|
|
|
|
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
6
|
7 |
8 |
9 |
10 |
11 |
12 |
13 |
14 |
15 |
16 |
17 |
18 |
19 |
20 |
21 |
22 |
23 |
24 |
25 |
26 |
27 |
28 |
29 |
30 |
31 |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Sonnabend, 5. Juli
2014
– Betrieb in Woltersdorf
|
|
|
|
Aus Anlass
des Woltersdorf-Tages verkehrten heute anstelle der üblichen zwei
Umläufen mit Gothawagen drei Umläufe mit den seit 2006 nicht
mehr regelmäßig eingesetzten Beiwagen sowie dem KSW-Zug.
Mein letzter Besuch in Woltersdorf war 2008 zur 95-Jahrfeier – an
diesem Tag verkehrten die Wagen bekränzt – was zwar dem Anlass
gerecht ist, aber den klassischen Fotografen eher stört. Nicht nur
der KSW-Zug war daher noch eine offene Baustelle und so ging es heute
mit der Postkutsche, ähh dem ADAC-Postbus nach Berlin. Mit der
Erkenntnis, dass auch im aktuellen Fernbusverkehr nur mit Wassser
gekocht wird und allenfalls der Preis ein Argument für
längere Bustouren ist ging es vom Berliner ZOB – einer in die
Jahre gekommenen Einrichtung aus tiefsten West-Berliner Zeiten und
heute abseits gelegen – zum S-Bahnhof Messe Nord/ICC (auch bekannt unter dem Namen Witzleben),
wo mit dem 485 164 zunächst der fünfte der medienwirksam
nach langer Abstellung aufwendig "wieder flott" gemachten 485/885 auf
der S46 zum Einsatz kam.
|
|
|
In Rahnsdorf
war dann quasi Zeitenwechsel, ab in die "gute, alte Zeit".
Der 1943 als erster Kriegsstraßenbahnwagen
(KSW) gebaute Triebwagen 7 ist seit 1944 in
Woltersdorf, nachdem in Woltersdorf durch einen Luftangriff ein
Großteil der Wagen beschädigt wurde und der
KSW-Probewagen in Berlin zur Erprobung weilte. Der
Wagen wurde nach Erprobungsende als Wagenhilfe nach Woltersdorf
abgegeben und blieb dort
bis in die 1980er Jahre im Betriebsbestand – als Reservewagen formell
noch bis 1996. Der Wagen wurde bis 1992 weitgehend in den
Ursprungszustand zurückgebaut und erhielt dabei für
einige Jahre die ursprüngliche sandfarbene Lackierung. Mit
Fertigstellung des KSW-Beiwagens 22 im Jahr 1996 wurde der Wagen 7
wieder
cremefarben lackiert. Hier passiert der Zug den Bü an der
Straße nach Fichtenau.
|
|
Der
Triebwagen 29 wurde kurz nach der Wende hauptuntersucht und erhielt
eine von der bisherigen Lackierung abweichende Farbgebung analog der im
benachbarten Schöneiche üblichen Lackierung. Passend dazu
wurde der Beiwagen 89 lackiert – weitere Fahrzeuge wurden nicht
entsprechend gestaltet, der Beiwagen 89 erhielt später die
übliche Woltersdorfer Farbgebung. Der Triebwagen 29 hat diese
Lackierung bis heute behalten – der Wagen wurde von der Aufarbeitung
der Triebwagen bei der Mittenwalder
Gerätebau GmbH (MGB) ausgenommen und dient nur noch als
Reservewagen. Aus Anlass des Woltersdorf-Tages wurde der seit einigen
Jahren abgestellte Beiwagen 89 wieder instandgesetzt und erhielt dabei
seine blaue Lackierung von 1991 zurück. Diese Kombination war die
Überraschung des Tages, als der Verband auf den letzten Metern vor
dem Rahnsdorfer Bahnhof unterwegs ist.
|
|
In Rahnsdorf
wurde rasch umgesetzt und das Personal nutzte die im Regelbetrieb nicht
mehr vorhandene Überliegezeit. Seit dem Bau der Ausweiche am
Berliner Platz 2006 kreuzen die Planzüge am Berliner Platz,
wodurch ein Umlauf zulasten der Überliegezeiten eingespart werden
konnte. Gleichzeitig entfiel der Beiwagenbetrieb zum Thälmannplatz
in den Hauptverkehrszeiten, welcher durch einen von Rahnsdorf bis
Berliner Platz verkehrenden Einsatzwagen ersetzt wurde. Seit dieser
Zeit haben die Gothawagen in Woltersdorf leuchtende Liniennummern in
Matrix-Technik – der E-Wagen zum Berliner Platz zeigt als Linie dann
ein "E".
|
|
An der
Fontanestraße wechselt die Trasse der Woltersdorfer
Straßenbahn das Bundesland, mit dem Wald beginnt Berlin.
|
|
Bis 2006 ein
alltäglicher Anblick gewesen, die bei MGB modernisierten
Gothatriebwagen mit in eigener Werkstatt sanierten Beiwagen. Der
Beiwagen 90
ist der zweite in Woltersdorf erhalten gebliebene Beiwagen, wurde aber
wie bereits der Beiwagen 89 schon länger nicht mehr eingesetzt –
bei
starkem Fahrgastaufkommen an Wochenenden zur Schleuse wird ggf.
kurzerhand mit zwei Triebwagen in Sichtabstand gefahren. Hier erreicht
der Tw 30 mit dem Bw 90 die Landesgrenze Berlin/Brandenburg.
|
|
An der Hst
Eichendamm wieder der Verband aus Tw 29/Bw 89.
|
|
Entlang der
Berliner Straße sind in den letzten Jahren zahlreiche Neubauten
entstanden – nahe der Robert-Koch-Straße steht noch ein nicht
modernisierter Altbau, passend zum KSW-Triebwagen.
|
|
Die Weiche
aus Richtung Schleuse machte offenkundig am Sonnabend Probleme, so dass
der örtliche Gleisarbeiter mit dem Dienstfahrzeug vorfuhr und
wieder für Gängigkeit sorgte.
|
|
An der
Fasanenstraße hat sich eine der alten Wartehallen gehalten,
leider graffitiverschmiert. Dagegen sind die vom heutigen
Energieversorger E.ON genutzten Trafohäuschen entlang der Strecke
liebevoll mit Motiven aus Woltersdorf bemalt, darunter auch diverse
Straßenbahnmotive. Der Verband aus Tw 29 und Bw 89 passiert die
Szenerie.
|
|
Aus dem
dunklen kommt das helle. Entlang der Berliner Straße der KSW-Zug.
Während der Tw 7 im Innenraum der Ursprungsversion als einfachst
gebauter Kriegsstraßenbahnwagen mit nur 12 Sitzplätzen und
einfacher Holzverkleidung des Innenraums entspricht, ist der 1944
gebaute KSW-Beiwagen im zu DDR-Zeiten modernisierten Zustand mit
Polsterbänken, Lichtband und Sprelacat-Verkleidungen restauriert.
|
|
Auf dem
Betriebshof wurde derweil der Woltersdorf-Tag gefeiert, ein beliebter
Programmpunkt bei Woltersdorfer Festen stets das
Straßenbahntauziehen. Mit viel Enthusiasmus zogen Mannschaften –
nicht nur aus Männern – den Woltersdorfer Museumswagen 2. Hier die
Belegschaft einer Woltersdorfer Fahrschule. Ein Video einer dieser
Mannschaften findet sich bei YouTube,
danke an André.
|
|
Bekanntestes
Motiv ist die Rudolf-Breitscheid-Straße im Woltersdorfer
Ortskern. Vor einigen Jahren wurde das deutlich abgefahrene Gleis
erneuert und verlor dabei das klassische Kopfsteinpflaster. Fotogen ist
der Abschnitt immer noch – wenn denn einmal kein Auto das Motiv
zufährt. Bei Tw 29 hielt sich erfreulicherweise der Autoverkehr
zurück.
|
|
Die folgende
S-Kurve stellt Autofahrer stets vor Herausforderungen, kommt ihnen doch
an unübersichtlicher Stelle auf ihrer Fahrbahn eine
Straßenbahn entgegen, einzige Ausweichmöglichkeit: Der
Gegenverkehr.
|
|
Zusätzliche
Schikane ist der Seitenwechsel der Straßenbahn an der
Blumenstraße. Aktuell ist geplant die Straßenbahn zusammen
mit der Straßensanierung der Schleusenstraße auf die
Nordseite zu verlegen, ohnehin befindet sich hier der letzte unsanierte
Gleisabschnitt der Straßenbahn und die Straßenbahn
würde dann durchgehend auf der Nordseite fahren.
|
|
Am
früheren Kurhaus – heute das Krankenhaus der Ortschaft – passierte
der Verband aus Tw 30 und Bw 90 auf dem noch zu sanierenden Gleis den
Fotografen. Markant sind die geänderten Lichter der fünf bei
MGB
modernisierten Gothawagen. Mit dem künftigen Wagen 33
ist derzeit ein weiterer Gothawagen im Aufbau, welcher aus dem
früheren Dresdner Kinderbahn-Tw 201 602 aufgebaut wird, welcher
seit 1998 rund 10 Jahre in Dresden-Cotta als Denkmal vor einem Theater
stand. Nach einer Wagenkastensanierung in Gera wird
der Triebwagen derzeit in Woltersdorf wieder mit Technik und
Innenausstattung versehen und anschließend als siebter Gothawagen
in Woltersdorf für Einsätze bereitstehen.
|
|
An der Hst
Krankenhaus ist der Übergang von alten und neuem Gleis. Sofern die
Straßenbahn entsprechend den Planungen die Straßenseite
wechselt, werden Aufnahmen der Linie 87 in der Schleusenstraße
deutlich einfacher – sofern eben der Autoverkehr mitspielt...
|
|
Der Tw 29
erreicht die Woltersdorfer Schleuse, recht idyllisch gelegen. Die
Freifläche rechts wird allerdings wohl nicht mehr allzulange frei
sein, auf dem Grundstück steht ein Container zwecks
Verkaufsgesprächen von neuen Eigentumswohnungen... Die kleine
Villa im Hintergrund wird dann kaum mehr als Motivbestandteil dienen
können.
|
|
Tw 29 setzt
über das planmäßig nicht mehr benötigte
Umsetzgleis auf die andere Zugseite. Im Hintergrund farblich passend
das Betriebsgebäude der Woltersdorfer Schleuse.
|
|
Die
Kuppelhilfe ist routiniert und der Zug steht wieder zur Fahrt nach
Rahnsdorf bereit.
|
|
Das
klassische Motiv an der Woltersdorfer Schleuse, gerade mal einen Moment
ohne Gewusel von Touristen und Autos.
|
|
An der Hst
Thälmannplatz steht der Tw 29 zur Weiterfahrt nach Rahnsdorf
bereit, im Hintergrund hat Tw 30 mit Bw 90 gerade die bis 2006 für
das an- und abkuppeln der Mo-Fr nur bis Thälmannplatz verkehrenden
Beiwagen genutzte Ausweiche verlassen.
|
|
Der
Maximum-Triebwagen 218 erinnert an die enge Verbundenheit von
Woltersdorfer und Berliner Straßenbahn. Bevor der KSW-Probewagen
1944 nach Woltersdorf umgesetzt wurde, half kurzzeitig ein
BVG-Maximumwagen den kriegsbedingten Wagenmangel lindern. Nach Ende des
Altwageneinsatzes in Berlin (Ost) fanden die zur Erhaltung vorgesehenen
Wagen der BVB einige Jahre Asyl in Woltersdorf, ehe sie aufgearbeitet
und nach Berlin zurückkehren konnten. Der Wagen 218 wurde in der
Woltersdorfer Werkstatt zwischen 2009 und 2013 komplett neu aufgebaut
und wieder mit Druckluftbremse versehen – er verbleibt auch
künftig in Woltersdorf, nachdem der ebenfalls in Woltersdorf
aufgearbeitete Tw 2990 zwischen 2008 und 2013 hier Gastfahrzeug war und
nun wieder in Berlin weilt.
|
|
Seit 1998
dient der ehemalige Berliner Rekowagen 4534 in Woltersdorf als
Arbeitswagen ATw 19, hier im Betriebshof mit der Turmwagenlore für
den Havariefalle einsatzbereit abgestellt.
Dahinter stehen die am Sonnabend weitgehend arbeitslosen Gothawagen des
Regelbetriebes.
|
|
Inzwischen
hatte sich die Sonne durchgesetzt, als der Tw 29 in die Hst
Thälmannplatz einfährt.
|
|
Tw 29 in der
Hst Thälmannplatz wartend, fährt Tw 7 mit Bw 22 in die
Ausweiche ein. Im Hintergrund die noch mit Motiven von der
100-Jahrfeier
2013 verzierte alte Wartehalle.
|
|
Wer mit der
Postkutsche reist, muss mehr Zeit einplanen und so ging es bei
inzwischen prächtigem Sonnenschein wieder in Richtung Berlin, um
rechtzeitig in Berlin am ZOB zu sein. Der KSW-Zug hat in Rahnsdorf am
S-Bahnhof seine zahlreichen Fahrgäste sicher abgeliefert und der
Triebwagen wird in Kürze wieder umsetzen. Wenige Minuten
später hatte mich die moderne Bahnwelt in Form eines S-Bahnzuges
der BR 481 mit stickigem Fahrgastraum wieder.
|
|
Fotos
in Google Earth |
©
2014 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
Nach
oben |
|