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Freitag, 22. Januar 2016
– Lummerland im Winterzauber
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Die Fotosessions 2016 begannen
etwas behäbiger als erhofft. Heute war ein
kurzfristiger Start möglich, nachdem sich das Wetter ausnahmsweise
in
der
Prognose als beständig erwies.
Lummerland – ein scheinbar aus der Zeit gefallenes Eisenbahnnetz in der
Prignitz auf halbem Wege zwischen Hamburg und Berlin – ist von daheim
nur etwas mehr als ein Autostunde entfernt
und immer gerne genommenes Ziel. Während einerseits fast alle
ländlichen
Nebenbahn-Stichstrecken längst stillgelegt und abgebaut sind und
andererseits der klassische Schienenbus in (fast) ganz Deutschland nur
noch im Museum anzutreffen ist (selbst
moderne, vielleicht 15 Jahre
alte Fahrzeuge genügen heute manchem Aufgabenträger bei einer
Ausschreibung nicht mehr), ist beides zusammen in der Prignitz
auch im
Jahre 2016 noch montags bis freitags anzutreffen. Vom Land Brandenburg
bereits im Dezember 2006 abbestellt, gelang es den umtriebigen
regionalen Eisenbahnern und Politikern die Strecke Pritzwalk – Putlitz
bis heute im Alltagsbetrieb zu erhalten.
Ende Juli 2016 fällt allerdings die aktuelle
Finanzierungsgrundlage
weg, welche den Betrieb der Strecke über die im Eigentum des
Landkreises Prignitz stehende Verkehrsgesellschaft
Prignitz mbH (VGP)
und Mittel des Schienenersatzverkehrs ermöglicht. Künftig
werden die
Linien in der Prignitz direkt an die Verkehrsunternehmen vergeben – der
Kunstgriff über den Aufgabenträger entfällt dann.
Während die von der Hanseatischen
Eisenbahn GmbH (HANS) betriebenen Linien RB 73 und 74 ab Ende
2016 wieder für
vorerst
zwei Jahre vergeben werden sollen, ist es über der Zukunft der RB
70 still. Derzeit muss davon ausgegangen werden, dass der Verkehr
entsprechend der Gültigkeit der Fahrpläne zum 31. Juli 2016
endet, dem
Ende der VGP als Dachgesellschaft.
Erreicht man die Kleinstadt Putlitz
von der A24 kommend,
durchfährt man zunächst ein Großteil des Stadtgebiets,
ehe man am Ende
der Stadt den örtlichen Bahnhof erreicht. Und hier erwartet am 22.
Januar 2016 die Reisenden ein fast genau 60 Jahre alter Uerdinger
Schienenbus, welcher friedlich
vor sich hinbollert und dessen Webasto-Heizung im Innenraum für
wohlige Wärme sorgt.
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Heute ist der Bf
Putlitz Endbahnhof, bis 1968 bzw. 1980 war Putlitz nur
Zwischenstation in Form eines Keilbahnhofs – einst ging es hier weiter
nach Berge bzw. Suckow. Hinter dem Betriebsgebäude, welches heute
ein
kleines Signalmuseum und malerisch die Strecke nach Putlitz bzw.
Meyenburg zeigt, führte die 1980 im Zuge des Baues der damaligen
Transitautobahn A24 stillgelegte Strecke nach Suckow über die
Pritzwalker Straße.
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Bis 1990 bzw. im Falle der
Werkstatt auch noch viele Jahre länger herrschte hier
geschäftiges
Treiben. Heute ist davon nichts übrig geblieben. Immerhin haben
die Prignitzer
Eisenbahn (PEG) bzw. ihre Nachfolgergesellschaften
dafür gesorgt,
dass der Bahnhof Putlitz bis heute ein Ort geblieben ist, an dem man
durchaus gerne verweilen mag. Der Güterboden und die frühere
Werkstätte
träumen bei eisigen 11 Grad minus von besseren Zeiten.
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Über Nacht war die Luft feucht
und
auf den Zweigen der Pflanzen und Bäume hat sich eine dicke
Reifschicht
gebildet. Bei den eisigen Temperaturen braucht die Januarsonne viel
Zeit, um den Reif zum tauen zu bringen. 798 610 verlässt mit der
letzten
Vormittagsleistung den Bahnhof Putlitz, welcher sich heute wieder
verträumt zeigt. Die PEG hat hier
seit den späten 1990er Jahren für ein buntes Sammelsurium
gesorgt – manches kam wieder zum fahren, oft war es letztlich aber doch
eher ein Schrottplatz. Die hier jahrelang abgestellten
Schnelltriebwagen 403 001 und 002 kommen trotz ihres zuletzt
erbärmlichen
Zustandes vsl. zum Ende des Jahres 2016 wieder zum Laufen – das hat
sich lange niemand mehr vorstellen können. Allerdings im
Jahr 2016 einen Uerdinger Schienenbus noch
im Regelverkehr, das hätte sich vor 15 Jahren ebenfalls kaum
jemand
vorstellen können...
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Und so knattert der 798 610 bei
herrlichster Winterwitterung bei Kuhbier mit immerhin drei
Fahrgästen
seinem Ziel Pritzwalk entgegen. *bingo*
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Der nach Berlin-Spandau fahrende
646/946 führt den Besucher kurzzeitig ins Jahr 2016 zurück.
Doch auch
dieser Zug ist auf dem absteigenden Ast, ab Dezember 2016 kommen auf
dem Prignitz-Express modernisierte Triebwagen
der Bauart LINT 41 zum
Einsatz und lösen die rund 15 Jahre alten
Fahrzeuge der von Stadler
gefertigten Bauart GTW 2/6 ab.
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Nun aber genug der modernen
Traktion. Eigentlich erwartete ich hier den üblicherweise mit
einer Lok der Bauart
V200 bespannten und Mo/Mi/Fr verkehrenden Güterzug Wittstock –
Wittenberge, welchen die EGP im Auftrag der DB fährt. Die
mittägliche
Zugpause auf den anderen Strecken bot an, vor Pritzwalk auf den Zug zu
warten.
In den Wintermonaten ist die Sonne eine Stunde weiter vor, das Licht
weicher und wenn dann der Zug noch in seiner eigentlichen Planlage
anrollt, ist das Licht fast perfekt. Zwischen Wittstock und Pritzwalk
fährt der Zug ansonsten im Gegenlicht durch wenig fotogenes Land.
Nachdem das zunächst geplante Motiv mit Kirche im Bereich des
nächsten
Bahnübergangs durch die Erneuerung der Anlage völlig entfiel,
wurde an
der Hermann-Holz-Straße dieser Ersatzfotopunkt bezogen. Er hat
aktuell
zudem den Vorteil, dass man durchaus rechtzeitig das anrollen eines
Zuges bemerken kann, da der im Umbau befindliche Bü derzeit
postengesichert ist und sonst nicht vorhandene Vorwarnzeit bequem
genutzt werden kann.
Dass statt der gewohnten V200 jetzt eine Lok der V160-Lokfamilie vor
dem Zug hängt, sorgt für eine Überraschung – doch auch
im Lummerland
bleibt die Zeit nicht stehen und die gute alte BR 221 macht der BR 225
Platz. Die EGP
hat aus der Insolvenzmasse der NBE
RAIL zwei Loks der BR 225
übernommen, welche vom Grunddesign bereits blau/schwarz waren und
mit
recht wenig Aufwand an das EGP-Design anpassbar waren. Entsprechend
kann das Design von der Attraktivität nicht wirklich mit der V200
oder
den anderen EGP-Fahrzeugen mithalten und geht einen Mittelweg der
Anpassung. Künftig sollen die Loks der BR 225 – frühere Loks
der BR 215 – der EGP die Übergabe nach
Liebenthal/Wittstock standardmäßig bespannen.
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Motiv Groß Pankow im
Wandel. Nachdem bereits Ende 2014 die Formsignale verschwanden, sind
nun auch – jedenfalls im Wittstocker Umlauf – die V200 verschwunden.
Die
weiterhin im Bestand der EGP befindlichen Maschinen fahren fortan
Sonderleistungen, die 221 136 kam prombt passend als Lz aus Wittenberge
– vmtl. auf der Fahrt nach Falkenhagen – in das Ausweichgleis gefahren,
während die 225 002 mit ihrem 55113 gen Wittenberge das
Durchfahrgleis
befährt. Die im Zug der Bahnhofsumbauten fotofreundlich gestutzte
Vegetation
südlich der Gleise wächst inzwischen wieder bedenklich hoch –
im Sommer dürften hier Fotos sprichwörtlich eng werden.
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Der 55113 fuhr im weiteren
Verlauf leider vor Plan, das noch geplante Motiv in Perleberg entfiel
entsprechend, so dass der Rest des Tages dem Uerdinger Schienenbus nach
Putlitz galt. Eigentlich bemüht sich die HANS seit geraumer Zeit,
den Uerdinger Schienenbus nicht mehr
regelmäßig einzusetzen. Aktuell ist der Schadbestand
offenkundig recht hoch, beide DOSTO-Schienenbusse sind derzeit
abgestellt. Nachdem der erst seit Ende 2014 bei der HANS eingesetzte
RegioShuttle 650 567 vermietet wurde, ist der Reservebestand bei
Ausfall der ohnehin störanfälligen DOSTO-Schienenbusse
niedrig und der 798 610 unverzichtbar.
Den abseits des kleinen Dorfes Jakobsdorf liegenden Haltepunkt
Jakobsdorf passiert der 798 610 mit einem Fahrgast ohne Halt. Im
Hintergrund ist das erste Haus des Dorfes Jakobsdorf erkennbar.
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Im dörflichen Groß
Langerwisch finden u.a. in zu DDR-Zeiten gebauten Wohnungen
Flüchtlinge Obdach. Für Einkäufe in Pritzwalk bietet der
Zug nach Putlitz passende und gern genutzte Gelegenheit. Den Gesichtern
der Flüchtlinge beim beobachten des Fotografen nach zu urteilen,
scheinen die an der Fahrt auch ihren Spaß zu haben...
Das Motiv des Hp
Groß Langerwisch hört nicht beim Schienenbus und dem
Wartehäuschen auf, doch die Objektive kommen auch bei kurzer
Brennweite irgendwann an Grenzen. Aber alles kein Grund, die Flinte ins
Korn zu werfen – mit einem kleinen Kunstgriff kommt das Motiv gleich
viel besser raus: Der interessierte Leser klickt das Foto oben an und es öffnet sich in der
Full HD-Auflösung die Panoramaansicht des Motivs.
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Laaske hatte der Fotograf lange
nicht auf der Reihe, lange waren hier Bauarbeiten und das Dorf von
Putlitz aus nicht direkt erreichbar. Abseits der nach Pritzwalk
führenden Straßen gelegen, muss man das Dorf auch bewusst
ansteuern. Noch zu Zeiten der Prignitzer Eisenbahn hat hier ein
Empfangsgebäude gestanden, ehe es durch einen simplen, verglasten
Unterstand abgelöst wurde. Doch auch ohne Zugangsbau liegt der
Haltepunkt recht idyllisch – die Dorfhunde reagieren auf den
unbekannten Gast allerdings recht lautstark...
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Kuhbier war viele Jahre ein sehr
beliebtes Motiv an der Strecke nach Putlitz. 2014 wurde die längst
überfällige Sanierung der Ortsdurchfahrt in Angriff genommen,
nachdem die Ortsumgehung fertiggestellt wurde und das bis dahin vom
Verkehr auf altem Kopfsteinpflaster hochbelastete Dorf Ruhe fand. Nun
ist es meist für den Eisenbahnfotografen ein Graus, frisch
sanierte Anlagen im Fotomotiv zu haben – doch im Winter wirkt auch die
bestsanierte Straße rottig und taugt zum Fotomotiv...
Der WSSB-Bahnübergang hat die Sanierung der Ortsdurchfahrt
überstanden – lassen wir uns überraschen, wie der
Bahnübergang künftig hier aussehen wird: A) unverändert, B) postengesichert,
C) moderne BUES 2000-Anlage oder D) Strecke stillgelegt. Wer mag
Publikumsjoker sein?
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Ende Januar schwindet das Licht
früh und nach dem Motiv in Kuhbier schrumpfte die Zahl der Motive
mit Sonne rapide. Für Licht- und Schattenspiele fehlt dem
Fotografen die Ortskenntnis, obwohl diese eine Herausforderung
wären und bisher viel zu selten eingesetzt werden. Beim
flüchtigen Blick in den Bf Pritzwalk war aber erkennbar, dass der
in den Farben der HANS gestaltete VT 504 006 (welcher interessanterweise die dem VT 504
002 zugeordnete NVR-Nummer 95 80 0504 002-6 trägt) die
Nachmittagsleistung
nach Kyritz fahren würde.
Eigentlich
müsste doch... Und in der Tat passte es – eine Stunde vor
Sonnenuntergang fand sich für den VT 504 006 am Ortsrand von
Pritzwalk eine passende Stelle. Schon ein Lieferwagen im falschen
Moment hätte den hier unter der Woche nur zweimal am Tag
südwärts fahrenden Zug ausgeknockt.
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Fotos
in Google Earth |
©
2016 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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