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Sonntag 21. Juli 2013
– Nach 24 Jahren zurück im Weserbergland
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Nach der ersten, recht erfolglosen
Tour zur Rinteln-Stadthagener
Eisenbahn
(RStE) vom 19. Mai ging es
heute ein zweites Mal zur RStE. Der 1994 aus dem Akkutriebwagen 515 523
umgebaute ehemalige VT 10 der Regentalbahn
– zwischen 2005 und 2010 bei der Mandaubahn
eingesetzt – und seit Ende 2011 der Schienenflieger
KG gehörende VT 42 sollte heute nach seiner Reparatur auf
der
RStE zwei Zugpaare zwischen Stadthagen und Rinteln fahren.
Den ersten Zug des Tages fuhr noch der VT 96 901 der Interessengemeinschaft Schienenbus Seelze
e.V. (ISS), welcher 1960 als VT 27 für
die Kleinbahn Weidenau - Deuz
gebaut wurde. Nach Stilllegung der Kleinbahn kam der Triebwagen 1968
als VT 2.24 zur Eisenbahn Altona –
Kaltenkirchen – Neumünster (AKN) und wurde bis zur
Inbetriebnahme der Neubautriebwagen vom Typ VTE im Jahr 1977 bei der
AKN eingesetzt. Über einen Umweg über die Vorwohle–Emmerthaler Verkehrsbetriebe (VEV) in den Jahren 1977-83
kam der Triebwagen zur ISS, die das Fahrzeug derzeit beim Förderverein Eisenbahn Rinteln
Stadthagen
(FERSt) einsetzt.
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Am 19. Mai hatte der Defekt eines
Elektronikteils den Einsatz des VT 42 der Schienenflieger KG
verhindert, heute konnte der kurz vor Fristablauf stehende VT 42 auch
tatsächlich eingesetzt werden. Hatte man am 19. Mai noch die
Pressetrommel gerührt, so wurde der Triebwagen heute ohne
große
Ankündigung eingesetzt – nur durch Zufall hatte ich eine kleine
Meldung
in den Weiten des Webs gesehen.
Den ehemaligen 515 523 hatte ich bereits im Sommer 1989
noch als Akkutriebwagen in Viechtach bei der Regentalbahn fotografiert
und immer das Ziel, früher oder später das umgebaute Fahrzeug
im
Betrieb zu erwischen. Da der Bayerische Wald von Hamburg aus nicht
gerade um die Ecke ist, klappte das bei der Regentalbahn nicht und 2002
war einer der beiden VT 686 nur in der Waschhalle in Viechtach
anzutreffen. 2009 hatte ich bei der Mandaubahn
in
Zittau mehr Glück, dort reichte es immerhin zu einigen
Bahnhofsbildern.
Nach dem Verkauf an die Schienenflieger KG kam der VT 42 genau 24 Jahre
nach dem Ende des Akkutriebwageneinsatzes im Weserbergland wieder in
seine alte Heimat zurück und ließ das fast 25 Jahre alte
Vorhaben endlich umsetzbar machen. Hier verlässt der VT 42
Nienstädt in Richtung
Obernkirchen und passiert den Bü Großer Kamp. Das
Fahrgeräusch des
dieselektrisch angetriebenen VT 42 ist auch mit Dieselantrieb
unverkennbar, der markante Sound des Tatzlagerantriebs des
früheren ETA klang gleich wieder in den Ohren...
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Die Schienenflieger KG treibt
Projekte voran, die konventionelle Wege verlassen
und im Jahre 2005 mit dem Schienenflieger
im Norden Deutschlands Schlagzeilen machten. Man wollte Kiel mit dem
Hamburger Flughafen in rund 50
Minuten Fahrzeit verbinden, via Bad Bramstedt, Kaltenkirchen,
Henstedt-Ulzburg,
Quickborn und Norderstedt – auf ausgebauten sowie neuen Strecken und
mit
einem Investitionsumfang von ca. 245 Mio EUR. Seitens der Politik
wurden zuletzt jedoch zu erwartende 700 Mio bis 1 Mrd EUR genannt - so
war das Projekt 2005 erst einmal wieder zu den
Akten gelegt.
Nachdem 2011 die Triebwagen VT 41 und 42 der Mandaubahn zum Verkauf
standen, übernahm die Schienenflieger KG die beiden Triebwagen und
band sie in ein Thema ein, das derzeit speziell im Auto- und Busbereich
im Trend ist: Nahverkehr mit Fahrzeugen, die statt aus Fahrleitungen
oder mit Dieselmotoren mit wasserstoffgespeisten Brennstoffzellen
angetrieben werden. Die Schienenflieger KG hat unter dem Projektnamen Hydrail bzw. Schienenwind ein Konzept
erarbeitet, mit
dem man in verschiedenen Einsatzgebieten die Vorteile eines Triebwagens
mit Brennstoffzellenantrieb demonstrieren möchte.
Zumindest einen der beiden VT 686 möchte man dazu anstelle des
Dieselgenerators mit einer Brennstoffzelle ausrüsten. Für den
Umbau sind Fördermittel in nicht unbeträchtlicher Höhe
notwendig – von den Zulassungsfragen eines bisher in Deutschland nicht
vorhandenen Eisenbahntriebwagens mit Brennstoffzellenantrieb mal ganz
abgesehen. Von daher bleibt abzuwarten, wie realistisch die neuen
Projekte der Schienenflieger KG sind. Nach der erfolglosen
Präsentation des VT 42 am 19. Mai konnte der Triebwagen heute im
Betrieb vorgeführt werden. Hier steht der VT 42 im Bf Obernkirchen
zur Abfahrt nach Rinteln bereit.
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Es war bemerkenswert, wie gut die
beiden vom VT 42 gefahrenen Zugpaare besetzt waren, obwohl
nur wenig Werbung für die Fahrten gemacht wurde – welche
normalerweise
vom VT 96 901 geleistet worden wären. Im Gegensatz zum Schienenbus
lassen sich im VT 686 nur wenige Fenster leicht öffnen. Bei
einem bis 12 Uhr in der Sonne abgestellten Triebwagen und
Außentemperaturen von rund 30 Grad Celsius war die Mitfahrt im
Schienenflieger sicher alles andere als angenehm.
Die beiden Fotografen auf der Wiese am Bü Breslauer Straße
in Obernkirchen-Röhrkasten kamen lediglich durch leichte
Vegetationsarbeiten am Fotomotiv ins Schwitzen.
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Von Zufallszaungästen
erwartet – welche die Fotografen erstmal ausfragten, was da denn
jetzt
kommt – fährt VT 42 in den Bf Steinbergen ein. Bemerkenswert im
Hintergrund die Dreiwegeweiche, welche von der einstigen Bedeutung der
Rinteln-Stadthagener Eisenbahn zeugt. Die Strecke sollte 2009
stillgelegt werden, konnte aber mit Unterstützung der Rhein-Sieg-Eisenbahn
(RSE) 2011 durch die Bückebergbahn Rinteln – Stadthagen
GmbH von der Rinteln-Stadthagener
Verkehrs GmbH (RStV) übernommen werden.
Seitdem wird auch
wieder aktiv Güterverkehr akquiriert, was sich auch durch
zahlreiche auf den Unterwegsbahnhöfen abgestellte Kesselwagen
zeigt.
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Im Bf Nienstädt versuchte das
Zugpersonal vergeblich den Bahnübergang einzuschalten, da
dieser von der letzten Zugfahrt in Gegenrichtung noch in Betrieb
war. Das einzige Ergebnis war dass die geduldig wartenden Autofahrer
plötzlich alle losfuhren, nachdem die Schalterbedienung zum
Erlöschen der Blinklichter führte.
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Nach mehreren Versuchen und
Diskussionen griff man zum altbewährten Sichern durch Posten.
Heutzutage ist das nicht unbedingt ein einfaches Unterfangen, da manch
rücksichtloser Autofahrer die Postensicherung missachtet – im
Internet findet sich das eine oder andere zufällig aufgenommene
Foto, wo der Posten auf der RStE fast von einem Autofahrer umgefahren
worden wäre.
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Nachdem alles gesichert ist,
fährt
der VT 42 los und der Fotograf bekommt das eigentlich geplante Motiv –
die vorstehenden Varianten bieten allerdings irgendwie mehr Leben...
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VT 42 passiert nach der Ausfahrt
aus dem Bf Obernkirchen die ebenfalls blinklichtgesicherte L442, wo die
Bü-Sicherungsanlagen aber problemlos funktionierten – im Gegensatz
zu Nienstädt herrscht auf der L442 ungleich höheres
Verkehrsaufkommen.
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Der Bü Hauptstraße in
Heeßen bei Bad Eilsen wurde bei Fahrten von einem mobilen Posten
besetzt, welcher die ordnungsgemäße Funktion der
Bü-Sicherungsanlagen im ehemaligen Schrankenpostenbau
überwachte.
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Gleicher Bahnübergang mit der
letzten Fahrt vom VT 42 nach Stadthagen. Auf dem Dach des ehem.
Schrankenposten nistete offenkundig vor einigen Jahren ein Storchenpaar.
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Im Stadtgebiet von Stadthagen ist
an der Stockfeldstraße der VT 42 auf den letzten Metern unterwegs
– hier finden derzeit umfangreiche Straßen- und Gleisbauarbeiten
statt, unter anderem wird der Bü Am Georgschacht an neuer Stelle
neu erstellt.
Der VT 42 hat am 1. August Fristablauf, es waren damit
seine letzten öffentlichen Fahrten. Der Triebwagen soll
möglichst einer Hauptuntersuchung zugeführt werden, die
natürlich unter dem Aspekt eines Umbaus auf
Brennstoffzellenantrieb gesehen werden muss. Eine neue HU für rein
touristische Fahrten wird entsprechend Geldmittel erfordern. Von daher
ist der Schienenflieger KG viel Erfolg bei den aktuellen Projekten zu
wünschen und dass diese Fahrten der Bauart VT 686 nicht die
letzten einer interessanten, einmaligen Fahrzeuggattung waren.
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Fotos
in Google Earth |
©
2013 Jan Borchers, www.bahnfotokiste.de |
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