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7. September – Historische Straßenbahnen in Köpenick
8. September – Septembersonntag in Berlin
14. September – Zeitreisen beim DEV
15. September – Plankurbeln in Düsseldorf
25. September – Letzte Reise für 472 036





Sonntag, 15. September 2019 – Plankurbeln in Düsseldorf

GT6 2432

Düsseldorf war im Bestand bisher ein weißer Fleck auf der Karte – hier fuhren noch bis 2011 die klassischen Düwag-Gelenkwagen, zudem in der einst verbreiteten elfenbeinfarbenen Lackierung. Wiege der „Düwagwagen“ war die Waggonfabrik Uerdingen, welche 1981-99 als DUEWAG firmierte und dann von SIEMENS übernommen wurde – im Jahr 2012 wurde in Uerdingen das letzte Straßenbahnfahrzeug gefertigt.
Die Düwagwagen haben in Düsseldorf entsprechend einen hohen Stellenwert in Verkehrsbetrieb und Bevölkerung – neben den bereits im Bestand der Linie D befindlichen Düwag-Fahrzeugen blieben nach der Verabschiedung der Düwags drei klassische Düwagzüge betriebsbereit und ermöglichen einen umfangreichen Gelegenheitsverkehr, den die Linie D - Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf e. V. in Zusammenarbeit mit der
Rheinbahn organisiert.
Am 15. September wurde in Düsseldorf ein „Autofreier Tag“ veranstaltet, Teile der Innenstadt gesperrt und der gesamte ÖPNV kostenlos angeboten. Der sonntägliche Verkehr wurde verstärkt und die Linie D übernahm vier planmäßige Kurse mit den im letzten Betriebszustand befindlichen GT6 bzw. GT8, weitere vier Kurse wurden auf der Sonderlinie 709E Polizeipräsidium – Hauptbahnhof von Museumsfahrzeugen gefahren.
Acht Fahrzeuge sollten auch in einer bis dato noch unbekannten Stadt umzusetzen sein und so begann der Fototag bei bestem Sonnenschein in der Nähe des Betriebshofs Am Steinberg, wo der GT6 2432 aus der Ulenbergstraße kommt.

Tw 2204

Auf den ersten Blick haben die Düsseldorfer Combino der Typen NF8 und NF10 wenig Ähnlichkeit mit den klassischen Combino von SIEMENS. Bei den NF8 und NF10 sind die vorderen Laufwerke unter dem Fahrerplatz, was den auch Silberpfleil genannten Wagen ihr markantes Äußeres gibt. Der 2003 gebaute Tw 2204 passiert den Martin-Luther-Platz.

Tw

Die ab den späten 1980er Jahren von DUEWAG entwickelten Niederflurwagen vom Typ MGT6D gehören heute zu den „Oldies“ bei den Straßenbahnbetrieben und weisen einige konstruktionsbedingte Schwächen, speziell im Bereich der Einzelrad-Einzelfahrwerks (EEF) auf. Die BOGESTRA in Bochum bewogen die Mängel zur Ersatzbeschaffung, da die Fahrzeuge als nicht mehr sanierbar eingestuft wurden und die aktuell noch eingesetzten Fahrzeuge nach Łódź in Polen verkauft wurden, wo sie saniert und weiter eingesetzt werden.
Bei der Rheinbahn werden seit 2016 die vorhandenen 48 der hier NF6 genannten Fahrzeuge bei der IFTEC GmbH & Co. KG in Leipzig aufgearbeitet und bleiben noch rund 16 Jahre in Betrieb. Fast wie neu strahlt der dieses Jahr sanierte NF6 2134 an der Hst Schadowstraße.

GT8 2663

Ein imposantes Gespann ist der zwölfachsige Zug aus GT8 2663 und B4 1206. Der GT8 2663 zeigt sich im letzten Betriebszustand bei Einsatzende der GT8, der 1996 als historischer Wagen fertiggestellte B4 1206 wurde 1966 als Fernlinienwagen gebaut und besitzt entsprechend der Bauform der Triebwagen vom Typ K66 als Zweirichtungswagen Türen auf beiden Seiten. Erstmals seit vielen Jahren ist der GT8 2663 heute wieder im Linienverkehr des normalen Auslaufs und fährt auf der 701 gen Am Steinberg.
Zu den Einsatzzeiten der Düwagwagen sah es im Bereich der Hst Schadowstraße noch gründlich anders aus – der Autoverkehr ist seitdem unter der Erde verschwunden und die Bebauung des Areals am Martin-Luther-Platz hat sich deutlich gewandelt.


GT6 2432

Hst der Hst Steinstraße U ist die Johanneskirche fotogener Bildhintergrund. Der GT6 2432 ist mit B4 1680 unterwegs, welcher jüngst Jägermeister-Reklame nach historischer Vorlage erhalten hat.

GT8 2965

Der GT8 2965 – hier an der Hst Sternstraße – kam auf der Linie 706 nach Düsseldorf-Hamm zum Einsatz, auch er zeigt sich im letzten Betriebszustand wie er 2011 aus dem Linienverkehr ausschied.

GT8 2656

Der GT8 2656 ist zusammen mit dem B4 1700 der dritte im Bunde, welcher sich im letzten Einsatzzustand zeigt – hier biegt er auf der 707 zum Medienhafen von der Sternstraße auf die Duisburger Straße ein.

GT6 2432

Entlang der Kaiserstraße wieder der Verband GT6 2432 und B4 1680 gen Mörsenbroich.

GT8SU 3206

Nun war es Zeit, sich vom „gewöhnlichen“ Linienverkehr abzuwenden und sich der Sonderlinie 709E zuzuwenden. Zwischen Polizeipräsidium und Hauptbahnhof verkehrten ab Mittags im 10-Minutentakt vier Kurse, von denen einer vom GT8SU 3206 gefahren wurde.
Insgesamt 69 Fahrzeuge des auf dem Typ „Mannheim“ – aufbauenden GT8S wurden ab 1973 für Düsseldorf gebaut und in den typischen Stadtbahnfarben rot/weiß lackiert. 36 Fahrzeuge wurden zwischen 1981 und 1983 für den Betrieb auf den Stadtbahnstrecken umgebaut und zu GT8SU, auffälligstes Merkmal dieser Fahrzeuge waren die Trittstufen für den Betrieb an Hochbahnsteigen. Während die verbliebenen GT8S bis 2011 ausgemustert und verkauft wurden, wurden 32 Fahrzeuge vom Typ GT8SU 2011-13 nochmals modernisiert – sie stehen noch bis zur Inbetriebnahme der bestellten HF6 meist auf der U75 im Einsatz und sind anschließend zum Verkauf nach Krakau vorgesehen.
Die Rheinbahn behielt von den markanten GT8S kein Fahrzeug als historisches Fahrzeug und alle noch im Bestand befindlichen GT8SU waren zur Modernisierung vorgesehen. Der Zufall wollte es, dass sich 2013 innerhalb der Linie D eine junge Gruppe zusammenfand, der der seit 2001 im Betriebshof Heerdt abgestellte GT8SU 3206 aufgefallen war, welcher nach Drehgestellproblemen an den GT8SU nicht wieder in Fahrt kam und seitdem als Ersatzteilspender und Lagerraum genutzt wurde. Zu diesem Zeitpunkt verschwanden im Zuge der Modernisierung in Hennigsdorf auch die letzten rot/weißen GT8SU aus dem Stadtbild in Düsseldorf, so dass dieser Wagen die letzte Chance war, einen GT8SU im Originalzustand erhalten zu können.
Die Gruppe arbeitete sich mit viel Mühe und Aufwand durch das desolate Fahrzeug, reinigte und komplettierte es. Die Mühen lohnten sich, 2016 konnte das zunächst kaum als erreichbar gedachte Ziel der Funktionsfähigkeit erreicht werden. Dennoch dauerte es noch drei Jahre, ehe der GT8SU 3206 auch wieder für den Fahrgastbetrieb zugelassen werden konnte – 18 Jahre nachdem er mit Drehgestellproblemen außer Dienst gestellt worden war und nun bei der Rheinbahn der letzte seiner Art war.
Hier passiert der GT8SU 3206 auf seiner ersten Fahrgastfahrt an der Hst Berliner Allee am autofreien Tag zum Glück autofrei den Fotografen auf derr Fahrt zum Hauptbahnhof.

GT8 2663

Die Graf-Adolf-Straße kreuzt die Linie 701 entlang der Berliner Allee. GT8 2663 und B4 1206 sind auf dem Weg zum Depot Am Steinberg.

GT8SU 3206

Der GT8SU 3206 erreicht entlang der Haroldstraße die Hst Graf-Adolf-Platz. Entlang der Haroldstraße verlief 1841 bis 1891 auch die Strecke Düsseldorf – Elberfeld der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn-Gesellschaft (DEE).

GT8SU 3206

Teile der Straßenbahn in Düsseldorf sind wie in vielen Städten als Stadtbahn im Tunnel verschwunden, am Hauptbahnhof verläuft die Straßenbahn weiterhin klassisch über den Bahnhofsvorplatz, welcher in Düsseldorf Konrad-Adenauer-Platz heißt. GT8SU 3206 verlässt den Konrad-Adenauer-Platz auf dem Weg zum Polizeipräsidium.

GT8 2656

GT8 2656 und B4 1700 verkehren derweil auf der Linie 707 zum Medienhafen, welcher seit Januar 2014 von der Straßenbahn erreicht wird und heute erstmals von Düwagwagen auf Linie angefahren wurde.

GT6 2501

Der GT6 2501 ist der erstgebaute Düwag-Gelenkwagen und wurde 1956 an die Rheinische Bahngesellschaft (heute Rheinbahn) ausgeliefert. Ihm folgten weit über tausend Fahrzeuge in vielen (Lizenz-)Varianten für zahlreiche Betriebe in Europa – die für Kopenhagen gebauten Düwagwagen kommen zum Teil bis heute gar in Nordafrika im ägyptischen Alexandria zum Einsatz.
Der noch bis 2002 im Linienverkehr eingesetzte erstgebaute Düwag-Gelenkwagen wird entsprechend seiner geschichtlichen Bedeutung in Düsseldorf betriebsfähig erhalten und ist im Farbschema der Auslieferung 1956 lackiert. Hier setzt er am Hauptbahnhof zur Fahrt zum Polizeipräsidium ein, diese Fahrt sollte allerdings bereits an der Berliner Allee enden – zwei Autos stießen während des Haltestellenaufenthaltes frontal zusammen, ein Wagen blieb auf den Straßenbahngleisen stehen.

GT8SU 3206

Der Autounfall brachte für den GT8SU 3206 einen ungeplanten Einsatz zum ISS-Dome, da er zum Unfallzeitpunkt an der Berliner Allee in Gegenrichtung stand – aber im Gegensatz zum GT6 2501 abgeleitet werden konnte. Die Strecke zum ISS-Dome wurde erst im Januar 2018 eröffnet und war zum Unfallzeitpunkt die praktikabelste Endstelle zum ableiten des GT8SU mit seiner durch die Klapptrittstufen leicht erhöhten Wagenbreite.
Die Mitfahrenden freuten sich natürlich ob der nun plötzlich langen Auslaufstrecke für den GT8SU, der Fotograf suchte sich während der Mitfahrt entlang der Strecke ein Motiv – denn was hochfährt muss eigentlich auch wieder runterkommen... GT8SU 3206 passiert nach
rund 45 Minuten geduldigem Wartens an der Jülicher Straße hinter der Hst Münsterplatz den Fotografen.

GT8 2663

Wenn zwei Kurse der 701 als Düwag gefahren werden, wartet man den nächsten Düwagkurs natürlich auch noch ab. GT8 2663 mit B4 1206 passieren fünf Minuten nach dem GT8SU den Fotografen.

GT8 2965

„Just in time“ passte es, den Düwagkurs auf der 706 an der Hst Kopernikusstraße abzulichten. Hier biegt der GT8 2965 aus der Straße Auf'm Hennekamp auf die Himmelgeister Straße ein.

GT8 2965

Mit Aufgabe des Düwagbetriebes im Juni 2011 legte die Rheinbahn den Betriebshof Am Steinberg still und schrieb ihn zum Verkauf aus, kassierte diesen Beschluss allerdings im Jahr 2015 wieder, nachdem Leistungserweiterungen absehbar waren und für die historischen Fahrzeuge der Platz an den anderen Rheinbahn-Standorten absehbar nicht mehr reicht. Entsprechend wurden im Dezember 2015 Teile des Betriebshofs Am Steinberg für die historischen Fahrzeuge wieder in Betrieb genommen, ggf. sollen in Zukunft alle historischen Fahrzeuge der Rheinbahn hier ihre Unterkunft finden. GT8 2965 hat die Endhaltestelle Am Steinberg erreicht und rückt zum Überliegeplatz vor.

GT6

Einst alltäglich, seit acht Jahren Geschichte. Genauer betrachtet schon seit fast 17 Jahren Geschichte – denn im Januar 2003 endete in Düsseldorf recht leise der Einsatz der sechsachsigen GT6. Hier stehen GT6 2432/B4 1680 und GT8 2965 in der Straße am Steinberg auf den Überliegegleisen zur nächsten Abfahrt auf den Linien 701 und 706 bereit.

GT6 2432

Während der GT6 2432 zur nächsten Abfahrt zur Hst Merowingerstraße vorzieht, hat sein moderner Nachfolger – der NF8 2205 von 2003 – Überliegezeit.

GT8 2965

Auf den letzten Metern vor der Endstelle der 701 in Düsseldorf-Hamm wird es im Schatten von Rheinturm und Hochhäusern fast ländlich. Der GT8 2965 hat die Hst Hemmersbachweg verlassen und nähert sich entlang des Weges Am Kuhtor der Hammer Dorfstraße.

GT8 2965

Die Endstelle Hamm ist ein Gleisdreieck, der GT8 2965 steht am Ende des Gleises im Weg Auf den Kuhlen den Fotografen und dem Fahrpersonal Modell – im Hintergrund ein Zug der BR 423 im Hp Düsseldorf-Hamm.      

GT6 2501

Zum Abschluss des Fototages lag der Fokus nochmals auf der Pendellinie Polizeipräsidium – Hauptbahnhof. Der GT6 2501 erreicht mit seinem Beiwagen 1689 die Endstelle Polizeipräsidium. Welches Gleis befahren wird, lag offenbar im Ermessen der Fahrer – hier fuhr der Zug nicht ganz wie von den Mitfotografen erhofft ein – die örtlich ansässigen Mitfotografen nahmen dies überwiegend leise oder lauter fluchend hin und fuhren meist mit dem GT6 2501 davon.

T4 114

Geduld zahlt sich aus, denn dem Fotografen fehlte ohnehin noch eine passable Aufnahme des Düwag-Großraumzuges – dem Vorgänger des Düwag-Gelenkwagens. Ab Anfang der 1950er Jahre baute Düwag die Großraumwagen und lieferte den ersten Großraumwagen 1951 an die Üstra in Hannover aus. Düsseldorf beschaffte ab 1953 rund 50 Großraumtriebwagen, die zunächst in grüner Lackierung ausgeliefert wurden und bis Ende der 1980 Jahre eingesetzt wurden. Die Rheinbahn erhält den T4 2014 (seit 2009 als Tw 114 geführt) und den B4 1629.

T2 14

Auch Zweiachserfahrzeuge werden von der Rheinbahn bzw. der Linie D erhalten – im Einsatz stand heute der KSW-Zug aus den Wagen 14 und 332. Die während des 2. Weltkrieges von der Waggonbauindustrie als einfaches Fahrzeug entwickelten Kriegsstraßenbahnwagen (KSW) kamen erst in den 1950er Jahren nach Düsseldorf – der 1944 vom Siegener Eisenbahnbedarf gebaute KSW-Tw 14 fuhr bis 1956 als Tw 36 in Siegen und wurde kurz vor Einstellung der Siegener Straßenbahn 1958 nach Düsseldorf verkauft und 1970 zum Arbeitswagen 5133 umgebaut. Seit 1996 ist er Museumsfahrzeug der Rheinbahn.
Der KSW-Beiwagen 332 hat ein noch bewegteres Leben hinter sich – 1947 bei der Waggonfabrik Uerdingen gebaut, wurde er als Beiwagen 11 an die Straßenbahn Gießen geliefert und kam 1953 nach Stilllegung der Straßenbahn in Gießen nach Düsseldorf, wo er bis 1966 als Bw 332 im Einsatz stand. Anschließend wurde der Wagen nach Frankfurt/M verkauft und war dort als Bw 1465 bis 1978 im Einsatz.
Zwischen 1978 und 1998 diente der Wagen auf dem städtischen Betriebshof in Gießen als
Denkmal, ehe er zum Straßenbahnmuseum Schwerte (SMS) kam. Mit Auflösung der Sammlung im Jahr 2000 ersteigerte die Rheinbahn den Wagen, richtete ihn wieder als Düsseldorf 332 her und setzt ihn seitdem hinter dem Tw 14 ein.

T4 114

Die Hst Graf-Adolf-Platz erreicht bei bestem Abendlicht wieder der Großraumzug 114/1629.

GT6SU 3206

Zum Abschluss der Fotoreihe noch einmal der GT8SU 3206. Es ist wohltuend zu sehen, dass auch 2019 persönliches Engagement zu solchen Ergebnissen führen kann – in Zeiten wo mancher Verkehrsbetrieb seine historische Flotte zum Teil drastisch reduziert oder ganz aufgibt. Große Teile der Instandsetzungs- und Pflegearbeiten führen die Mitglieder der Linie D aus, stellen auch die Fahrpersonale, die teilweise im Alltag anderen Berufen nachgehen und nur für den Betrieb der historischen Fahrzeuge eine Fahrlizenz erworben haben – und so auch nach Bedarf im regulären Fahrbetrieb der Rheinbahn aushelfen können – ein Win-Win-Geschäft.

Fotos in Google Earth © 2019 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben