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8. Januar – Abschiedsparade
22. Januar – Lummerland im Winterzauber
26. Januar – Nach Dresden zur Güterstraßenbahn
27. Januar – Güterstraßenbahn und Studenten-Shuttle
28. Januar – Von allem ein bisschen






Freitag, 22. Januar 2016 – Lummerland im Winterzauber

Bahnhof Putlitz

Die Fotosessions 2016 begannen etwas behäbiger als erhofft. Heute war ein kurzfristiger Start möglich, nachdem sich das Wetter ausnahmsweise in der Prognose als beständig erwies.
Lummerland – ein scheinbar aus der Zeit gefallenes Eisenbahnnetz in der Prignitz auf halbem Wege zwischen Hamburg und Berlin – ist von daheim nur etwas mehr als ein Autostunde entfernt und immer gerne genommenes Ziel. Während einerseits fast alle ländlichen Nebenbahn-Stichstrecken längst stillgelegt und abgebaut sind und andererseits der klassische Schienenbus in (fast) ganz Deutschland nur noch im Museum anzutreffen ist (selbst moderne, vielleicht 15 Jahre alte Fahrzeuge genügen heute manchem Aufgabenträger bei einer Ausschreibung nicht mehr), ist beides zusammen in der Prignitz auch im Jahre 2016 noch montags bis freitags anzutreffen. Vom Land Brandenburg bereits im Dezember 2006 abbestellt, gelang es den umtriebigen regionalen Eisenbahnern und Politikern die Strecke Pritzwalk – Putlitz bis heute im Alltagsbetrieb zu erhalten.
Ende Juli 2016 fällt allerdings die aktuelle Finanzierungsgrundlage weg, welche den Betrieb der Strecke über die im Eigentum des Landkreises Prignitz stehende Verkehrsgesellschaft Prignitz mbH (VGP) und Mittel des Schienenersatzverkehrs ermöglicht. Künftig werden die Linien in der Prignitz direkt an die Verkehrsunternehmen vergeben – der Kunstgriff über den Aufgabenträger entfällt dann. Während die von der Hanseatischen Eisenbahn GmbH (HANS) betriebenen Linien RB 73 und 74 ab Ende 2016 wieder für vorerst zwei Jahre vergeben werden sollen, ist es über der Zukunft der RB 70 still. Derzeit muss davon ausgegangen werden, dass der Verkehr entsprechend der Gültigkeit der Fahrpläne zum 31. Juli 2016 endet, dem Ende der VGP als Dachgesellschaft.
Erreicht man die Kleinstadt Putlitz von der A24 kommend, durchfährt man zunächst ein Großteil des Stadtgebiets, ehe man am Ende der Stadt den örtlichen Bahnhof erreicht. Und hier erwartet am 22. Januar 2016 die Reisenden ein fast genau 60 Jahre alter Uerdinger Schienenbus, welcher friedlich vor sich hinbollert und dessen Webasto-Heizung im Innenraum für wohlige Wärme sorgt.

Anbau

Heute ist der Bf Putlitz Endbahnhof, bis 1968 bzw. 1980 war Putlitz nur Zwischenstation in Form eines Keilbahnhofs – einst ging es hier weiter nach Berge bzw. Suckow. Hinter dem Betriebsgebäude, welches heute ein kleines Signalmuseum und malerisch die Strecke nach Putlitz bzw. Meyenburg zeigt, führte die 1980 im Zuge des Baues der damaligen Transitautobahn A24 stillgelegte Strecke nach Suckow über die Pritzwalker Straße.

Güterboden

Bis 1990 bzw. im Falle der Werkstatt auch noch viele Jahre länger herrschte hier geschäftiges Treiben. Heute ist davon nichts übrig geblieben. Immerhin haben die Prignitzer Eisenbahn (PEG) bzw. ihre Nachfolgergesellschaften dafür gesorgt, dass der Bahnhof Putlitz bis heute ein Ort geblieben ist, an dem man durchaus gerne verweilen mag. Der Güterboden und die frühere Werkstätte träumen bei eisigen 11 Grad minus von besseren Zeiten.

798 610

Über Nacht war die Luft feucht und auf den Zweigen der Pflanzen und Bäume hat sich eine dicke Reifschicht gebildet. Bei den eisigen Temperaturen braucht die Januarsonne viel Zeit, um den Reif zum tauen zu bringen. 798 610 verlässt mit der letzten Vormittagsleistung den Bahnhof Putlitz, welcher sich heute wieder verträumt zeigt. Die PEG hat hier seit den späten 1990er Jahren für ein buntes Sammelsurium gesorgt – manches kam wieder zum fahren, oft war es letztlich aber doch eher ein Schrottplatz. Die hier jahrelang abgestellten Schnelltriebwagen 403 001 und 002 kommen trotz ihres zuletzt erbärmlichen Zustandes vsl. zum Ende des Jahres 2016 wieder zum Laufen – das hat sich lange niemand mehr vorstellen können. Allerdings im Jahr 2016 einen Uerdinger Schienenbus noch im Regelverkehr, das hätte sich vor 15 Jahren ebenfalls kaum jemand vorstellen können...

798 610

Und so knattert der 798 610 bei herrlichster Winterwitterung bei Kuhbier mit immerhin drei Fahrgästen seinem Ziel Pritzwalk entgegen. *bingo*

BR 646

Der nach Berlin-Spandau fahrende 646/946 führt den Besucher kurzzeitig ins Jahr 2016 zurück. Doch auch dieser Zug ist auf dem absteigenden Ast, ab Dezember 2016 kommen auf dem Prignitz-Express modernisierte Triebwagen der Bauart LINT 41 zum Einsatz und lösen die rund 15 Jahre alten Fahrzeuge der von Stadler gefertigten Bauart GTW 2/6 ab.

225 002

Nun aber genug der modernen Traktion. Eigentlich erwartete ich hier den üblicherweise mit einer Lok der Bauart V200 bespannten und Mo/Mi/Fr verkehrenden Güterzug Wittstock – Wittenberge, welchen die EGP im Auftrag der DB fährt. Die mittägliche Zugpause auf den anderen Strecken bot an, vor Pritzwalk auf den Zug zu warten.
In den Wintermonaten ist die Sonne eine Stunde weiter vor, das Licht weicher und wenn dann der Zug noch in seiner eigentlichen Planlage anrollt, ist das Licht fast perfekt. Zwischen Wittstock und Pritzwalk fährt der Zug ansonsten im Gegenlicht durch wenig fotogenes Land. Nachdem das zunächst geplante Motiv mit Kirche im Bereich des nächsten Bahnübergangs durch die Erneuerung der Anlage völlig entfiel, wurde an der Hermann-Holz-Straße dieser Ersatzfotopunkt bezogen. Er hat aktuell zudem den Vorteil, dass man durchaus rechtzeitig das anrollen eines Zuges bemerken kann, da der im Umbau befindliche Bü derzeit postengesichert ist und sonst nicht vorhandene Vorwarnzeit bequem genutzt werden kann.
Dass statt der gewohnten V200 jetzt eine Lok der V160-Lokfamilie vor dem Zug hängt, sorgt für eine Überraschung – doch auch im Lummerland bleibt die Zeit nicht stehen und die gute alte BR 221 macht der BR 225 Platz. Die EGP hat aus der Insolvenzmasse der NBE RAIL zwei Loks der BR 225 übernommen, welche vom Grunddesign bereits blau/schwarz waren und mit recht wenig Aufwand an das EGP-Design anpassbar waren. Entsprechend kann das Design von der Attraktivität nicht wirklich mit der V200 oder den anderen EGP-Fahrzeugen mithalten und geht einen Mittelweg der Anpassung. Künftig sollen die Loks der BR 225 – frühere Loks der BR 215 – der EGP die Übergabe nach Liebenthal/Wittstock standardmäßig bespannen.

225 002

Motiv Groß Pankow im Wandel. Nachdem bereits Ende 2014 die Formsignale verschwanden, sind nun auch – jedenfalls im Wittstocker Umlauf – die V200 verschwunden. Die weiterhin im Bestand der EGP befindlichen Maschinen fahren fortan Sonderleistungen, die 221 136 kam prombt passend als Lz aus Wittenberge – vmtl. auf der Fahrt nach Falkenhagen – in das Ausweichgleis gefahren, während die 225 002 mit ihrem 55113 gen Wittenberge das Durchfahrgleis befährt. Die im Zug der Bahnhofsumbauten fotofreundlich gestutzte Vegetation südlich der Gleise wächst inzwischen wieder bedenklich hoch – im Sommer dürften hier Fotos sprichwörtlich eng werden.

798 610

Der 55113 fuhr im weiteren Verlauf leider vor Plan, das noch geplante Motiv in Perleberg entfiel entsprechend, so dass der Rest des Tages dem Uerdinger Schienenbus nach Putlitz galt. Eigentlich bemüht sich die HANS seit geraumer Zeit, den Uerdinger Schienenbus nicht mehr regelmäßig einzusetzen. Aktuell ist der Schadbestand offenkundig recht hoch, beide DOSTO-Schienenbusse sind derzeit abgestellt. Nachdem der erst seit Ende 2014 bei der HANS eingesetzte RegioShuttle 650 567 vermietet wurde, ist der Reservebestand bei Ausfall der ohnehin störanfälligen DOSTO-Schienenbusse niedrig und der 798 610 unverzichtbar.
Den abseits des kleinen Dorfes Jakobsdorf liegenden Haltepunkt Jakobsdorf passiert der 798 610 mit einem Fahrgast ohne Halt. Im Hintergrund ist das erste Haus des Dorfes Jakobsdorf erkennbar.

798 610

Im dörflichen Groß Langerwisch finden u.a. in zu DDR-Zeiten gebauten Wohnungen Flüchtlinge Obdach. Für Einkäufe in Pritzwalk bietet der Zug nach Putlitz passende und gern genutzte Gelegenheit. Den Gesichtern der Flüchtlinge beim beobachten des Fotografen nach zu urteilen, scheinen die an der Fahrt auch ihren Spaß zu haben...
Das Motiv des Hp Groß Langerwisch hört nicht beim Schienenbus und dem Wartehäuschen auf, doch die Objektive kommen auch bei kurzer Brennweite irgendwann an Grenzen. Aber alles kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen – mit einem kleinen Kunstgriff kommt das Motiv gleich viel besser raus: Der interessierte Leser klickt das
Foto oben an und es öffnet sich in der Full HD-Auflösung die Panoramaansicht des Motivs.

798 610

Laaske hatte der Fotograf lange nicht auf der Reihe, lange waren hier Bauarbeiten und das Dorf von Putlitz aus nicht direkt erreichbar. Abseits der nach Pritzwalk führenden Straßen gelegen, muss man das Dorf auch bewusst ansteuern. Noch zu Zeiten der Prignitzer Eisenbahn hat hier ein Empfangsgebäude gestanden, ehe es durch einen simplen, verglasten Unterstand abgelöst wurde. Doch auch ohne Zugangsbau liegt der Haltepunkt recht idyllisch – die Dorfhunde reagieren auf den unbekannten Gast allerdings recht lautstark...

798 610

Kuhbier war viele Jahre ein sehr beliebtes Motiv an der Strecke nach Putlitz. 2014 wurde die längst überfällige Sanierung der Ortsdurchfahrt in Angriff genommen, nachdem die Ortsumgehung fertiggestellt wurde und das bis dahin vom Verkehr auf altem Kopfsteinpflaster hochbelastete Dorf Ruhe fand. Nun ist es meist für den Eisenbahnfotografen ein Graus, frisch sanierte Anlagen im Fotomotiv zu haben – doch im Winter wirkt auch die bestsanierte Straße rottig und taugt zum Fotomotiv...
Der WSSB-Bahnübergang hat die Sanierung der Ortsdurchfahrt überstanden – lassen wir uns überraschen, wie der Bahnübergang künftig hier aussehen wird: A) unverändert, B) postengesichert, C) moderne BUES 2000-Anlage oder D) Strecke stillgelegt. Wer mag Publikumsjoker sein?


504 006

Ende Januar schwindet das Licht früh und nach dem Motiv in Kuhbier schrumpfte die Zahl der Motive mit Sonne rapide. Für Licht- und Schattenspiele fehlt dem Fotografen die Ortskenntnis, obwohl diese eine Herausforderung wären und bisher viel zu selten eingesetzt werden. Beim flüchtigen Blick in den Bf Pritzwalk war aber erkennbar, dass der in den Farben der HANS gestaltete VT 504 006 (welcher interessanterweise die dem VT 504 002 zugeordnete NVR-Nummer 95 80 0504 002-6 trägt) die Nachmittagsleistung nach Kyritz fahren würde.
Eigentlich müsste doch... Und in der Tat passte es – eine Stunde vor Sonnenuntergang fand sich für den VT 504 006 am Ortsrand von Pritzwalk eine passende Stelle. Schon ein Lieferwagen im falschen Moment hätte den hier unter der Woche nur zweimal am Tag südwärts fahrenden Zug ausgeknockt.


Fotos in Google Earth © 2016 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de Nach oben