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Sonntag, 15. September 2019
– Plankurbeln in Düsseldorf
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Düsseldorf war im
Bestand bisher ein weißer Fleck auf der Karte – hier fuhren noch
bis 2011 die klassischen Düwag-Gelenkwagen, zudem in der
einst verbreiteten elfenbeinfarbenen Lackierung. Wiege der
„Düwagwagen“ war die Waggonfabrik
Uerdingen, welche 1981-99 als DUEWAG
firmierte und dann von SIEMENS
übernommen wurde – im Jahr 2012 wurde in Uerdingen das letzte
Straßenbahnfahrzeug gefertigt.
Die Düwagwagen haben in Düsseldorf entsprechend einen hohen
Stellenwert in Verkehrsbetrieb und Bevölkerung – neben den bereits
im Bestand der Linie D
befindlichen Düwag-Fahrzeugen blieben nach der Verabschiedung der
Düwags drei klassische Düwagzüge betriebsbereit und
ermöglichen einen umfangreichen Gelegenheitsverkehr, den die Linie D - Arbeitsgemeinschaft historischer
Nahverkehr Düsseldorf e. V. in Zusammenarbeit mit der
Rheinbahn organisiert.
Am 15. September wurde in Düsseldorf ein „Autofreier Tag“
veranstaltet, Teile der Innenstadt gesperrt und der gesamte ÖPNV
kostenlos angeboten. Der sonntägliche Verkehr wurde verstärkt
und die Linie D übernahm vier planmäßige Kurse mit den
im letzten Betriebszustand befindlichen GT6 bzw. GT8, weitere vier
Kurse wurden auf der Sonderlinie 709E Polizeipräsidium –
Hauptbahnhof
von Museumsfahrzeugen gefahren.
Acht Fahrzeuge sollten auch in einer bis dato noch unbekannten Stadt
umzusetzen sein und so begann der Fototag bei bestem Sonnenschein in
der Nähe des Betriebshofs Am
Steinberg, wo der GT6 2432 aus der
Ulenbergstraße kommt.
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Auf den ersten Blick haben die
Düsseldorfer Combino der
Typen NF8 und NF10 wenig Ähnlichkeit mit den klassischen Combino
von
SIEMENS. Bei den NF8 und NF10 sind die vorderen Laufwerke unter dem
Fahrerplatz, was den auch Silberpfleil
genannten Wagen ihr markantes Äußeres gibt. Der 2003 gebaute
Tw 2204 passiert den Martin-Luther-Platz.
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Die ab den späten 1980er
Jahren von DUEWAG entwickelten Niederflurwagen vom Typ MGT6D
gehören heute zu den „Oldies“ bei den Straßenbahnbetrieben
und weisen einige konstruktionsbedingte Schwächen, speziell
im Bereich der
Einzelrad-Einzelfahrwerks (EEF) auf. Die BOGESTRA in Bochum bewogen die
Mängel zur Ersatzbeschaffung, da die Fahrzeuge als nicht mehr
sanierbar eingestuft wurden und die aktuell noch eingesetzten Fahrzeuge
nach Łódź in Polen verkauft wurden, wo sie saniert und weiter
eingesetzt werden.
Bei der Rheinbahn werden seit 2016 die vorhandenen 48 der hier NF6
genannten Fahrzeuge bei der IFTEC
GmbH & Co. KG in Leipzig aufgearbeitet und bleiben noch rund
16 Jahre in Betrieb. Fast wie neu strahlt der dieses Jahr sanierte NF6
2134 an der Hst Schadowstraße.
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Ein imposantes Gespann ist der
zwölfachsige Zug aus GT8 2663 und B4 1206. Der GT8 2663 zeigt sich
im letzten Betriebszustand bei Einsatzende der GT8, der 1996 als
historischer Wagen fertiggestellte B4 1206 wurde 1966 als
Fernlinienwagen gebaut und besitzt entsprechend der Bauform der
Triebwagen vom Typ K66 als Zweirichtungswagen
Türen auf beiden Seiten. Erstmals seit vielen Jahren ist der GT8
2663 heute wieder im Linienverkehr des normalen Auslaufs und fährt
auf der 701 gen Am Steinberg.
Zu den Einsatzzeiten der Düwagwagen sah es im Bereich der Hst
Schadowstraße noch gründlich anders aus – der Autoverkehr
ist seitdem unter der Erde verschwunden und die Bebauung des Areals am
Martin-Luther-Platz hat sich deutlich gewandelt.
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Hst der Hst Steinstraße U ist
die Johanneskirche fotogener Bildhintergrund. Der GT6 2432 ist mit B4
1680 unterwegs, welcher jüngst Jägermeister-Reklame nach
historischer Vorlage erhalten hat.
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Der GT8 2965 – hier an der Hst
Sternstraße – kam auf der Linie 706 nach Düsseldorf-Hamm zum
Einsatz, auch er zeigt sich im letzten Betriebszustand wie er 2011 aus
dem Linienverkehr ausschied.
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Der GT8 2656 ist zusammen mit dem
B4 1700 der dritte im Bunde, welcher sich im letzten Einsatzzustand
zeigt – hier biegt er auf der 707 zum Medienhafen von der
Sternstraße auf die Duisburger Straße ein.
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Entlang der Kaiserstraße
wieder der Verband GT6 2432 und B4 1680 gen Mörsenbroich.
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Nun war es Zeit, sich vom
„gewöhnlichen“ Linienverkehr abzuwenden und sich der Sonderlinie
709E zuzuwenden. Zwischen Polizeipräsidium und Hauptbahnhof
verkehrten
ab Mittags im 10-Minutentakt vier Kurse, von denen einer vom GT8SU 3206
gefahren wurde.
Insgesamt 69 Fahrzeuge des auf dem Typ
„Mannheim“ – aufbauenden GT8S wurden ab 1973 für
Düsseldorf gebaut und in den typischen Stadtbahnfarben
rot/weiß lackiert. 36 Fahrzeuge wurden zwischen 1981 und 1983
für den Betrieb auf den Stadtbahnstrecken umgebaut und zu GT8SU,
auffälligstes Merkmal dieser Fahrzeuge waren die Trittstufen
für den Betrieb an Hochbahnsteigen. Während die verbliebenen
GT8S bis 2011 ausgemustert und verkauft wurden, wurden 32 Fahrzeuge vom
Typ GT8SU 2011-13 nochmals modernisiert – sie stehen noch bis zur
Inbetriebnahme der bestellten HF6 meist auf der U75 im Einsatz und sind
anschließend zum Verkauf nach Krakau vorgesehen.
Die Rheinbahn behielt von den markanten GT8S kein Fahrzeug als
historisches Fahrzeug und alle noch im Bestand befindlichen GT8SU waren
zur Modernisierung vorgesehen. Der Zufall wollte es, dass sich 2013
innerhalb der Linie D eine junge Gruppe zusammenfand, der der seit 2001
im Betriebshof Heerdt abgestellte GT8SU 3206 aufgefallen war, welcher
nach Drehgestellproblemen an den GT8SU nicht wieder in Fahrt kam und
seitdem als Ersatzteilspender und Lagerraum genutzt wurde. Zu diesem
Zeitpunkt verschwanden im Zuge der Modernisierung in Hennigsdorf auch
die letzten rot/weißen GT8SU aus dem Stadtbild in
Düsseldorf, so dass dieser Wagen die letzte Chance war, einen
GT8SU im Originalzustand erhalten zu können.
Die Gruppe arbeitete sich mit viel Mühe und Aufwand durch das
desolate Fahrzeug, reinigte und komplettierte es. Die Mühen
lohnten sich, 2016 konnte das zunächst kaum als erreichbar
gedachte Ziel der Funktionsfähigkeit erreicht werden. Dennoch
dauerte es noch drei Jahre, ehe der GT8SU 3206 auch wieder für den
Fahrgastbetrieb zugelassen werden konnte – 18 Jahre nachdem er mit
Drehgestellproblemen außer Dienst gestellt worden war und nun bei
der Rheinbahn der letzte seiner Art war.
Hier passiert der GT8SU 3206 auf seiner ersten Fahrgastfahrt an der Hst
Berliner Allee am autofreien Tag zum Glück autofrei den Fotografen
auf derr Fahrt zum Hauptbahnhof.
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Die Graf-Adolf-Straße kreuzt
die Linie 701 entlang der Berliner Allee. GT8 2663 und
B4 1206 sind auf dem Weg zum Depot Am Steinberg.
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Der GT8SU 3206 erreicht entlang der
Haroldstraße die Hst Graf-Adolf-Platz. Entlang der
Haroldstraße verlief 1841 bis 1891 auch die Strecke
Düsseldorf –
Elberfeld der Düsseldorf-Elberfelder
Eisenbahn-Gesellschaft (DEE).
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Teile der Straßenbahn in
Düsseldorf sind wie in vielen Städten als Stadtbahn im Tunnel
verschwunden, am Hauptbahnhof verläuft die Straßenbahn
weiterhin klassisch über den Bahnhofsvorplatz, welcher in
Düsseldorf Konrad-Adenauer-Platz heißt. GT8SU 3206
verlässt den Konrad-Adenauer-Platz auf dem Weg zum
Polizeipräsidium.
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GT8 2656 und B4 1700 verkehren
derweil auf der Linie 707 zum Medienhafen, welcher seit Januar 2014 von
der Straßenbahn erreicht wird und heute erstmals von
Düwagwagen auf Linie angefahren wurde.
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Der GT6 2501 ist der erstgebaute
Düwag-Gelenkwagen und wurde 1956 an die Rheinische
Bahngesellschaft (heute Rheinbahn) ausgeliefert. Ihm folgten
weit
über tausend Fahrzeuge in vielen (Lizenz-)Varianten
für
zahlreiche Betriebe in Europa – die für Kopenhagen gebauten
Düwagwagen kommen zum Teil bis heute gar in
Nordafrika im ägyptischen
Alexandria zum Einsatz.
Der noch bis 2002 im Linienverkehr eingesetzte erstgebaute
Düwag-Gelenkwagen wird entsprechend seiner geschichtlichen
Bedeutung in Düsseldorf betriebsfähig erhalten und ist im
Farbschema der Auslieferung 1956 lackiert. Hier setzt er am
Hauptbahnhof zur Fahrt zum Polizeipräsidium ein, diese Fahrt
sollte
allerdings bereits an der Berliner Allee enden – zwei Autos
stießen während des Haltestellenaufenthaltes frontal
zusammen, ein Wagen blieb auf den Straßenbahngleisen stehen.
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Der Autounfall brachte für den
GT8SU 3206 einen ungeplanten Einsatz zum ISS-Dome, da er zum
Unfallzeitpunkt an der Berliner Allee in Gegenrichtung stand
– aber im
Gegensatz zum GT6 2501 abgeleitet werden konnte. Die Strecke zum
ISS-Dome wurde erst im Januar 2018 eröffnet und war zum
Unfallzeitpunkt die praktikabelste Endstelle zum ableiten des GT8SU mit
seiner durch die Klapptrittstufen leicht erhöhten Wagenbreite.
Die Mitfahrenden freuten sich natürlich ob der nun plötzlich
langen Auslaufstrecke für den GT8SU, der Fotograf suchte sich
während der Mitfahrt entlang der Strecke ein Motiv – denn was
hochfährt muss eigentlich auch wieder runterkommen... GT8SU 3206
passiert nach rund 45 Minuten
geduldigem Wartens an der Jülicher Straße
hinter der Hst Münsterplatz den Fotografen.
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Wenn zwei Kurse der 701 als
Düwag gefahren werden, wartet man den nächsten Düwagkurs
natürlich auch noch ab. GT8 2663 mit B4 1206 passieren fünf
Minuten nach dem GT8SU den
Fotografen.
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„Just in time“ passte es, den
Düwagkurs auf der 706 an der Hst Kopernikusstraße
abzulichten. Hier biegt der GT8 2965 aus der Straße Auf'm
Hennekamp auf die Himmelgeister Straße ein.
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Mit Aufgabe des Düwagbetriebes
im Juni 2011 legte die Rheinbahn den Betriebshof Am Steinberg still und
schrieb ihn zum Verkauf aus, kassierte diesen Beschluss allerdings im
Jahr 2015 wieder, nachdem Leistungserweiterungen absehbar waren und
für die historischen Fahrzeuge der Platz an den anderen
Rheinbahn-Standorten absehbar nicht mehr
reicht. Entsprechend wurden im Dezember 2015 Teile des Betriebshofs Am
Steinberg für
die historischen Fahrzeuge wieder in Betrieb genommen, ggf. sollen in
Zukunft alle historischen Fahrzeuge der Rheinbahn hier ihre Unterkunft
finden. GT8 2965 hat die Endhaltestelle Am Steinberg erreicht und
rückt zum Überliegeplatz vor.
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Einst alltäglich, seit acht
Jahren Geschichte. Genauer betrachtet schon seit fast 17 Jahren
Geschichte – denn im Januar 2003 endete in Düsseldorf recht leise
der Einsatz der sechsachsigen GT6. Hier stehen GT6 2432/B4
1680 und GT8 2965 in der Straße am Steinberg auf den
Überliegegleisen zur nächsten Abfahrt auf den Linien 701 und
706 bereit.
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Während der GT6 2432 zur
nächsten Abfahrt zur Hst Merowingerstraße vorzieht, hat sein
moderner Nachfolger – der NF8 2205 von 2003 – Überliegezeit.
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Auf den letzten Metern vor der
Endstelle der 701 in Düsseldorf-Hamm wird es im Schatten von
Rheinturm und Hochhäusern fast ländlich. Der GT8 2965 hat die
Hst Hemmersbachweg verlassen und nähert sich entlang des Weges Am
Kuhtor der Hammer Dorfstraße.
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Die Endstelle Hamm ist ein
Gleisdreieck, der GT8 2965 steht am Ende des Gleises im Weg Auf den
Kuhlen den Fotografen und dem Fahrpersonal Modell – im Hintergrund ein
Zug der BR 423 im Hp
Düsseldorf-Hamm.
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Zum Abschluss des Fototages lag der
Fokus nochmals auf der Pendellinie Polizeipräsidium –
Hauptbahnhof.
Der GT6 2501 erreicht mit seinem Beiwagen 1689 die Endstelle
Polizeipräsidium. Welches Gleis befahren wird, lag offenbar im
Ermessen der Fahrer – hier fuhr der Zug nicht ganz wie von den
Mitfotografen erhofft ein – die örtlich ansässigen
Mitfotografen nahmen dies überwiegend leise oder lauter fluchend
hin und fuhren meist mit dem GT6 2501 davon.
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Geduld zahlt sich aus, denn
dem Fotografen fehlte ohnehin noch eine passable Aufnahme des
Düwag-Großraumzuges – dem Vorgänger des
Düwag-Gelenkwagens. Ab Anfang der 1950er Jahre baute Düwag
die Großraumwagen und lieferte den ersten Großraumwagen
1951 an die Üstra in
Hannover aus. Düsseldorf beschaffte ab 1953 rund 50
Großraumtriebwagen, die zunächst in grüner Lackierung
ausgeliefert wurden und bis Ende der 1980 Jahre eingesetzt wurden. Die
Rheinbahn erhält den T4 2014 (seit
2009 als Tw 114 geführt) und den B4 1629.
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Auch Zweiachserfahrzeuge werden von
der Rheinbahn bzw. der Linie D erhalten – im Einsatz stand heute der
KSW-Zug aus den Wagen 14 und 332. Die während des 2. Weltkrieges
von der Waggonbauindustrie als einfaches Fahrzeug entwickelten Kriegsstraßenbahnwagen
(KSW) kamen erst in den 1950er Jahren nach
Düsseldorf – der 1944 vom Siegener
Eisenbahnbedarf gebaute KSW-Tw 14 fuhr bis 1956 als Tw 36 in
Siegen und wurde kurz vor Einstellung der Siegener Straßenbahn
1958 nach Düsseldorf verkauft und 1970 zum Arbeitswagen 5133
umgebaut. Seit 1996 ist er Museumsfahrzeug der Rheinbahn.
Der KSW-Beiwagen 332 hat ein noch bewegteres Leben hinter sich – 1947
bei
der Waggonfabrik Uerdingen gebaut, wurde er als Beiwagen 11 an die
Straßenbahn Gießen geliefert und kam 1953 nach Stilllegung
der Straßenbahn in Gießen nach Düsseldorf, wo er bis
1966 als Bw 332 im Einsatz stand. Anschließend wurde der Wagen
nach Frankfurt/M verkauft und war dort als Bw 1465 bis 1978 im Einsatz.
Zwischen 1978 und 1998 diente der Wagen auf dem städtischen
Betriebshof in Gießen als Denkmal,
ehe er zum Straßenbahnmuseum Schwerte (SMS) kam. Mit Auflösung der
Sammlung im Jahr 2000 ersteigerte die Rheinbahn den Wagen, richtete ihn
wieder als Düsseldorf 332 her und setzt ihn seitdem hinter dem Tw
14 ein.
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Die Hst Graf-Adolf-Platz erreicht
bei bestem Abendlicht wieder der Großraumzug 114/1629.
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Zum Abschluss der Fotoreihe noch
einmal der GT8SU 3206. Es ist wohltuend zu sehen, dass auch 2019
persönliches Engagement zu solchen Ergebnissen führen kann –
in Zeiten wo mancher Verkehrsbetrieb seine historische Flotte zum Teil
drastisch reduziert oder ganz aufgibt. Große Teile der
Instandsetzungs- und Pflegearbeiten führen die Mitglieder der
Linie D aus, stellen auch die Fahrpersonale, die teilweise im Alltag
anderen Berufen nachgehen und nur für den Betrieb der historischen
Fahrzeuge eine Fahrlizenz erworben haben – und so auch nach Bedarf im
regulären Fahrbetrieb der Rheinbahn aushelfen können – ein
Win-Win-Geschäft.
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Fotos
in Google Earth |
©
2019 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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