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Sonntag, 3. April 2016
– Der VTE ist tot, es lebe der VTE!
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Dem Motto "viele Wege
führen nach Hause" folgend lag am
Vortag für die Rückfahrt
von Gotha noch kein Weg fest und die Route wurde erst am Abend
geplant. Dabei zeigte sich, dass quasi "just in time" der Viaduktblick
in
Mansfeld mit der Wipperliese
möglich sein würde. Die
Wetterprognose war zwar ernüchternd, aber das Motiv wollte im
Kasten sein. Zunächst blind den Karten vertraut, zeigte sich erst
auf den letzten vier Metern durch dichtes Gebüsch, dass die
Orientierung funktioniert und der Blick auf Leimbach mit dem
imposanten Mansfelder Viadukt wurde frei.
Nachdem der planmäßige Zugbetrieb auf der Wipperliese von
Klostermansfeld nach Wippra im April 2015 abbestellt wurde, finanziert
das Land Sachsen-Anhalt noch bis Ende 2016 einen probeweisen
Touristikbetrieb an Wochenenden und Feiertagen, ehe endgültig
über das Schicksal der Strecke entschieden werden soll. Die Kreisbahn Mansfelder Land GmbH (KML)
betreibt die Bahnlinie seit September 1997 mit viel Engagement, der
Reisende fühlt sich in den Wagen fast zuhause. Den Eisenbahnern
und den Aktiven rund um das Projekt ist die Fortführung des
Betriebes über 2016 hinaus zu wünschen.
Der 1958 bei der Maschinenfabrik Esslingen für die Frankfurt-Königsteiner-Eisenbahn (FKE)
gebaute VT 408 passiert den Mansfelder Viadukt bei zunächst
unerwartetem Sonnenschein, nachdem die Sonne wenige Minuten vor
Zugdurchfahrt durch die Wolken kam.
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Anschließend ging es
zügig nach Staßfurt, wo nach dem Auto-Navi bei passendem
Licht eine auf die
Minute pünktliche Ankunft am geplanten Fotomotiv prognostiziert
war. Im Bahnbetriebswerk Staßfurt war an diesem Wochenende
Dampflokfest und der durch den Verein Nebenbahn
Staßfurt - Egeln e.V. (NbSE) vom Verwerter der VTE, der Ferch Baumaschinen GmbH,
übernommene VT 2.38 verkehrte erstmals im öffentlichen
Verkehr. Als Eisenbahnverkehrsunternehmen fungiert die Ascherslebener Verkehrsgesellschaft mbH
(A.V.G.), der seit 2007 auch die Strecke Staßfurt – Egeln
gehört.
VT 2.38 verlässt den Bahnhof Staßfurt, passiert den Bü
Bernburger Straße und fährt gen Bahnbetriebswerk. Für
den VTE ein völlig neues Umfeld – zumal lange nicht sicher war, ob
überhaupt ein VTE erhalten bleibt. Dass am Ende sogar ein Drittel
des Bestandes museal erhalten bleibt war keinesfalls zu erwarten.
Für den Verwerter dürfte sich der Kauf der VTE jedenfalls
gelohnt haben, denn dieser rief für die drei von ihm verkauften
Fahrzeuge ein vielfaches des Preises auf, den die AKN ursprünglich
für die Abgabe der VTE haben wollte.
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Nach Durchfahrt des VT 2.38 rollte
im Bahnhof Staßfurt langsam ein von 285 108 gezogener
Güterzug ein. Die Lok wurde abgekuppelt und umgesetzt.
Entsprechend war von einer zeitnahen Abfahrt auszugehen und an der dem
Fotografen bis dato motivlich völlig unbekannten Strecke ein
geeigneter Fotostandort zu finden, der auch vom diffusen Sonnenlicht
her halbwegs tauglich sein sollte.
In Förderstedt fand sich ein Standort – aus einem einst
weitläufigen Bahnhof ist heute nur noch ein Haltepunkt geworden.
Der erhöhte Kamerastandort zeigt deutlich, welche Ausmaße
der Bahnhof hatte und einst auch in östlicher Richtung
hatte. Soeben die Kamera passend schussbereit gemacht, kam bereits der
DGS88897 nach Bitterfeld – der dritte Treffer heute "just in time". Die
zu Captrain gehörende Regiobahn Bitterfeld Berlin GmbH (RBB)
führt regelmäßig Soda-Transporte nach Wolfen durch, zu
diesem Zweck ist die 285 108 von ITL
angemietet.
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Das Dampflok-Bw Staßfurt war
eigentlich nicht Ziel der Reise, zumal die Veranstaltung in über
20 Jahren zunehmend kommerzialisiert wurde (Vorwerk-Vertreter gehören sicher
nicht zu einem klassischen Eisenbahnfest) und in früheren
Jahren
beschaulicher war, ohne dass weniger geboten wurde. Für den
Veranstalter ist das natürlich gut, für den reinen Fotografen
nicht ganz so. Zur Überbrückung der Zeit, bis das Licht
wieder passend ist bot sich der Besuch des sehr ansehnlichen Museums
dennoch an.
Derzeit verfügt das Eisenbahnmuseum nur über eine eigene
betriebsfähige Dampflokomotive, die 03 1010 aus Halle war heute
"Stargast" und führte Führerstandsmitfahrten, hier mit etwas
Show, durch.
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In den 1990er Jahren waren in
Staßfurt die 50 3695 und 41 1231 noch betriebsfähig. Die 52
8184 stand am Wochenende unter Dampf und fuhr Schaugüterzüge
zum Ablaufberg, entsprechend den Anschriften sind die Fristen der Lok
jedoch abgelaufen. Die 41 1231 soll mittelfristig wieder in Betrieb
genommen werden.
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Die beiden Typen sowjetischer
Großdiesellokomotiven waren in Staßfurt ebenfalls
vertreten, einmal in Form der von der Starkenberger
Güterlogistik GmbH genutzten Wismut-"Ludmilla" V 300 004
und der den Eisenbahnfreunden
Traditionsbahnbetriebswerk Staßfurt e. V. gehörenden
"Taigatrommel" 220 366.
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Die 44 1486 ist derzeit einzige
vollbetriebsfähige Dampflok des Eisenbahnmuseums – und eine von
derzeit nur zwei betriebsfähigen Lokomotiven der einst
allgegenwärtigen Baureihe 44 in Deutschland, sie zog im
Wechsel mit anderen Lokomotiven einen Fotozug zum Ablaufberg des
früheren Güterbahnhofs.
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Derweil fuhr der VT 2.38 seine zu
den DB-Anschlüssen passenden Pendeltouren zum Bf Staßfurt.
AKN-typische Geschwindigkeiten wurden bei diesen Fahrten natürlich
nicht erreicht, eher blumenpflücktaugliches Tempo. Doch zum
Blumenpflücken ist der 1976 gebaute VT 2.38 doch etwas zu modern.
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Das Stellwerk B4 in Staßfurt
ist das letzte in Staßfurt verbliebene, welches noch
– auch im Museumssinne – fahrdienstliche Aufgaben hat, es sichert
die Einfahrt der Nebenbahn
aus Egeln. VT 2.38 hat es passiert und fährt zum Bahnhof
Staßfurt.
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Zwei Nordlichter im Exil. Die noch
handradgesteuerte Schiffsdiesel-291 035 war seit ihrer Auslieferung im
Oktober 1975 in Hamburg bzw. Maschen beheimatet, der VT 2.38 ist nur
ein Jahr jünger.
Während die derzeit an die A.V.G. vermietete 291 035 rund acht
Jahre beim Stillstandsmanagement der DB abgestellt war und im
Frühjahr 2015 an die Railsystems
RP GmbH verkauft
wurde, welche inzwischen eine erkleckliche Sammlung von ehemaligen
Staatsbahnlokomotiven aus Ost und West besitzt, war der VT 2.38 noch
bis Herbst 2015 auf der AKN im Einsatz und hat nun in Egeln eine neue
Heimat gefunden. Hier passiert er das Ausfahrsignal nach Egeln als
Rangierfahrt in das Bahnbetriebswerk.
Die 291 035 hat bei der Aufarbeitung die ursprüngliche
ozeanblau/beige Farbgebung zurückerhalten, wobei die ersten
V90-Lokomotiven in dieser Farbgebung eine leicht andere Farbaufteilung
hatten, die nicht wiederhergestellt wurde.
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In Staßfurt sind noch
vergleichsweise umfangreiche Gleisanlagen vorhanden, da hier die
örtliche Industrie für entsprechendes Aufkommen sorgt. Die
alten Güteranlagen zeugen allerdings von der Vergangenheit, als
hier noch umfangreiche Stückgutverladung stattfand. Ob der
Güterboden in zehn Jahren noch stehen wird? VT 2.38
fährt wieder gen Eisenbahnmuseum.
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Das Licht war durch Sahara-Staub
den Tag über diffus, was die Farbabstimmung bei der
abschließenden Bildbearbeitung nicht unbedingt erleichterte. VT
2.38 passiert den früheren Schrankenposten C des Bf
Staßfurt.
Rechts der Ersatz (fast) aller
einstigen Staßfurter Stellwerke in Form eines ESTW-Stellrechners.
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VT 2.38 steht im Bf Staßfurt
zu einer seiner letzten Fahrten in das Bahnbetriebswerk bereit. Dem den
Zug betreuenden Verein NbSE allzeit gut Fahrt mit dem Zug, welcher in
praktisch letzter Minute vom Vorhof des Schrottplatzes in Lübeck
gerettet werden konnte und bereits teilweise geplündert und
beschmiert war. Zu den in einigen Wochen auf der Strecke Staßfurt
– Egeln geplanten Pendelfahrten finden sich nach Abschaltung aller
Internetkanäle des Vereins kurz vor dem jährlichen
Bahnhofsfest aktuell leider keine weiteren Infos.
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Fotos
in Google Earth |
©
2016 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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