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Sonnabend, 25. Juli 2020
– Mikrokosmos Skjoldenæsholm |
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Genau ein Jahr ist der letzte
Besuch im Straßenbahnmuseum Skjoldenaesholm her. Seitdem hat sich
die
Welt verändert – die Corona-Pandemie hat Staaten in „Lockdowns“
getrieben, die meisten Grenzen waren Monate unpassierbar. Die zum
Teil drastischen Maßnahmen haben Erfolg gezeigt, eine
unkontrollierte
Ausbreitung des COVID-19-Virus mit
nachfolgender Überlastung der Gesundheitssysteme konnte
hierzulande
bisher vermieden werden, so dass viele
Beschränkungen nach und nach wieder aufgehoben wurden – verbunden
mit
entsprechenden Hygieneauflagen.
Dänemark hat seine Staatsgrenze nach Deutschland zum 15. Juni mit
Einschränkungen wieder geöffnet, bis auf weiteres nur
für Feriengäste
mit mindestens sechs Übernachtungen – und für
Bundesbürger mit Wohnsitz
in Schleswig-Holstein.
Der erste „Verkehrstag“ im Mai entfiel durch die verspätete
Eröffnung
des Museums Anfang Juni, der zweite Verkehrstag heute konnte wie
geplant stattfinden und so führte der Weg erstmals in diesem Jahr
in
den
Mikrokosmos Skjoldenæsholm. Dort angekommen standen die beiden
Großraumwagen „Dukke Lise“ 701 aus København und
Hamburg V6E 3657 zum Ausrücken bereit.
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Alle aktuell
fahrfähigen
Triebwagen waren heute für einen Einsatz verplant, so dass dem
Besucher
reichlich Abwechslung geboten wurde und tagsüber reichlich
rangiert wurde. Der V6E 3657 rückt zusammen mit seinem Beiwagen
V7BE
4384 aus der Valby Gamle Remise aus.
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Üblicherweise zu festen
Garnituren zusammengestellte Kopenhagener Wagen waren heute zu zwei
Dreiwagenzügen zusammengestellt, der „Scrap“-Beiwagen 1065 wurde
zwischen
Tw 327 und Bw 1321 gekuppelt.
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Für den Besucher aus
Deutschland
ist das Museum aktuell in doppelter Hinsicht eine Zeitblase, seit Ende
April gilt mit der schrittweisen Öffnung der geschlossenen
Geschäfte
und Restaurants in Deutschland innerhalb von Geschäften und
Zügen bzw. Bahnhöfen eine Mundschutzpflicht. In Dänemark
setzt der
Gesetzgeber dagegen auf Abstand und Desinfektion. Für einen das
deutsche Prozedere gewohnten Besucher ein Hauch zusätzlicher
Nostalgie
– aber in Anbetracht der in Deutschland erwarteten Wirkung der Masken
zwiespältige Nostalgie.
Für die hohe Besucherzahl waren in den ersten Stunden alle drei
aktuell betriebsfähigen Meterspurwagen im Einsatz – der Basler Tw
213
hielt an einer provisorisch eingerichteten Haltestelle am Beginn der
Meterspurschleife, während der Århuser
Tw 3 und der Flensburger Tw 36 im Päckchen fuhren. Hier
verlässt der Tw
36 das Museum in Richtung Eingang, während die letzten Besucher
aus dem
Tw 213 aussteigen.
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Triebwagen 36 und 3 erreichen das
Museum, Triebwagen 213 macht sich sogleich wieder auf in Richtung
Eingang – der in den dänischen Sommerferien halbierte Preis der
Museen
zog zahlreiche zusätzliche Besucher an.
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Der wegen Schäden am
Stromabnehmer
lange abgestellte Triebwagen 12 aus Odense ist wieder einsatzfähig
und
wurde ganztägig eingesetzt. In Kürze wird der Tw 12 mit dem
Bw 59 einen
Beiwagen bekommen, der Wagen steht in Østermarie auf Bornholm
vor
der Fertigstellung.
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Der 1897 gebaute und 2003 aus dem
aufgegebenen HT-Museum übernommene Pferdeomnibus 17 erfreut sich
stets
großer Beliebtheit und macht regelmäßig Rundfahrten
über das Gut
Skjoldenæsholm.
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Um 11 Uhr war der Parkplatz gut
belegt, so mancher Besucher musste entlang der Straße
parken. Tw 213 erreicht die Hst Skjoldenæsvej.
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Kind und Kegel steigen ein und
Abfahrt ins Museum. Die zweite Schleife der Meterspur soll
baldmöglichst in
Angriff genommen werden, dann können die Triebwagen aus
Århus auch mit
den im Museum vorhandenen Beiwagen verkehren.
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Für den Hamburger Zug waren
drei
Runden vorgesehen, auf der ersten Runde kehrt er hier ins Museum
zurück. Noch verlaufen sich die Besuchermengen auf dem
weitläufigen
Areal.
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Tw 701 erreicht entlang der Valby
Langgade das Museum und passiert einen Citroën Traction Avant der
frühen
1950er Jahre, perfekt zur „Dukke Lise“ von 1949 passend.
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Der üblicherweise in der Valby
Gamle Remise nur ausgestellte Tw 701 kommt seit zwei Jahren zu den
Verkehrstagen zum Einsatz, für regelmäßige
Einsätze müsste das Fahrzeug
gründlich aufgearbeitet werden. Probleme mit der Trolleystange
führten
auf der dritten Runde zum vorzeitigen Aussetzen des Wagens, an der
aufgelassenen Hst Tobaksmarken wurde „kurz“ gewendet und nach dem
Drehen der Stange im Rückwärtsgang zurück ins Museum
gefahren.
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Die mitgebrachte Höhe sollte
an der
klassischen Fotostelle Tobaksmarken für einige Sonnenaufnahmen der
eingesetzten Züge genutzt werden, doch von den anfangs acht
prognostizierten Stunden Sonne blieb ab mittags nicht mehr viel
übrig.
Hier
treffen sich beide Dreiwagenzüge – vorne der Tw 327 mit Bw 1065
und
1321, welche im Zustand der 1960er Jahre restauriert sind. Dahinter Tw
100 mit den Bw 1253 und 283, welche mit Ausnahme des Bw 283 den Zustand
der späten 1920er Jahre zeigen.
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Die zweite Runde vom V6E/V7BE-Zug
schrammte in Tobaksmarken haarscharf an Sonne vorbei, so dass die
Hoffnung auf der dritten und letzten Runde lag. Wie hoch die
Wahrscheinlichkeit war, ist an der Wolkendichte im Hintergrund zu
erahnen. Und keine zehn Sekunden nach Durchfahrt des Zuges ging das
Licht aus. Volltreffer, Wunschmotiv mit Sonne im Kasten. Der Golfplatz
Skjoldenæsholm ist seit Jahresende 2019 geschlossen, entsprechend
ist
die sonst akkurate Platzpflege eingestellt.
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Im
Mai 2017 war in Tobaksmarken die Welt noch in Ordnung. Der Teich war
mit Wasser gefüllt, die Golfspieler
gingen dem dänischen Volkssport nach und die
Straßenbahnfotografen dem
fotografieren der Straßenbahnen inmitten frischem Grün.
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Im
Straßenbahnmuseum sind inzwischen die Oldtimer angekommen, welche
traditionell zu den Verkehrstagen anreisen und die Valby Langgade mit
Leben bis hin zum Picknick auf der Promenade füllen.
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Das Leben pulsiert wie einst in
einer Großstadt. Tw 74 aus Malmö passiert die Szenerie.
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Das
jüngste Museumsexponat, der 1985 gebaute Tatra T3SUCS 7079 aus
Prag,
trifft auf den ältesten Wagen – den 1872 als Pferdebahnwagen
gebauten Wagen 283.
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„Scrap“-Triebwagen 470 ist heute
ohne Beiwagen unterwegs und erreicht das Museumsgelände.
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Trubel in Odense oder doch „nur“ im
Museum?
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Der
das Museum tragende Verein Sporvejshistorisk
Selskab (SHS) pflegt nicht
nur die Straßengeschichte Dänemarks, er begleitet auch aktiv
die
Wiedereinführung der Straßenbahn in Dänemark. Seit Ende
2017 wird in
Aarhaus die Aarhus Letbane
betrieben, im April 2019 wurde der letzte Bauabschnitt in Betrieb
genommen. Vsl. 2021 wird auch Odense wieder eine Straßenbahn
erhalten. København selbst bekommt 2025 in Form der Hovedstadens Letbane entlang des Ring 3 wieder eine
Straßenbahn,
welche zwischen Ishøj und Lundtofte verkehren wird.
Vor dem 2020 dem Museum gespendeten „Mock-up“ des künftigen
Kopenhagener Straßenbahnwagens vom Typ Siemens Avenio steht der 1876 als
Pferdeomnibus gebaute Wagen 51, welcher 1882 zum
Pferdestraßenbahnwagen
umgebaut wurde.
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Die Hovedstadens Letbane errichtet
Siemens zusammen mit dem dänischen Unternehmen Per Aarsleff –
die Neubaustrecke entlang des Ring 3 wird eine Streckenlänge von
28 km umfassen, 29 Haltestellen erhalten und vsl. 2025 eröffnet.
Siemens wird 27 vierteilige Avenio liefern, dessen Gestaltung an diesem
„Mock-up“ festgelegt wurde. Nachdem das 1:1-Modell nicht mehr gebraucht
wird hat es nun Eingang in die Ausstellung in der Valby Gamle Remise
erhalten.
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Der
Rostocker Reko-/Gothazug 797/924 fuhr am Nachmittag zwei Runden nach
Eilers Eg. Mit den seit bald 30 Jahren nur noch deutsche Geschichte
verkörpernden DDR-Flaggen erreicht der Zug die Schleife.
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Abfahrtbereit
in Eilers Eg mit der aus Odense gespendeten einstigen Wartehalle der
Hst Fruens Bøge. Links steht der frühere Tw 711 der Duisburger
Verkehrsgesellschaft AG (DVG), welcher seit langem zur
Restaurierung
vorgesehen ist und bei dem jüngst deutliche Arbeitsfortschritte
erreicht wurden.
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Der
Zugverband 275/1460 ist im Zustand der 1930er Jahre erhalten und zeigt
sich dieses Jahr im kriegsverdunkelten Zustand mit weißer
Kontrastfarbe
auf Rammbohle und Kupplung sowie zum Schutz vor nächtlichen
Fliegerangriffen angepasster Beleuchtung.
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1914
beschafften die Verkehrsbetriebe in Duisburg einen Saugtriebwagen von Schörling, welcher mit einer
zwischen den Antriebsachsen laufenden
Saugeinrichtung zur Rillenschienenreinigung ausgestattet ist. Im Jahr
1997 wurde der Wagen an das kurzlebige Straßenbahnmuseum Schwerte
verkauft und im Jahr 2000 bei der Versteigerung der Wagen vom
Straßenbahnmuseum Skjoldenæsholm übernommen. Nachdem
die
Saugeinrichtung wieder funktionsfähig ist, wird auch am restlichen
Wagen verstärkt gearbeitet und das künftige Erscheinungsbild
als R4 ist
schon erkennbar.
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Am Nachmittag leerten sich die
Oldtimerreihen im Museum allmählich, Tw 275 fährt mit Bw 1460
entlang
der Valby Langgade.
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Der
Maximum-Tw 100 wurde am Nachmittag im Dreierverband vom in der gleichen
Epoche restaurierten Tw 22 abgelöst. Hingucker und längst
eine
Wertanlage sind die VW T1-Bullys.
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Lunding-Tw
587 bricht zur letzten Runde während des Besucherbetriebs auf, der
Straßenbahnernachwuchs stellt die Weiche zwischen Spur A und B
passend
und gibt dem Fahrer ein Zeichen zur Fahrt.
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Am
späteren Nachmittag wird mit dem Wegstellen der Wagen
begonnen. Der am Mittag ausgesetzte Tw 701 stand durch die
Rückwärtsfahrt falsch herum und musste noch gedreht werden,
über den
Gleiswechsel im Bereich der Abfahrtshaltestelle wurde der Wagen
anschließend auf seinen Stellplatz gefahren.
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Ein
letztes Mal drehen der Trolleystange und der Wagen ist in Kürze
wieder
statischer Bestandteil der Ausstellung in der Valby Gamle Remise.
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Zusammen
waren sie in København nicht im Einsatz – zunächst wurde
1957/58 in
København der Düsseldorfer Triebwagen 2412 erprobt, ihm
folgte
anschließend der Hamburger PCC-Triebwagen 3060. Das Ergebnis ist
bekannt und der Düsseldorfer Wagen fuhr danach noch Jahrzehnte in
Düsseldorf, während der 3060 nach seinem Einsatz in
Kopenhagen nach
Brüssel kam und dort bis 1994 im Einsatz stand, ehe er an den Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn
e.V. (VVM) verkauft und wieder zum Hamburger Wagen wurde. Hier
stehen beide Probezüge an der Valby Gamle Remise zur Fahrt nach
Eilers Eg bereit.
Der Düwagwagen 890 soll als nächstes
Aufarbeitungsprojekt im letzten Einsatzzustand von 1972 fertiggestellt
werden. Der Tw 2412 ist aktuell einer der Wagen mit der höchsten
Laufleistung im Museum und bedarf inzwischen einiger
Instandsetzungsmaßnahmen, die nach Fertigstellung des 890 in
Angriff
genommen werden sollen.
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Zusammen
mit den Erprobungsträgern und aktuell dem Mock-up des
künftigen
Straßenbahntyps für København ist in
Skjoldenæsholm eine praktisch
vollständige Dokumentation der Straßenbahngeschichte der
Stadt in
Originalexponaten erhalten.
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Ein langjähriges
Aufarbeitungsprojekt ist der 1907 von Scandia
gebaute Tw 261, welcher vom Museum 1977 als Ruine übernommen
werden konnte. Der bei Übernahme 70 Jahre alte Wagen wurde im
Zustand
von 1927 restauriert und zum Mitgliedertag 2020 43 Jahre nach
Übernahme
erstmals im Betrieb vorgeführt. Hier steht er zur ersten Ausfahrt
vor
der Remise 1 quasi fabrikneu aufgestellt.
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Vor
der ersten Ausfahrt waren einige Betriebswagen wegzurangieren. Der Tw
587 setzte zur Remise 1 und nach Ausfahrt vom Arbeitswagen R4 konnte
der 261 auf Strecke gehen.
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Nach
Ende des Besucherbetriebs wurde für die Mitglieder des
Museumsvereins
der abendliche Betrieb vorbereitet. Der Saugwagen R4 rangiert vor die
Valby Gamle Remise, um den Mitgliedern die instandgesetzte
Saugeinrichtung zu demonstrieren.
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Das Museum hat sich 40 Minuten nach
Schließung geleert, der Cafévogn 2410 kehrt aus Eilers Eg
ins Museum
zurück.
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Der Tw 261 wird für die erste
Ausfahrt für die Mitglieder des Museums bereitgestellt.
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Kein Vergleich mehr zum Trubel des
Betriebstages im Museum. Tw 261 hat auf der Premierenfahrt das Museum
wieder erreicht.
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In København wurden
früh Zeitzeugen des städtischen Nahverkehrs
bewahrt. Der 1897 bei Falkenried
gebaute Tw 17 wurde 1936 anläßlich eines Jubiläums
zum Museumswagen, er war bereits seit 1927 als Arbeitswagen genutzt
worden. Der 1934 gebaute Bus 314 wurde 1953 ausgemustert und vom
HT-Museum übernommen – nach deren Auflösung kam der Bus im
Jahr 2003
zum Museum
in Skjoldenæsholm, wo er wieder zugelassen wurde und hier neben
dem zur
Verdunkelung ausgerüsteten Tw 275 zu sehen ist.
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Der Tw 261 drehte vor
dem gemeinsamen Abendessen für die Mitglieder noch
eine zweite Runde durch das Museum. Hier passiert der Triebwagen die
Valby Langgade mit der Remise 3. Das Museum unterhält auf
ausschließlich ehrenamtlicher Basis mehr Fahrzeuge, als mancher
Kleinstadtbetrieb insgesamt an Fahrzeugen besitzt.
20 Triebwagen kamen mit den entsprechenden Beiwagen auf der Regelspur
zum Einsatz, ergänzt von drei Triebwagen der Meterspur. In der
Remise 3
ist wohl noch Arbeitsvorrat für die kommenden 100 Jahre
abgestellt. Bei
Gründung der SHS vor über 50 Jahren hätte kaum jemand
das
heute erreichte erträumt.
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Gegen
18 Uhr begann das Abendessen für die Mitglieder, der Tw 261 setzt
punktgenau zur Remise 1 aus. Die Wetterkarte sagte eine
Schlechtwetterfront an – der Tag hatte eine kaum noch zu
toppende Ausbeute ergeben, sodass nach einer ohnehin recht kurzen Nacht
die Heimreise angetreten wurde und an dieser Stelle darf ein
großes
„Danke“ an die aktiven Mitglieder des Vereins SHS nicht vergessen
werden.
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Fotos
in Google Earth |
©
2020 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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