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Sonntag, 30. März
2014
– Abschiedstournee von 425 120 über die Stuttgarter Viadukte
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Stuttgart war die erste Stadt, die
ab 1933 ein mit der in Deutschland gebräuchlichen
Fahrleitungspannung 15 kV bei 16,7 Hz elektrifiziertes
Nahverkehrssystem mit Triebwagen erhielt. Damals verkehrten die elT 15 (ab 1940: ET 65) auf den
Stuttgarter Vorortstrecken, welche ab 1935 von den neuen nach
Einheitsnormen gebauten elT 18 (ab
1940: ET 25) für die ost- und süddeutschen
Nahverkehrsstrecken verstärkt wurden. Während die
Triebwagen vom Typ ET 65 Ende September 1978 von der neuen Stuttgarter
S-Bahn in Form der BR 420/421 abgelöst wurden, blieben zahlreiche
ET 25 noch bis September 1985 rund um Stuttgart vom Bw Tübingen
aus im
Einsatz.
Der 425 120 war 1985 in die Schweiz verkauft worden, wo der Zug auf der
Oensingen-Balsthal-Bahn
(OeBB) im Originalzustand bis 1993 im Einsatz blieb. Nach dem
Verkauf an eine Stuttgarter Privatperson, die den Triebwagen in den neu
gegründeten Verein "Freunde zur
Erhaltung historischer Schienenfahrzeuge e.V." (FzS) einbrachte,
wurde der Zug einer umfassenden Aufarbeitung, u.a. im damaligen
Adtranz-Werk
Kassel, unterzogen. Ab 1998 wurden regelmäßig von Stuttgart
aus Fahrten unternommen, wobei in den Sommermonaten für DB Regio zahlreiche
planmäßige Ausflugszüge unter anderem nach Bad Wildbad
gefahren wurden.
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Nach dem
Verlust der Auftragsfahrten sind die zeitweise
bis zu drei betriebsfähigen historischen Triebwagenzüge der
SVG
deutlich seltener im öffentlichen Verkehr eingesetzt. Der 465 006
als
Leihgabe des DB Museums ist – weit vor seinem Fristablauf
– seit einigen Jahren in Horb abgestellt. Nun steht auch der 425 120
zur Hauptuntersuchung an, welche nicht mehr durchgeführt werden
soll.
Die Verkehrsfreunde Stuttgart e.V. stellten
daher eine große
Abschiedsrunde rund um Stuttgart auf die Beine, bei der die zahlreiche
Viadukte rund um Stuttgart befahren wurden. Ein Begleitbus
ermöglichte es dabei Fotografen neben der Mitfahrt im Zug auch
Streckenaufnahmen des Zuges machen zu können. Auf den beiden
oberen Aufnahmen wird der 425 120/420 gerade im Stuttgarter
Hauptbahnhof bereitgestellt.
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Mit dem führenden 425 420
passiert der Zug in langsamer Fahrt den Rems-Viadukt bei Waiblingen-Neustadt.
Was für die Bahn der Viadukt, ist für die Straße die
11%-Steigung...
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In der Einfahrt von Marbach der 425
120. Eine Woche später und hier steht die Natur in voller
Blüte.
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Eines der schönsten
Viaduktmotive rund um Stuttgart ist das Motiv des Neckar-Viaduktes in
Marbach. 425 120 quert den Neckar und erreicht auf der anderen
Neckarseite Benningen.
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In einen Felsabhang geschlagen ist
der Haltepunkt Höfingen entlang der Strecke nach Weil der Stadt.
425 120 macht einen Fotohalt, von manchem auch als kurze Raucherpause
genutzt.
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Der moderne Nachfolger des
Stuttgarter Vorortverkehrs, hier der 420 485 in Höfingen, steht in
Stuttgart vor der
Ablösung durch Neubaufahrzeuge – die Erstausstattung von 1978 ist
ohnehin längst durch Neubaufahrzeuge der BR 423 ersetzt. Die
derzeit in Stuttgart noch eingesetzten Fahrzeuge sind erst ab 1990 in
Betrieb genommen worden und noch keine 25 Jahre alt – doch in Zeiten
von Ausschreibungen der Verkehrsleistungen kann der Auftraggeber seine
Wünsche definieren (die er dann
letztlich in höheren Entgelten bezahlen muss) und die
lauteten Energierückspeisung. Da dies der 420 nicht kann, wurde
die Modernisierung abgeblasen und die Fahrzeuge werden in den kommenden
Monaten vollständig durch Neufahrzeuge der BR 430 ersetzt. Das
Modernisierungsmuster 420Plus
420 400 mit allen Annehmlichkeiten eines modernisierten und
klimatisierten 420 kann der Besucher künftig neben dem Urahn 425
120 in Horb bewundern, wenn der 425 120 dort am 21. April neben dem 420
400 als Ausstellungsobjekt einzieht. Die beiden jungen Frauen im
Vordergrund dürfte das allerdings eher periphär
interessieren...
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Der Feuerbach-Viadukt, im
Hintergrund die in den 1950er Jahren errichteten ersten Stuttgarter
Wohnhochhäuser im Stadtteil Freiberg.
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Wenn das
Fotomotiv nicht so wie geplant will, dann hilft spontanes Umplanen. Der
425 120 fuhr leider auf dem Gleis der Gegenrichtung über den
Münster-Viadukt – vom Zug war nur noch oberhalb der Fensterkante
etwas erkennbar. Flugs die Teilnehmer zum Motiv gemacht und schon ist
das Fotomotiv von Kopf bis Fuß im Bild. Im Hintergrund einer der
alten Viaduktpfeiler, welcher erhalten blieb und heute gerne von
Kletterern genutzt wird – wie bei genauem Hinsehen auch erkennbar...
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Parallel der Hst
Schlotterbeckstraße führt der Rbf Untertürkheim, wo der
425 120 einen Fotohalt einlegt, um sich von einer Stadtbahn in Form des
DT8 3073 überholen zu lassen.
Während bei betrieblichen Aufgaben im Gleisbereich heute eine
Warnweste zwingend vorgeschrieben ist, ist sie im Führerstand
unüblich und im Reiseverkehr von den Unternehmen auch nicht
gewünscht. Dass Warnwesten im Führerstand bei Fotofahrten
alles andere als zweckmäßig sind, dürfte naheliegend
sein – ist aber leider nicht bei allen angekommen. Die Unsitte
Warnwesten oder -jacken als Uniformersatz zur Zivilkleidung zu nutzen,
ist bei manchem Verein – wie hier im Führerstand des 425 420
unübersehbar – zunehmend zu beobachten. Andere Vereine erinnern
sich dem roten Zugführerband zur Uniform und dass diese sagt, "der
da" hat das sagen...
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Die Rosensteinbrücke wird in
den kommenden Jahren durch einen Neubau ersetzt, dem die
dahinterliegende Holzbrücke zwischen der Wilhelma und Bad
Cannstatt weichen muss – die Vorarbeiten haben bereits begonnen. Am
Aufnahmetag stand auf der alten Fußgängerbrücke zur
Wilhelma noch ein einzelner Aktivist gegen Stuttgart21 – so
zwiespältig das Bauprojekt auch ist, der Zug ist abgefahren und
dass die Brücke der Eisenbahn auch ohne Stuttgart 21 ein
Sanierungsfall ist, ist der Brücke anzusehen. Auf dem letzten Foto
des Tages passiert der 425 120 das Bauwerk und die vor den
Mineralbädern liegende Staustufe Cannstatt.
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Im Januar 1992 verschlug es mich im
Zuge meiner letzten Tour mit dem längst legendären
Tramper-Monats-Ticket in die Schweiz, um den dort noch im Einsatz
befindlichen 425 120 abzulichten. Mit einem Betriebsfoto rechnete ich
damals nicht, da er nur noch einzelne Leistungen fuhr und das im Januar
nicht zu Tageslicht.
Durch eine erforderliche Reparatur an einem anderen Triebwagen kam der
Triebwagen in den Mittagsstunden für eine Runde zum Einsatz und so
passte ich den 425 120 in Balsthal am Bü Lebernweg ab. Weitere
Fotos der Tour finden sich in einer Galerie
der Bahnfotokiste.
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1998 feierte Adtranz das
Jubiläum "150 Jahre Lokomotiven aus Kassel", nachdem 1848 durch
"Henschel & Sohn" der Lokbau am Holländischen Platz begann.
Ausgestellt war unter anderem auch der 425 120/420, welcher in Kassel
1998 einer technischen Aufarbeitung unterzogen worden war und dabei
auch Adtranz-Werbung erhalten hatte.
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Im Februar 2006 waren die acht
Jahre der ersten Fristperiode im historischen Fahrbetrieb vorbei und
der Zug fuhr von Stuttgart nach Nürnberg, um von dort ins
tschechische Plzeň (Pilsen)
zur
Hauptuntersuchung bei MOVO
spol. s r.o. gebracht zu werden, wo zuvor der 465 006/865 606
samt Umbauwagen 865 006 betriebsfähig aufgearbeitet worden war.
Nun sind erneut acht Jahre vorbei und die genannten Fahrzeuge
künftig nur noch Ausstellungsstücke.
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Fotos
in Google Earth |
©
2014 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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