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Sonnabend, 11. Dezember 2021
– Straßenbahnen mit Tannenbäumen im Schnee
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Ende Oktober endet im Straßenbahnmuseum
Skjoldenæsholm
jedes Jahr die Fahrsaison, Ende April erwacht das Museum wieder zu
Leben. Mit einer Ausnahme, dem alljährlichen Tannenbaumverkauf am
zweiten Dezemberwochenende. In der Schleife Eilers Eg werden
Tannenbäume verkauft und vom Museum mit Hilfe von Transportloren
zum Parkplatz befördert.
In der Ende der 1990er Jahre in Skjoldenaesholm wiederaufgebauten Valby Gamle Remise
herrscht dann weihnachtliche Stimmung – das bisher dort angesiedelte
„JulecCafé“ zog dieses Jahr erstmals in das neu errichtete
Magazingebäude in der Smallegade 1 um, welches einfacher beheizt
werden kann.
Bereits 2014 und
2015
war der Fotograf zum Tannenbaumverkauf in Skjoldenæsholm, damals
war es kalt und sonnig, aber schneelos. Die Tage vor dem Wochenende
zeichnete sich ab, dass dieses Wochenende dort Schnee liegen
könnte und die eigentlichen Pläne wurden kurzfristig
über den Haufen geworfen. Seit Freitagabend schneite es in
Skjoldenæsholm durchgehend – zwar keine großen Mengen, aber
ein paar Zentimeter kamen bis zum Morgen zusammen.
Durch die Weihnachtsveranstaltung mussten die für den Einsatz
vorgesehenen Wagen draußen übernachten, was am Morgen
eingeschneite Wagen bedeutete. Der als „Nullerten“ geschmückte Lunding-Triebwagen 587 steht vor
der Valby Gamle Remise zum Ausrücken bereit.
Rechts der Schörling-Saugtriebwagen
R4 – ehemals Duisburg 711 – welcher in den letzten Monaten nach
Anpassung an einen fiktiven Kopenhagener Arbeitswagen fertiggestellt
wurde.
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Auf
der Fahrt nach Norden zeichnete sich ab, dass sich die aufziehende
Warmfront etwas schneller als erwartet durchsetzen könnte. Die
Temperaturen waren auf Lolland noch im Plusbereich und kein Schnee. Auf
Falster änderte sich das allmählich – erst auf der Insel
Seeland war eine Schneedecke anzutreffen. Im Museum angekommen zeigten
sich die Bäume noch schneeverhangen, perfekte Winterstimmung –
auch wenn die Temperaturen auch hier bereits leicht im Plusbereich
angekommen waren.
Der Maximum-Triebwagen 100 stand über Nacht zusammen mit Beiwagen
1253 am Frederiksberger Telefonkiosk
und ließ sich einschneien. Nun ist die Nachtruhe vorbei und die
Weihnachtsfahrten beginnen. Im Hintergrund sind die aktuell im Museum
laufenden Gleisbauarbeiten zu sehen, nach Saisonende Ende Oktober
begannen umgehend die Arbeiten zur Erneuerung der Schleife und der
Gleisharfe vor Remise 1. Die ab Ende der 1970er Jahre errichteten
Gleise waren altbrauchtbar aus København und Århus
übernommen worden und an der Verschleißgrenze angekommen.
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Auch
die Remise 1 wird derzeit renoviert. Neben den Dachfenstern wird auch
die Fassade entlang der Valby Langgade erneuert. Die alten
Eternitplatten wurden entsorgt und eine neue, stärkere Isolierung
montiert. Nach dem Einbau neuer, zum Teil größerer Fenster
wird die Fassade neu verkleidet und künftig farbliche Akzente
setzen.
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Der Triebwagen 587 fährt als
„Nullerten“ bei Tobaksmarken gen Eilers Eg. In der dänischen
Tageszeitung Social-Demokraten,
später Aktuelt,
hatte der Karikaturist Helge Hall Jensen zwischen 1950 und 1964 eine
regelmäßige Karikatur über Zeile 0, auch „Nullerten“
genannt.
Auf Wunsch des Schauspielers Ib Schönberg wurde 1953 an einem
Sonntag im Dezember die Linie 0
eingerichtet und von Freiwilligen der Kopenhagener Straßenbahn
betrieben. Der Fahrpreis betrug eine Krone, der Gewinn
wurde für die Weihnachtsfeier der Sozialdemokraten im
Kopenhagener Rathaus verwendet.
Unter Mitwirkung von Schauspielern verkehrte
die Linie 0 bis 1956 noch drei weitere Male an je einem
Dezembersonntag.
Das Museum hat die Tradition wieder aufgenommen und jedes Jahr im
Dezember fährt ein entsprechend geschmückter
Lunding-Triebwagen als Linie 0.
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An
der aufgelassenen Hst Tobaksmarken der Scrap-Triebwagen 470 mit
Beiwagen 1065. Links ist der die letzten Jahre trockengelegte Teich auf
dem früheren Golfplatz zu sehen. Die einstigen Golfanlagen sollen
nach der Insolvenz des Golfklubs und dem Verkauf des Geländes in
der nächsten Zeit zu einem Naturgelände umgestaltet werden.
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Im
Sommer um die Mittagszeit das Motivklassiker in Skjoldenæsholm –
der Überweg an der ehemaligen Hst Tobaksmarken, heute fast
surreal verschneit. Hier passiert Düwag-GT6 2412 im Outfit der
Erprobung 1958 in København. Seit fast 20 Jahren ist der 2412
eines der am meisten eingesetzten Fahrzeuge des Museums. Nach
Fertigstellung des Tw 890 als Kopenhagener Wagen im letzten
Einsatzzustand ist für den 2412 eine gründliche
Instandsetzung vorgesehen.
Etwas irritierend wirkt hier die Fahrzeugkonstellation – bereits auf
der eingleisigen Strecke ist der Scrap-Zug 470/1065 unterwegs,
während der GT6 2412 gerade profilfrei ist. Die Signalanlage zur
Sicherung des anschließenden eingleisigen Abschnitts war am
Vormittag gestört, das letzte im Block ankommende Fahrpersonal
musste zur Sicherung von Gegenfahrten dem Gegenzug stets eine
Fahrerlaubnis mitgeben. Nach Übergabe der Fahrerlaubnis an den
Wagenführer des 470 setzt der 2412 seine Fahrt fort.
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Praktisch
zeitlos passiert der kriegsverdunkelte Verband aus den Wagen 275 und
1460 die Hst Flemmingsminde, in der die einstige Wartehalle von Vestre
Kirkegård in København aufgestellt ist.
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In Gegenrichtung der Scrap-Verband
aus den Wagen 470/1065. Die Geschichte der 1936 auf diesem Abschnitt
stillgelegten Sjællandske
midtbane
– auf der heute die Museumsstrecke verläuft – ist in der
Wartehalle dargestellt. Die Inbetriebnahme der von den Mitgliedern des
Vereins errichteten Strecke erfolgte zwischen 1985 und 1999 –
Flemmingsminde war zwischen August 1987 und Juli 1990 Endstation.
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Der
Verband aus den Wagen 100 und 1253 passiert die Hst Flemmingsminde.
Außer einzelnen Fotografen ist hier heute praktisch niemand
unterwegs.
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Den Waldrand vom Højbjerg Skov passiert
hat der 2412 auf der Fahrt ins Museum. Man sieht dem A-Teil des 2412
die gute Heizung deutlich sichtbar an …
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Entsprechend der Lage am Waldrand
hat die Ausweichstelle den Namen Skovkanten erhalten. Tw 470 und Bw
1065 fahren in die Haltestelle ein. Der Schnee hat den unschlagbaren
Vorteil, Szenerien umsetzen zu können, die im Sommer und bei
Sonnenschein kaum möglich sind. Die Hst Skovkanten ist im Sommer
ein dunkles Loch im Gegenlicht mit hellem Hintergrund.
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Die Wagen 275 und 1460 haben die
Hst Skovkanten erreicht …
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… der
Wagenführer steigt aus und übergibt die Fahrerlaubnis
für den Abschnitt zwischen Skovkanten und Tobaksmarken in Form
eines „Signalstabes“ aus Messing dem entgegenkommenden
Wagenführer.
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Tw
327 hat mit dem Verband 100/1253 gekreuzt, im dunkleren Umfeld kommen
die beleuchteten Weihnachtsbäume auf den Triebwagen gut zur
Geltung.
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Nach dem hier querenden Forstweg
ist die Hst Gammel Sparegodtvej benannt.
Die Instandhaltung von Fahrzeugen und der Infrastruktur erfolgt
ehrenamtlich – Gräben wollen gepflegt, Drainagen
funktionsfähig, der Baumbestand und der Grünwuchs
kontrolliert sein. Die „große“ Bahn gerade in Deutschland
führt regelmäßig vor, welche Auswirkungen Stürme
bei Unterlassung aktiver Grünstreifenpflege auf die Strecken haben
können. Nicht selten wird in ganzen Bundesländern bei
Sturmwarnung der Betrieb eingestellt.
In den letzten Jahren wurde die Trasse der Straßenbahn deutlich
ausgeholzt, um diese Sturmschäden zu minimieren. Den Fotografen
freut es als Nebeneffekt – fast jedes Jahr finden sich neue
Möglichkeiten entlang der Strecke.
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Der Triebwagen 327 befördert
die in Eilers Eg verkauften Tannenbäume mit einer Transportlore
zum Museum, wo sie auf die Meterspur umgeladen werden.
Hier wieder an der Hst Gammel Sparegodtvej.
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Im
Sommer ist die Hst Gammel Sparegodtvej ein beliebtes Ziel von
Museumsbesuchern – mit der Straßenbahn „ins Grüne“ fahren
und an den mit Bänken und Tischen ausgestatteten Plätzen das
mitgebrachte Picknick genießen. Heute ist es allerdings
dafür etwas kalt …
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Auf dem Weg nach Eilers Eg der Tw
100 mit Bw 1253.
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Benannt
nach der die Bahntrasse querenden Brücke ist die Hst Broen mit
ihrer markanten Haltestellensäule und den zeitgenössischen
Werbeplakaten.
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Im Hintergrund die einst über
die Sjællandske midtbane
führende Brücke. Noch heute, 85 Jahre nach Stilllegung der
Eisenbahnlinie, ist das staatliche Infrastrukturunternehmen Banedanmark für die Sicherheit
der Brücke zuständig.
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Schnee ohne Schneemann? Gibt es
nicht, hier wird er gerade gebaut.
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Tw 275 mit Bw 1460 erreichen die
Hst Broen. Im Hintergrund ist die Endstelle Eilers Eg zu erkennen.
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Der Scrap-Zug 470/1065 hat die Hst
Broen durchfahren.
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Der „Nullerten“ 587 vor der Hst
Broen wieder auf dem Weg ins Museum.
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20
Minuten später hat der Nullerten wieder die Hst Eilers Eg erreicht
und steht zur Fahrt zum Museum bereit. Links die markante, von der Hst
Fruens Bøge in Odense stammende Wartehalle.
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Für
die Kinder ist der Schnee vielleicht der erste ihres Lebens, da gibt es
kein Halten ihn zu entdecken. Nach einer kleinen Verzögerung im
Betriebsablauf erreicht der Verband aus 470/1065 die Hst Eilers Eg und
wird bereits von zahlreichen Fahrgästen erwartet, die sich auf die
wohlige Wärme im Wagen freuen.
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Haben
sich Besucher für einen Baum entschieden, wird er sogleich per
Smartphone bezahlt. So ganz geht die moderne Technik doch nicht am
Museum vorbei …
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… anschließend wird der Baum
eingenetzt, nummeriert und mit dem Straßenbahngüterzug auf
die Reise geschickt …
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… der hier in Form des Tw 327 mit
dem Troljebivogn 30a zur Abfahrt bereitsteht.
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Ein
letztes Foto in Eilers Eg, bevor es im gut beheizten
Düwag-Gelenkwagen wieder ins Museum geht. Nach drei Stunden
Streckenwanderung sind die Wärmereserven aufgebraucht und die
Füße eiskalt. Die Mitarbeiter an den halboffenen
Straßenbahnwagen bzw. den Verkaufsständen haben da noch drei
Stunden vor sich.
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Auf
der Suche nach etwas Wärme bot sich ein Rundgang durch die
Busausstellungshalle an, wo en Teil des Fuhrparks des Museums
ausgestellt ist. Die hier im Bild zu sehenden Fahrzeuge sind
prinzipiell betriebsbereit, werden aber kaum eingesetzt – im Falle des
O-Busses 101 soll sich dieses mittelfristig ändern, wenn im Museum
die O-Bus-Fahrleitungsanlage errichtet ist. Zuvor müssen am Wagen
101 noch einige Instandsetzungen durchgeführt werden, damit er
regelmäßig eingesetzt werden kann. Mit Hilfe eines
Bodenschleifers kann das Fahrzeug im Museum unter
Straßenbahnfahrleitung bereits heute kurze Strecken aus eigener
Kraft zurücklegen.
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Prägnante, aus Deutschland
wohlbekannte Form. Der Büssing
Senator 12D mit der Nummer 62 wurde 1963 von der Nordisk Karosserifabrik
in Svendborg gebaut, in die sich im gleichen Jahr das deutsche
Unternehmen Büssing eingekauft hatte um günstigere
Zollbedingungen für Lieferungen in die nordischen Länder zu
bekommen. 1969 wurde das Unternehmen nach einer Reihe von für
Schweden gefertigten bzw. auf Rechtsverkehr umgebauten Fahrzeugen
dennoch geschlossen, Busse aus deutscher Produktion sind in
Dänemark bis heute kaum vertreten.
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Geschichte
endet nicht am Tag X, auch moderne Fahrzeuge haben eine begrenzte
Einsatzzeit und was für heutige Zeitgenossen wenig Nostalgisches
haben mag, wird es in 30 oder 40 Jahren für einen Großteil
der
dann Lebenden fraglos haben.
Links der gasbetriebene Bus 5202, 1998 von DAB Silkeborg gebaut und 2011 vom
Museum übernommen. Rechts der 2001 von East Lancashire Coachbuilders in
England auf einem Chassis eines Volvo
B7LT gebaute Doppelstockbus 2806, welcher 2018 als Leihgabe von Paaskebus ins Museum kam.
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Auch
die Mobilitätswende findet sich bereits im Museum. Hier ein
Fahrrad, das Ende der 1990er Jahre für ein Fahrrad-Sharing-System
in København verwendet wurde. An den Fahrrädern war diverse
Werbung angebracht, in diesem Fall für das Kopenhagener
S-Bus-System.
Der Bus 1425 wurde 2001 von der Aabenraa
Karosserifabrik auf Basis eines Volvo B10BLE-63 gebaut und bis 2011
von ARRIVA eingesetzt. Seit
2013 ist der Bus Bestandteil des Museums. Dahinter der Bus 1947, ein
2009 vom italienischen Unternehmen Industrial
Cars SpA auf Basis eines Renault
Master-Chassis gebauter Elektrokleinbus mit einer Reichweite von
150 km und 40 kW Leistung. Bis 2014 wurden diese Busse
in København von
ARRIVA als CityCirkel betrieben, 2016
kam der Wagen 1947 zusammen mit einem Ersatzteilspender ins Museum.
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Der Weihnachtsbaumtransport aus
Eilers Eg wartet bereits auf den Anschluss auf Meterspur.
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Auch bei der Kälte sind die
Mitarbeiter gut gelaunt und freuen sich über ein Foto, ehe der
Baum umgeladen wird.
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Zwei Mann, zwei Enden und schon
sind die Bäume für die weitere Etappe auf die Meterspur
verladen.
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Triebwagen
3 aus Århus fährt die Tannenbäume zum Parkplatz, wo sie
später von den Besuchern abgeholt werden können.
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Triebwagen 36 aus Flensburg folgt
im Sichtabstand.
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Bereits 10 Jahre ist die
Restaurierung des Tw 36 in Gera her,
der Wagen verkehrte nach Übernahme aus Flensburg lediglich im
Eröffnungsjahr 1978 auf der Meterspurstrecke des Museums und stand
die Jahre danach in der Remise 1 abgestellt.
Leider sind nach der Insolvenz der Stadtwerke Gera, welche die
Verkehrsbetriebe mit den Sog zogen, in Gera keine Restaurierungen
historischer Fahrzeuge mehr möglich. Das letzte für
Skjoldenæsholm begonnene Projekt war der Düwag-Triebwagen
815, welcher bis zum Jahr 2015 im Auslieferungszustand restauriert
werden sollte. Die Hoffnung, das recht weit fortgeschrittene Projekt
in Gera noch abschließen zu können, erfüllte sich nicht
– der
Rohbau des Wagens wird in Kürze nach Skjoldenæsholm
zurückkehren.
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Als Abschluss an der Valby Gamle
Remise wieder der „Nullerten“ in Form vom Tw 587.
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Fotos
in Google Earth |
©
2021 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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