brocken. Von hier aus ist der Zug viermal auf
der Fahrt zum Brockengipfel zu sehen: Das erste Mal rechts im
Hintergrund, dann hier im Bild und noch zweimal oben in der
Brockenspirale am Gipfel.
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15 Minuten
später und rund 300 Meter höher umrundet die 99 234 oberhalb
der Baumgrenze das letzte Mal den Brockengipfel und erreicht gleich den
Brockenbahnhof.
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Es folgte
vor der Brockengipfelkulisse die 99 5906, die letzte noch
betriebsfähige Malletlok der HSB. Nachdem die originalen
NWE-Mallets 99 5901 und 5902 von 1897/98 bereits seit einiger Zeit
wegen Schäden abgestellt und inzwischen HU-fällig sind, steht
auch die von den Deutschen
Heeresfeldbahnen ursprünglich für den Einsatz auf
Meterspurstrecken in Frankreich bestellte, heutige 99 5906 mit Baujahr
1918 vor dem wohl endgültgien Einsatz-Aus.
99 5906 erreicht im Mai 2022 die Kesselfrist, welche nicht mehr
erneuert werden soll, obwohl 2018 erhebliche Investitionen in die Lok
getätigt, diverse Großbauteile erneuert wurden und die Lok
ein Kollisionswarnsystem erhielt. Seit Abschluss der HU kam die Lok
kaum noch zum Einsatz, der früher von ihr gefahrene zweite
Dampfumlauf im Selketal
entfiel damals aufgrund Personalmangels und seit der Pandemie waren
auch keine Einsätze zu verzeichnen.
Die Lok soll im Mai 2022 nach ihrer letzten Fahrt in den Lokschuppen in
Hasselfelde einziehen, wo bisher die zur Wiederinbetriebnahme
vorgesehene 99 7244 steht. An Sonderfahrzeugen steht im Harz
anschließend nur noch die im Brockenverkehr eingesetzte 99 222,
der GHE-T1 und die 99 6001 zur Verfügung – die 99 6001 ist
Stammlok im Selketal.
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Die Spuren
der am Morgen als erster Zug zum Brocken gefahreren Schneefräse
sind noch deutlich zu sehen, als die in Wintermonaten mit einem
Schneeräumer ausgestattete 99 222 am Schluftkopf wieder einen 150
Gradbogen fährt.
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Blick
entlang des Bahnparallelweges am Eckerloch in Richtung Schierke. Toter
Wald, wohin das Auge blickt.
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Am
Nachmittag die 99 7243 wieder an der Alten Bobbahn. Im Vergleich zur
Vormttagsaufnahme ist die Schneeschmelze bei den rund +5 Grad gut zu
sehen.
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Der letzte
Zug zum Brocken. 99 7241 erklimmt im frühen Abendlicht unter
Volldampf den Brocken.
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Fast jeder
dürfte den Schnaps Schierker
Feuerstein kennen – ein Elixier, das die Kurgäste in Schierke vom
„Magendrücken“ befreien sollte. Vom Schierker Apotheker
Willy Drube erfunden, wird – nachdem die deutsche Teilung durch
Verstimmungen der westlichen Allierten mit den russischen Allierten
offenkundig
wurde – der originale Schierker Feuerstein seit 1952 in
Bad Lauterberg produziert. In Schierke wurde nach dem
Kriegsrezept weiter produziert, ab 1972 „volkseigen“. Seit 1990 sind
die beiden Unternehmen wieder in der ursprünglichen Form als
Familienunternehmen vereint, die Produktion ist weiter in Bad
Lauterberg.
Woher der Name kommt ist hier zu sehen: Der „echte“ Schierker
Feuerstein. Dank dem Borkenkäfer und der Dürre der Jahre 2018
bis 2020 vom umliegenden Wald befreit.
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Fotos
in Google Earth |
©
2022 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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