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1. April – Nicht nur V 200 007 südwärts
2. April – Winterliche Thüringerwaldbahn
3. April – Der VTE ist tot, es lebe der VTE!
11. April – Rückkehr nach 39 Jahren zum Krohnskamp
16. April – Ehemaliger Akkutriebwagen bei der AKN zu Gast
17. April – Mit dem S80 zum Hannoverschen Straßenbahnmuseum





Sonntag, 3. April 2016 – Der VTE ist tot, es lebe der VTE!

Wipperliese

Dem Motto "viele Wege führen nach Hause" folgend lag am Vortag für die Rückfahrt von Gotha noch kein Weg fest und die Route wurde erst am Abend geplant. Dabei zeigte sich, dass quasi "just in time" der Viaduktblick in Mansfeld mit der Wipperliese möglich sein würde. Die Wetterprognose war zwar ernüchternd, aber das Motiv wollte im Kasten sein. Zunächst blind den Karten vertraut, zeigte sich erst auf den letzten vier Metern durch dichtes Gebüsch, dass die Orientierung funktioniert und der Blick auf Leimbach mit dem imposanten Mansfelder Viadukt wurde frei.
Nachdem der planmäßige Zugbetrieb auf der Wipperliese von Klostermansfeld nach Wippra im April 2015 abbestellt wurde, finanziert das Land Sachsen-Anhalt noch bis Ende 2016 einen probeweisen Touristikbetrieb an Wochenenden und Feiertagen, ehe endgültig über das Schicksal der Strecke entschieden werden soll. Die Kreisbahn Mansfelder Land GmbH (KML) betreibt die Bahnlinie seit September 1997 mit viel Engagement, der Reisende fühlt sich in den Wagen fast zuhause. Den Eisenbahnern und den Aktiven rund um das Projekt ist die Fortführung des Betriebes über 2016 hinaus zu wünschen.
Der 1958 bei der Maschinenfabrik Esslingen für die Frankfurt-Königsteiner-Eisenbahn (FKE) gebaute VT 408 passiert den Mansfelder Viadukt bei zunächst unerwartetem Sonnenschein, nachdem die Sonne wenige Minuten vor Zugdurchfahrt durch die Wolken kam.


VT 2.38

Anschließend ging es zügig nach Staßfurt, wo nach dem Auto-Navi bei passendem Licht eine auf die Minute pünktliche Ankunft am geplanten Fotomotiv prognostiziert war. Im Bahnbetriebswerk Staßfurt war an diesem Wochenende Dampflokfest und der durch den Verein Nebenbahn Staßfurt - Egeln e.V. (NbSE) vom Verwerter der VTE, der Ferch Baumaschinen GmbH, übernommene VT 2.38 verkehrte erstmals im öffentlichen Verkehr. Als Eisenbahnverkehrsunternehmen fungiert die Ascherslebener Verkehrsgesellschaft mbH (A.V.G.), der seit 2007 auch die Strecke Staßfurt – Egeln gehört.
VT 2.38 verlässt den Bahnhof Staßfurt, passiert den Bü Bernburger Straße und fährt gen Bahnbetriebswerk. Für den VTE ein völlig neues Umfeld – zumal lange nicht sicher war, ob überhaupt ein VTE erhalten bleibt. Dass am Ende sogar ein Drittel des Bestandes museal erhalten bleibt war keinesfalls zu erwarten. Für den Verwerter dürfte sich der Kauf der VTE jedenfalls gelohnt haben, denn dieser rief für die drei von ihm verkauften Fahrzeuge ein vielfaches des Preises auf, den die AKN ursprünglich für die Abgabe der VTE haben wollte.

285 012

Nach Durchfahrt des VT 2.38 rollte im Bahnhof Staßfurt langsam ein von 285 108 gezogener Güterzug ein. Die Lok wurde abgekuppelt und umgesetzt. Entsprechend war von einer zeitnahen Abfahrt auszugehen und an der dem Fotografen bis dato motivlich völlig unbekannten Strecke ein geeigneter Fotostandort zu finden, der auch vom diffusen Sonnenlicht her halbwegs tauglich sein sollte.
In Förderstedt fand sich ein Standort – aus einem einst weitläufigen Bahnhof ist heute nur noch ein Haltepunkt geworden. Der erhöhte Kamerastandort zeigt deutlich, welche Ausmaße der Bahnhof hatte und einst auch in östlicher Richtung hatte. Soeben die Kamera passend schussbereit gemacht, kam bereits der DGS88897 nach Bitterfeld – der dritte Treffer heute "just in time". Die zu Captrain gehörende Regiobahn Bitterfeld Berlin GmbH (RBB) führt regelmäßig Soda-Transporte nach Wolfen durch, zu diesem Zweck ist die 285 108 von ITL angemietet.

03 1010

Das Dampflok-Bw Staßfurt war eigentlich nicht Ziel der Reise, zumal die Veranstaltung in über 20 Jahren zunehmend kommerzialisiert wurde (Vorwerk-Vertreter gehören sicher nicht zu einem klassischen Eisenbahnfest) und in früheren Jahren beschaulicher war, ohne dass weniger geboten wurde. Für den Veranstalter ist das natürlich gut, für den reinen Fotografen nicht ganz so. Zur Überbrückung der Zeit, bis das Licht wieder passend ist bot sich der Besuch des sehr ansehnlichen Museums dennoch an.
Derzeit verfügt das Eisenbahnmuseum nur über eine eigene betriebsfähige Dampflokomotive, die 03 1010 aus Halle war heute "Stargast" und führte Führerstandsmitfahrten, hier mit etwas Show, durch.

Dampfloks

In den 1990er Jahren waren in Staßfurt die 50 3695 und 41 1231 noch betriebsfähig. Die 52 8184 stand am Wochenende unter Dampf und fuhr Schaugüterzüge zum Ablaufberg, entsprechend den Anschriften sind die Fristen der Lok jedoch abgelaufen. Die 41 1231 soll mittelfristig wieder in Betrieb genommen werden.

Ludmilla und Taigo-Trommel

Die beiden Typen sowjetischer Großdiesellokomotiven waren in Staßfurt ebenfalls vertreten, einmal in Form der von der Starkenberger Güterlogistik GmbH genutzten Wismut-"Ludmilla" V 300 004 und der den Eisenbahnfreunden Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt e. V. gehörenden "Taigatrommel" 220 366.

44 1486

Die 44 1486 ist derzeit einzige vollbetriebsfähige Dampflok des Eisenbahnmuseums – und eine von derzeit nur zwei betriebsfähigen Lokomotiven der einst allgegenwärtigen Baureihe 44 in Deutschland, sie zog im Wechsel mit anderen Lokomotiven einen Fotozug zum Ablaufberg des früheren Güterbahnhofs.

VT 2.38

Derweil fuhr der VT 2.38 seine zu den DB-Anschlüssen passenden Pendeltouren zum Bf Staßfurt. AKN-typische Geschwindigkeiten wurden bei diesen Fahrten natürlich nicht erreicht, eher blumenpflücktaugliches Tempo. Doch zum Blumenpflücken ist der 1976 gebaute VT 2.38 doch etwas zu modern.

VT 2.38

Das Stellwerk B4 in Staßfurt ist das letzte in Staßfurt verbliebene, welches noch – auch im Museumssinne – fahrdienstliche Aufgaben hat, es sichert die Einfahrt der Nebenbahn aus Egeln. VT 2.38 hat es passiert und fährt zum Bahnhof Staßfurt.

VT 2.38 und 291 035

Zwei Nordlichter im Exil. Die noch handradgesteuerte Schiffsdiesel-291 035 war seit ihrer Auslieferung im Oktober 1975 in Hamburg bzw. Maschen beheimatet, der VT 2.38 ist nur ein Jahr jünger.
Während die derzeit an die A.V.G. vermietete 291 035 rund acht Jahre beim Stillstandsmanagement der DB abgestellt war und im Frühjahr 2015 an die Railsystems RP GmbH verkauft wurde, welche inzwischen eine erkleckliche Sammlung von ehemaligen Staatsbahnlokomotiven aus Ost und West besitzt, war der VT 2.38 noch bis Herbst 2015 auf der AKN im Einsatz und hat nun in Egeln eine neue Heimat gefunden. Hier passiert er das Ausfahrsignal nach Egeln als Rangierfahrt in das Bahnbetriebswerk.
Die 291 035 hat bei der Aufarbeitung die ursprüngliche ozeanblau/beige Farbgebung zurückerhalten, wobei die ersten V90-Lokomotiven in dieser Farbgebung eine leicht andere Farbaufteilung hatten, die nicht wiederhergestellt wurde.

VT 2.38

In Staßfurt sind noch vergleichsweise umfangreiche Gleisanlagen vorhanden, da hier die örtliche Industrie für entsprechendes Aufkommen sorgt. Die alten Güteranlagen zeugen allerdings von der Vergangenheit, als hier noch umfangreiche Stückgutverladung stattfand. Ob der Güterboden in zehn Jahren noch stehen wird? VT 2.38 fährt wieder gen Eisenbahnmuseum.

VT 2.38

Das Licht war durch Sahara-Staub den Tag über diffus, was die Farbabstimmung bei der abschließenden Bildbearbeitung nicht unbedingt erleichterte. VT 2.38 passiert den früheren Schrankenposten C des Bf Staßfurt. Rechts der Ersatz (fast) aller einstigen Staßfurter Stellwerke in Form eines ESTW-Stellrechners.

VT 2.38

VT 2.38 steht im Bf Staßfurt zu einer seiner letzten Fahrten in das Bahnbetriebswerk bereit. Dem den Zug betreuenden Verein NbSE allzeit gut Fahrt mit dem Zug, welcher in praktisch letzter Minute vom Vorhof des Schrottplatzes in Lübeck gerettet werden konnte und bereits teilweise geplündert und beschmiert war. Zu den in einigen Wochen auf der Strecke Staßfurt – Egeln geplanten Pendelfahrten finden sich nach Abschaltung aller Internetkanäle des Vereins kurz vor dem jährlichen Bahnhofsfest aktuell leider keine weiteren Infos.

Fotos in Google Earth © 2016 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben