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Montag, 25. Juli 2016
– Finale in der Prignitz |
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Die letzte
Woche des Bahnbetriebs
nach Putlitz ist angebrochen. Eigentlich schon seit über 10 Jahren
ein Anachronismus, hatte sich die Strecke durch das lokale Engagement
bis diese Woche als wohl letzte ihrer Art in Deutschland halten
können,
auch der Uerdinger Schienenbus fand hier sein letztes Refugium. Er war
heute allerdings zur Frist und wurde vom VT 504 002 vertreten. Die
lokale Presse würdigte die Strecke mit einem
bemerkenswerten Artikel in der Märkischen
Allgemeinen.
Der 504 002 wird die Strecke nach Putlitz eher nicht mehr befahren –
der Interessentenkreis dürfte überschaubar sein, die das
Fahrzeug für eine Sonderfahrt nutzen wollen. Wobei der LVT/S ist
auch ein bemerkenswertes Fahrzeug, welches zum Ende der Deutschen
Waggonbau AG (DWA) entstand, der Verschmelzung mit Bombardier zum Opfer
fiel und nur in insgesamt 24 Exemplaren gebaut wurde. Hier
verlässt der 504 002 den Hp Jakobsdorf, den immerhin ein Anwohner
zur Fahrt nach Pritzwalk nutzte. Künftig muss dieser sich andere
Wege suchen, denn Jakobsdorf ist abseits aller Verkehrswege gelegen und
wird vom Busverkehr nicht angefahren.
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Klassisches
Motiv der letzten Jahre: Bahnhof Putlitz. Nach dem ersten Zugpaar des
Tages rangiert der 504 002 zur früheren Werkstatt. Es könnte
fast ein Werbefoto für modernen Zugverkehr auf klassischer
Nebenbahn sein, doch diese Kämpfe sind gefochten. Vielleicht
hätte das anders ausgesehen, würde der Bahnhof Putlitz
zentraler zum Ort liegen und die Verkehrsströme anders
ausgerichtet.
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Putlitz. Zur
Reichsbahnzeit
weitläufiges Bahngelände mit unzähligen Gleisen und
ehemaliger Keilbahnhof mit Verzweigungen nach Suckow und Berge an der Westprignitzer
Kreisringbahn. Heute Endpunkt der letzten
verträumten Nebenbahn Deutschlands und ab kommender Woche ohne
Verkehr. Blühende Landschaften im wahrsten Sinne des Wortes. Wer
sich hier fortbewegt, muss ständig aufpassen, nicht
über Schienen zu stolpern, denn überall im Gras liegen
Schienen, Zeugen früherer Zeiten. 504 002 fährt gen
Pritzwalk.
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Taktknoten in Pritzwalk. Der Zubringer aus
Putlitz erreicht den Bahnhof und bringt die
zahlreichen Umsteiger für den bereitstehenden Zug nach Neustadt
(Dosse), die von dort auf direktem Wege weiter nach Berlin reisen.
Leider nur Wunschdenken, denn meist fuhr der Zug nach Putlitz
spärlich besetzt und die Strecke nach Neustadt (Dosse) an der
Hauptstrecke Berlin – Hamburg wird seit 2006 wochentags nur noch
zweimal täglich bedient und dient vornehmlich der
Werkstattanbindung für die zwischen Kyritz und Neustadt (Dosse)
noch im Zweistundentakt verkehrenden Züge.
Dass dem Zug aus Putlitz so viele Fahrgäste entstiegen hat den
Grund, dass in Putlitz vom 22. bis zum 25. Juli 2016 das
traditionelle VooV-Festvial
stattfand, für das 2004 der nur an den
Veranstaltungstagen bediente Hp Putlitz Süd geschaffen wurde.
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Nachdem die Prignitzer Eisenbahn GmbH (PEG) im
Zuge von Ausschreibungen ihre
Strecken in der Prignitz an die Eisenbahngesellschaft
Potsdam mbH (EGP)
verlor, mussten neue Fahrzeuge beschafft werden. Diese fand das
Unternehmen unter anderem in Form von Fahrzeugen der BR 504 vom Typ LVT/S.
Die EGP besitzt vier Fahrzeuge, den Prototyp und drei von DWA auf
eigene Rechnung gebaute Serienfahrzeuge von denen drei
betriebsfähig sind, der Prototyp (welcher
von der EGP jüngst
in Pressemitteilungen als Fahrzeug der BR 502 bezeichnet wird)
und zwei
Serienfahrzeuge. Eine eigentlich einfache Aufteilung, die aber in der
Nummernlogik offenbar zur Überforderung führen
kann. Denn während die drei Betriebsfahrzeuge in der
Betriebsnummer schlüssig nummeriert sind (504 001, 002 und 006),
scheint der Prototyp rechts im Bild die Beteiligten an Grenzen zu
bringen. Der 504 006 erhielt zunächst die NVR-Nummer 95 80 0504
002-6 angeschrieben, die gleiche NVR-Nummer die auch der 504 002 links
im Bild hat.
Nun fiel das ganze dem Unternehmen irgendwann auf und der 504 006
erhielt die neue NVR-Nummer 95 80 0504 005-7 angeschrieben. Eine
fehlerhafte Nummer wurde durch eine andere fehlerhafte Nummer ersetzt.
Denn der 504 005 müsste eigentlich 95 80 0504 005-9 heißen, ist aber
als Unfallwagen abgestellt. Korrekt wäre 95 80 0504 006-7.
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Mo/Mi/Fr
verkehrt der Güterzug
Wittenberge – Wittstock und zurück. Lange eine Planleistung der
V200.1 (V270) der EGP, hat zu
Jahresbeginn 2016 die BR 225 die Traktion
übernommen, die V200.1 kommt nur noch im Ausnahmefall vor dem
Zugpaar zum Einsatz. Eine Lok der V160-Familie, von denen bei der DB
nur noch wenige dutzend Maschinen regelmäßig im Einsatz
sind, fehlte mir in Perleberg noch. Der Zug war für ein Foto vorne
im Bahnsteigbereich zu lang, so dass ich zum bereits öfter
genutzten Standpunkt am früheren Abzweig zur Westprignitzer
Kreisringbahn wechselte. 225 006 kreuzt in Perleberg mit dem
planmäßigen RE nach Berlin-Spandau und fährt
entsprechend auf dem südlichen (Ausweich-)Gleis
ein.
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Ein Bahnhof
ist in
Deutschland eine Bahnanlage mit
mindestens einer Weiche, wo Züge beginnen, enden, ausweichen oder
wenden dürfen. Die Weiche ist in Groß Langerwisch
vorhanden, ein
Bahnhof ist es dennoch nicht – Groß Langerwisch zählt als
Haltepunkt.
504 002 verlässt den Hp, nachdem ein Fahrgast zugestiegen ist.
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Wenn auch
der
regelmäßige SPNV nun endgültig zu enden scheint, ganz
am Ende ist die Strecke immer noch nicht, denn die Strecke wird
zunächst weiter betriebsbereit vorgehalten und das Stammfahrzeug
der
Strecke, der Uerdinger
Schienenbus 798 610 kann von den Fristen bis maximal Oktober 2017
betrieben werden.
Für den Herbst
sind bereits mehrere Fotofahrten mit dem
Uerdinger Schienenbus ausgeschrieben, die auch eine
Fristverlängerung des 798 610 voraussetzen. Der Bü
Giesensdorfer Weg in Pritzwalk steht bald zur Erneuerung an, den
Anteil an den Kosten möchte der Betriebsführer der Strecke,
die Regio Infra Nord-Ost GmbH
(RIG)
möglichst vermeiden, so dass ggf. bald mit einem
Verfahren nach dem § 11 des Allgemeinen
Eisenbahngesetzes (AEG) zu
rechnen ist. Dieses muss vor einer Stilllegung einer Strecke oder
Teilen davon durchgeführt werden und gibt Unternehmen die
Möglichkeit zur Übernahme – die im Falle dieser Strecke die
anteiligen Kosten für den Neubau Bü Giesensdorfer Weg
tragen müssten – aktuell ohne Aussicht auf nennenswerte Einnahmen
über Trassengebühren. 504 002 erreicht Kuhbier.
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Der 504 006
fährt die
Nachmittagsleistung nach Neustadt (Dosse), der Triebwagen
durchfährt
den mit einem Fahrdienstleiter besetzten Bahnhof Bölzke ohne Halt.
Obwohl das
Kreuzungsgleis gesperrt ist, werden hier noch die Signale gestellt und
der ganze Bahnhof wirkt wie in einer Zeitblase. In Wutike, drei
Bahnhöfe weiter, bedient der örtliche Mitarbeiter nur noch
die
Schranken, die Signale bleiben dort auf Halt und sind ungültig.
Die
Formsignale haben nachwievor keine PZB-Magnete, wie sie auf im
Personenverkehr betriebenen Strecken eigentlich seit 2015
vorgeschrieben sind. Da hier in der Regel jedoch nur ein Triebwagen
verkehrt, sind sie offenkundig zusammen mit besonderen Maßnahmen
verzichtbar.
Bei Durchfahrt des 504 006 waren die Schauerwolken genau in der
passenden Position, denn eigentlich besteht um diese Uhrzeit hier
totales Gegenlicht. Durch dunkle Wolken vor der Sonne und helle Wolken
rechts vom Fotografen wirkt es, als würde die Sonne rechts
außerhalb
des Bildes stehen. Fotografenglück bei diesem Motiv – nur morgens
an Wochenenden bei der Personenverkehrsfrühleistung würde die
Sonne richtig stehen.
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Eine alte
Signalkurbel, vermutlich
für das längst abgebaute Einfahrsignal aus Pritzwalk. Der
linke Platz
für die Kurbel ist leer, es könnte einst für das
Einfahrsignal aus
Suckow gewesen sein, 1980 für den Bau der Transitautobahn nach
Berlin
stillgelegt und abgebaut. Im Hintergrund der seitdem funktionslose
Schrankenposten an der Pritzwalker Straße. Der Leuchtkasten
über der
Eingangstür lässt die Reste von "Ausgang" im Glastransparent
erkennen.
Doch der Ausgang geht längst nicht mehr durch den Bahnhofsbau.
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Der 504 002
erreicht mit der
letzten Zugleistung des Tages Putlitz und wird in Kürze in den
Schuppen
wegsetzen, wo auch der Doppelstockschienenbus VT 670.4 steht, welcher
seit einiger Zeit nicht mehr eingesetzt wird – die im März 2016
nötige
Fristverlängerung wurde nicht mehr ausgeführt.
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Der
Lokführer hat die Weiche
gestellt und der Triebwagen bahnt sich seinen Weg durch das dichte
Grün
der Gleisanlagen zum Schuppen. Am Folgetag hatte der 798 610 im Laufe
des Tages den Plandienst wieder übernommen und wird dieses wohl
auch
die letzten Tage bis Freitag tun – wobei es am letzten Tag sicher
"kuschelig" im Triebwagen werden dürfte.
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Fotos
in Google Earth |
©
2016 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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